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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 51 - 76 (1. März 1919 - 31. März 1919)
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M. 72

Heidelberger Zci!uttg

Mitttvoch, den 26. März 1919

Ferusprecher Nr. 82 und 182

Seite 3

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Lhrrstentrnn und

Ksmttlunrsrnus

?!n der Beriadmäunk ocr Denbschen li-beralen
Llottspartel, die an, Msntan im Artushof sratt-
staird, (vgl. den kurzen Nericht >m geslrigen Blatt)
fiilirte veh. Nat von Schubert über bas Ner-
hältnis von Lhvbsteniuiin und Kommumismus etwa
folgen-des aus-

,.Das Eespenst des Kommunism-us gebt in Eu-
ropa um" — mit diesen Worten bvginnt das be-
rühmte konimunist^che Aöairifest. >das Marx und
Engels vor 7V Aghren tn die 3belt schieuderten.
Das Gespenst hat heute Eestali geiwoilnen. 2n
Münckien wtvb fü>r eine ..E-eselllchaft j,ur missen-
sämftttchen Begründnng des Bolschewismus" sewor-
ben. Wie eine neueWeltreligion mird dieWeltrevo-
lution verkündiigt. Das lOOOiährige Roich der
Elückseligkeit auf Erden. von dem der Seher Ao-
hnnn-eg spricht, wivd verkündigt. an don Anfa-ng
der En m cklung Iosus als erster Kcnviminist ge-
stellt mi'd mit Käutskri m der Kirchensieschichle
eine Fülle von Vorläufern des heutigen Kommu-
niismus gefunden. Konmmmismus iK iim Unter-
schied zum Sozia-lismus. der n>m von eimer Vsr-
geellschaftnng der Produktionsmittel rridrt. die
Ausdebnung der Eenieinwirtfchast icmch anf die
Konsumtion. die Aushcbung des PrwaieigentMns.
des Lohnes. des Erbes. fn rn de-r Kanisegueuz a ch
der Famtlie und der Ei>nehe, Man mnh das Ver-
hä.tnis bieser Wirtschaiftslehre ,n>m Lhristentnim
Sefchichttich und grundsählich prüfen.

Kautsky hat in Heinem Buch über den Ur-
k p rnng >des Ehri1jioivt>mns. das eN in dsn jüdischen
Proletarjerkrsijson en istanden sisht, vielfack) feNl-
gegrrffen. Das irnfängliche geMeinsamre familien-
hafte Zusammenkben Mus mit seinen Jüngern.
das sich nach seinem Tode unter diessn npch omi^-e
Zeit sortsehte. mar kein Kommumismius. Die all-
gemeine tdoalisieren.de Darstellung dcr Apostei-
gefchichte wird durch dro Einzot.-mge donselbsn
Qnelle widerlegt. Alles richt anf freiiwilliger
Aingabe, der Privahbesiü hört nicht «ruf. die ge-
meinsa-men Mahlzet^n machvn dem ku,ltischen
Abendnmh! Plaü Uebriaens verarmt ore Ur-
gemenide vasch, Für dte Avmvn zu Ievusalem
samme te Pautus vauernd. Jn seinen eigenen Ge-
meinden rst voni A.u.shören der Vcr.mögensunter-
schiede ebenfowenig M enbdecken. D>e Geschichte
des Ehrfftsntums zelgt dasselbe B.ld. nur eimzelne
kleine Sekten kaimnllnistischer Art hät es gsgebrn.
die in besonders anifaerest-en Zeiten emtstandon.
wte dir T-ailwri.en tn Böhinsn nnd die Wiod>:rcäu-
fer in Mä-Hpsn. Dsr einzige dam'rrnde christüche
Kommunisiitrus aber, lder dss Atoirch miins ruht
ntcht au'f dem W->nl.'che der Well chne neue Mirt-
schaftoordnung zn goben. sandern im Gesentoil
auf deni Wunfche der Wckt zu snbfUshon. üm in
Ll'etne.ii Kreisen Eott zu dianen,

