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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 51 - 76 (1. März 1919 - 31. März 1919)
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Leftc 2

Hcldelbcrger Zctluno

M'itUvoch, dcn 26. Mäcz 1919

iZeruwrecticr -Nr. 62 uuö t62

vrr. i2

Wiiso-rs 14 PunkLe

::,i>äüir nnch deutscher Auffasspnfl die vielgenarru-
len Piernctin PrrnLte Wilsons biiven.
Sic find woyl den wenigsren Leseril noch gegen<
wartig und wir dructcn sie darum iioch cinmal
ab. Porausgeschictt sei die Notc. die am ü. Ottoüer
1918 mit der Unterschrift des Neichskanzlers Prin-
zcn Niax durch Pcrmittlung der Schweizer Negie-
rnng an den Präsidenten Wilson abging:

Die deutsche Negierung ersucht den Prcisidcnten
der Nereinigten Staaten von Amerika. die Her-
st e l l u n g des Fricds.ns in dte H.ano zu
nehmen, alle tricgsuhrenden Staaten von dre-
sem Ersuchen in Kenntnis zu setzen urrd sie zur
Eutsendung oon Vevollmächtigten zwecks Auf-
iiahme von Verhandlungen einzuladcn. Sie ntmmt
das von dem Präsrdenftn der Vereinigren Sraa-
ten von Amertta in der Kongrekbotschaft vonr 8.
Zanuar 1918 und in seinen späteren Kundgebrln-
gen, namentlich der Nede vom 27. Septcmbsr auf-
gestcrlte Pwgramm als Grundlage für dic
F r t ede n s ve r ha n d lu n ge n an.

llm weiteres Vlutoergießen zu vermeiden, er-
kucht die deutsche Regierung den sofortigen Ab-
schluk eines W a f f e n st i l l st a n d e s zu Lande,
zu Wasser und in der Luft herbetzufiihren.

Dic Kongrebbotschast vom 8. Hebruar 1919
euthielt dic Vierzehn Pnnkte wie folgt:

1. Die erste Bedingung itt der öffentliche
A b s ch l u h gegenseitiger sl-riedensverträge.
nach denen irgend welche geheime internationale
Abmnchungen nicht mehr abgeschlossen werden
dürfen, die Diplomaie m»g zu allen Zeiten ofsen
arbeiten.

2. Die zweite Bedingnng ist die vollständige
Freihcit dor Seefahrt aukerhalb der Ho-
heitsgewässcr sowohl zur Friedenszeit als im
Kriege, ausgenommen der Fall. das, fie ganz oder
teilweise durch internationale Umernehmungen
zur Aufrechterbaltung internationaler Mkommon
geschloficn wiro.

8. Coweit nwglich, sollen alle mirtschastlichen
Hindernisse beseitigt werden und die Gleich-
hoit der Handelsbedingungen unter
allen Nationen, die sich zur Aufrechteichaltung des
Friedens verpflichten sollen, festgelegt werden.

4. Hinlängliche Sicherheit soll dafür gegeben
und erhattcn werden. dast die nationalen
Rüstungen auf ein Minimum befchränkt wer-
den können, das dte Sicherirng im Inncrn ver-
longk.

5. Unp.arteilichkeii allsr Forderungen,
die auf der strikten Durchführung des Prinzips
basteren, dast die Jnteressen der Völker
g^rade so schwer wiegen. wie dlv Aiisprüche der
Regierungen, die festgelegr werden follen.

6. Räumung atter rusfischen Eebiete und eine
snkhe Regelung aller Rufiland betreffenoen
Fragerr. datz das beste Zufammenwirlen mit an-
deren Nationen gefichert wird. Rukland wird die
freie rurd volle Gelegenheit gegeben werden, unab-
häirgig seino eigene politische Gntwrcklung nno
naironale Politik zu bestimmen. Rukland soll auf-
recht in der Gesellschaft der freien Völker nnter
Wahrung soiner Iustitutionen aufgenommen mer-
den. Rutziand soll in allenr. was es nötig hat
Mrd wünscht. eine mehr als shmpathische Unrer-
stützung finden. Die Vehandlung. die Rutzland
von sernen Schwesternatronen in den nächsten Mo-
naten erfahren wrrd, gibt den Lesten Beweis für
dcren guten Willen und ihr Verständnis für Nuk-
lands Bedürfnisse und für ihre einmütige und
selbstlose Sympathie.

