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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 101 - 125 (2. Mai 1919 - 31. Mai 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0751

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(ünabhängige Tageszeiiung)

Verkttndigungsblatt für Nordbaden und die angrenzenden Teile von Bayern, Hessen und Würltemberg.

61. Iahrgang

Nr. 122

Dienstag, den 27. Mai 1919

Westgrenze und Saarbecken

Die deutsche Delegation hat auf die beiden
Noten zur Westgrenze und zum Saarbecken von
Clemenceau nachstehende Antwort erhalten:

Herr Präsident!

Was die in den beiden Schreiben voin 13.
und 16. Mai niedergelcgten allgemeinen Be-
merkungen betrifft, so bestreite ich feier-
lichst im Namen der alliierten und afsoziier-
ten Regierungen, daß, wie Sie behaupten, im
Friedensvertrage deutsche Eebiete gleich
Schachfiguren zum Eegenstand eines
Handels zwischen verschiedenen Souveräni-
täten gemacht werden. Tatfächlich werden die
Wünsche der Bevölkerung der gesam-
ten besetzten Eebiete in Berücksichti-
gung gezogen werden. Die Modalitäten die-
ser Volksbefragung wurden im Hinblick auf
die örtlichen Verhältnisse mit Sorgfalt er-
wogen. Jn dem an Belgien abzutretenden
Eebiet ist der Lssentlichen Meinung jcde Frei-
heit gewährleistet, um sich binnen einer Frist
von 6 Monaten auszusprechen. Die einzige
Slusnahme wird gemacht sür densenigen Tei!
oon Preuß.-Moresnet, der sich westlich der
Straße von Lüttich nach Aachen hinzieht, des-
sen Bevölkerung weniger als 600 Einwohner
umfaßt, und dessen Waldbestand an Velgien
abgetreten wird, als Teil der Wiedergut-
machung für die von Deutschland in Belgien
vorgenommenen Zerstörungen von Waldbe-
ständen.

Zn Vezug auf Schleswig ist zu bemer-
ken, daß sich die Bevölkerung auf Wunsch der
dänischen Regierung und deren Vevölkerung
mit der Angelegenheit befaßt.

Die vorgeschlagene Abnahme von deutschen
Kohlenbetriebsaktien würde eine schwierige
Lage für die französischen Aktionäre schaffen.
Die vollständige Uebernahme der in
der Nähe dcr französisthen Erenze liegenden
Cruben ist die einfachste Entschädr-
8 ung sür die in Frankreich zerstörten Verg-
werke. Eewisse Stcllen in Ihrem Briefe vom
13. Mai scheinen eine gewisse Ungenauigkeit
der AuslcgunL unserer Ärtikel zu vcrraten.

Um die Höhe der Zahlung in Gold
beim evtl. Nückkauf der Verqwerke im Saar-
gcbict zu vermindern, beschlosscn die alliierten
und assoziierten Regicrungen, diese Vestim-
mung zu Lndern. Sie schlagen vor, der Ve-
stimmung solgende Fassung zu geben: „Die
Verpflichtung Deutschlands, seine Zahluna
auszusühren, wird von der Entschädigungs-
kommission in Erwägung gezogen werden.
Deutschland kann cine Hypothek dafür ge-
ben. deren Höhe die Kommission bestimmcn
wird."

Zu den Noten über das Saarbecken wird der
"Voss. Ztg." aus Versailles geschriebsn:

Der Kernpunkt des Meinungsaustau-
Iches über das Schicksal des Saargebietes liegt
rn dem deutschen Vorschlag, die Abtre-
tung der Saargrubenkohlen durch elne etwaige
glcichwertige Beteiligung französischer Ilnter
nehmer an den deutschen Eruben zu ersetzen
uno außerdem Frankreich nach einem großzü-
bigen Plan die erforderlichcn Kohlenmengen
3u liefern. Dadurch würden beide Teil^,
was die französischen Entschädigungsansprüche,
lowrc die zcrstörten Kohlenbergwerke betriff
oerücksichtigt sein. Sowohl die Vermö-
l Lensverluste wie die Rohstosfe, die entgingen,

> oaren gedeckt worden. Als Earantie für die
mlialtnng der Lieferungsverpflichtung käms
6 onhfalls die fran'ösische Beteiligung in Ve
'acht, wenn die lieferungspslichtigen Eruben
euweise unter sranzösische Eeschäftsaufsicht
Kestellt würden.