Aber auch vom don Grundsätzsn dos Chri-
stentums aus kührt ketn erkennbarer Wsg m dsm
heu.igen Kommunismns. Das Ll>rstentums hat
es überhauipt nicht nmt ein>er Wirtschcrftsordm/ung
zu tim, sondern nrit unisernm inneceii Berhältnis
zu Eott. Frvöltch miutzt-en anch die Ehriston in der
Welt lebem un>d als folche cime We.banschauung
ails eine E hkk heraiuLbiloen. Die p.sycholo-
gischen Grundvorausfetzungen dafür
sind aber a,nbere als bekm Komnnmismus. der si-
nen viol geringoren W> rklichkeiitsstnn verrät. Das
Ehristentum geht von dom persön-lickKsm Erleben
des Einzelnien «Ä is und sisht eine F-ülle ver ch -ede-
ner Inldiv?du,a>lrtät<!>n in der Menschheit, der Koin-
mimtsmius goht von dem abstraktem Begriff der
Masie aus und bommt zu einer Uebevspannung
des Gleichheitsbogriffs mit einer Ueberschätzung
der Naturgüte der Menhchen. Dte WeMnschwuun«
der. Chrtst>en N in alter und n-öuer Zeit mtt den
LMtteln der idealisttschen Philosophie ausgebaut
.worden. dem heutigen Vommunilstischen Lshrgebäude
lioÄ bet Marr wie Lenin die Umbtegung HogLls
in den Materialismus Feuerbachs Mgrunde. Fär
den Kommum-isben ruht die ganze Getlt>esoeiich'cht^
auf der Wirt'chaiftsgchchich e. der Chrfft sisht aus
dsm einen Seolenlebe'l dos Geistesnnenschen Fefc S
etne gcrnze Kullmr emporwachsen. die auch bis in
unsere sazi>alsn Ordnunsen ihve Wirkumgen er-
streckt. D'ie Ethix kann deshalb auch nur scho'n-
bar >bei beiden die g eiche setn. Für den Ehrbsten
ist der Sinn des Lebens die Ausbildung eincr
sittlich reifen Peksönlichkei-t m freier verantmor-
tungsvoller Arboit die komnnmistifche Mirt'chffts-
oüdn-ung lätz' die Persönlichkeit verküwyrern und
fchwächt den Arbeitswillen. wie Lenin brroits ein-

gofehen hat nnd wie die Gegenwart drohsnd ,;eigt.
. Der Ersatz aber der christlichen Olächstenliebe dnrch
. die allgemeine Älleirfcheirkebe hat fchon'M kommu-
nistischen Manisest. bei Weitling. den Vockchswfften
und Spa'rtakisten .u> einer faimtischen Prodigt des

E'^^ochOhat'dfe christliche Kirche aus disser schwe-
ren Zeit zu lernon. dah sie sich selbst dem sozi-alen
Eedanken nicht verschliesie und dom arbeitonben
Va ke ihre Pforten weit öffne und der politffch^
Liberalismus unserer Tcrge hat den Bsgrtff der
Perfönlichkeit weiter zu entfalten uin sich von ei-
nom egoisti-ichvn Atamchsstertum zu scheiden.
Schliesilich bloibt froilich die tzaup'forderuiig heute
d-.-r Masienherrschaft gegenüber Wert und Rewt
der Ein.zelpersönitchkeit festzuhalten und nachdruck-
lich zu vertreten. Wir brauchen nicht nur ALasien.
sondern Männer!

Vadische Politik

Die Lodischen Freiwilligen-Formationen
und Neichswchr

Nnch ornex Derfügung des Genovalkommcvnidos des
14. A.-K. werden d'-e Frerwilligm-Verbande des
badi'schen Dolksheeres — die schan aufg st'llten, fo^
wie dt-e noch aüfzustellenden — so vollzähb-g als
möglich in dbs Neichswehr übernommen. Jn-
folge der bEvoisitshendeni Entlasiung des Jcvhrganges
1899 und dor bis iotzt sehr geringen -Stävke der seit-
her gebtldeton Dcvisions-Freiwilliigen-Fovniat'lonen
im Raihmen dor Trupven werden die Angehörigen
dsr letzteren, soiveit sie den Bodingimgsn des bad.
Volks'hoeres ontfvrechen und sick) freiw ll g dasu mei-
den. in dve Verbände dos badijschen Volksheeres -und
damtt später in dte R-eichswehr übernommen roer-
den. Dre Diwisions 'Frerwilligenformationiem wer-
den also im allgenvsinen, wenn dte Reichswühr enid-
gültig gebildet wivd, aufgobvaucht. Jm neucsten
Diviisions-Tagesbefehl wird angoordnet. dab hi-er-
übcr sofort insbasondere die aktiven Offsiere, B?-
avitoa und Unteroffisiere su Helehren sind. Fhre
MeLdung, auch wenn sie zurzeit den D'n>isions--Foei-
willigenformationen angehören, -u Ve.lbänden des
Badvschen Volkshewes dürfen unter kemen Umstän-
den gebindert, sondern müffen v'velme-hr von don
vo.rgesetzten Dienststellen erleichtert w.rden.