7. Belgien mutz, wie die ganze Welt es
gutheitzen wtrd, geräumt und feine Souveränilät
wteder heraestellt werden. Keine Handlung wird
wis diese oazu dienen, das Vertrauen der Ra-
tlonen in die Eesetze wieder herzustellen, die jie
für ihre gegeuseitigen Veziehungen fesjgelegt
haben. Ohne diese bleibt das Vökkerrecht sters

Stückwerk.

8. Alle französischen Gebiete müfien
Lefreit und die eroberten Gebiet^ wieder herge-
srellt werden. Das Unrecht. das Frankreiü, im
Jahre 1871 zugefügt worden ist. und das den Frie'
den der Welt oor 40 Iahren aus dem Gleichgewrcht
brachte^ mutz derart wieder in Ordnung gebracht
werde», datz der Friede im Interefie aller gesichert
wird.

9. Die Aenderung der italienifchen
Grenze cruf klar erkennbaren Zielen der Na-
tionalität.

10. Die Völker OefiErreichs. dessen Pkatz
wir untcr den Nattone« garantiert und gosrchert
habeir wollen. müfien eine erftr Gelegenheit zur
«rrttoilomen Entwtcklurrg erhalten.

11. Numänien. Srrbten und Mon-
tenegro müssen geräumt werden. Die besetzten
Gebieto müfien zurückgegeben werden srestored).
Serbien mutz einen freien und ficheren Zugang
zum Meere erhalten. Die veziehungen der Bal-
kanstaaten untereinander müfien in fortschrittlichem
Gedankenaustausch aus der Grundlage dcr histori-
schcn Zugehörigkcit und der Nattonalttät geregelt
werden. Internationale Garantien müsssn fiir
dic polrtische, wrrtschaftltche und territoriale Uir-
vcrletztheit der verschiedenen valkanstaaten gege-
ben werden.

13. Ein unabhängiger pol'nifcher
Staat mutz gegriindet werden. der in sich die Ge.
btetsteile einschlietzen mutz. die durch eine un-
widerleglich polnische Bcvökkerung Lewohut sjnd.
Er mutz einen freien nnd ficheren Zugang zum
Meere haben und seiue territoriale Unvcrletzltch-
keit muh durch etn internationales Abkonrmen ge-
sichert werden.

14. Es u'utz ein allgemeiner Völker-
bund aebildet roerden. der bestimmte Verpslich-
tungen oafür übernimmt. datz gegenscitige Garan-
tien für die territoriale llnvsrlcchlichkeit aller
grotzen und kleinen Staaten gegebsn werden.

Dre Lebensmittslvsrsorgrmg

Ansfahrende dentfche Dampfcr

Hamburg, 25. März. Au« dcm Haiulnuger
Hafen stnd heute weitere 11 Damvfer Mr
Entgcgenmrhmc vsn Lebe»smittela der Entc-.rts
ausgefahreu. Jm gauzen stnd co bis jetzt Ag
Dampfee.

Der am-evrkaniifche Hafenossrsier von Hamburg.
Karfttiin Robinson. hat mrtgeieilt. datz die bei-
den erstew amerrkanischsn Lebensnnttelfchrfstx am 26.
MArg von Rotterdwnr auslaufen und am 28. tn
Hamburg eiwtreffcn weiden. Der amerikanislho
Domvfcr „West Earmlar", der mit Lcbensmlttoln
nach Dansis besttmmt war, ist in Hamburg ciiige-
lausen: cr sollto bc-nte vo-imittag 9 llhr ve-iv Bruns-
büttel Ur den Kanal etnlan^u. h Ln-; nb'r Gsgen-
orL-er ivach HanUburg. Er bvingl 120 000 Zentmr
Mehl urrid 20 000—30 000 Zentnsr ande"« Lebens-
mtttel, drs sttfort mrter die- umter d<r HntngLMockade
rrm moiifisn- notloidemden deutkchen Geineinden zur
Verteilung selangen sollen.