„La Politique" schreibt: Man könne die
ote der Alliierten über das Saarbccken nicht
k; ^ "hne tiefe Demütigung zu emp-
' Der Vtererrat habe bei der ersten

Die VersaiZZer Zrieöenskonferenz

Die deutsche tzauptantwort

Der vollständigc Text der deutschen
E e g e n v o r s ch l ä g e ist am Mittwoch durch
Kurier von Versailles in Berlin eingetroffen.
Die Veroffentlichung wird zugleich mit
der Uebergabe der Note an die Entente erfol-
gen. Wann diese stattfinden kann, ist noch
nicht ganz sicher. Es wird aber angenommen,
daß die technischen Schwierigkciten der Druck-
legung und Uebersetzung bis hcute abend über-
wunden sein werden. Die Rote hat einen
Umfang von etwa 50 Schreibmaschinenseiten.
Der Druckereizug, der an der Grenze aufgehal-
ten war, ist inzwischen in Versailles einge-
troffen.

Die deutsche Notc über die Zollfrage
Die Note betr. die Zollfragen, verfaßt von
den Professoren Hans Delbrück, Max W e -
ber, M e n d e l s s o h n - B a r t h o l d y und
Eiaf Montgelas wird in allen Kreisen
der Delegation als überaus wirkungsvoll be-
zeichnet und findet nanientlich in den Teilen,
die sich mit den durch den Wasfenstillstand ge-
chaffenen Rechtsgrundlagen beschäftigen, un-
gcteilten Veifall.

Keine Verzögeruug mehr!

Aus dem amerikanischeu Pressebüro wird ge-
meldet: Der Viererrat hat sich entschlossen,

keine Verzögerung der Unterzeichnung
des Friedcns durch Deutschland mehr zuzu-
lassen und ohne weitere Beratungen
am 29. Nk a i die U n t e r z e i ch n n n g des
Vertrages zu forder n.

Französische Ungeduld

Der Temps beginnt ungeduldig zu werden.
Er findet, daß die Friedenskonfcrenz Zeir
vergeudet und planlos arbeitet.
Vesonders befürchtet er, daß die Langsamkeit
der Ilnterhandlungen gewissen Alliierten
nachteilig werde und namentlich Frank-
rcrch im Orient zu kurz kommen
könnte. Er fordert die Friedenskonferenz aus,
sich zu entschließcn, ob dcr französisch-englisch-
russijche Vertrag von 1016 und der Ergän-
zungsvertrag dieser-Staaten von 1017, der die
Teilung Syriens und Mesopotamiens sowie
der Einflußgebiete festgesetzt har, in Kraft
bleiben soll oder nicht. Der Temps spricht die
Befürchtung aus, daß gewisse Eebiete, welche
in diesem Vertrag Frankreich zuerkannt wor-
den wären. jetzt aber von den Englän-
dern besetzt sind, diesen verbleiben.
Frankreich könne weder voraussehen, noch zu-
lassen, daß infolge immer weiterer Verschie-
bung endgültiger Beschlüsse die heute beste-
hende tatsächliche Lage in jenen Eebieten all-
mählich an dic Stelle der Rechtslage treten.

Dic militärischen Vorbereitungen
Amsterdam, 26. Mai. Der Niederländischen
Telegraphenagentur wird gemeldet, daß dis
belgische Erenze geschlossen worden ist.
Riemand darf Belgicn verlassen. Jm Zusam-
menhang mit dcm.Ablauf des der deutschen
Delegation gestellten Termins am 29. Mai
wurden alle niilitärischen Urlaube rückgängig
gemacht und die allgemeine Mobilmachung
angeordnet.

(.) Berliu, 27. Mai. (Privattel.) Nach
einre Meldung aus dem besetzten Eebiet be-
treiben die feindlichen Besatzungs-
truppen in den letzten Tagen gewaltige
Vorbereitungen für den Fall eines Einmarschs
in das nicht besetzte Deutscbland.. Zum größ-
ten Teil handelt es sich, wie der Berliner Lo-

kalanzeiger schreibt, um Bluffs, um Deutsch-
lan einzuschüchtern und für die Unter-
zeichnung des Friedensvertrages geneigt zu
machen.

Doch 200 000 Mann?