Villingen, 25. März. Das neu zu bildende
5. Freiwilligen-Bataillon foll nach
Villingenkommen.

* Erstr Landesversainmluuff der Deutschen de.
mokratijchen Partei Baden». Die Deutsche demo-
kratische Partet tn Baden hält am kommenden
Sonntng in Karlsruhe im groffen Saal der städt.
Festhalle ihre erste ordentliche Landesversammlung
ab. Auf der Tagesordnung stehen folgende Punkte:
1. Konstituierung der Landesversammlung: Wahl
des Vorsitzenden, der Stellvertreter und der Schrift-
führer, 2. Parteibericht (Berichterstatter: Abg.
Hummel, Vorsttzender des Vollzugsausschusses),
3. Fraktionsbericht (Verichterstatter: Abg. Kö-
n i g, Vorsitzender der Deutsch-demokratischen Frak-
tion der badtschen Naionalversammlung. 4. a) Be-
ratung der Satzungen der Deutschen demokratischen
Partei in Vaden (Berichterstatter: Eeneralsekretär
Dees), b) Parteifinanzen (Derichterstatt'r: Dr.
R. Kntttel, 5. Wahl der Parteiinstanzen. 6.
Anträ'ge und Wünsche.

* Deutsihe demokrutifche Parter. In einer schr
gut besuchten Versammlung wurde im „Deursihcn
Kaiser" (Ladenburperstratze) ein Ortsverein
der Deutschen demokratischen Partei für Neuen-
heim gegründet. Zum 1. Vorsitzenden wurde
Prof. W Mohr. zum 2. Kaufmann C. Me;aer,
zum 3. Frau Wagemann gewählt. Der Ver-
ein hält jeden Montag abend 8 Uhr im..Deutschen
Kaiser" Sitzungen ab.

-l- Gaiberq. 25. März. Am Sonntaq nachmit-
tag hielt die Deutsche demokratische Partei in der
. Nose" eine Versammlung ab in der Part'iselre-
tär Stein und Werkmeister Müller über Ee-
meindeordnuno und d»mokratische Eemeindepolitik
referierten. Abends folgte in Bammental ein
glei^-"- Br,rtrng.

Meinheim ,24. ,März. Gest-rn fanh hier unt-r
dem Vorsitz des KckvlsManns E ü l d n >e r-Heppsn-

heim eine Küvk besuchte und glänzend verlaufene
DersamnMng ber Deutschen Volksparter
d?s Kieises Heppeuheini statt. Hauptlehrer Haas-
M>aililheinr 'bsavützt-e die Vevscmnmlung immens
der Deutschen liberalen Vottspartei Badens. Ee-
nevalsekretär Wi 1 ti g-Davmstcrdt ^ hielt emcn
zündenrdeni Dvrtraa über die gegenwärtige Lage und
die Auifgaben der Partei. Dr. von Peter--
Heppenhevm -schi-ldertze in überzeugender Werfe die
Lage der Landwirtschaft im Odenrvaid. Jn oer
Ausspmchd betonten vevschiedone Lanldwirte die
Unsicherl>eit in den abgelegenen Ortschaften.^ dte
Notwendigksit dor Bauern sich felbst zu schutzen.
Allgemein wuilde derWunisch laut. von der Zwangs-
wirtfchast bdfreit zu sein. Die Eründung emes
Kre'rsvevbaiiäies der Deutfchen Volkspartei wurde
boschlossen umd Heppenheim zum Vovort se-
wählt.

