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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 1 - 26 (2. Januar 1919 - 31. Januar 1919)
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Keidelberger Zertung erschsint an jedem WoHentag mtttag« 12 Uhr. Erattsvetgaben pnd da»
Ä-ukg mnMchs DerkandigungobloK de» Dezkrks Aeldewerg. dle Heldrlberger Fav.M«MA«er,
mcherdem amMcher Wohnungsanzekger, Dis Heldelberger Zeltung karm durch alls PosranslallM.
durch diq Agenturen M dsm Lünde. dle Trügerlnnen und bel der GeschSftsslells seDsl --- Hauptstr. LS —
Monavlch und vlerteljührllch b-stellt wsrde».
gauxtschristleiter: Kurt Fischer iu Heibelberg

DruLu.Serrag: Theobor Derkenbusch — Veidelberger vrrlagsaukLlt mü» DkuLerel, yekbelberz.

Brzugs- unü Anzeigenpreir. Dt« .H-id-l»«-« g.ivmg- k-st,t d.l j.der

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^ st' ?ErIag: Theodor Verkenbusch-Heidelb,rger Derlagsansialt u. Druckn.t tzeid-lbtrg.
Postsch.üikonts Aarlsruh« Nr. 8Sk7. Y-rnsprscher: RedaLtto» 182, Erschäftsstell« 8»

....... ^ MMji,

lUnabhängkge Tageszerkmg)

Nsrkündtgungsblatt für Nordbadett «ud die -ngrenzen-en ffeile vsn Bayeru, ^essen un-^DüxlteMderr

E 2 Freitag, den 3. Ianuar 1919 61. Iatzrgang

Die Gefahr im Osten

kt imck ,Mlt ttlÄLNilt. im Eeaentvil. si- wi'iL VÜN
Kan iM T-aa fcklr m m e r. Der Dvcrbt meldiet :

Berlin, r. Zan. Ueber die zum Schut; der
Deutschenin Polen zu ergreifenden Mabnahmen
vird. nachdem sich heute vormittag das vreuhische
Mnisterium des Jnnern damit besaht hat, heute
üachmittag in einer gcmeinsamen Sihung dcs preu-
hijchen und des Reichskabinetts beraten rverden.
Die L«g« ist recht bedrohlich gemorden. Die
Polen find auch im^iegierungsbezirk Bromberg
weiter vorgedrungen.

Die Bedrol-uug Brombergs

Vromberg, Z. Zan. Die Polen drohen mit
der Einnahme Brombergs. Der deutsche
Widevstand ist durch die DisziplinlosigkeiL und
Kampfunlust rmserer Truppen auss äuherste
«eschwächt. Bei der Bcoölkerung herrscht dir
drötzte Erbitterung gegen die Negierung, d'e es
iroh zahlreicher Warnungen von berufencr Seite
-nrch Schwäche und Leichtgläubigkeit gegeniiber
sen Polen soweit hat kommen lassen. Wie dem L.-
U. aüs Bromberg gemeldet wird. ist eine polnische
Nbtellimg in Stärke vsn 7—86V Mann auf Nakel
km Anmarsch.

WeLtere Besetzungen deutscher Orte

Berlin, 3. Jcvn. Die Stadt Nakel soll gestern
Icvn-L- mrd rlccnslos,in volni'sche §>ände gekominen
sein. — Uus Krotoischin erfährt das B. T.! Der
Vr.on.zort Sk-al m i e rez ise ^ist von den Polen
besetzt. Dor dortige Erenzschutz wmrde ausgehoben
unid diie WarnZsonen von Ostro-wo und Protchchm
siuid stark bedroht.

Jn Dauzig

Berlin, 2. Ian. Dem L.-A. rviiÄ aus Dlms'ig
bLvichtvt: Auf evnlör vieltausendköpfigen Verffamin-
lung wuude hvsr ein Volksrat zur AL wehr
segondre Polen gef<rh.r mit dem Arch'wmt
Dr. Volkmann cöls Vorsitzenden geMün.det. E'ms
Neisolution gsgen die volnischen ALtreiMUNgsgcliists
getzt an die Rerchsle'itung, die Nationalversamnd-
lung uind d'ie 'Mriedenskonferenz Äb. Emc militä-
risch- LehrmuPpe soll geLildet wevdon.