United Preß berichtet, daß, wenn Deutsch-
land darauf besteht, ein Heer von 200000
Mann beizubehalten, die Alliierten wahr-
scheinlich keinen Einwand dagegen erheben
werden, weil sie der Ansicht sind, daß Deutsch-
land zwar militärisch machtlos gemacht wer-
den müsse, daß es aber nicht nötig ist, es so zu
schwächen, daß es die innere Ordnung
nicht aufrecht erhalten könnte.

Die deutschen Schisfe in Amcrika

Washington, 26. Mai. (Reuter.) Einem
amtlichen Bericht aus Paris zufolge ist der
Rat der Vier übereingekommen, daß die Ver-
einigten Staaten alle deutschen Schiffe,
die in den Häfen der Vereinrgten Staaten be-
schlagnahmt wurden, behalten.

Der Friedensausschuß

Berlin, 27. Mai. Die Mitglieder des Frie°
densausschusses erhalteu, wie verschiedene
Morgenblätter berichten, durch den Präsiden-
ten der Nationalversammlung die Mittei-
lung, daß wahrscheinlich vor dem 4. Juni
eine Sitzung des Ausschusses ni ch t stattfindet.

Das Schicksal der Türke!

Pariser Blätter melden. Wilson habe im
Verlauf der letzten Besprechung des Viererrats
über die türkische Frage seine Besürch-
tung nicht verheimlicht. daß der amerikanischs
Senat sich vielleicht widersetzen werde, daß die
Bereinigten Staaten das ganze Mandat für
Konstantinopel, Armenien und Anatolien
übernehmen. Daraufhin habe man ein Ko n
vromiß vorgeschlagen, demzufolge die Tür-
kei in Europa Konstantinopel und
einen schmalen Oiebietsstreifen sowie
eine beschränkte Zone in Kleinasien behal-
ten soll und ihre Unabhängigkeit anerkannt
werde. Diese Lösung könne auch Staaten,
welche die Aufteilung des türkischen Reichcs
nur mit Mißbehagen ansahen, Oienugtunng
geben.

Der Frieden mit Oesterreich

Seit dem 15. Mai sitzen die Oesterreicher in
St. Eermain, ohne daß sie bislang mit der
Entente verhandelt haben. Renner, der
Führer der österreichischen Abordnung, hat
nun um Beschleunigung ersucht. Seine Vitte
veranlaßte den Nat der Vier zur Beschleu-
nigung der tleberreichung, die ursprllnglich
erst nach der deutschen Unterschrift erfolgen
sollte. Daher haben die Mer eine Beratung
abgehalten, in der sie die Beteiligung der
Tschecho-Slowaken, der Juge-Slawen, Polen
und Rumänien an der österreichischen Staats-
schuld behandelten. Diese Veratung war not-
wendig, weil keinerlei Aussicht für eine tat-
skchliche Entschädigung bestünde, wenn Oester-
reich allein für die Schuld des alten Kaiser-
reiches haften sollte. Man rechnet weiter da-
mit, daß Oesterreich gegen gewisse Erenzrege-
lungen und gegen die Abtretung gewisser Ee-
biete protestieren wird. Man glaubt in Pa-
ris, daß die Bedingungen für Oesterreich spä-
testens am Mittwoch überreicht wcrden.
Die Oesterreicher erhaltcn zur Prüfung der
Bedingungen eine achttägige Frist. Sie
werden vorausstchtlich sofort unterschreiben.
ohne vorher wesentliche Aenderungsanträge zu
stellen.

Einwendung, die der Feind gemacht habe, etn-
gesehen, daß er Stipulationen in den Frie-
densvertrag aufgenommen habe, welche vom
Standpunkte der Nationalitätengrundsätze
nicht zu vertreten waren. Sofort habe
der Viererrat nachgegeben und gestehe seinen

Zrrtum ein. Es sei bitter, feststellen
zu müssen, daß Deutschland das gute
Necht auf seiner Seite habe und daß
die Regierung Ebert den Viererrat an die
Achtung der von ihm proklamierten Erund-
sätze erinnern mllsie. ^

Der Retter Ruszlands?