Aus Baden

^ Ziegelhausen. 25. März. Dte Eemeinde
Ztegelhausen hat als Ortsergebnis fur dte
5>eidelberger Gefangenenopfersamm-
fung etnen Spendenbetrag von 569 Mark. Eben-
so hat dre Gemeinde Peterstal einen Betrag
von 145 Mk. angekündigt.

Mannheim. 25 März. Fn der Rheinfchifs-
fahrt tst eine Lo h n be w e gu n s im Gange.
Der Avbeitgeberoerbaiid bat die mÄ den vevschie-
den-n AvbeiiteroraanGrtionen abgeschlossenen Lohn-
und Arbettsbe-dingungen cruf 81. Miirz getündLgt.
wovauf imn cetztöve n-aue Forderunge-n emgereich:
haben ,sa tm Hcrjen ein-e reselmäsirge achtstun-
dig« Arbeitszeüt vn der Zeck von morsens 7
bts nachmittags 5 Uhr. die Gewäbrung eäner ab-
sobuten Nachtruhe von 12 Stunden während der
Fahrt. Fveigabe zweier Sonntage im Monat und
daff an Scmns agen nack 3 Uhr keine Fahrt mehr
angclreten wird. An Wochenlöhnen werden
gesordert für Schiffsfühver «ls Kapitäne 115 Mark,
auf Kranensihiffe 110 Mark. nnd auf <rnderen Fxrhr»
zougen 100 Mark. für Dcempferst-ouerloute 100 Mk..
für Mcrtrosen 85 Mk.. für Schiffsiungeir 40-55
Att. für Mai^ch'inckten 115 Mk . für Untermckschi-
nisten 100 Aöark. für Hetzer 60 Mark.

u-tannhe.m. imarz. Am 21. und 22. März
fand die erfte Abschlusiprüfung an der Sozia-
len Frauenschule statt. Ms Vertrster dcr
badffchan Regierung war Gsh. Obormedrzinialral
Dr. Hauser aus Karlsruhe anwesend. Prüfunss-
fächer waren: Volkswirtschasts.eihre. BüvgerLumde.
Sozialpolitik. Soziale Füriorae. PädagoLik, All-
gemerne soziale Hygiene. Orsanisatiiouslehre.
Deutscher Auffatz und Aktonbsarbeltuug. An der
Prüfung uahmvön 17 Schülerininen r-eil. die. mr
Herbst 1917 orngetreten. die gchaimte zwei-ernhalb-
jährige Ausbicki-un'g durä-gentacht hatten. Alle
Schüler'mnen bestanden die Prüfung und zwar der
grötzte Teil mst den Eesamtno^en Selir gut und
Eut. Von den Schülerumen >hat berei s eine An-
zahl in der Kreisfürsorge. Wohrvungs-pfcsge. Poli-
zeipstose. Fabrikpflege. in der Bevufsbevatung
und im Arbeitsnachweiswesen Anstellungen ge-
funden.

Badeu-Baden, 25. März. In der Nacht zum
Sonntaa wurde im neuen Schloff eine wertvolle
Bibel, Messmgschlob. mit Steinen besetzt. Gold-
schnitt und mrt der Wrdmung: Gewrdmet 1882
von Kaiser Wilhelm 11. und Kaiserin Augusta
gestohlen. Ferner entwendeten die Diebe erne
tlerne Messingstanduhr und mehrere Bilder.

Laufenburg. 25. März. Der 12fährige Sohn
des Fabrikarberters Speer schlug mit einem
Stein auf etne scharf geladene Eewehrpatrone los.
um sie zur Explosron zu brrngen. Das Eeschoß
explodrerte und riff dem Knaben die linke Hand
weg. Dte Kugel drang ihm unter dem Herzen
tn den Leib.

Konstanz, 24. März. Ein ganz gefährlicher
Naubmörder ist mit dem heute nacht im
Krankenhaus p 'orbenen Btganowski aus
dern Leben geschreoen. Er war. den „Konst. Nachr."
zufolge. von der Strasiburger Staatsanwaltschaft
Darmstadt wcoen Raubmords verfolgt. da er bei
dem Raubmoro auf dem Hofe Rimbach b. Wein-
hetm beteilrgt war. Er war ausgeschrieben wegen
Diebstahls. Etnbruchdiebstahls. Naub und Raub-
mordversuchs.

