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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 101 - 125 (2. Mai 1919 - 31. Mai 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0726

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Lolk m seiner Gesamtheit für Fehler schuldig
zu machen, die von (Linzelnen begangen rvor-
den sind, ist unhaltbar. Dazu kommt, daß es
ganz unmöglich ist, ein Ilrteil über schuldig
und nicht-schuldig zu fällen, bevor nicht eine
genaue Kenntnis aller Akten aller Länder
vorliegt.

Eine Frage für sich ist, wie die Parteien sich
zu stellen haben, wenn die Entente abgeän-
derte Fricdensbcdingungen vorlegt, die sich
nicht wesentlich von den jetzigen Bcdingungen
untcrschciden. Dann kommt die bange Frage,
ob es richtiger ist, die Bedingungen zu unter-
zeichncn und sie an ihrer Undurchführbarkeit
scheitern zu lassen. In diesem Falle müßte
die Unterzeichnung unter allen Umständen uir-
ter scharfem Protest erfolgen. Es wäre zu ver-
stehen, wenn in diesem Stadium die Unabhän-
gigen Sozialdemokraten für Unterzeichnung
cintreten würden, weil sie die Frage aufwer-
fen können, was die Folgen der Nicht-Unter-
zeichnung sein wcrden und diese Frage kam:
niemand beantworten. In diesem Stadium ist
also ein Kampf der Mcinungen unvermeidlich.
Es dürfte aber unter keinen Umständen zu
eincm Zusammenprall in dem Augenblick kom-
rnen, in dem die Frage zu eittscheiden war, ob
die Friedensbedingungen, wie sie sind, zu un-
terzeichnen oder aber, ob Verhandlungen an-
zustreben sind. Jn einem Augenblick, in dem
die Entente bereits in Verhandlungen mit
den deutschen Unterhändlern eingetreren war,
wird es für immer unverstänblich bleiben,
weshalb die Führer der Unabhängigen So-
zialdemokratie sich nicht mit dcr Erklärung
begnügten, daß auch nach ihrer Ansicht die
vorg^legtcn Bedingungen unmenschlich un^
ganz unerfüllbar sind. Von neuem ist der
Keim derZwietracht in das ganze
Volk hineingetragen.

Jch möchte nochmals ausdrücklich hervor-
heben, daß alle Parteien vom rechten bis zum
linken Flügel in folgenden Punkten voll-
ftändig einig find:

1. die Friedensbedingungen, die uns vorge-
legt worden sind, sind so ungeheuer-
l i ch, daß sie den Tod des deutfchen Volres
bedeuten.

2. Es mutz alles getan werden, pm etne
Milderung dieser Bedingungen zu er-
reichen.

Bis neue endgültige Friedensbedingungen
vorliegen, sollte der Streit der Parteien üb
die Frage der Unterzeichnung der Frieden-,-
bedingungen schweigen. Mit allem Nachdruck
möchte ich persönlich hervorheben, datz ich einen
Frieden der Bersöhnung deshalb anstreve,
weil er die einzige Möglichkeit bietet, neue
Kriege zu oermeiden. Ferner brauchen wir so
rasch als möglich Vedingungen, die einen Wie-
deraufbau des fast ganz vernichtsten Wirr-
schastslebens ermöglichen. Vor allen Dingen
muß alles getan werden, um die Ernährung
des ganzen Bolkes so zu gestalten, daß in av-
sehbarer Zeit wieder normale Verhältniße
vorhanden sind. Wir brauchen einen Zustand,
der es uns ermögttcht. die mit der Besserstel-
lung der Arbeiterschaft verbundenen Neugv-
staltungen erfolgreich durchzuführen. Die Un-
abhängige Sozialdemokratie verkündel dus
gleiche Ziel. Um so unverständlicher ist e>».
datz sie im jetzigen Augenblick künstlich
einen Gegensatz zu anderen Parteien kon-
struiert hat. Oder sollte einzig ausschlagge-
bend gewesen sein, die verhaßte Regierung zu
stürzen?

FrauenHeidelbergs!

Die Pflicht ruft uns zu politischem Handeln. Cin Vesinnen auf unser tiefstes Wesen
zeigt uns den Weg, den wir gehen müssen. Die Pflege des persönlichen Lebens in Haus
und Familie liegt in unserer Hand. Aus unserem Frauen- und Muttergefühl erwächst uns
die feste Ueberzeugung vom Wort der Einzelpersönlichkeit.