Wie sich derHerrMinister einseifen liest

Die prsuhische Regierung hat dsn Minister.
Eenosion Ernst, nach Vosen aesandt. dex denn
ouch. wie varauszusehen war. von den Polen nach
o.llen lNiegsln dor Kunst 'aLgeführt worden ist. Er
jelbst schcint dies weniger gewabrt m haben.
denn sonst konnte er nicht freudestrahlsnd einem
Preisevertveter -srzählen. datz es K>-m gelungen sei.
eine „Einigung" zir erzrelen. Die Polsn hät-
tcn -war die Absicht, di-e Provinz Posen von
D-utschland abzu t r e n nen. ste wollten aber
dcr Entschei-dung der FriedenskonferLnz nicht vor-
grelscn. Das sagte man dem Vertreter der prsu-
tzischcn Regi'evung. nnchdem inan ilm eine Stunds
lang im Präsidicftgebäude fsftgebalten hatte. um
ihm zu väiison. wer in Posen dte Macht ha^,
Dann erschien der Abgdordnete von Trampczinski
und erteitte der -Wache den Bsfshi. den Minästsr
Ernst und seiinen Begleiter. den Unterstaatssekre-
tär Eshve, fveiMlassen. Zim Wrigen erklärts
Ernst. dasi es vielleicht vor vier^ebn Tagen noch
möglich gewesen wäre, mit militärischer EewalL
die Situati.on rür die Berliner Negierung M ret-
ten und ihre Vormachtstellung in Posen aufrecht-
zu.echalton. Hoiutie sei es zu sinem solchen „Ver--
mch-'" zu spät, selbst wenn sine gan'z-g Div-ision
Trvppen nach Pos-en gesandt würde. was der
Berltner Regierung kaum mögltch sei. würde stch
dve Lage nicht mshr ändern lassen. Bei Äem Fa-
^atisnius der Polen mürde ledlglich ein , Bruder-
krieg" entist-ssest werd-.m, dessen furchtbare Wr-
kungell gar nickt abzuseben seien. Gegen das stark
vÄLgsprägte NationalgefüA der Beoölkerung
könne den Dsutschen in Posan nur der Nat
erteilt merden, sich zur Mahrimg ihrer Znterssien
zusammenzutun. Dre Deutschen der Provinz
«sien dMirch etwas „verwöhnt" worden. dah
vie ReiÄerung ihrs Fntevesseu vertvStsn habe. In
Z.ukuinft müstten ste in erster Linie sich seM 'zu
bchaupten suchen

K'ann man noch im Zweifsl sein. dast derartige
ParteiminDer ibrer Aufgabe als MiiMer nicht
sew'achsen stnd? Und das Ganze nennt man
-schutz des Deiutschtums?"

Das pÄniWe Provinzkomitse in Posen pro-
klamidot Mahlenthaltun« Nr dte bSvorftv-
henidon WabbeK rur doutschm Rationalversamm-
H»NT.

M alle Wädler mä Mftlttime«!

Vom Rheln bis an des Maines Strandl

Du bist gegen die Sozialdemokratie,

aber auch nicht für das gentrum.

Du brst für Einigkeit, für Recht und Freiheit.

Daruin wählst Du die Liste der

dentschen Deinokraten,

die mit dem Namen „König" beginnt. Alles andere zersplittert und
nüht nur der Revolution und dem Elend.

Unsere Feinde und wir

Eine ganz merkwürdige Sprache führeu aner-
kannte Regierungsblätter Englands gegenüber
Frankreich i,i dem Augenblick, wo Wilsov eng-
lischen Voden betreten hat. Die „Times" gibt dem
„Temps" gute Lehren, datz die Pariser Regierung
am üesten täte, sich in der Lös u n g der polni -
schen Frage Zurückhaltung aufzuerlege,'.. Der
„Temps" fordert nicht nur Danzlg. sondern. gletch
Schlesten, Posen und WestprsußsTi sür das künft'.ge
Polen. Die „Times" meint, das a. igc nicht gnt
an. das gäbe den Keim zu neuen Koi'fliktm. Air-
dere englische Blätter folgen der „Times". D>e
Pariser Regierungspresse tut sehr gerstzt, datz man
in der öffentlichen Meinung Englands auge iülick-
lich für die Verwirklichung der polnli.hen Jdeale
so wenig übrig zu haben scheine. Ueberhaupt ist
man an der Seine außerordentlich verschnupft, daß
die britischen Regierungskreise sich neuerdings für
Wilsons Pläne begeistern. ^Man hatte in Paris
gehofft, daß Herr Wilson eine nüchterne Ablehnung
seiner Forderungen in England finden würde. Jetzt
findet man, daß von den angeblichen Differenzen
zwischen Wilson und Lloyd George wenig oder
gar nichts mehr übrig geblieben ist.