Konslanz, 24. Mörz. Fn den nächsten 14 Tagen
werden hter etwa 2000 schwerverwundet; deutshe
Snldaten aus Frankreich erwartet. Der erste
Transvort mit 300 Mann trrfft voraussichtlich am
Dienstag ein.

Wohnungsnot und Bahnhoffrage
in Aeidelberg

Zu dieser Jrage schreibt uns ein mit der Ent-
wrckctuug der Herdelberger Bahnhoffrage aenau be^
kannter Bürger.

Zum 1. Aprrl werden in Heidelberg mindestens
40 Famrlren obdachlos. meil Wohnungen nicht
beschafft werden konnten. Run soll durch Ausstel-
lung von Wohnbaracken der dringendsten Not
adgeyotfen werden. Der Erund der Woynungs-
nor rst bekannt, darüber braucht weiteres nrcht
gesagt zu werden. Die besonderen Verhältniffe
in Heidelberg dagegen fordern dte herbjte Krrrik
und >osortrge Abhllfe.

Herdelberg hat immer noch als Fremdenstadt
seine atte Anzreyungsrraft bewahrt. der Zuzug
aus Eroffstädten uno der Grunoitucksmartt, beson-
ders der Kauf von Vrllen sind dafür der beste
Beweis. Einerseits dre geringe Belastung der
Villen und groffen Wohnungen durch Abgaben
(Wasserztns, Absuhr ujw.) anderseits dte Mög-
lrchtert burch das Hinterland und die mehr gav-
tenmätzig betriebene Landwrrtschaft der näheren
Umgebung srch noch eine halbwegs ausretchende
Versorgung zu verschaffen — auch schwarzgeschlach-
tetes Fleisch und Hotelverpflegung rechnen dazu
— wirlen noch immer anzieqend. Wetter kommt
dieses Jahr die autzergewöhnlich grotze Zahl der
Studenten aus dem besetzten deutschen Gebret hin-
zu. Ebenso die Nachfrage aus Atannheim infolae
der dortigen Putsche. Der Wohnungsmangel ist
also vorhanden und dte Stadt ist gezwungcn, die-
jem Umstand Rechnung zu tragen und Abhilfe zu
schaffen. Jst sie nun mtt den beabsichtigten Plä-
nen auf dem richtigen Wege? Das mutz start
bezweifelt werden! Zunächst ist Bauen autzer-
ordentlich teuer und das Material selbst zu teuer-
sten Preisen schlecht oder gar nicht zu beschaffen.
Weiter werden manche Bauten rafch wertlos wer-
den und bedeuten jetzt eine groge Berschwendung
unseres Volksvermögens.

Zn Heidelberg bietet sich dagegen jetzt die beste
Gelegenheit zwei Fragen auf einmal in einwand-
freier Weise zu lösen. Dies ist der Bahnhof-
bau und oie Wohnungsbeschaffung tn der Weise,
datz für den Personenbahnhof sofort etn Notbau
in Angriff genommen wird. Dieser kann in Holz
mit Backstetn oder Schwemmsteinen so erstellt
werden, datz er später abteilungswetse durch einrn
majsiven Bau ersetzt werden kann. Dte jetzt vor-
handenen Bahngebäude sin) sowett möglich sofort
zu Dienstwohnungen einzurichten und an
Bahnbeamte und Angestellte nach Größe und
Lage abzugeben. Die dadurch fretwerdenden
Stadtwohnungen dieser Beamten ffnben sofort
Liebhaber, während dtese billtgeren Dtenstwoh-
nungen erhalten und als gleichgestellte und gleick-
arttgere Schicht verträglicher zufammen wohnt wie
aus allen Berufsschichten in Baracken unterzubrin-
gende Familten. Besonders der alte Güter-
bahnhof und die Eüterhallen eigneu sich
zur sofortigen Umwandlung. Der Personenbahn--
hof mag dann folgen sobald die Büroräume nach
dem Notbahnhof verlegt werden können. Der Ar-
beitsmarkt wird belebt. Handwerker und Arbeiter
sinden reichltche Arbeitsgelegenheit und Ver-
dienst statt Erwerbslosenunterstützung. Wetter
mutz nunmehr mit allem Nachdruck dahin yestrebt
werden, datz die Militärverwaltung endlich dte
noch vorhandenen Lazarette zusammenlegt.
dte Schulen frei macht und dte allmähltch auch
srei werdenden Hotels als Notwohnungen be-
ni'tzt werden, da der Retfevertehr so lange ketne
Förderung beanspruchen darf. als wir mit etner
normalen Verpflegung ntcht rechnen können, dte
beffere Hotelverpflegung deshalb nur auf Kosten
der arbeitenden und gering bezahlten Volksschich-
ten erfolgt und zu Wucherpreisen inögltch tst. Wo
dann noch nötig. moqen Baracken der ärgsten Not
abhelfen. Die Beschaffung der Mtttel für dtefe
Verlustbauten müßten jedoch nicht auf Kosten der
Allgemeinheit, sondern durch eine — wenigstens
teilweise Miotsteuer — von den Hausbesitzern und
Wohnungsinhabern gedeckt werden. dte weit über
ein berechtigtes Matz von hinausgehender Räume
benutzen und statt zur Ltnderung der Wohnungs-
not beizutragen, sich weigern — selbst geqen
Kostenersatz und gute Bezahlung — einzelne Zim-
mer oder Wohnungen fret zu machen. Dte ge-
planten Siedlungsanlagen und Krie-
gerheimstätten sind vorerst wohl schöne