Diesem unserem Wesen kommt der liberale GedanKe, der die sreie Lntfaltung der
Einzelpersönlichkeit vertritt, entgegen.

Darum weg mit mechanischer Gleichmacherei, mit schematischer Sozialisierung, der
unser Innerstes widerstrebt, weil sie indlviduelles Leben lähmt und tötet!

Doch stark lebt in uns das Bewußtsein sozialer Verantwortlichkeit.

Liberalismus, erfüllt von sozialem Geist, ist unser Programm. Aus ihm ergeben
sich unsere Wünsche:

Eine gesunde Vodenreform, durch die jeder Familie eine menschenwürdige Wohnung,
ein Heim, geschaffen wird. Frauen in den entsprechenden Kommissionen und Wohnungs-
inspeklorinnen. Unser Ziel ist: die Stadt zum wohniichen Haus für Alle zu gestalten.

Einheitsschule als Grundschule mit erweiterter Volksschule und gegliedertem Oberbau.
Förderung jeder Vegabung zum Wohl des Ganzen ohne Unterschied von Rang und Stand
Vaterländische und religiöse Erziehung, aber kein Gewissenszwang auf religiösem, keine
Unterdrückung der Privatinitiatioe aus pädagogischem Gebiet.

Ausbau der obligatorischen Fortbildungsschule für Knaben und Mädchen. Haushal-
tungsunterricht und womöglich Ausbildung in Kinder- und Säuglingspflege für Mädchen.
Förderung der städtischen Kleinkinderschulen.

Weiblicher Einfluß in allen Fragen der Fürsorge für Kranke, wirtschaftlich Schwache
und Kinder. Anregung und Förderung prioater Tätigkeit auf sozialem Gebiet.

Allmählicher Abbau der Zwangswirtschaft.

Dies sind die Fiele, die uns als Frauen allen gemeinsam sind. Für sie setzt sich ein

die deutsche liberale Volkspartei,

die unsere Fraueninteressen am besten vertritt.

Vedenkt, was es gttt! Keine versäume ihre Pflicht!

Dle Losung der Frauen
sei die Lisle der deutschen liberalenVolkspartei!

Der Frauenausschutz der
deutschen liberalen Volkspartei.

Die Entente-Offensioe gcgen Petersburg

- Nach emer Mitteiluna wird die Entente den
Plan zur Durchführung bringen. den Bolsche^
wism u s a-n seiner Wurzel in Rußland au S -
kmrotten. Militärisch rverde der Ning um die
SowjetMepublik immer e n ger n es'chlo.sse n,
wo,M die BManländer. Finland. Polen mnd die
llkvaine ihre volle Htlfe bringen müßten.. Die
Wendung der Ewisnisse in Rutzland stehe dicht
oor der Tür. das? sich bcreits die neue Regierung
für Nußland in Dorbereitung findet.

Nach einer Metdmia der Basler Siachrichien
aus Moskau hat die Offensioe,der Alli-
ierten segen Petershurg von der See-
seite her eingesetzt. Das Eob-iet von Peterhof
liege beveits untex dem Fe-u-er der eaglischen und
fVwnzösischen Schiffsgeschütze. Nach diner Mittei-
lnng der Lritischen AdmiraliEt kremen etroa 21
Kriegsschiffe der Alliierten i-in stnifchen
Mserbusen. Die franzosischen wie die -englischen
Schiffe stehen unjer denr Kominando doS Ad-nvirols
Cuvam der den allgemeinen Angriff ttitet.

Die Aufteilung der Türkei
Wie das Büro, Radio aus Nenmork meildet,
teiilte die Newyork Times nvit. England hätte

eine neue Lösung.der türkischen Frase vorss-
schlag-en, Nach der Konstantinopel im Bes i tz des
Sültans veribleiöen werde.

Deutsches Neich

Der bayerlkche Landtag

tvai aim Mittwoch nachnüttag M seiner ersten Ar-
heitssitzung Mscunmen. Ein Negverungsvertreter
teilte mit. dasi der.Entwurf einer endgül-
tigen Verfassung für den Freiftaat Bayern
dem Landtag in der nachsten Woche vorge'.egj wer-
den würde. Eeneral Köpperle teilte namens
der Regierung mit. daß der sogenannte Erenz-
schutz im Allgcm. d-er Qberpfalz und in FDainlen
fetzt nach Wiederkehr der Ordnung aufgelöst
wevde. Nach Bsantiyortung einer Intervellation
über die Kaalitionsfreiheit wurde die Sitzung auf
heute vertagt.