Man muß sich, um die Tragweite dieses Ereig-
nisses zu würdigen, vergegenwärtigen, daß unmit-
telbar nach Wilsons Pariser Besuch die
Stellung des Herrn Elemenceau ins Wanken
geriet. Genfer Blätter sprechen heute ganz un-
geniert von dem Ausbruch einer Regierungskrisis
in Frankrelch, die auf erhebliche Meinungsoerschie-
denheiten in der Auffassung- Wilson und Clemen-
ceau von den Friedenszielen der Entente zurückzu-
führen wäre. Als der Tiger am Tage nach dem
ersten Begeisterungsrausch für den in Paris als
Triumphator eingezogenen Herrn Wilson mit die-
sem eine nüchterne Aussprache hatte, wurde es
allenthalben bemerkt. wie sehr enttäuscht Clemen-
ceau von Wilson geschieden war. Doch tröstete man
sicb in der Umgebuilg des alle Zeichen der Amts-
müdigkeit tragenden Ministerpräsidenten mit der
Hosfnung auf London. Jenseits des Kanals, so sagte
ivan sich in Paris, wird Wilson der Standpunkt der
Entente schon klar gemacht werden. Nun gibt es
aber eine neue und noch schwerere Enttäuschung an
der Seine: man sieht, daß die Memüngsverschie-
denheiten zwischen Wilsan und Lloyd George ent-
weder gar nicht ernsthafter Natur waren oder
schneller, als man es in Paris gedacht, aus der
Welt geschafft werden konnten.

Die Verlegenheit der svanzösischen Lhalivl-
nisten wird noch größer durch die Haltung. die
neuerdings Jtalien gegenüber Frankreich ein-
nimmt. Nach wie vor dem Bel"^ König Viktor
Emanuels in Paris sucht die italienische Neaie-
rungsvresie ihc Mütchen an Elsmenceau und Pi-
chon zu kühlen. von denen es in Italien heißt. daß
sie für die Aspirationen der lateinischen Schwester
im Süden an der Adria nicht eintreten wollen.
Besonders verstimmt hat es in Jtalien, daß sich
Llemenceau nicht einmal Mühe gegeben hat. seine
slawenfreundlichen Ziele zu verbergen. Jn Jtalien
ist nun eine M i n i st e r k r i s i s ausgebrochen.
Einige Mitglieder des Kabinetts Orlando l'aben
ibren Austritt vollzogen, weil sie, wie sozialistische
Blätter im Eegensatz zu den regierungsoffiziösen
Organen mitteilen, die Verantwortung s'ix dio
schwächliche Haltung der italienischen Negkerung
gegenüber Frankreich nicht mehr länger tragen
wollten. Orlando bat infolge der Krisis die
Unterbaltung mit Clemenceau abgebrochen und ist
nach Nom zurückgekehrt. Seltsam berührt es uns,
daß wir seit einiger Zeit wieder recht freundliche
Töne aus Ztalien vsrnehmen. Man aönnt uns
dort scheint's alles Gute, rveil man Anlaß hat,
mit Frankreich unzufrieden zu seis.

> Die Bejetzung

Gänzliche Slbsperung des Nheinlands

Verlin» 2. Jcvn. Äm 1. Januar bat dre Entente
ihveln zickhlre'ichen Berletzuusen des Mafsenstill-
stallvdÄvsrtvagesi die Krone aufgchetzt. Jn dem
Veirtrcvg ist ausid-rücklich festgelegt, 4>-atz zwischen dem
besetzten Göbiet und dem übriigen Deutschen Reiche
der.Nerkeh«, besonders Handel und Jndustrie. kei-
nevlej Beschränkungen- uinterworfen 'sein soll. Seit.
aestern iedoch bat dis Entente die gesamte Rhein-
land-e gegen Deutschland, hermetisch abgeschlossen.
Kern Eis-nibcchnsug davf in dias besetzte Gebiet hiinl-
ern oder heraus, zumteil werden fosar die Schte-
nenstränge rerstört, kein Fuhrwerk -darr den Rhein
mshr passiibven mrd beschränkt sich aus nrit bkfonlde-
ren AuSweiisen vers-ehene Personen.

Die JnLevnierten in Str«rs;bnrg

Berlin. 3. ^an, ^m Fort v. d. Tann Lei Straß
bura bsfmden stch noch 12 deutisckio Herreni.
dariunter Qanidaericktsrat Dr. Aaro-n. Laudgsvickts-
rat Dr. B-lum. Recktscmwalt Dr. Sckröder. Volizei-
kümmi-stüc Mgen. dis beiden Krimi>na>lwacktmeister
§,ie>n Ulild RoLert. Zi.vilarzt Dr. Müeaer. Kau-fmann
Müater uinld dsr foz. Reickstaasabaeor-d-nete Vöble.
AusierdeM soll ein-e unbokannte Anzabl anderer
5»evran vn anideren Forts interniert sein. Z,n Aul'-
tvaae der dlsutlickeu Negieruna wurde vonssLitcn der
Wajffsulstiltstanidsko >nmisiion in Svaa Vrvtost erko-
ben imd u-m kofortiae Freilasiuna fämtlicker Znt-er-
nierten -evfuickt.