Neues aus aller Welt

* Doppelmord in Müncheir. Am Scmnkcvg vor-
mtttaa cjt im Zentvum der Stadt Müi.chen in e>-
ner der be.ebtesten Strcitz^n der Staidt ein ent-
setzliches Verbrechen v.rübt word-en. der 52
Iabre al e Iuwelier Neinhold Maier uud sein
26jährtger Gehilfe Hug-o Peter wurden in dem
in dem Hause Nsu-Hauiferstratze 28 gelegvnen Iu-
welierkrden erschojsen aufgestmden. Dte Tcrt
uvutz gege,l halb 10 Ulir morgens verübt woöden
sein, in einer Zeit a.so. wo aller Verkehr durch d e
Haupkstratze flutat. Die Leichen lagen am Bsd.;n
aufeinander. Aüaier hat zniei Schüffe tn die linke
Brustieite ckus weiter Entfernung erhalten u-nd
sein Gehilfe, der anscheinend dsm Lhef bs'sprinsnk
wollte. wurde durch drei Schüsse aus nächster Näde
von rltzkwär s getötet. Von den Tätern fehlt
bis jeht jede Spnr. es si>ll sich um zwei in feld-
«rau gekleidete Aiänner handeln. die bei i-brer
F-ucht aus 'dem Hause gosehen wurden. Eln Se.-
tengc-Wehr murde am Tatort vorgefui^dvn. Scach
den bisherigen Feststellungen wurde aus dein La-
den nichts geraubt. auch nicht aus dem ofse.m
steh-nden Kassenschvank. der wertvolle Sachen enr-
Hielt. Das Staa smtnisterium des Jnnern hat
-für die Ecgreifung ader Ermittlnng der Täter 1000
Mark Belohnung ausgeietzt.

^ 1 Mtttto» c->.^ ocrheimlicktes Bieh in
Bayern. Zur Bekämpfung des Schleichhandels
wurde in Bayern das Viehbestandsverzeichnis ein-
aeführt. Das bayrische Kriegswucheramt nahm
jetzt etne Nachprüsung der bayrischen Vtehbestänoe
vor mtt dem überraschenden Ergebnis. datz gertng
tzerechnet, über etne Mtllion Stück Vteh
verheimltcht worden sind. Das Fleisch dieses
verheimltchten Viel)es wird natürltck im Wege des
Schleichhandels veräutzert oder wandert als leben
des Vteh durch Schmuggel über die bayrische
Erenze, oder aber wird zu hohen Preisen in die
Erotzstädte gebracht. Die Vehörden haben beschlos-
sen, mit den schärfsten Akatznahmen vorzugehen
um weitere schlimme Folgen zu verhindern. Nach
der d"rchschnittlicken Berechnung kommt auf jeden
-ayrischen landwirtschaftlichen Betrieb zwet Stiick
VLrhe,mlicht>.n Viehes.

