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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 51 - 76 (1. März 1919 - 31. März 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0427

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Hetdettrerger ZsiKtNg ersü»«">t LN i^''- cvocheniag mrtiaa» -.2 Ustv. ottnlUches Berkündt

gungedla,!. t>.ra^bei,c!^«i skld di-r tzrtt>ett-ergcr Faattli-nblätter. ac.ßerd«,» a,nMch«r W«Hnunaö-
a„3-lg?r. D'r 5>ell.srberg«- 3«ttiu>ü kann dnrch alle P.ftanstaUe». d»rch di« Agtittnttn auf d«m
Landr. dtt Trügrrimisu »nd lxl d«r Gelchnsivstellr selbst - SauptsirgKe 23 - uiaEltch n»v
olsrieijShrlich b-stelll werden.
tzau,.i!chrifileltrrt krt sstsch -

Dr«L u. Verdy: The 0 d 0 cB«r-lenb u sch. ^cidelberger Ä-rlasr<rnst-tt n. Druch«e«t. Hetb«iv«w.


Bszugs-nnd AnzeigeNpreLS. Di« .,.-r<s-lberger Letlnug" b»st«r bei seder Postaustalr
moqatttch l.l« viectrijiil^ttch 4.V8 M. an»;chli,ßlich Ousttllaebühr. durch bce 'Hztiaticen-sd,r
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kostet »2 Pfg.; tt» iNehlametrtt die viersespattenL PettOetlr l.LS. lait Platzvorschrljt t.4!i M,
B-rt Wiederholungeii Nachkatz nach Tarif. ErMung»vrt lst tzeldellrers. - ViNLelvecdauf 10 Pfg.
Druch u. V«ela«: Theador ^Zrrke'ttmlch-tzeidelbrrtzer Verrastsunsraltu. DruckeoelHelbel-erc,.

Postscheckkonto .Narleruhe Nr. 8047. Fecnjprecher: Redalitton tSS. «eschSftsstell« 82

lUnabhängige Tageszeiluug)

berkündigungsblatl für Nordbaden und die angrenzenden Teile von Bayern. Hessen und Würltemberg.

Nr. 75

Samstag, den 2S. März 1919

61. Iahrgang

Kritische Stunden!

Müge sich jeder deutsche Mann und dcuische
Frau darüber im Klaren sein, datz durch die
devtsche Ablehnung der von der Entente ver-
langten Landung polnischer Truppen tn Dan-
zig die Lage a uß e r o r d e n t l i ch e r n st ge-
worden ist. Der Versuch der Polen. auf dem
Umweg über Paris die Landung in Danzig
durchzudrücken. ist eine unverschämteHer-
ausf 0 rderung Deutschlands, die :vir
uno ntcht bieten lassen durften. Die deutschcn
Gegenoorschläge jind so vernünftig und bieten
einen vtel besseren Ausweg, datz jeder gerech.L
und objekttv Denkeriden sich zu ihnen bekcnnen
mützte. Aber Gerechtigkeit ist etwas, was auf
dem Allerweltsjahrmarkt in Paris iücht mehr
zu haben ist. Mir müssen uns also darauf ge-
satzt nurchen, daß eine UnLerbrechung des
Waffenstiüstandes mtt allen dazu gehörenden
Folgeruagen nicht mehr autzer dem Bereich dcr
Mögltchkeit liegt. Die Reichsregierung ist sich
aber, wte die Borgeschichte der deutschen Ant-
wortnote beweist. durchaus darüber im Klarerr
gewesen. Um so erfreulicher ist die FeststeLlung,
datz sämtliche Parteien. also auch die
llnabhängtgen, dem Text der Note zugestimmt
und ste gebilligt haben. Es ist nütürlich nlcht
ausgeschlossen, datz dte Entenre angestchts der
ungarischen Ereignisse das Vedürinis hat. d n
starke« Maim zu markieren. llnseliger Weise
ist fie aber ausgerechnet auf den Auswsg ver-
fallen, der unter allen llmstäl'.den zur tiefge-
hendsten Tmpörung des deuücheri Bolkes füh-
ren mutzte.