Admiral Koltschak

Jn den Vordergrund der politischen Vllhne
Europas schiebt sich in diesen Tagcn eine von
vielen Zeitgenossen noch wenig beachtete Er-
scheinung, die bald aller Augen auf sich zieheu
und die politischen Diskussioaen auf sich lenken
wird. Das ist Koltschak. Wer ist das? Der
gefährlichste Eegner Lenins. Der bisher er«
folgreichste Bekämpfer des Volschewismus.
Der Mann, in dem viele schon heute den mög-
lichen Retter Rußlands, seinen kommenden
D'.riator, den wirUi.hen C'.ben dr; Zaren se-
hen. Der Mann, dcc die Hofsnung und viel-
leicht auch die Furcht der Lntente rst.

Bkan hörte Koltschaks Ranlen zum ersten
Male, als er Admiral der Schwarzmeerflotte
war und sich abseits der revolutionären Vewe-
gung der Flotte hielt. Er verschwand dann
auf einem sibirischen Verwaltungspollen, hielt
seine Zeit aber für gekommen, als sich in Si-
birien mit japanischer Hilfe die Möglichkeit
einer gegenrevolutionären Bewegung gegen
die Bolschewiki ergab. Er wurde Der Orgrni«
sator dieser Bewegung. die ihre materiellen,
Mittel in großzügigster Form von Japan er-
hält. Mit einer ausgezeichneten Armee und
unterstützt von den reichen, natürlichen Hilss-
quellen Sibiriens — Koltschak hat in seinem
Bereiche sogar die Eoldwährung aufrecht er-
halten können — ist ihm ein glänzenber Vor.
stoß geglückt, der nach den letzten Meldungen
bis zur Einnahme von Samara gefüyrt
haben soll. Dieser bedeutende Umschlagshafen
an der Wolga ist einer der wichtigsten Ver-
kehrspunkte Rußlands. Hier' liegen gewaltige
Vorräte von Lebensmitteln, die die Bolscye-
wiki im Sommer auf der eisfreien Wolga an
sich zichen wollten und die nun in die Hände
Koltschaks und seiner Truppen gesallen sind.
Seine Stellung und seine Aussichten haben sich
dadurch so gefestigt, daß er sich bereits heute
als rechtmäßige RegierungRuß-
lands proklamiert und dafür auch schou die
wichtige Zustimmung Japans erhalten
haben soll.

Seine Persönlichkeit beschäftigt heute schou
das russische Volk aufs tiefste. Man erwartet
und ersehnt einen Retter aus dem Chaos und
es scheint, daß nun Koltschak der Träger der
messianischen Hoffnungen des russischen Volkes
wird. Wie weit er diese Hoffnung zu ver-
wirklichen vermag. steht natürlich noch dahin.
Es wird von inneren und äußeren Umständen
abhängen. Es wird zunächst darauf ankom-
men, ob er ein innerpolitisches Programm zu
bieten vermag, das der Mehrbeit des rusiischen
Volkes als ideale Lösung erscheint. Profesiov
Bergsträsier meint in der „Ostseezeituug". daß
Koltschak durchaus konservativ, Reaktionär
und imperialistisch sei. Andere Jnformationen
gehen dahin, daß Koltschak die Rettung Nuß-
lands durchaus nicht von der Rückkehr zum
absolutistischen Regime erwartet. Die ihn zu
kennen glauben, verstchern, daß er die Jdee
jeines demokratischen Konstitutio-
nalismus habe, und da den Rusien das
alte zaristische Negime zu streng nach der einen
Seite, das bolschewistische Regime zu starr nach
der anderen Seite erscheint, hätte die Idee
Koltschaks, die in der Mitte liegt, viel-
leicht Aussichten, die Mehrheit des russischen
Volkes zu gewinnen.

Bon den üußeren Ilmständen, die das
Eelingen von Koltschaks Plänen bedinqen,
steht die Haltung der Entente im Vorder-
grund. Es ist gewiß, daß sie ihn solange be-
günstigen wird, als er ein geeignetes Instru-
ment bildet zurErstickung des Kcimhcrdes des
Bolschewismus. Ferner sind sie solange seine
Freunde, als er Ordnung in das russische
Ehaos bringt. das die von ihnen geplants
finanzielle Ausbentung Nußlands hemmt.
Fraqlich kann aber ibre Haltung wcr>en. wenn
Koltschak dann einsehen sollte, daß Rutzland»
um zu gesunden. sich sreimachen muß von den
Konzesiionen und Sklnvenketten, die es der
 
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