Das Elend unserer Gefangenerr

Berlin. 25. März. Der deutsche Vertreter rn
Spaa hat der interallirerten Unterkommisfion- für
Krlegsgefangene eine Note iiber die traurige
Lage unserer Kriegsgefangenen übersandt, worrn
erneut dararrf bingewrejen und um schleunrge Ab-
hilfe erfucht wird. Danach erklären schweizerische
Lertreter solgendes: Das ncue Ofsrzrerlager rm
Dcpartementsgefängnis in Larcassonne rst
völlig unfertig. Ein Krankenhaus und Oefen fch-
len und die in Ausjrcht geitellle Zahl ist so ge-
ring, drch nur ein Teil der Naume geheizt werdeiL
kann. Zahnärztlrche Pslege nnd Däder sehlen. In
dem Mannschaitslager oon St. Martin de Re
herrscht grotzer Wafiermangel. Es fehlt ag Strüm-
pfeu. Lie Betten srnd nur dünn und klein. In
dem Lager von Orleans find die Arbeitsräume
dunkel und unheizbar. Brauserr und Abtriito
reichen nicht aus. Der Krankenraum hat keine
Betten. Die Dlrrchgangsgesangeiren liegen in
einem grotzen, unherzbaren Zelt auf reinem Stroh
, mit nur erner Decke. Es mangelt an Wäsche und
zum Teil auch an Etzgeschirr. In der Kaserne
Richpanse (Ruen) schlafen die Krregsgefan-
genen auf blotzer Holzwolle. Als Etznäpfe dienen
noch immer alte Gasmaskenl'üchsen. Vrele könrrrn
nrcht nach Hause schrerben. weil seit vier Monaten
keine Postkarten zu erhalten find. Die deutschen
Kricgsgefangenen in Tournay (Frankreich) ha-
ben aus Deutschland seit längerer Zeit weder
Nachrichten, noch Pakete erhalten. Vom Aufsichts-
personal (Franzosen nnd Belgier) werden fle mit
Kolbenschlägen nnd Futztritten' mitzhandekt,
meist wenn ste vor Erschöpfung znfammenbrechen.
Die deutschen Krregsgefangenen in der französt-

schen Kriegsgefangcnenkomvagnre 114 iir Belfort
habcn bci erirer schweren Grivpeepidemie rrur ganz
unzurerchende ärztirche Pflego erhalten. Sowert
sie überharcht im Lazarett rrntergebracht wurden,
wurden ihncn die Bettstellen fortgenom-
men.

Amerika als Geldgeber derEntente

Das Schaüamt der Vereinigtcn StaatLN bat
ne.uordi'irgs seinen Vevbündeten wie'der Vor-
schüsse sewährt: Frankreich 100 Äkillioneq,
Dollar, Jtalien 80 Mrltiorren, Belsien 40
MMilMen unid Tschecho-- Slowakien 18 Ml-^
lionen Dollac. Amerita bat densnach minmshr ins-
scsamt 8,85 Milliardcn Dollar an seine BeMinbe--
ten ausgcsahlt. Davon entfallerr auf Frankrcich
2,5 MillvLrden. auf Ital-i>en 1,4 MLlliarden, auf
Belgion 938 Millionen und auf bio Tschcchs-Sloroa»
ken rund 35 Millioncn Dollar.

Deutschss Rsich

Die deutsche Nationalversammlung

rst nach 1Z4wöchcntlicher Pause gestern wieder zu
einer Vollsrtzung zusarmnengetreten. Auf der
Tagesoronuug stand eine Neihe meist von den Un
abhangigcn zu durchsichtigen Agrtationszwecken
eingebrachte» Anfragen, die des weiteren Inter-
cfies entbehren. Dagegen Mrt die Aafrage des
Abg. Dr. Rreser tDentsck>e Volksparter) über
Vergewatttgungen der Zeitungen in der
Pfalz durch die Franzosen zu ernem erhebcnden
Treuebckenntnis der deutschen Psalz und ihrer
deutschen Bewohner.