Was die nächsten Ltunden bringen, wissen
wtr im Augenbltck noch nicht, aber das eine s i
noch eiumal so laut wie möglich vor aller Oef-
fentlichkeit erklärt: Wir sind in die Vorver-
handluugen zu Wasfenstillstand und Frteden
getreteu im festen Vertrauen auf die auch
von der Entente angenommenen !4 Punkte
Wilsons. Werden diefe jetzt ausgeschaltet, so
wac alles, was dte Entente mit uns verhan-
delte, und worunter ste ietzt anscheinend das
Schlutzstegel drücken will, schnödester Vc > -
rat' uud schamlosester Betrug. Ist
dem so, dann wollen wir aber auch den Vetrü-
gsrn und Verrätern dte Maske herunterreitzen.
Wann je in den letzten Monaten und Wochen,
dann mutz jetzt das deutsche Volk einig zu -
sa m me nsteb e n, wenn es wirkltch ums
Letzte geht. Sind wir auch wehrlos, so sind
wir doch nicht ehrlos. Das nationale Eewissen
erwache!

„Ohne lärmvolles Aufheben"

Beelin. L8. Miirr. Jn dep Sitzunz in Svaa
vou, 27. März froste General Nudant General
Hammerstei», ob er die Note ertzalten hobe und
sprach weitek die Grwartung ous. d«b sie nicht a b-
schlägig Seantwortet, so,rdrrn dast in drr
Sihmi» geprüft werdc, wie stch die AngelegsnheiL
0 b ne lärme ndes AufSeSen erledissn lasse.
Der deutsche Bertreter wies darauf Hin. d h d*r
französische Note Dentschland vor den fchwersten
Punkt stelle, der k„ der Waffei-stillstaikdssiÄg« zu
tresfen war.

Von rustän-diMr Serte erfaihren wir dazu noch.
dah es sich nicht etwa darum hanlde-lt, datz Nudani
duvlh setn Ersuchen .H-te Angelsgenhett ohne lär-
me-iides Aufhrbrn zu erledigen". s4ne giitl'che und
verständniLvo-lle Einbgung hcrbe ankbabnen wollen.
Zin Geaenteil scheint stin Eösu-chen die Härt-e der
For-de^ung n 0 ch zu u n t e rstreich e n, ida sr von
den Deutsch-n zunächst di-e Unterwersung
ui'.Ler das Diktat der Vntente soödk-t und dairn erst
Über die Einzelheiten der Ansfübrung ve-rbandsln
will.

Eine zweite Beratnng

Berli29. März. Die Nrichsregi« rnng
HeschMigt« sich geftern nachmitt^g abermals
mit dex durch den Siotenwechjcl iiber Donr« ge»
schastrne« Lsge. Die wiedeeholte UeLnvrilsung dr.

Kia llltsmaiiii» der kxteate i» i>er I»»zig-FWe

Berlin, 28. März. Am 26. Marz ging dem
Vorsitzenden der deutschen Lvaffenstillstands-
kommisston in Spaa folgende Note des
französischen Vorsitzenden des Generals Nou-
d a n 1 zu:

Jn Uebereirrstimttmng ur't dex EntsckjridNM des
OSersten Kriegsrates der akiierteu rmd assozUerteri
Neskrrnnse» wird Eeneral Noudunt in Ausfüb-
rung der Klaussl 16 des Wcfrcnsiillsiorkdsverjrages
vvm 11. Novcmber 1918 fordern, datz die D«nt«
schLn gestatten, dah die Ar mee des G e n e-
rals HaLler, welche e'n Teil dex ^lliiertön M-
meen Lst. durch Danzig in dtx Richtung auf
Polenfre^ durchmarschiert mit dem Zweck,
dort die Ordnung aufrecht zu erhrlten. D!e Deut-
schen werden sich weiterhin vekpflichten, alle Gr-
Leichterungen siir die yyrübergehenden Gimichtum
gen jeder Art zu geben, die für die durch diesen Ha-
fcnplatz marschiereuden Truppe« notivendig sind.

Iede Weigerung. d'esen Forderungen zu ent-
fprcchen, wird als ^in Bruch des Waffen -
stillstanddurch die Deutsckeg angefeben
wcrden. Anfolgrdsfsen bitte ich Sie, von der deur-
schen Negierung die Vollmachten zu verlangen, die
nötig sind, nnr die Art und Meise der Airsführmrg
ovs Grund gegenssitigen Ueb?rernkomnre«s zu
regeln. Nondant.

