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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 77 - 100 (1. April 1919 - 30. April 1919)
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Heidelberger Zeitung

Dienstag, den 22. April 1919

Fernsprecher Nr. 82 und 182

Nr. 93

Die Streikdervegung

' Die iiber eine Wocko dculLrnden Vcrhandlun-
gen in der M e t a ll i n d u,t r i e haL-en endUch
,,, einer Einiguwli gofübrt. den Angestellten
wurde cinc Mitwirklung bei Einstellungen Künbi-
sungen und Entlassungen itugesichort. Auch init
den Angesöellten dcr Warenhäuiser kannten erfolg--
roiche Einigungsoerhandliungen gefübrt werden.
Die Angestelllen ixchmen noch im Llaufe des
Samstags die Arbeit roieber aus. Die Angestell-
ten der Metalli.ndustrie werden Loute ivteder voll-
Aählia erscheinen. . ,

Auch für dieBerlegung VesBanr-
beamtenstreikcs besteihen gute Aussichten.
.He-ute vormittag werden die lepten Berhandlun-
gcn staltfiichen. da man sich vocher bereUs über
alle-, geeinigt hat. ist damit zu rechnen. datz hcute
nachmittag auch in den Danken wieder die Arbeit

aufgenommen wird.

Znr Streiklage im Nelch

ist noch zu Lerichten. dasr tn Bremen infolge des
Eintretens der Avbaiter des Gaswerkes in den
Streik der Bürgera.'bweihrsireik in Krcvft getreten
ift an dcm sich a,uch die StvahoiMrhner h.'teuli-
gen. Die Arbeiter des Wrsserwerks haben eine
Betenliguns abgolehnt. Dio Svandauer
HeereNwerfftätten sind infolge der Unmöglichkeit
leiner erspriehlick-en Arbeit in diesen Betrieben
bis auf weiteres geschlosfen worden. Die Lohn-
Mhlung erfolgt weiter. Cin grofrer Teiil der
Urboiter dagegen verlangt unter Protesti Fort-
Mrung der Arbeit. Wie disser Koivfükt sich lö-
jen läftt. ist zur Zeit noch mcht Ll übersehen. In-
folge der Verbaftung von 400 Dcrgleuten rm
Ruhrgebiete ist unter den BerW-rbeitern in O b er-
schlesren eine SympaWestreikbowoüung im
Ganse. die bezweckt. -den Streik auf sämtliche
Gvuben OLerschlesiens aus^udohnen.

* » «

h. Mannheim» 22. April. (Prliv. Tel.) Der
Beamtenstreik ist für Mtmnheiiin von der
StrciLleitung als Leendet erklärt worden, nvch-
dem rn Berlin eine Einigtung erAielt worden
und r« es sich für Manüheim nur um einen Sym-
pathiestreik gehandelt hat. Sämtliche Banken ha-
ben heute früh ihren Betrieh wieder tvufgieirom-
men.

Dcv Putsch in Offenbach

Ueber die schon gemeldeten Vorgänge in Offen-
bach erfahren wir noch folgende Einzelheiten:

Dcr Zug, der sich nach der Kommunistenver-
sammlung auf dem Wilhelmsplatz bildete, setzte

«- HirMetze

1M- öle ssittftchr vm

Löeasmtttet«.