Dre Interpcllatioir dcs Zenirums und
dcr deutschen Demokrateir über die Notlage des
rnusmännischen und gewerbltcherr Mrltelstandes,
sowie eine Interpellatron der Deutschnatronalen
betr. Wrederaufbau dcr während des Kriegeg still-
gelegten oder geschwächtcn Betriebe wurde oom
Rerchswirtschastslnlnister Wissel dahin beant-
wortet, datz dre Regierung Aufträge erteilen
werde soweit es bei der gespannten Finanzlage
des Rerches nwglich sei. Die bürokratiscken Me-
thode» der Kriegswirtschast würden nicht fortg^
setzt werden. Für die Beliesernng des Hand-
werks nrit Rohstoft'cn und Detriebsmttteln werde
so wett wie nröglich gesorgt werden.

HeutS wird das Haus Wahlprüfungen und
iteine Vorlagen erledigen.

Nerzögerung des Verfassungswsrrs

Dis evsttz Lcisung des VerHafiunssentlmrrfs im
HanVtLLsschuk l'oürfte, wi^ fich jstzt herairsfteM, frü-
hestens Ende Mai zu Ende gehen MÄ dre rwette
Lestrng ÜLer dre Pfin«sipamise hinaus dtv'iern. Vor
Errdv Irmi lvirL» die Vollverfivmmlung stch aifo nicht
mrt ver Berftrfiung üofchästigen. und da sie doch <u ch
e-ftre längeve Sommervaufe mache-n rvird, sppich-t
mcm schon von der Möglrchkeit, datz die Berxvbfchie-
dt'irg des Verftrssun.Vwerkes sich brs in den Heubst
binorn verzöeern wird. Von Webmar geht d'e Na--
tionaLvarhanmrlung rmröchst nicht mohr fort, >da das
Nsichstags g ebäud e injkolge der langen mi-
Ntärische-n Vefotzung einer mehrnwnatiscn Er-
neusrung bedarf.

^ 4lnerkeunnng dox Reichsregieruus durch die
Schrveir. Der schweiserische Bundesvräsidoiit Ad o x
hat dir§ Schreiiben des Rerchsvräfidenten Ebert, vn
dem dieser ibm seine Wah! und seinen Amtsantritt
angLzeigt batte, mit einom wannen Handfchreiben
ü«M twortet. Danvrt hat dre Schroois als evster aus-
wirrtrser Staat die neue -deutsche Reichsvcgi-evu-ns
aucrkannt.

- Das Kehalt des Reichspräsidenten. In einein
der Nationabve.<<nmnlung »ugesamrenen Nachjrags-
etat wird für den ReichspräsDenten Ebert monat-
li.h orn Aufwandsgeld von 100 000 M. eefor-
dert. Der Betvag ist zablbar vom Tag«? feiner
Wrch! an. sodatz er im lauifenderi Etatsjahr vom 11.
Feb-mar Sis zunr 31. März 164 286 M. e chält.

§ Du fiegst, wann bich dein Freund besiegt. 0/
SophvkleS A

Oassels Verhastung

(SS. Fortsetzung.)

,.So? Da-» kriegt er wieder. So. imir heule
noch. das sehl:e gerade nock am Sonutag. Jrnmer
diese Leutc da drüLen. die find und bleiben meiu
Uiuslück".

Lefte ha-tte die Mutier dre schluchzende Tockster
rurs dcim Zinrmer geft"chr1 und in ihre Strvbe Leeei-
tet

.^Lrna, was heitzj dies alles? Mavum rveinst
du?"