Die Sitzung hat die evwartete Klarung der
innerpolitischen Lage Bayerns nock nicht ge-
bracht. Regierung mid Parteien hielten es für
sut, die srundsätzliche Aussprachs hinausüu-
schieben. wenn man auch Larüber aiuf beiden
Seiten klar ist. dasi das emzig Mögliche unter den
gesebenen Verhältaissen ein Koalitio.nsm ini-
sterinm sein kann. Die Verschiebung erfotgts
mit RüMcht auf den s ozia ldemv. krat is chen
Parteitag der am kommenden Sonntag m
Nürnberg stattfinden wiro.

Kunst und Mssenschaft

s Theaterkutturverband. Dr. Ernst Leopold
Stahk. Mitghied des Verwaltnngsrats und Vor-
sitzender des Uterarischen Ausschusses. hat sjch Le-
reit erklärt, den Posten des Peneralsekre-
tärs des Gösamt-Verbandes Mr Förderung deut-
scher Thoaterkultur M übernehmen. — Dr. Lud-
wig Seelig. gleichfalls Mitglied des Verwal-
tungsrates und Generalsekretärs des Dsutschen
Bühnenkartells, iist als Dezernent für das
Theaterwesen in das prenßifche Kul-
tusmi n i ster i um Lerufen wovdon. Die Er-
nennung ist durch Kultusminister Haenrich M dc.m
Zweck erfvlgt. um in enger Fühlung und Zusam-
menarbeit mit -dsm Theaterkutturvcrband und den
Bühnenangehörigenverbänden an die Neuordnung
des Theaterwesens — Refvrm der Thecctergesctz-
«ebung, der Theater-Berfassung und des Unter-
rüHtswesens — heranzutreten. Dr. Seelig M von
senien Organisotionen vorläusta beurkaubt, behält
st'inen Wobusitz in Mannheim bei. und blsibt
Rechtsamo-att.

^ Maeterlincks ,,Der sremde Gast," erscheint in
deutscher Uebevsetzung im Wiener
Bevag -oon Hugo Heller.

* Neue Fichte-Funde. Slls -vveiles Stiick in
let'E vielversprechenden BuchrMe Äücksn"
Wird der Verlag Frtedrich Andreas Perthes A--G
su ^otha demnacM eine Arbeit bes Berliner
Frchte - Forschers Marvmilian Rnnge. heraus-
bruigen: „Neue Fichtesunde aus der Heimat und
Schau'iz. Preis vier Mark. Das Buck onthälr
wertoolle noue Beiträge Mr Gcschichte des PHUo-
s-opl-en. dem gerad-e >n unseren Tagen ein stäudis
wachscndcz Verständnis entgegengebmcht wird.

^ Linnes Stammbuch, da§ von dem Linne-
Fa-rscher. Felix Bryk. in Stockholm aufgefunden
wuvdc. -ist nuinm-ehr in Stockholm mi Druck erschie-
nen. An ein-e an tritischen und histoiri'chen Anmer-
kungen reich; Worrode dcs Herausgobers schließen
sich etwa 100 Seiten sorg^am nusgeführter Fak-
similes. Eintragungen, sa ganzs Abhcmdbuneen
der -berühmtesten Nnturforscher fener Zeit. Das
W-rk stellt eine wesenttiche Bereicherung zur Lc-
bensgeschichte Linn's dar.

* Der tolle Vcllmann", ein Schwank. der eine
Satyre auf Bühnenproduktion und Theaterwesen
versucht, wurde in den Münchener Kannncrspielen
ausgezischt. Der Autor perstcckt sich hinter
dem Pseydonym Qualle — es ist der LekaNnte
Simplicissimus-Mitarbeiter Peter Scher.

* Ceheimrat Sauerbxuch. der bokannte Mün-
chener Chirurg, der Mintster Aner und Graf
Ario behandelte. hat e-inen RUf <m die llniversi-
tät Frankfurj a. M. erhalten.

