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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 77 - 100 (1. April 1919 - 30. April 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0533

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Heidelberger Zeitung «rscheiiit m, jedem Woch-Ntag mittag» 12 Uhr. Amlltchk- Aerkitndl.
gungrblatl. Draltrbetlag«,, sind di« Hetdelberger ssamilienblätter, auherdem anitllcher Wohnung»-
anzelger. Die Hetdelberger Zeitung kiann durch all« Postanstalten. dnrch dle Agentiirr» auf d«m
vande, dl« Trägerinnen ,„,d bei der weschäftestelle selbst - Hauptstratze 2S - monatltch und
viertrltährltch bestellt werden.

Hauptschriftleltrr: kurt Ftscher ln Heldelberg.

DruL u. verlag: TheodorBerkenbusch, Hetdelberger Verlagsanstalt u. Drucherei, Hridelberg.

Bezugs- nnd Anzeigenprelr. Die .Heidetberger JeUung" klostet bei jeder Pojtanstalt
'»onatllch l.38 M., vterteljährllch 4.08 M. ausschltehltch gustellgebllhr, durch dt« Ag-nturen oder
dte TrSgerlnnen frei Hau» monatltch l.45 M. - Die sech»gespalt«ne Petttzetl« oder deren Raum
kostet 35 Pfg.,- im Reklameteil die viergespaltene Pctttzetle 1.20, mit Platzvorschrist l.4g M.
Bei Wiederholungen Nachlatz nach Tartf. Lrfallung»ort ist Hetdelberg. lktnzelverliaus lg Pfg.
Druck u. Derlag: Theodor Berkenbusch-Heidelberger Berlagsanstalt u. Druckerei Heidelberg.
Postscheckkonto klarl»ruhe Nr. 8047. Fernsprecher: Nedaktton 182, G«schSft»stell« 62

Zettmg

Nr.91

(Unttbhängige TageszeiilMg)

Verkündigungsblatt für Nor-badsn und -ie angrenzenden Teile von Bayern» Hessen und Würlkemberg,

61. Iahrgang

Donnertag, den 17. April 1919

>nSchl?b<S^UH,»^

>ch°rB-teiIigun/l,dASi,4

Gebildete

junqe^Dme

nelte, schlanke, elegank Ei-
scheinung. natur. und
liebend, sncht freuudlichtl,
Anfchluß an einen Hemi ir
guten Verhältniffen, mögW
nicht unter 30 Jahren. Hausl.
bedingung: edler, rittnlH,
Charakter u. angenehme,
liche Erscheinung. Entsprechk'
de Bewerber bom Lande M
fallS angenehm. Heirat M
erwünscht. Angebote, mö
mit Bild, daß MüSM
wirb, erbeten unter Ar.
an die GeschäftSM dichi

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Der Friedensvertrag

Bon autoritatitoer iLm-Lriikani.sche-r Quelle wrrL»
aus Prris aemHlvet:

Dor Friedensvertrng enthält 75000
Worte. Die Protokolle wervsn u. a. den Völkov-
bunb betr-offen, den die Deutschen untorzerchnen
sollon, a-ber ohne als Mitglied zugelassen su wer-
deu, bis der Völkerbund durch entsvrechende Bestim-
niungen Deutschlamü» zul-äbt. Dio Minister des^Vus-
wLckiseir, die in dem sag. F.ünferrat zu-sammense--
sasit sind, werden am Drenstag die technihche Seite
der Friedensverhandlunsen Lchvrechen. Dia Ber-
LaMumen werlden doch wohl in P -aris stattfin-
den, weÄ dre Schwierigketten der Vorbereitungen
siir den Empfang der deutschen Delegferlen in Ver-
sailles zu grotz smd.

Die noch un-gelöste Adriafrage wird angeMch
durch ddr Vorlesun-g des FriÄdensivertvages aw die
Deutschen sich verrögern. Es ist unwcchrffche'rnltch,
dasi ülcichrsltra mit den Deuischen auch die Oestov-
reichec n-ach Pcrris gerufen werden. Die Einladung
an die Oesterreicher, Bulgaren und TürEeni wi-rd
wcchrsthein-lich nuv wenige Tage nach Rückkehr der
drukschon Drlegierten von Meinmr erfolgen. Die
Ges-amtunterzeich nung wiüd aber rn Pa-
ris von den Bertvetern des Vievbundes semeinscnn
ve'.igenommen werden. Für den Austausch der
N a ti f t ka t i o nen rechnet man noch 20—30
Tage. WUiso wird, wenn di-e jetzigen Unistände
nmßgebeiid bleiben, t-en amerrkanischcn Kvngreh
nicht sväter als zum 1. Juli zur Ratifikation zu-
sanrnvenrufen und rvohl von Paris aus dazu ein»
laden.