. Pap'a hat mich fti angofckrien. uud dti bftr ich

so ersckrttcken —"

"Da womt man doch nftht gleich. Wäs ist denn
kas mrt denr Frit, Dafiel^"

^Zch rvcttz es nrchtl Gar nichts ftt esl"

Em n«ler A-usdruch yon Trä-nen schültolle-fi«
slnde es fo rnrLLaublich. dafi Paxo das
Bua- NrruEchlcken v7ill« -- T«s wär!- Lmn Lch
asldt'n' ^ ^ drWen tzrfi recht ctwas oer.
radezrr'd ' ^ Ecchccht. es omvört mich ge-

..Sei rchi-gl Papn wird d«s nicht tunl" Frm,
biu^ber ia das Wahnzftninrer. Dort
fatz schweiacud ihr Gattc rnch zoa nervös m, der
Nrkotmfre.en.

..Liebex Hdrtig. ist es wirklich demr Ernst. das
Buch zurückzusch.lkci' ^ ErLau.be imr. rch meine do^
niit würdeft du d.ch bei fenen Loutei'. herabsetzen!
Der juiiHc' Mensck würde es seinen Ellern Lerich-
ten. Das willst ou doch gewätz nicht, nich! »vahr,
Lieirr Bomro? Ich gluuD-?, ec. einfach zu igmorie-
ren. würv befser!"

Der Ga-t e schwieg. Dann r.?l er plötzftch:
„Wirf das Diurd ins Feuerl" .

„Ia. gewlfi. das wird das Beftc iein! Etlis
naL-m fic dic Prcfchftre vom T'M weg uM scho-b ste
su dtc Tchck? So. nuir haft^ sio das mtcrefiaiite
nnd konnto es mit scharfam

vrift'en

^ Levnore. ich wevd< «u,2 der Soche nicht

klug." sagte Hartig duanpf. »Warum schickt der
Mensch dos Duch her? Warmn schreibt er «troas
von Vereihrung l Wenir er fich elwa eiirluttem lafien
sollte ustt einer un-serer Töchter zn flirton, erne
Pausstererer stch zu gefifttten. das unire dsä» eiue
boidenlolö Unverschämtl^eit! And Erna lätzt sich das
ftc wahl aefallen?"

Die Gattin sctzivieg.

..Sitft Ler Arensch rricht in Mfincken? Ach sa,
srellich! lftvd sre wrll ftr durchaus nach München
— aha! Das sirch die Früchte von solcher Tände-
lei! Nein. da mufi ein Riegöl vorMchoben wer-
den! UnHedingt! UnveuschLmtheit sernerfeits!
Albernheit vonsocken Eritas! Ha-1"

Hartig hatte recht prophezeit. der Ssnlft'M war
sehr nngcmüilick gemorden. Die Gattin lcch ihn
st-umm von der Serte an. die Tochiek- siwachen erst
rechl korn Wort. Erna hai« nock im.iriL'r roige-
weinte Ausen. Melitt« schnitt nredorLrücktise. höh-
nrschs Gestchter. Tie Schwestern ignorierlon stck
rvcrs schlin mer war. als wenn fie fich o-ssen ge-
zamkt bfitt'eii.

Beim AbenS:chrat acker erk ärte au.r ermnnl der
Vaieir kategorisch: »W'.r f-al-ren nach BLmsin! Ich
rverde mrch morgen bei einem KQlleern nach Wah-
nu-nweu ertund-igen".

Am späienv Abend ab,rr sckrieh Erna heimlick
einen Brtef an Herrn Dr. Dafiel und beidankte sick
in Lurzen Worten ffir di« l>-ebenswiirdiGe Zv'sen-
dung; demr cruf dem Streifbcvnd. Las fie ihermstch
hervorgesucht. war auf dex Nücksoite Na>me rmd
Wöhnort dcs Abstmders verzeichMt.

ZwölftegKaptiel.