* Hochschulnachrichten. Der Vertreter der
Chirutgie an der Uniiversität München, Eeh.
Hofrat Prof. Dr. Ferdinand Saiuerbruch, hat
einen Nuf aa dve llnioersstät Jr-ankfiurt a. Äk.
erhallen. — Der Privatdvze'nt für Laryngv-Otolv-
gie an der Münchener llniiversttät, Dr. med.
Nudolf Hvffmann ist als Opfer der Rsvvlu-
tion aus 'deni Leben gsschieden. — In der medi-
zinuchen FakultÜt der ncuerrichteten Hambur-
gischen llniversttät stlid 11 Ordinariate besetzt
worden: M ordentlichen Professoren stnd ernannt
worden die Professoren Dr. med. Hcknrrch A l.
bers - Schönberg, Dc. Ludolph Brauer
lInnere Modizin). Dr. M. Pl>. Dunbar. Direk-
tor des Hyaienischen Instituts. Dr. Eugen
'FraenLel (Path. Anat.), Dr. Ottp Kestner
(Phvsioil.), Geh. Sanitätsrat Dr. Hermann Küm-
mel (Lhivurgie), Dr. Bcrnhard Nocht, Direk-
tor des Instituts für Schiffs- und Tropenkrank-
herten, Dr. WilheSm Weygandt (Psychiatrie)
und Dr. Hermann Wilbrand (Augenheitt.h Dr.
Friedrlch Meves und Dr. A. Vvrnstein. Exz.
Dr. Ludwig .v o n Köhler, der frühere württem-
berstzche Staatsminöster des Innern. hat sich in
der staatswiss-enschaftlichen Faknltät der Universi-
Et Tübingen mit e-iner Äntrittsrede über das
Tbenva „Zur Frage der Vereinfachung der Orsani-
i-ativn rn der innereir Staats.verwattu.ncr Würt-
tenibergs" als Privatdozent für Staiatsrecht. Ver-
maltungsrecht und Verwaltungslehre einseführt.
— An der Freiburger Un'voersität M dem a.
o Prcfessor für Astronomie und angewandte iMa-
thematit, Dr. Ernst August Ansel. ein Lehrauf-
trag für eine Vorsesung über Aerölogie uind Me-
teorologie pnd dem a. o. Professor Dr. jur. Herm.
Kantorvwicz ein solcher für eine Dorlesung
übör Bürgerkunde ertcitt worden.

Auinor vom Tage

* Glosse. Früher hieß es: Wenn drei Deutsche
Msammeiitreffen, dann gründen sie einen Verem.
Das hat sich neuerdings etwas geändert: wenn
drei Dsutsche zusammentreffen, dann ernennt sich
der erste zum Nat. der zweite zum Vollzugsaus-
schuß und der dritte wird als Gegenrevolutionär
verhaftet. (Eduard Kropf in der „Jugend.")

* Bom Gcschmack. Ich hatte eine Eintrittskarte
zu einem Kirchenkonzert berühmter Größen erhal-
ten. Da ich verhindert war .trat ich meiner Köchin
den Platz ab. „Ja", sagte sie anderntags zögernd
und verlegen, es war ja ganz schön —" „Nanu",
sagle ich erstaunt, „hnt es Jhncn denn nicht ge-
fallen?" „Das schon. Hcrr Prosissor. aber man
ist doch durch das Kino etwas verwöhnt."

* Soldatenersatz. Die sächs. Laiidsturmforiiiation
hatte Ersatz aus der Heimat erhalten. Die alten
Soldaten beurtcilten die neue militärische Ausless
mit gemischten E>.fühlen. Da war ein brsonders
kleiner Krieger da aus der Chemnitzer Industrie-
gegend, der das allgemeine Kopfschütteln srregte.
Ein Kind in Feldgrau — ach Eott, wie viele solcke
Kinder sah man da draußen. „Euck emol, Baule",
sagte Florus, „das kleene llnglickhihnchen. Den
hat damals der Vater ooch bloß stenographiert!"

* Wahres Geschichtchcn. Sisbente Mädchen-
schulllasse. Das Aufsatzthema lautet: „Wie ich
mir mein Lebcn als Erwachsene denke." Wir
wollen in die naivste Arbeit guckcn: „Wann ich
groß bin. möchte ich eiir schönes Haus in München
haben. Ich möchte Wngen und Pferde haben und
täglich spazieren fahren. Dann möchte ich auch
einen HUbschen kleincn Iungcn haben. Und später
würde ich dann viellcicht auch heiraten." „Rei
henfolge!" schrieb die Lehrerin rügend an den
Rand des Schrsibblattes."