Es worden dann noch folgende Einzel'heiten se--
gebLw: Die Heev-, Flugwesen- und Flotteubestilnv-
inrun-gen umfassen etwa 12 000 'Worte. bei der
Schuldfrage und den Grenrbestimmungen handelt
es sich um 8000 Worte.

Die letzten dkachrichten Wer dieAStrennung
ides Saarbeckens sind richtig. Die Reichs-
grei'se rst noch uwbestrmmt. Danzig und das
Weichselbecken werden internationalt-
siert, ebenso der Rhein, Elbe und Meme-l.
Bei dsr Weichfel handelt es sich augenscheinlich nuv
um rhren deutschen Lauf. Der Kieler Kanal
blerbt deutsch. aber offen für alle Schrffe. Selne
Vrfeist'r-gungen wevden geschleift. Fn Bczug auf dte
deutschen Zölle wird Frankreich zu Gunsten des
SchadencrfahesBcworzugungen genietzen. Mo N eu-
tralität Belgiens nach dem Bortrag von
1839 -wbrd aufgehobcn. D le Osteurovafvage
bevührt den dsn Deutschsn vorzulegenden Vertrag
nicht. U-ebex die Regelung, die innerhalb Ves Ge-
iamtsriedvnsvortvages erfolgt, wird noch bevaten.

Die ,^voutsche Allgem. Ztg." veröffentltcht eine
Untorrsdung nnt Re'ichsschatzminiIstLr Gothein,
dex u. a. sagte: EinTriede mit für Deutffchland
unerträglichen Vedingungen i st nicht
inöglich. Kef,re deutsche Regierung kann einen
Friedeni mrtsvzeichnen, der uns die Abtretung der
Rheiirvrovinz, obevschlesischer odcr sonstiger Teiie
dcr Pravtnz Posen zumutel, wolchs nicht von Palen
bowahnt sind. Und der Friede ist -Äann eine Ver -
nichtung der Kultur. Hätte nraw Deutsch-
land i,n Navenrber den Frteden auf den 14 Punk-
ten Mtisons gcnvährt, so hätten wiv die M'iederher-
sdelluwg Bslgisns u. Frankreichs allenfalls noch be-
werkstelligen können. Jn dem halben Jahre, das
settdem verflossen ist, ist uns diese Mlöglichkeit ge-
no mmen wo-rden.

Der zweiteilige Frkedensvertrag

Aus den in drn Zeitungen über den Stand der
Bevhcrndlung n verösfenttichten Auszügew gcht h-r-
vov, datz der'F-riedensvertrag in zwei Teile getrennr
ist: 1. Dic Friedenspräliminarten mt
Deutschland, die einen Artikel enthallen,
durch den, stch Deutschland verpslichten soll. im Vor-
«us allcn M^oi.mien, die mit scmen fruhcren Ve:-
bün-wten gcschlosien werden, zuzuistiminen. 2. die
Klausel, die Deutschland nicht betrisft und für
deren Unterzeichnung spätcr die österre ch'sch-uw-
zarischen. bulgarischen odcr türkisch n Delegierken
gerufen werden. Bezüglich dor Bcjetzung des lin-
keu Rheinuser,. die früher allein durch die Jran-

Spartakusterror in München

Der Mtionsausschuh

Aus München sind bei der Regierung Hoff-
mann schlimme Nachrichten eingelaufen. Da-
nach gleicht München einem Tollhaas. Die
Befiirchtung, dast es zu Plünderungen kommen
werde, hat sich bestätigt. Es wird in den
Stratzen Münchens überall geraubt und
gcplündert. In eingeweihten Kreisen
sieht man die einzige Rettung aus der an Ver-
zweiflung grenzenden Lage in einem sofor-
tigen großzügigen militärischen
Borgehen. Jm einzelnen wird gemeldet:

Augsburg, 18. April. München befiui-iet sich
vollständig jn dex Gewalt dcx Kommu-
niften. Die Diktatur des P ro l e t ar i a t s
ist aufgerichtet. Der Kampf um den Hauptbahnhof,
dcr mit Artillerie, Maschinengewchren, Handgrgna--
ten uwd Minenwerfern ausgefochten wurde, dauerte
etwa 2 Stunden und hatte das E-:präge einer förm«
lichen Schlacht. Er forderte etwa 15V Tote und
Verwundete und endete mit dem Sieg der Kom-
munisten. Die Regicrungstruppen ivurden ent-
waffnet. Nach diesem Erfolg war das Schicksal der
Stadt besiegelt. Von einer osfenen Gegenbewe-
gung ist nichts zu spüre». Die ganze Garnison
sieht jeht im Dienste der neu aufgerichteten Herr-
schaft des Proletariats. Die Zahl dcx hewaffneten
Arbeitex ist autzerordentlich grod, sodah dre Kom-
nrunisten eine starke Macht in Händen haben. Jn
ganz München hrrrscht der Eeneralstrejk. Mle Be-
triebe und Geschäfte sind geschlosien. Der Stratzen.
bahnocrkehr ruht, die Zeitungen erscheinan, nicht.
Die Lebensmittelversorgung soll brsber keine Stö-
rung erlitten haben. Ein Nachrichtenblatt des «eu-
gebildeten Vollzugsrates der Vetriebs- und Solda-
tenräte, das u. a. solgende Mittejlnng des Voll-
zugsrates der Vctriebs- und Soldatenräte enthäli
folgende Bekanntmachung:

Räte-Republ'k Vayern!

Die Betriebs- und Soldatenräte Müncheus ha-
ben in einer VersammluM am 13. Avril beschlos-
sen, 'den vrov'tsorrschen revolutio-iären Zentralrat
nicht mehr a,ls best-hen>d aii»ulsöhen. Die ganze
gesetzgsLende und vollztchende G-owalt der Mts-
rc'publik wi-rb e'urem lögliedrigen Ak
tionsausschutz übertvagen.

Dex Vollsuigsrat der Betrtebs- u. Soldatcnräte.

Au die Proletarier, Soldaten nnd Kämpfer!

Dex Vollzugsrat dcr revolutlonären Be-
trie-bs- und Soldatenrüte Münchens veröffentlicht
etn >Flugblatt an dte Proleta>vicr. Soldaten u.
Kiämpfer, in dem der Sisg des klassenbswutzten
Münchenex Proletariats. der uach kurzrm Kampf
gelang. gefeiert wick». Noch ist aber der Sieg, so
heitzt es weitar, kern voller, darum gilt auch heute
crst recht die Parole „Alle Mann an Bord!" Die
Zahl der Raterevubliken wachse vcn Tag su Taa.
Nach dcr rusiisch-m Rätercpublik und der tn Ungarn
hat nun cmch das bayeriiche Volk d!e Diktatur ln
die Haird genommcn. Möge„ die Noske. Epp und
Schneppenhorst nur lommen, ste werden empfangen

werden. Es lobe die Wrltrcvolutioii. es lebe das
banrischo Proletariat, es lebe die Arbeiter-, Bau-
er,r- und Soldaten-Rätcrepublik!

Drei weitere Erklärungeu der Unabhängi-
gen, der srch zur Näterepublik bekennenden
MehrheitssozialistL'i und der republikanischen
Schutzwehr bestätig:, die obige Boka'.iii-
machung. Zwei Mitglieder der Mchrheitsso-
zialisten und Mitgiiede: der Unabljängigc'r,
die sich mit dein tommunistischen Progr .inm
e.noerstanden erkl-'irt haben, wurdcn in den
neuen Aktionsau-.'.schusi ausgenommen Der
b.cnerarstreik isi ron den Kommnnisten und
Spartakisten proi'lamicrt worden.

Von den bereits mehrfach verhafteten Mir-
gliedern des ehemaligen Zentralrats sind
einige wieder nach München zurückgekehrt, dar-
unter Erich Mühsam. Auch Landauer
und Toller befrnden sich in München. Mit
dcn beiden lehteren finden Verhandlungen
stutt, um sie wieder in den Zentralrat zu
wählen.

München ringsum abgeschlosien

Bamberg, 16. Rvril. Ein Teil der Attinäie-
ner Earnison unterstützr durch bewaffmte Arbei-
tcr aus Zngolstadt, steht hinter Lewien. Sämtliche
Telephonleitungen in und um Müuche.i sind zer-
stört, ebenso die giotzen elektrischen Vogenlampen.
bayern mit allciniger Ausnahme von München
ist rings abgeschlossen.