In der Landwehrftratze zrr Mfinch. :i mbt es
viele Mu.'eraleliers.; und in etznsm vw.i L«n vielen
svan>d anr Morgon. so gegen halb o Uhr. der
Kunstmal-er Dr. Frttz Dafiel vsr seiiker Siafscler
und tupfte mit einem seftrer Piicsel sehr bÄMftlm
rmd irachL>eirklich von der b«ntbrfleckten Palette
zinnnberrotc Fleckon als Mveirro'enblü.teu in den
Dordcrgrund einer pompösen Limdschftt. in lderen
.Hrntersrnnd dunkle, graue Wo.kcn li'egchwer zu
Tal drängteii. „Eewitter im HochLeckirL^!"

Ein HM^ch-er. schlanker Monsch von ungefäkr
fünftmdzwanzig Iahren. dioer Doktor und Muler
ganz unähuUch dem ftrrzibeinigei, u„v isrMlsrrteil
Herrn Pcrpa. Er mar vies ek>er das Ebc»rh»Ld der
Akrtter: Profil, Nase. Stirn. Hcvar irud Nugen-

farbe. Nur datz zu dem Schwärmerischer, in Frau
Klaras Arrgen noch eiir hellex Blttr von Hum»r
und Selbstbostrrnnmirg hinzukam urrv ein Mänu-
liches von Cckmeid, Klugheit und Tatkrast.

Der le-ichte Schn'.ttz, der srck cwf dor linke»
Wamge un er der Spihe des siosten Schnnrrbarts
h'imzos -erstete auf das cckadernisch^ StuÄ'mm. das
fwr Papn nun etnma! hartnäckig zur BckdingAng
Urr schsver gewäl-rten EinrvilliMiru tn die Kmrst-
lauflmhn c/macht hatte. Ietzt war die letste d.r
Bedingrrng. der Doktortzrrt. eirdlick nird glücklick er-
ftillt — „der Quu fch abgetan". Ilirbetzindert
konnte er sich seiner ge ietzten Malercir hingobeir.
Mrt umso frischerez Lust und unr so grötzerem
Fseitz tat er es.

Hinter itzm. in einem ledernen Klubscsiel des
elegai'.t ausLestatteten Ateliers. satz ftrin Vusen'.
steund, der Malex Eastaiv Baum>eier. und Mckte
zu wie eine Alpenrose neben der cmderen en stand
- mil einem Gosicht. das selM eftie bunte Palette
wuftvst'S yon sachverstänDiger Krrttk. ttchdvoller
Bewunderung. gutherzigcr Kameradfchaft und Wu--
niger Drottlgkest. . -

„S^n. setzr schön!" sagte Bavmeior e.,rt-

^^alt^deinen SchimLol. moin ftebe'r G-usftrv. das
wcitz'ich allcin," crwiderte Fritr Dassel lrockem und
gemfitlich. trat etn Mar Schrttte von denr Ge-
mälde Wriuk und legte den Kopf auf d o Selte. unr
die Wirki'ng der rotcn Kleckse zu priifen. Dann
aucftchte er etuxrs Weifi aus dor Tutze a-us dre
Pnft-ste. rtihrte u»d tupste wetter.

Ksnnte Brrnmrei« dem jungen Dassel ftr «llcmr,
mas die edle Krnstt der Ataleroi betraf mrd wos
mrt deren Studium inehr oder nstnder zussftmmen-
hi.ng. ein oortreftlrchsr Mentor scin. ss vernrochte
Fritz Vagcgen dem Freunde durck Gewätzrung der
Te'ünahme <m feinen Studien. Vorlefumgen und
Büchern wertvolle Hilfe zu gewähren. Als os an
d«§ Examenpauken ging, tzörte Gustcw das Eftrge-
lcrnte aewisfenhaft tib-. und Frih erklär ^ d«r
Stoff dem Freu'ride arrssützrl'ich, däbci umfo ra-
scher und besser lerncnd. wätzrend GL'K-av begMert
rmd entzückt dre Künst der Antrke Italiens und
Dvntschlairds sich vertrnut nmckte.

„Dn köimtest dir eine Zigarre ansteckcn und
inir eine mitbrinMN," sstgte Fritz. der sehr erfrig
maltc. denn er war geradr schön tn Stimmung.