Radek soll fort !

Die Ortsgruppe Friedenau der Deutschen de-
mokratischen Partei fordert energisch, daß der
russische Vvlksaufwiegler Radek und seine Ge-
nossen sofort das deutsche Vaterland ver-
lassen.

Ueber die moralischen Eigenschaften
und die Vergangenheit dieses Mannes ist
man ja genügend unterrichtet. Er hieß einmal
Sobelsohn und trieb sich in der polnischen So-
zknldemokratie herum bis die Genossen, die er dort
auf die Straßen zu sühren versuchte, ihn eines
Tages unter der Beschuldigung an die Luft setz-
ten. das; er zwischen Mein und Dein nicht richtig
untcrschieden hätte. Er wurde wegen ehren-
rühriger Handlungen aus der polnischen Sozial-
demokratte ausgeschlosien und ging nach Deutsch-
land. Jn Polen war er K rmd e k, d. h. Dieb, ge-
nannt worden. Jn Deutschland nannte er. sich K.
Nadek. Als Radek spielte er in der deutschen So-
zialdemokratie eine Nolle. Schließlich wurde er
nus der deutschen Sozialdemokratie nuf dem
Chemnitzer Parieitag 1912 nnch längen, erregten
Auseinandersetzungen, die sich monatolang in der
sozialdemokratischen Presie fortsetzten. ausgeschlos-
sen. Während des Krieges arbeitete er in der
Schweiz unter dem Pseudonym Parabellum. Jns-
besondere forderte er in der „Bcrner Tagwacht"
die Sozialdemokraten zu offenen proletarischen Ak-
tionen auf. Endlich erschien er in Petersburg
und wurde durch die dortige Nevolution Leiter
der osfiziösen Nachrichtenbüros. Sein Auftreten
in Brest-Lilowsk ist wohl noch in Erinnerung.
Dort erklärte er sich mit Bobinski zusammen als
„einzig berusener Vertreter des p o l n i s ch e u
Volkes." Sollte Nadek etwa jetzt auck in die Po-
sener Wirren eingreifen wollen? Eibt es kein
Mittel, keinen Schutz gegen diese Machenschasten?,
Bei den Berliner Demonstrationsumzügeil am ver-
gangenen Sonntag wurden viele Tafeln getragen
mit der Aufschrift: „Ebert. werde hart!" Das ist
wohl der allgemeine Stoßseufzer angesichts des
Eastspiels Rade?.

Selbsteinsetzung der
verfassunggebenden National
versammlung als Landtag?

Man hört gelegentlich dre Ansicht äußern. die
Nabionakverplmmlung weöbe sich nach VollendMg
d-es Verfasiu.ngswerkes nicht auflös>LN, svn-
deru als Landtag. sei es mit sei es ohne zwette
Kammer. selbst einsetzen. Es ist gobvten,
diese Besorgnis vor der Eisenmiacht der Naitional-
verfammlung zu zerstreuen und dre Rischtslage
kla rzustelle.n.

Fn den „Stacrtsn der nordamerlkanifchen Union
ibeschränkt sich die Aufgabe öiner N-ationalveo-
sammlung (conventioin) auf das Verfassungswerk.
und zwar auf Fertigstellung eines Entwürss.
Nechtskraft verle ht der Verfassung erst die VEs-
abstümmuna ^ csasiungsreferendum) Diese Eiir-
richtung. allmählich entstanden. hHute fest ge-
gründet. Reckst. auch wenn die alte Vers-asiung
die Volksabstimmung nicht vor,chreibt. wird al«
.Konsequenz der demokratifchen Idee betrachter,
außerdem aber für praktisch notwendlg gchalllen.
weil Nationalversammlungen (couventions) ersah-
rungsgemäß zu radikalen Erperimenten uud rur-
Mißachtuns des Volkswillens genergt sind

Das deutsche Volk wird vom Revrasentatrous-
gedanken beherrfcht. und scheint n-ickt den Wunsch^
-u haben. selbft über seine Berfassimg M ent-
scheiden Menigstens ist bislser ntcht das Derlan-
gen g-öntz rt wo-rdett die Natlvniailverstvmilmung
sollte den Verfassungs - Entwurf zur
Vvlksabstimmung bringen. Bielleicht Mrr
die rcifch fortschreitende Politisierung das Voll
noch cechlzeitlg zur Besinnung ü-ber d^n bviten
Gebrauck der ihm zugesallenen Mcicht. Vorlausis
ist aber' mit einem einbeitlichm Volkswillien zu
rechnen, das ganze Verfasiungswerk der National.
verfummlung zu übertragen.