" Zum Millionirr durch Schleickbandrl. Als
bchtebec grötzten Stiles wurde in Schweinfurt

der Konservenfabrikant Lhristian Schmidt ent-
larvt und verhaftet, nachoem die eingeleitete
Untersuchung schwer belastenoes Materüal zutage
gefördert hatte. Man berechnet. datz sicü Schmidt
durch Schleichyandel engcos und Schwarzschlachtun-
gen während der Kriegsjahre eine bis zwei Mil-
lionen „gemacht" hat. Bei der Hau suchung wur-
deu 71 grotze Fässer Erbsen und Bohnen, sowie
einige Schweine bejchlagnahmt.

* Telephonijche BerbtnSung zwischen Jrland
und Kanada. Der „Times" zufolge ist es der
Marconi-Eesellschaft gelungen. eine drahtlose tele-
phonische Verbindung zwischen Irland und Kanada
herzustellen.

- E'.ne monarchisch« Kun'orebung. Unbeküm-

merl um die pottttschen Folge.i, ole etwa o^raus
entstehen konnten, haben dis ABE-Schützen einer
Schule in Elatten in Württemberg eine mornachi-
stische Kundgebung in Szene g->etzt. Der atte
Konig feierte in diesen Tagen seinen Eeburtstag.
Die Schüllinder beschloffen für ih>en alten König
eine Eeburtstagsspende zu sammeln. Iedes Kind
brachte ein Ei mit und als Lrgebnis der Samm-
lung konnte ein schön verpacktes Eterktstchen
nach Schlotz Bebenhausen gesandt werd:n. Wenn
der Exlönig die Ei.r vielleuht auch nicht gerade
nöiig hat, so ehrt dte mit dem Geschenke zum Aus-
druck gebrachte Anhänglichieit die kleinen Eeber.
Dte Eiersendung wsr von einem gutaemeinten
Eedicht begleitet d ssen erste Strophe lautet:
Lieber guter alter Köntg!

Eott, es ist Dtr nicht zu wenig.

Wenn wir kleinen Gattner Schützen,

Ob wir gletch ntcht viel besitzen,

Iedes Dir ein Ei bescheeren?

Denn für Dtch ein warmes Herz,

Schlögt tn uns. in Freud wte Schmerz.

Hofsentlich geht wegen dteler Ecschichte nicht
der republikanische Staatsbau in Trümmer.

* D.e Freiw-lligenkorps habAr sich zur Uiiter-

scherku.ng besondere Abzeichen zugcleüt die
ofstziekl anerkannt sind uud aus de cn du; Zuge-
hörigkeit zu de-n oi.!z >lne,n F-orm-atl.:.nrn obne
we tcres hervorgeht, Es tragen: Tas F-ccitt-ivs
von Lützvw ein au,f den Kraiensvie-

a-elii: das ttre-iiw.lligenkorps Brüssow einc.n To.
tenkovf an der Acütze: die Freiw'llige Slur-n Ab-
teilu«g Lourbiere in Eraudenz eniei Toten-

kopf a!uf denn linkcn Untevarin; Fre-i^'-vs Gellera!
Major v. Hlllsen gochdenes Eichea auü aii 0.-a-
gon; da- 1. Handesschützenkorps ->nen
silbrrnen Eichenkranz am Krac,en: Luf>-

schiffer oinvn sitberven Ballon nst' E.chcn- und
Lorbeerkr-anz.

* Die munteren Amcr'ikaner m Parrs E n
Kopen>hagener Blatt veroffent.tcht eine Augabe
a>us der Pcvriser Krimriralstatistik rllr d'n Ai.'.wt
Dezemrber. ldie ein angenehmas Licht a..f d'e Atun-
terkeiit der zur Zeit dort weilendea Amer.ka.ikr
wirft. Jn b>Äaste-in Man.at sind uä nl'ch »on amc-
rikanischen So.datM. die zur Ze-ct auf Urlaub rn
Paris wsile-u. nicht wenMr als 34 Morlde und
270 Ueborfälle begangen worden. Dazu goselleii
sich kvoch 500 grösrere Schlöigsreren. AErus M er-
liivhen. 'siatz die tapfeven Münner aus dsm Mosten
auch fetzt n>oä) des Kampfes für Reäst, Fveiheit
und Damvkvatie nicht miide geworden sind.