Bad. NaüonalverfKnrmlung

Karlsnihe, 23. März.

Prasrvcut Kopf erössnete gegen 9 Uhr die
Sifiung,

illdg. Dr. Glockner lDcm.f berichtet sür dc^
Verfafiungsausschutz über den Gesetzentwurf, ditz

Slllc'einandcrjctznttg mit dcm Grotzh. Hanje.

Der Bcrrchterstatter stellte fest, datz es Dan! dem
opserwrltrgen Entgegcnlommen des Grogyerzo^s
nwgtrry war, einen ^ertrag zu vercrilbaren, ver
fur den StacU gunstrg rst. Als Pnvatergentuin'
soll der Grofiyerzog das Schlo» in Baoen, oas
Sickrngsche Patars in Frerburg. das Herrsthasts-
haus ftr Bttdenwrtler. die Grabiapelle im Fasa-
neugarten rrnd die Einrrchtungcn dreser Anwejen
crhatten. Dann soll dcm Grotzherzog und oer
Grotzherzogrn auf Leb.ensdauer den NieOrarrch
d-cs 2val0oesitsrs arrf dem Kattenbronn rrnd crus
dem Gernsberg erhaltcn. An den Grostueizog und
an den Prinzen Alax ist ern Betrag von 8 Alrl-
Uonen Mark zu zahlen. oon denen 6 Mitlionen
dem Grotzherzog zustehen. Die Summe foll in dos
Staatsschuldbuch erngetragen werden. Der Betrug
cntkpricht einer Sumnre. die auf dem Rechtswege
auch dem Grotzherzog zugesprochen werden mütz!?.
Das Haus «nd Famrlrenarchiv soll als Eigerstum
des Grotzherzogs im Generatlandesarchiv bteiben.
Mg. Dretz LSoz.) verlas eine Erklärung, wonack
seine Partei für das Gesetz stimmen werde. wcij
die Ansprriche des Grotzher.zogs bcgründet sind, wetl
die zu zahlendcn Summen kerne Entschädrgung sÜH
den Thronverzicht darstcllt und weil dre tünstrgen
Bestimmungeu uber die So.zialrnerung auch au^
dre Güter des Grofilserzogs zutreffen.

Die Abgg. Wittcmann LZtrZ. Köuig (Dem.)
und Mayer (Derstschnat.) erkiärten ebenfalls füs
den Vertrag zn stinrmen.

Finanzmftrister Dr. Wirtb: Die RegiermiK
danli der Kominission. dem Berrchterstatter und
den Rednern des Hauses ftrr die würdige Art, wis
fie die Angelegenheit erledigt haben. Dis Be-
handlung stellt stch würdig an die Seite der Er«
Uärnng, die die vorläufige Regrerung am
22. November abgegehen tzat. datz der Grotzherz.»z
sein Eigentum unter dem Schntze der badrscheir
Republik gentetzen werde. Dieje Erkkärung wurd^
danials auch von den beiden unabtzängigen Mini-
stern abgegeben. Noin Grotztz. Haus tzat das bad.
Vol! Let dem Vertrage grotzes Entgegenkommen
gefnnden.

Das Gesetz rvurdc dann mitaHen abge g e,
benen 85 Stimmen a'ngenommen

N«n trat das Haus in die zroeite Lesung der
badischen Bersasfung

ern. Auf Antrag des Abg. Maier-Heidelborz
(Coz.) wnrd« gegen die Stimmen der Rechten
und des Zontrums der 8 52 in folgender Weise
gefatzt:

,^Das Staatsministerium besteht aus den Mini-
stern, deren Zahl und Gesch äftskrsis durch
Gesetz geregelt wird."

Der § 19 wurde nachträglich nochmals gegen
die Stimmen des Zentrums der Deutschnationalen
und des Abg. Muser angenommen. Schlietzlich
wurde das ganze Derfflfiungsgcsrtz in zweite<
Lesung angenommen.