sv.-n

2LI.-N


.S


7«-

sich gegen 4 Uhr nach der Kaserne des 168. Jnfan-

teriercgiments in Bewegung, in der eine Kom-
pagme dcs Darmstädlcr hcssischen Frcikorps tags-
vorher eiugezogen war. Bereits beim Einzug
wurde versucht. ver Konipagnie die Bagage weg-
äunehmen; oas gelang nicht. Die Demonstranten
beabsichtigten den Bol'srat zu stürzen. der
in der Kaserne Quartier hat. Der Kommandeur
dcr Bolkswehr wollte die johlende Menge. unter
der sich viele Frauen befanden, berubiaen und zum
Weitergehen veranlassen, konnte sich aber kein Ge-
hor verschaffen. Das schwere eiserne Tor. das ge-
schlossen war, wurde eingedrückt. Jm Vorhof
stand ein Zug der Jnfanteriekompagnie. Der
Führer der Kompagnie, ein Hauptmann. versuchte
die Leute am weiteren Vordringen zu hindern und
von der Truppe abzuhalten, die in Schlltzenlinien
mit zwei Maschinengewehren wor dem Gebäude
stand. Die Menge drängte aber vor, zwei Leute
suchten sich dcs Kompagnieführers zu bemächtigen,
einer packte einen Zugführer, cinen Leutnant, einc
Frau fatzte das eine leichte Maschinengewehr und
warf es um. Nunmehr feuerten die Trup-
p e n. Die Menge floh aus dem Hof. Zwölf Teil-
nehmer am Zug wurden getötet, ferner ein Schutz
mann. der zufällig in der Nähe stand. Von den
Soldaten sind ein Feldwebel und ein Mann schwer,
zwei Manii leicht verletzt; von den Demonstranten
wnrden Handgranaten auf die Soldaten ge-
worfen. Abends trafen Verstärkungen vom Regi-
ment N8 aus Bensheim ein. Von den Verwun-
deten sind im Krankenhaus inzwischen noch 5 gs-
storben. Die Rädclsführer Eisenreich und
Braun sind verhastet.

Eisenbahnen und AchLstundentag

Verlin, 19. Aprli. Jn den letzten Tagen habem
im Ministerium für öffentliche Arbeiten in Berlin
eingehende Beratungen mit den Vertretern der
Fachverbände dcr Eisenbahnstaatsüeamten über
die Durchführrfng der a ch t st ü n d i g e n Arbeits-
zeit für das Lokomotiv- und Zugsbegleit-
personal stattgefunden. Die Verhandlungen
haben zu einem vollen Einvernehmen geführt.
Trotz aller Schwierigkeiten werden sich künftig auch
diese Beamten der achtstündigsn Arbeitszeit er-
freuen dürsen.

Strafversahren

gegen PrZnz Heinrich von Preutzen

Verlin, 19. April. Der Neichswehrministrr
Noske hat der Kieler Arbeiterschaft mitgeteilt,
daß gegen den ehcmaligen Prinzen Heinrich
von Preußen, auf dessen Gut Waffen gefunden
worden sind, ftrafrechtlich vorgegangen werden soll.
Ebenso soll dec Hauptmann Eraf Mirbach, der die
Waffen beschafste, zur Verantwortung gezogen
werden.

Deutsches Reich

Dernbnrgs Ernennung

Verlin, 21. April. Der Reichspräsident viMog
üostern äbend die Ernennuirg des Slrratsftkretärs
a. D. Dernburg zum Reichsminister der Finan-
zen. Dernburg wird gleichzeitig das Amt des
Vizepräsidenten des Neichsministeriums
übernehmen.

Reichspräsident Ebort bat an den scheidenden
Fincrnzminister Schifser ein längeros Schreiben
sevÄstot, in dem er ihm sein tiefes B-eÄviuern über
Schiffers Ausschoiden Mgleich mit l-eiÄl. Dank dcv-
für ausspricht. doß Schiffer seine Kraft mid sein
reiches Wrssen so völlio in den DioE des Water-
landes gostellt habe. Der Präsident hofft. duß
Schiffex cruch fernerh'in seine TerLra-ft demr LanLe
zsur Verfügung stellen wird. Auch Minüstorpräsi-
dent Scheüdemann hat ein Schreiben seschickt.

^ Die deutschr Volkspar'tsi in Dresden saßte
folgenüe Entschlioßnng: Deutschlanbs Entwicke-
Iwng nühert sich dem TiofpLlnStc. Von dem Ver-
halton des deutschen Volkes wird es albchänsen. ob
wir nus der Reihe der Völkor gostrichen werden,
oder o,b wir als Deiutsche woicerleben Lönnen.
Rettung kann uns nur der ftste Wille bringen.
üach aLißen hin ftdo Vorsewältisung durch unsere
Foinde abzulehnen. und nack inn«n oie Ab-
sipliitterunig einzelner Teile des Neiches uvh die
VersewccltvLUNg d-s Volkssanzen durch terroristi-
sche Minderheiton zu vorhind-ern. D.ie Doutsche