* Ein flllchtiger Spartsrkist in Msnbit erschsffen.
Erotze Aufregwng ontstand im Moabiter Kriminai-
gcricht «dnrch die Detonation zweier Echüffe. Da
schon se.it Tagen mit einem Nngriff r>er Svarlcttisren
auf das Gerichtsgebäude und das Untcrsuch' ngsge-
fäiignis gevechnet wird. glaubte alles zue-.st, datz
di«>se Schllffe das Zei-chen sum Anariff seieik. Die
stets alarmberetton Bewach'>ngsmannschafte.ni si»crr-
ten so-fort aanHS T-eile der Korridove ab. Schli-e^-
l'ch klärte stch die Sachlage folgendsrmcchen au)-.
Ein Sa>artalkist. der an den L'.chtenberger Greuelta.-
te-n beteiligt und vsrbastet morden war. sollte von
einam m-Uttärisch'n Transvortelbr dem Ermitt
lungsrrchter vorgesübrt werde>r. Auä der Trevve ritz
srch der Vevbaftcste, angobl ch ein Rufse. los. Er
wurde angerusen, lief aber wester und wurde fchlictz
l'vch ers'chossen. — E'ne so'ort eigg^ tzt? Uater-
suchungskommiffion stillte burch Ve-nebmung d-r
miliitärischVN imd Zintl-eugen s ft. datz d»^ Soidat.
ein älterer üandsturmmann. der den Schutz abgege
ben batie. genau noch ststnen Iustrustionen geban
delt batte. Mte erne in der Wand st ckon-^' Ki gci
boweiist, batte er erst eii en Warnung sch tz abg g.'
ben, um den Flüchtling znm Stehenbleiben su ver

aivlaffen . Als dv^er trotzdem wsiterlief mid fomii
die Gefaihr voriag, dah er in dem Korrtt» lcrdn
rintb svurlos verschw'mden würde. gab der So!d:tt
den, zweiton Schutz ab, der ds« Ausreitzex durcy
Kapfschutz tot nisderstreckte.

* Wie es dcr grotze Schieber macht. Der Lester
einer Wrensr B-kl-eidungsst-lle für Wüchttings,
Heinrkh L ieb l ing, und sein Schwager. der Kauf-
mann Vartold Klein. wurden di>efer Tage ver -
haftet. Die Bcklsildungsstelle hatte grotze Von-
räte von Paviergeuwbm und mmderem Zwirn, albsr
auch BsstäNde von bcfchlagnahmt.en vollrverttgcn
Mvbwaven. Als nach dem volitischon Unffturs der
Prsis der Pavterstaffe raoid sank, gab Herr Lieb-
lina ails Fochexperte den Rat, dtz^e Wcrren aLzu -
stotzen. Auf seine Befüvwo-tung wurde a-ls Kün-
fer Nertold Klain anganoykmen, der PapiergMv-be
nnd Awtrne um mchr als 2 Millionen Kvonen er«
stand. Er bedang sch ab-or die Ue,bernabme echtcr
Tertilwaren um 800 000 Kr. mtt dex Begründmrg,
dah Paoiergewebe jchwer verkäuflich stnd imd dah
das GosäM rhm liedeutend Schastcen bringen stönn'.e.
Nachtmglich wurde festgchellt. dah die hochwertigen
Eowebe im Schleichhandel -u enormen Prei-
s e n weitergegeben rmirden und airf einen Wert von
2 AUllionen Krvnn kamen.

Ausstettung nationaler Raffetypen i«
«tockholm. Etne in raffebiologtscher Beziehung
bemerkenswerte Ausstellung wtrd in dt-sem Mo°
nate tn Stoäholm eröffnet werden. Es ist dtes
eine umfaffende Sammlung von Lichtbildern, die
Volkstypen aus allen Klaffen und Landesteilen
Schwedens mnfatzt. Profefforen und Sludentc-ir.
akademische Vereine, Photographen und photogra
phische Eesellschaften. Forschcr. Ki'instler und wohtt

babende. für das heimische Volksleben interesstcr e
Schweden aus allen Klaffen' daben den 1 Sven
fdrdert. So haben u. a. Ar.d-r-^ '^o^n
cz^d i n ""d Ssterner ^ie Au > ellunq

wird im^Aprtt^noch ttpsala meitttwandcrn Zn
§e!bindung mit thr wird cine Ncthe hcrvorragen.
 
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