Ministerpräsident Geih dankte fkr die vor»
läufige Volksregiernng, für die Ännahme des Ge-
setzes und sprach die Hoffnung aus. datz es unferLm
Baterlande Frieden, Freiheit und Ordmmg brin,
gen werde

Präsident Kopf erkkärte diefen Wünsthen
schlietze sich das Hans an. Um 7.50 Uhr vertagte
sich das Haus nuf Mittwoch nachmittag ^L4 Uhr.
Tagesordnung: Jnterpel,lia t ionen.

Vottsabstimmmrg am 6. Aprl!

In der badischen Nationalversammlung ist
gestern der Gcsctzentwurf über die Vornahme Ver
ersten Volksabstimmung eingereicht worden. Dis
Volksregienrng hat als Tag dieser Abstimmung
den Sonntaa, den 6. April festgesetzt. Der Gesetz«
entwurs entyält fernex eine Bestimmung, wonach
dre Nationalversammlung als Landtag forttcrgen
soll. Der badische Verfafiungsauslchr,tz wird sirtz
in seincr nächsten Sitzung mit dem Gesetzentwurf
befaficn. Jm Prtnzip hat er fich sowohl. wts die
Nationalversammlung selbst für die DoHsabsiim-
mung ausgesprochen.

Als Gnstao wleÄernm sftll vor siL Nn feuszts.
saate Fritz. obne im Male-n aufMbören: „Du HKst
dich gestern wotzl recht spät ins Etni seleat?"
tForcsetzung folvt)

Kunst und Wissenschaft

Hschschuknachrichlen. Der Prosefior de«
Stratzvurger UnivLrsitär Dr. Friedrich
vpitra har einen Rnf auf derr Leyrstuyl sür
Neues Testament an der Unrverirtät Göt 1 ingen
eryalten und angenommen. — Der Prrvardozent
iur Nerchüvcrstajerungürecht und Gewecverecyt in
oer Berlincr juristtschen Fcstultät Prof. Dr
iur. Ludwrg Lcr tz, Getz. Oberregierungvral im
Ncilhsarbeftsministertum, ist zum oroenilicheii.
Honorarprof>.sjor tn derfelben Farultät ernnnni:
wordcn. — Der ordentliche Honorarprülejjor sür;
Moraltheologic und theol. firftswftjenschaircn an
der Alademre zu Braunsberg. Domherr an
der KathedraMrche zu Frauenberg, Dr. theol. Iul.
Marquardt begeht am 24. Marz den 70. Ge-,
burtskag. — In Götttngcrr habilitierte sich
Fränlein Dr. phil. Emmy Noether für das
Fach der Mathematik. Eic ist die erfte Privatdo-

zentin in Preutzerr.-Der bekannte Botaniler

der Universität Dcrlin Geh. Oberregierungsrat
Prof. Dr. phil. et med. Adolf Engler. Dfteftov
des botanischen Gartens und Muieums in VerliN'
Dahlein, vollende! am 25. d. M. jci„ 75. Lebcirs»
jahr. — Dr. phii: nat. Frredrrch Lcoi habilft
tierte sich in Ver Leipztger philosophischen Facul--
tät aus Gruud einer Schrist ..Abelsche GruppeN'
mit adzählbaren Clementen." - Prof. Dr. Hans
Mohrmaili, au der Technifchen Hochjchule zrt
K a rlsruhe solgt zum 1. Aprrl 1919 einem Nnse
auf den Lehrstuhl der Mattzematrk an der llni«
versität Basel als Nachfolger von Prof. Erich
Hecke. — Der mit dem Titel und Lharakter eines
a. o. Profefiors belleidete Privatdozent an der
Wiener llniversttät Dr. med. Heftirich Nsn-
mann wurde zmn a. o. Profefior sür Otzren-,
Nast'N- und Kchlkopfkrgntheiten daselbst ernairnt,
77 Im Alter von 77 Iahreir ist der Profefior für
Statrstrk an dcr Wiener Universttät. Geh. Ncch
Dr. jur. Ignaz Freiherr Gruber v. Menniv-;
ger gestorben.

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