Die Antwortnote der deutschen Reg^e-
runq wurde nach eingehender Veratung inr
Kabtnett und unter Zuziehung der Partetfüh-
rer der Nationalversammlung ferttggestetlt
und hat folgenden Wortlaut:

„Ge-inäh Är-t'ik 'l 16 dcs W r ffvM llst LnvÄver
vom 11. Noveirlbc-'r 1918 hat sich dke deutscho Ncig e-
ruirg vevostich tet, 'dsn A l liierten fre n
Zugang über Danzig mrd die Wsicks'l -"ix Auif-
rechterbaltung d:r Oridn-una in don EÄb!,e4on dos
ebcn-crl'.gen russirchen Roichss zu gewäbren. B>t
AM)>lutz diescs Bertrages g'ngM wir leidmstrlls
damon ans. drtz es sich "ur um freien Duechzug sür
elliierte Truppen hairdeln könrie, nickt ober r',n
palnische. D s drutsthe Reg'er"ng -bat sich n cht
vemflichtet. freben Zugang fllc oine polnksche Ärmoe
ikber Da-pjstg durch Wostpveutzen zu gcchen.

Jn d'ieser A> "stasiung stc-ht die dcut'che Regi' rung
stch bostärkt duich -die ibLka-nntrn Vs kominnisie bet
.Ver Ee-wäbru.ng freic-n Geleites für v n polirischorr
Mtnistewrüsfventen Pa.d^sw^ki. Herr BavsrowsEi
hät unter grobex Verletzung der gswüchrten East-
freundschaift auf veutschem Bovsn in Postm das
Zetche,l z u m Aufruhr u-niv Bii r ger kr teg
gegebsn. Ece-t se'.ner Aniw^sticheit in Dcmztg tm
Dszem-ber 1918 sagte er'. ..Wsnn dle volnische^Di-
v'st^en ans Frankrach rnv Italien crst etmnal in
Drn-ig sintv. so werdn Danrig und g« nz
Westv r-euhen v oln i sch wsrden." In der
gcstrmte'i >votlli,schen Oeff' Ntlchkeit wi'd ai'ch dtv
Armss Haller ails volnische ArnLee bezechnet.

Sei-t dsm Abschlutz ves Wastvnst'llstand«r>ertvLges
vom 11. ÄLavdmiber 1918 hnt stch z-"dceur d-ie. G e -
s«mt lage i-n Posen. Wostvr'--utzen mch> Dansig

völlig verändert. Es wllvve n-ach ven be-
Lcrn-nten Boryiängen in Pchen durch stne Landun-g
rw lrrnscher TuiMpiM in Dansig die Ordnung in
Westvreutzen auss schwerste ge-fährdet
uisrü-en. Niemanv kann dre Verantwortung llbc-r-
nehme-n, vatz di.e, poln-tsche Mvnlderheit in Weftpreu-
ben ruhi.g UeLt. wemn 'sie Arm'e Hallerstm Dan-
ztg lanvei.

Nach ven ver veuijsche>r Rcgtoruiig täglich zugs-
henven saihlreich'-n Kundg.ibungen v:-r Veutschen
Mehrhett in Westpreuhen muß aber auch
vamtt üerschWet werv-m, datz vie deutschr Bsvälks-
cung gege.nllüer volnrschen Angriffen Mtvrrstand
leisten wirv. Heute herrscht m vrosen GMc-t-eu Nä»he
rmd Sich.n.chsit. Wenn äber deÄ geforverte Länvung
n-ach <d^m lietitigm Stairv Ver Dinge zum blutige,;
Kampf kn diesen Gehieten fllhrt, so wirtv uutzervein
vio vslrtschs Oststont gegen den BclschüVismus s-o-
Mrvet. Di>r g-e ri-nigen veutschen Kräfte,
welcho di'e Säwie-ttruVpen zurückhalt-Ln, Hätten Vann
tm Mcken gleich.falls den Fein'v unid würven zwi -
s ch-L n zwei Feuer gerat en. Dem BolM:--
wivmus tsi'vann ve-r Weg nach WestpreuHen und
Pölon frot.

Die deutschr Negrerung kann nach eingehenvcr
Prllfung eine Mutznahmr nicht vcrant-
rvsete », dte ohne Schasfnng ausreichenvrr Garan-
tien ve« Bü^grrkrleg im cigHncn Lande bervorrafen
m»t«.