Dre Nattonalversainmluna hat aber ouch nur
dieses Amt. Es hi-eße von d«r Herrfchaft sofort
wivder abdanken, wean das Volk eine S^lbstein-
setzung der Nationalversamnrlung als Lan-dtag
dulden wübde. Die Nationnlverf-amm'lung ist
iftcht »ouverän Träser der Staatsmacht und
Quelle alles Nechts ist das Gesamtvolk Dieies
sckafft sich in der Nationcrlversammlung oin Or-
gan ür die Verfasiungg-buna. Für den Umfana
der Befugnisse dieses Organs ist die Wahlverord-
nung oom 20. Rvvember 1918 und die aus 'oer
politifchen Bswegung der letzten Zeit crkeimbars
Volksstimm-e maßgebend. Die Wahl-veroroMng
schreibt WaHlen vur ,ve r f a s s u n g g ebe n -
den baidlfchen Nationalversa-imnlung .a,us und
vmgrenzt damit die Aufgaben der Natw.walver-
sammluna. In der Wahlbeuiegung ist denn aiach
stets betont wovden. daß das von den Abgeord-
ncten zu schaffende Werk ganz awdeve FahiSk-ei-
t-m erfordere ckls die Tätiakeit von Landtagsab-
geordncten; und wiederholt ist ausdrückl'ch her-
vorgehobon warden. daß die Abseordneten der
Nationalverfammlung nach Beendi-giuna oes Ver-
sasiunaswerkes wieder zurücktreten würde-il, und
ailsdann cine neue Walil siir den Landtag stattffi'-
den miisie. Es 'st k-in Zweifel. daß der mn 5.
-Fanuar in der Wahl zum Ausdrnck kommende
Volksmille nur auf Eittfetz'.lNg cines verfaf-
sunggebcnden Organs gerichtet ist oder an-
ders ausgedriickt. daß das Volk >aus dsr Fülle fei-
tt-r -Mackt niur dieienige zur Errichtung einer
Berfassuilg seinen Vertretern verleihen wird.

Es komnlt hinzu, daß die Ausübung dee
Wahl keineswegs das Einverständnis d-es Gstann-
volkes i-.'.it"der W-.ililordi'uiic, bedeutet. D>rs Ge-
samtvolt -hat die von der Rer.wlutio,i oktroyierie,
Wahlnerordnung hingenoiitmen. w-e-rl es nach^
Lage der Berhältn's'e keineil anderen Ma gab.
Uttl zu einer auf deu Güfau'.twillen gegründeteih
Verfasiung und -aus der Nevo'uti.ou zur N-cchtsord-
nung zurückzugelangeu. D-ar-a-us folgt nber kei.'-i
E ilw.ttiaung in Wal'lrecht uud WMverfrhr.i»
und erst riecht nicht d>- B'!lligt.ng der Sklibftei-n-.
setzung ebn-er hiiernach gewablten Nationa-'ver-
saminl.una als Landtag. Es ist eine der Aussab-'st
der Nation'aloerfaimmluilg. a,n der Hand der Er<
fahrunaeil bei dleser Wachl zu priifen. ob Wabl«
recht und Wahlverfahren in der icki-Mtt Gestalr.
ob z B- Wablalter non 29 Za-Hreii. streng gebml.
dene L'sten. Ausfchluß der Liitenverbinduna grosH
Wabstreife mit Abaoo--d,!>.ten usw.. gerecht u»d
''"(.'ckmasi!» sind Erst a'U Gnn-d der W'HIordnung
dte ii'Nch deil neueil Verfasiungsgrundiätzeil erl-as-
sen rmrd. kann ein Landtag ins Leben treten.
Die Selbste'mst'tzung der verfasi'.lnggobeildLN i>la^
tional-versa-mmbung .ails Landt-ag würde Eigeil'
macht lilnd reodlutionäre WilMr ?-ein von der
fich das Volk aerade durch die Wahl be-frei'Lil w,N.

Die Vcfctzung von Konstantinopel. Ein fran.
hes Bataillon wird Stambul, ein britische-
c a und ein italienisches einen weiteren Stadt.
vsn Konstantinopel besetzrn
 
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