^ Aus dein Moralitätensack. „Denke dir", sagte
der Mann zu seiner Frau. „ich gehe ahnungAos
meine Straße, da fältt von cinem Wagen 'n Sack
herunter. Ein Sack Kleie! Der soll uns nu schön
über den Winter helfen." „Vater!" mischt sich der
Iunge in die Familieiiunterhaltuiig. „und wir ha-
ben heute rn der Schule gelernt. unxecht Eut ge-
deihet nicht?" „Ia freilich. Ia ja". bestätigte der
Bater, für die Menschcn. Äber nich fnr die Sau!"

Die Gemeinderocchlen

Krokodilstränen

Der Rückgang der demokratischtz«
Stimmen erweckt in der demokratischen Presse
«hr lebhafte und rührende Klag-en über die Zer-
iplitterung des Bürgertums in versch.edene Par-
teien. wobei besonders die böse «libevale Volks-
partei" angeklagt wird, daran schuck M ssin Deml
gegenüber soll doch. um diese Rechnung auf das sa
.chlechte Eedächtnis der Leser zu durchkrcuzen dar-
aivf hingewveien werden. wer an dieser Zersvliite^
rung schuld ist.

Das gesamte deutsck>e Bürgertum. soweit es
mcht konservatw gesinnt ist odcr zum Zentrum
ichwort. konnte heute geemt sein, wenn nicht d c
sanz echten Demokraten diefe Einigunc
hintertrieben hätlen. Sie haben den volli.
gen Zusammenschluß der Nationalliberalen und
der ^vrtschrittttchen Voltsvartei unter lobha'ner
Mitwirkung der Frankfurter Zeitung verhindcrt
sie haben durch ihrv Anbetung der ..große,, Cri
rungenschaften" der Revolution, durch ihre
Schimpferei äuf alles Vergangene. durch thre er-
bitterte Anfeindung eines Ieden. der «n den
doutschen Sieg geglaubt hatte. als ..Annexionist"
die kräftig national Empfi-idenden in Scharen z«
den Deutschnationalen getrieben. Sie lwben fer.
ner durch die Ablehivung jeder L.stienvevbindimg
bei den Nationaloer)aiimilungSWahlsn fürs Ncich
verbmdert. daü die Nackteile der Zersplttterung
wieder ausgeglichen wurden.

In B-aoen wurde m den Wahlbestimmungen
f>ür dvo Nationalversammluing die Listenver-
bindung überhaupt ntcht zugelafsen
und auch bei den Gemeiudewahlen geschah das
Gleiche. obwvhl es in beiden Fällen eine Kleinig.
keit giewesen wäre, eine dorartige Be.sttinmuiiz
MM Eesetze M machen. Warum haben die denw.
kratischon Minister und Abgeordneten niicht dafür
gesvrgt, wenn ihnen die Zersptttt-evuna des Bür-
aertnms wtrklich so schmerzlich war?

Wir wollen den wahren Grund sagen. wehhalb
dte Wahlbeteiligung so miserabel gsworden ist.
Weil sich weite Kreise der dsutschen Wähler von
der Soziaildeinvkvatie wie von der Demokratie b e-
logen und betrogen fühlen. Bei einem vo-
litischen Volke würde diese Empsindung dazu ßüh-
ren, Äaß dte Wähiler die näckste Wahl benützen.
um die schuldigen Parteien von ihren Sitzon ber-
unter M werfen. Der deutsche Wähler in seiner
vollendeten, politischen UnfcÄskeit mcLult und
trotzt und geht nicht zur Wabl und kommt sich wy-
möglich noch dabej gro.ßartig vor. statt daß er sich
vor den Spiegel stellt und sich sagt, daß er esti un-
endlicher Esel sei.

llm so srößer tstdie Pflicht derjeni-
gen. die wirklich politffch denken. alle Kräfte an-
Mspannen, um dtese Wahlfaulen aufMpeitschen
uud zur StimmabsaLe M veranlasien, die die ricki-
tige Qnittung darstellt für das. was dem deut-
schen Wähler. auch durch erheb-ichss eigenes Mt-
vsrschulden, angetan worden ist in den letzten Wo-
naten. zur Stimmaibgcrbe für di>e liberale
Vvlksparter.