Dagsgen qc vn: v -e u ts ch e Regieru n g Ncwch
wie var b-e, e i t. vi>L Lanvung der Armee Hal-
lec tn Stettin, Königsberg, Me,nel ovsr
Ütbau »irit all>en Mtteln. zu erletchtern unv
vadürch vi>e V.Mcht Ver Alliierten, vte Orvnuug tn
Polen ausrecht zu erchalten, mit allen Kväften zu
ttnteLstlltzen. Die voutsche Regi'MMig «rklärt stch
ausvrllckltch vereit. alle Einrichtungen für d.e
raschc.sts Larrvung unv vie Durchvoist Ver Arnroe
sialler nach Polen ru ge-wöihrleiist>en. Diese Mege
'llbren Ech eisLnbalmtcchnisch schneller unv ohns
iev' Störmrg der Lvb-ensmittelzu-fnhr nach Polen
zu.n Zte4e.

llm vie in vor Note des Macstlialls Foch go-
wünschten Bcllmachten zur Negelung Ver Arr
unv Woist vec Auvfllbnmg vL-r Lainldunrg auf
-Ärunlv LicMnst'.tigen Ilobereinkommenv erteilen zu
bönweir.' ersucht vie veutsche Rogierun-g «m -alsva-i-
dige MsittEung über folgmde Punktr:

1. Z usammo nsehuug der Ariiroe ves Mne-
va-ls Haller unv Stäulks Vorseliben:

2. Zeitpuntt Lcr L a n v-u n g ver Armee Haller,'

3. M-gabe ves Z"itpunktes Äer D ur ch vefö r ->
dsrungver Armeo Hallor üts nach Pol-en.

1. 'lÜolche llst'wtibr könntm Vie allti-crtm und oist
socciterten Mächt ' dafllr bieteir. dah Vir Anneo v's
Ee-nevals Hallcr over ein Totl versolLen stch u'cht
an volttlschen .llund-Vobungen ovsx an etmatgen
AuMudon Vor uc.lnstch n Minverhatt i'^ch Aorbilv
Ver Aiiwesenhe t ves iiolnischen Mmistevprästdent«»
^tVrsmsti in Postn beteik gt over fclche „nt Sicher-
tiett -u emmrteii-den -be.vau^rlichen Ere-i>girtsse hcr-
vorE? Re'-chsminifter Grzberger.

Lage führte lediglich zu eincr Vertretung der
Stellunsnahnie vom Tage zuvor. Die deutsche Ank
wortuote dürfte gestern nachinittag in Spaa Ü-W-
relchi worden fei».

Wio da.s Berl. Taig^bl. erfälstt, soll vo>n der Eg-
tonte ncych Entgogenu'cchnie ver Antwo-rt eine Z w i-
schenfrag-e g-stellt worden fein. Aus Lonvon
will vaÄsotbe Blatt melven könncn. vatz v'e brtttschs
Kommtsiio-n, die sich mit d-r Fvags von DaMg bo-
fatzt, su dem Bcschluß gokonun'en sotn, datz Danzig
deutsch blokbLn mllsse.

Mr die Bcgleitung des Transvortes dsr Amn-ne
Haller von Le Havre nach Danzig stnv. mie dte
Vosiische Zeitung nach Meid'.ingeu der vvlnischen
Presie mittetlt. benstts en g l tsch « kean - ö-
sische MtegLschtffo Lestimmt.

Die neue badische Regierung

Jn der aestrigen Sllrung ider Badischsn, Ngtl»-
ttalversümmlun« üat. v»ie wlr an andev^

Stella berichten, Vis vorläusiigs Volksrogi'Srung rvts
rir dor Berfasiung vorg.'schen war. ihre Aiemter rur
Berfllgung gestiellt. Eleichzeitia scheinsn. wie oinc-m
Arttksl ver Büdischnr Landssseitimg zu entneh-mcn
ist. dte Verhanvlungen über die Zuftrmmen-
sb'llung der »rruen Regstlmn-g zum A>bschlutzge -
kommen zu sein. Dmwch wükdcn 7 Min ster
poskn geschaffen. Die Soz i a ldc m o k r a t i e
wiiiivo ven Mnistevprästdaiten lEeih). dcn Mst
nister des Jnnern (Nemmcle) und den Ministor fiir
etn von dsm bisherigen Min'stcrium d s Jnnern
abanwodgtes Rossort (NUckert) stollen. Dieseo um-
fatzt Vie fozialpolittschen univ Vorkobrsangelc.genhe--
ten, währonv das Ernähnmgswesen vem M niste-
rium des Jnuern zu-getoilt K. Dis Z-entru m s-
vartoi hätte dao Austismtn'fterium (Tru k) urd
das MnÄiizministerium (Wirth) zu besetr'", ven
Deutschdsmvtrat'sn fiele das Ministerium fiir Un.
terricht uich Kultus (Hummel) und da» n«"«
üArti»»» (Dietrich) -p

Unitarismus. PartikulariS'
mus und Föderalismus in
der Reichsverfassung

Voir Prof. Max Weber (Heidelberg)

il.