Regierungsfliegcr stcllten gestern fest. dab S ii d-
bayern mit llaerniger Ausnabmc von München
und der Babnstrecke nach Pasiau—Salrburg völlig
frei von Spartakisten ist. Eege» Mün-
chen sind gistern neue Regierungstruppen
in Stärke von 8900 Mnnn abgegangen.

Die Spartakisten haben bis vor die Tore Mün-
chens F-eldwa^-n ausgestellt und Schützen-
gräben au-/ hoben, in die sie Maschinenge-
wehre etngebaut haben und in den wichtigsten
Zufahrtsstratzen ist Ärtillerie aufaestellt. Die
Terroristen lassen keinen Zugmehrindie
Stadt. Die Schienen zwischen Auasburg und
München sind an vielen Stellen aufgerissen. Trotz-
dem ist es den N e g i e ru n g s t r u n n e n ge-
lungen mit starker Artillerie bereits bis
Dachau zu gelangen. Es ist ein konzen-
trisches Vorgehen gegen München geplant.

„Unglaublich verdrcht und idiotisch."

Ein Sonderberichterstatter des Amsterdamer
Handelsblad hat Budapest besucht und ist über
München nach Berlin zurückgekehrt. Er schickt von
dort eineSchilderung an seine Zeitung. ..Vielleicht
wissen Bela Kun u. die Seinen noch ni-^,. welch
etne unmögltche Bande die Näterevnblik in Mün-
chen ist. Es tst alles so nnglaublich verdreht
und idtotisch, datz ich daran zweifle. ob ich dai
alles erlebt habe oder ob es nur ein sebr verrückter
eMntrlscher Traum gewesen ist. Lange kann dte
Sache unmögltch dauern: Die Tollhausregierung
müsse bald entweder gestürzt werden oder aus
eigenem Schwachsinn zugrunde gehen.
Dennoch habe die Krankheit wahrscheinlich ihren
Hähepunkt noch nicht erreicht."

zosvn vorgesebeir war. scheint Ät-e Netgung zu beste-
hen, batz die Vercinigten Sta-atcn unv Englanb
ihrs Mtwrokung für., wie der „Petit Paristen"
nreint, einoderzwei Jahre nicht verwe-igern
werden.

Der 35. April

Von zuverläsiigcr Seite erfährt die B. Z„ datz
zwar das für das Eintrcsfen der deutsch n Delegier-
ten angegebene Datum (25. April) zutreffcnd
ist, d tz dagegen die von derZranzösischen Presft he,
kanntsegebene Reoelurg dex Saargebiet-
fragc noch nicht endgiiltig ist.

Wilson und die dcutsche Regierung

Havas oi-bt eine Meldong des Blattcs Paris.
Midi wic.'d^r, won>ach Wilson sich bereits mit ider
Ncgicrung Ebert-Scheid-emann in V-er-
btndung gcsetzt habe. Sie habe verfprochen, datz
Lie Bc-dingungen dcx Enteiite angensinmen werden

nnd dia deutschem Delegierten Liie Antikel des iFrie-
densvertrages obne Au.fsch'i.b u n t er z e i ch n e n. —
Das kllngt sunächst doch wenig wahrfchvinlich!

Die schleswkgsche Frage

Der Vtererrat regelte enda'ilitg das
schleswigsche P^roblem. Di" Bewohner
des annektierten Schleswig werden danach 'M-'r
thre kiinsttge Zugehörigkeit selbst entschei -
den. Das Neferenduin wird in Nordschleswig
ini Gnnzen. in Mittelschleswig nach Gemeinden
stattfinden.

Rohstosflieferungen

Der oberste W i r t s ch a f t s r a t d"r Alliier-
ten aenehmigte einen Plan. nach de.n Vorräte
an Nohmatertnlien, die sich im der

Alltterten befinden, der deutschen Regierung an-
geboten werden sollen.

* Abreise des Eenerar Haller. Genei-al L-allsr
hat am Dienstag abend Baris verlafsen.
Er wird in Mainz zur ersten Staffel der po ni-
schen Armee stosien. die quer dnrch Deutschland
Warschgu Mstvebt.