Die Wählerversammlung der Deutschen ttb.
Volkspartei in Neuenheim

Der qute Besuch der gestrigen Wählerversamm-
lung ini „Schwarzen Schiff" in Neuenheim war
ein neuer Beweis dafiir, datz die denkenden Wah^
ler Hcidelbergs der Deutschen liberalen Volks-
partei mehr Interesse entgegenbringen, als es die
Gegner wahr haben wollen und ihnen lieb sem
wird. Da man unter den heutigen Verhältnitzen
auch bei der Behandlung von gemeindepolitischcn
Fragen schwer um die Erörterung der durch den
jchlcchten Ausgang drs Krteges entstandenen Lgge
herumkomml, fo nahm der 1. Redner des Aüends,
Zeichenlehrer Binal. in längeren Ausführungen
hicrzu Stellung. Den Hauptgrund unseres Ver-
sagens im Herbst vorigen Jahres erblickt der Red-
ner in dem Mangel eines ausgeprägten National-
bewußtseins der Deutschen. Diesen Mangel haben
die Gegner verstanden zu ihrcm Vortsil auszu-
nützen, denn als sie sahen, daß wir mtt den Waf-
fen nicht zu besiegen waren, sctzte ihre Propaganda.
hier ein und ihr Gerede von Völkerbefreiung und
Volkerverbrüderung hat den von jeher zu weltbur-
gerlichen Ideen geneigten Deutschen soweit beue-
belt, daß er im Vertrauen auf jene Worte die Was-
fen niedergelegt hat und nun, da er wehrlos da-
st'ht, schen muß was jene unter Völkerbund und
Eerechtigkeitsfrieden verstehen, daß ihm Friedens-
Ledingungen aufcrlegt werden sollen wie sie sett
Larthagos Zeitc-n ketnem anderen Volk zugemutrt

^^Der zweite Nedner. Stadtrai Heinrich Koch,
führte die Versammlung auf den Voden der Ee-
meindepolitik zurück, der seine Ausführungen mit
einer Erinnerung an die Eingemeindung Neuen-
heims eröffnete. 30 Iahre seien es her als m dem
alten Gasthaus „zum Schiff" die Versammlung
tagts, in der nach langen schweren Kämpfen uder
die Eingemeindung Neuenheims abgestnnim
wurde. Damals hat es aller Tatkraft bedurst um
das Ziel zu erreichen. Wie sich das politische ^en-
ken im Laufe der seitdem verflosienen Zahrc g-
ändert habe. zeige die dicser Tage erfolgte
qemeindung Wieblingens, die fast unmertuch s
den größten Teil der Einwohner vockzogen wor-
den ist, denn heute ist es jedem klar, daß uur >sros,e
Gemeinwesen in der Lage sind. alle d,e Aufgaven
in oollem Maße zu erfüllen. die ihnen in zuneh-
mender Zahl zur Bereitschaft zugewiesen weidcn.
Zur Kemizeichnung dieser wachscnden Ausgale
führte Stadrat Koch als Vergleich emige Zah e»
aus dem Haushalt dsr Stadt von 1693 üis 1-i
an. Während damals rund 1.25 Millionen aui^-
bringen war.n verlangt dcr Haushalt für 101s> o
Deckung eines Bedarfs von fast 8 Millloneii. ün -
sprechend hat sich auch der Vermögcnsstanv
StaWemeinde verändert. Von 1893 ist das A '
mögen von 6 000 000 Mk. auf 91000 000
Schulden von 5 000 000 Mk. auf 13 000 000 Mar
gestiegen. Nach dicsen einleitenden Ausfuhrungc
ginq 'der Redner dann über zur Vehandlunq ein
ger' Fraqen. um darzutun, daß die Ausdehnunk
der Tätiqkeit der Städte ihre Grenze habe und o.»
von der Kommunalisierunq weiterer Erworv^' A
Wirtschastszweiqe kcin Vortcil fiir die Stadte n>
die Einwohner zu erwarten sei. So HPm /'A
Ueberqang zur selbstandiqen Eutswirtscha>
in Hcidelberq bei weitem nicht die Erwartnng
erfüllt. Insbesondere ist die Hosfnung aui c'
bessere Milchvcrsorgung ill nur sehr bcichrnnkl
Maße in Erfiilluiig gcganqen. Auch die Beteu
gung der Stadt an der Mollerei liat g^
daß die Nersorgunc, der Stadt durch dcn -
handel viel zuvcrlässiger uiid vortellhasler
ist und daß es keincn Zweck hat. alles zu kv'M", '

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