Wao tst aus diesen Vorschriften in den Vor<
beratungen mit den Etnzelstaaten gewor
den? Geblteben ist die Ernennung der Retchsi
beamten durch den Präsiventen, jedoch mit dem
Vorbehalt (8 86 Abs. 8. 8 94 Abs. 4) daß die
Veamten der Po st und Telegraphte unI
der künfttgen Rei chseisenbah nen at^
ihren Wunsch m b' glichsi im Heimatsge«
biet zu beschäftigen sind: alfo: nicht ein-Rechr
der Bevölkerung auf tunlichste Berwaltung
' durch Landeskinder, sondern etn Recht der Be-
amten auf Heimatsbeschäftigunq. Gebliebeli
ist ferner zwar das Necht der Reichsregierung
zum Erlaß von Ausfilhrungsverord«
nungen (8 13). Ausübung des Auf«
lsichtsrechts (8 14 Abs. 1) und ferner (da-
selbst Abs. 2) Erlaß allgemeiner Verwal»
t u n g s vo r sch r i s t e n in Fällen, wo dtg
Ausfllhrung der Gesetze den Landesbehördm
tiberlassen ist. Betm Erlaß aller Ausfiihrungs*
besitmmungen ist aber die Reichsregierung an
die Zustimmung des unter der Vezeichnung
„Netchsrat" wiedererstandenen Bundesrats ge-
bunden. Das ist die wichtigfte Konzes -
ston an den Föderalismus. wesentlich
wichttger als das suspensive Beto des Reichs-
rais gegen die Gesetze.

Es hat sich also die Auffassung bewahrheiter,
daß dte Landesregierungen das Hauptqewicht
gerade auf die aktive Teilnahme an der Reichs-
verwaltung legen. Dazu trttt nun aber tm
Entwurf eine höchst wichtige parttkula<
ristische Konzesston. (venommen ift
nämltch der Reichsregierung das für die eiqene
Leitunq einer konttnuierltchen Verwaltung
wichtigste Recht (8 8 des ersten Entwurfs): tn-
nerhalb der Reichszuständigkeit von den Lan«
desbekörden Gehorsam für unmtttelbare
Vefehle zu verlangen. Unbestimmt gelas-
sen ist ferner, ob das ihr zugestandene Recht
der Ueberwachung der Ausführung der Reichs«
gesetze durch Beauftragte bei den Landeszen-
tralbehörden — im Gegensatz zum ersten Ent-
wurf nur bei diesen! — ein unbeschränktes Aus-
kunftsrecht und eigene Akteneinstcht einschließt.
Fortgefallen ist endltch das Recht. zuwkderhan-
delnde Landesbeamte nach Neichsdioztplinarr
recht zur Veranwortuug zu ziehen. Statt dessen
hat sich das Reich an dte Landesregierungen zu
halten und es soll betden Teilen: dem Retch
und der betreffenden Landesregierung, bei
Akeinungsverschtedenheiten die Anrufung des
Staatsgerichtshofes offen stehen, — der ja aber
selbsttedettd nur über die fornmle Rechtmätzig-
kett, ntcht nder über dte Zweckmätzigkett det
Stellungnahmen ur' 'len könnte.

Diese Aenderung ist üöchst bedauerlich und
meines Erachiens die schlimmfte aller Umge-
staltungen des ersten Entwurfs. Ste gefährdet
jede Art vou Sozialisterung ntcht nur, — die
ja, wie gesagt, verwaltungstechntsch gerade in
konttnuierltchen Vefehlen und fortlaufender
Kontrolle bestehen würde. — sondern jcde
straffe Orqanisatton der Wirtschaft unter efftk-
ttver einheitltcher Mttwirkung der Reichsor-
gane überhaupt, ferner die Gleichmäßigkeit der
Steuerpraxts und dte Heranziehung zu sonsti-
gen Leistungen ganz ebenso wie die Gleich-
mäßtgkeit der Behandlung der Unternchmcr
und Arbeiter in den staatlich syndi ierteu oder
kontrollierten Betrieben. Vom Standputtkt
unttartsck-r Entwickluiiq cnmeft'heu. kon.ite
oinz.ger Vorteil ^ si^^

^r'deu'gesamtw, Veretch der Zustä"diqkeit des
Reiches. also die Befeitigung der selbständiqen
Berwaltuttg und Veamtenernennung der Ein«
zelstaaten geradezu erzwingt, um überhaupt
 
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