Iapan und die Rassenfrage

Angeblich desinteresiiert an der Regelung
der europäischen Angelegenheiten, in Wirklich-
keit aber voll Groll im Herzen über die Zurück-
setzung, die ihm als fünfte Eroßmacht inner-
halb des Verbandes durch die Ausschaltung
aus dem Rate der Vier widerfahern ist, hat
sich Iapan von der Friedenskonferenz wenig-
jtens äußerlich mehr und mehr zurückge -
zogen. Nichtsdestoweniger beobachten die
Vertreter des Neichs der Sonne in Paris mit
Luchsaugen den, weiteren Verlauf der Ver-
handlungen, um jeden Augenblick mit katzenar-
tiger Geschwindigkeit auf dem Plan erscheinen
zu können, sobald irgend welche Fragen behan-
delt werden, die für das ostasiatische Reich oon
Vedeutung stnd. Mit um so größerem Nach-
druck werden dann die Forderungen Iapans
vertreten, die keineswegs bescheiden stnd und
die der Friedenskonferenz bereits manches
Kopfzerbrechen gemacht haben und noch machen
werden.

Das gilt vor attem oon einer Frage, die Ia-
pan mit der ihm eigenen Zähigkeit und Hart-
näckigkeit verficht, und deren Bedeutung Wil-
son wohl selbst nicht in ihrem ganzen Umfange
in Betracht gezogen hat, als er seine Erunv-
sätze über den Völkerbund entwickelte: Die
Frage der Eleichberechtigung der
Rassen. Damit hat Japan eine der wichtig-
sten und schwierigsten internationalen Pro-
bleme auf der Friedenskonferenz aufgerollt.
Schon vor einiger Zeit haben 37 politische,
wirtschaftliche und reltgiöse Vereinigungen in
Tokio eine gemeinschaftliche Versammlung ab-
gehalten und den einstimmigen Beschluß ge-
faßt, an die Friedenskonferenz die Aufforde-
rung ergehen zu lasien, die aus der Rasie her-
geleiteten Unterscheidungen zu beseitigen.
Kurze Zeit darauf ließ auch die japanische R e-
gierung durch ihren Premierminister im
Parlament erklären, daß Iapan der Rasien-
frage die größte Aufmerksamkeit entgegen-
bringe, und im Herrenhause in Tokio hielt
Eraf Okuma einen Vortrag über Völkerbund,
wobei er folgende Aeußerung machte: „Um
den Völkerbund vollständig zu machen, isr
nichts wichtiger als die Beseitigung der Ras-
senunterschiede Iapan gehört zu den fünf
Erößmächten und ist völlig berechtigt, in jeder
Veziehung Gleichberechtigung zu fordern. auch
hinstchtlich der Beseitigung der Rasienunter-
scheidung."

Ein jetzt auf der Friedenskonferenz gestellter
japanischer Antrag zum Vötkerbund verlangt
gleichmäßige Vehandlung aller
Biitglieder ohneUnterschied der
Farbe und Nasse. Iapan umgeht damtt
geschickt den eigentltchen Kernpunkt seiner For-
derung. der auf freie Einwanderung
nach Amertka, den britischen Kolonien und
Australien abzielt. Eerade dnmit aber gera-
ten Amerika, England und vor attem das
anstralische Eemeinwesen, dessen Ideal zu allen
Zeiten ein „weißes Australten" gcwesen ist, in
eine äußerst schwierige Lage. Es ist begreif-
lich, daß diese Staten. die in erster Ltnie für
die Einwanderung farbiger Rassen in Fraae
lommen, einerseits mit Rückstcht auf die
Schwiertgketten des Ausgleichsprozesies der
Angehörigen anderer Rasien mit der Bevölte-
rnng des Einwanderungsstaates, nicht minder
abcr auch mit Rücksicht auf die schwere Eefahr-
dung der sozialen Lage, insbesondere der arbei-
tenden Klasse durch den Zustrom von Einwan»
derern mit geringen Lohnansprüchen und Le-
bensmittclbedürfnisien dem japanischen Antras
dcn stärksten Miderstand cntgegensetzen. Zur
Erschwerung der Einwanderung. v/rc-iein
auch der golbeu Russo. siud ja d'° b°ka..u °u
um°r!kuntsch-n u,.d d,° "°ch s-reno° °us'r°

lisiiien Einwandcritngsgesctz^ organgen. oir

nit der Annahme dcs japani,ch"N AntragS
durch die Friedenskonserenz ausgehoben wer
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