Doikspartei Dresdens crwartet doswege-n in
Uobereinstimmung mit allen Doutschsesinnten von
dox Regierung ui>d der N-ationabversQinmluns, daß
sie eiiiom Gemaltfrieden niemals ihrc Zustim-
mung gebcn, aber cnich zu den Derhandbungen
mit den'Feind-en n'.cht Männer Mlassen. die durch
fallsche Nachgiebiakeit dre deutschon Interesson auch
fernerhin zu opfern drohen. Sie rüft wciterhin
alle Schichten des Deutscheir Volles auf. sich von
dem Pessimismus und der Verzagtheit ge-
gonüb-er dem bo l s chew ist i s che n Trei-
ben loszaireißen, und tro-tz der schiveren Opfer.
dbe bie neue Zeit von jedem von uns fordert an
der Aufrechterhaltung unfferer Volks-
wirtlschaft und dem Wiederaufbau un-
seres Volkslebens mitzuarbeiten.

Badische Politik

Vaden und Württemberg

Dis amtliche Karlsrulher Zeitung M M der Er-
Vlärung ermächtigt. daß nach ber Auffassung
der badkschen Negierung die Frage einor etwaisen
Vereinvgung von Würrtemberg und Baden noch
keineswegs spruchreif ist. daß sie gewiß
Auftnerffamkeit verdiont und insofern eine Erörte-
vung und Klärimg durch Besprechung in der Oof-
fentlichkeit durchaus uützlich evscheint. daß aber
gerade für uns in Baden im Augenblick viel
dringendere Fragen der Boantwortüng
harren. Fragen, die die Arbeitskraft mid Arbeits-
zeit der Regieruna bis zum alleräuißeffton in An-
spruch nehmen, Sehr vernünftig erschiint cs dem
Nogierungsorsan daß, wie es hefßt. die baidilschen
Abgeordneten in Weimar beschlossen haben. sich
erst einmal mit ihren Wäblern in Verbindung zu
setzen, mn auf diesem unmittelbaren Wsse zu er-
fahren. wie denn eigentlich düe BeDölkerung über
die Sache denkt.

^ Das Mannheimer Programm. Zu den Ei-
nigungsbowegungen unter den drei sozialdemokra-
tischen Richtungen teilt die Volksstl-nikine mit, daß
die Vorstände der dr>e: Parteien in einer Sitzung
die Tätigkoit des Aktionsausfchusses ain-erkkinnt und
erklärt haben, sie werden sich bemühen. Lei den
Mitgliedern. sowie bei den ALgeordneten in den
Parlanve'nte'n dem Prsaramm drs Mamnheilmer
Aktionsau^chusies zum Durchbruch M verhelfen.

Durlach, 22. Äpril. Die 5. Landesvers>amniiung
der Arbeiter-, Banern-. Vo>lks- und
Soldatenräte findet hisr am Samstag, den
26. April statt.

Aus Baden

X Ebecbach. 20. April. Auif der Rückfahrt von
einer Diensireise erlitt das Auto des Volksrats
einen Unfsll, bei dem die Iickasien aus deni Wa-
seri gesch.eudert wurden. Abseordiveter Iost er-
litt einen Schädelbruch; sein Zusdand ist be-
denLlich. Die übrigen Jnsaffen kanien teils mit
Armbvüchen ,teils mit unerheblichen Verletzungeü
davon.

Mannheim, 20. April. In Käsertal wurde
die von ihrem Mannr getrennt lebende Mar-
garete S.chmitt ckuff dcm Heimwe« von ihvrm
Mcrnne. dem 48 Iahre alt-en. hier wohnendem
Arbeiler Frcmz Kcrrl Schmitt von Weisbach durch
niehrere Mesierstiche in den Kops schwer vsrletzt.
Die Berletzte wurde nock einer nahcs-elegenen
Wirtschaft sebrücht. wo sie das Mwußtsein ver-
lor. Auf bem Wege nach dem Allgemeinen Kran-
kenhaus verschied sie alsdann. Der Täter stellte
sich selbst «aus d-er Polizeiwache des 6. Rwisrs.

Dnrlach, 21. April Am Freita,g mittag brannte
in Duv.ach die Baracke der Funkerstati on
des Gen-eralkomnianidos auff bis jetzt imaufge-
klärte Wsi-se vollständig ab. Die Stätion ist völ -
lig zerstört und wertvolle Avparate sind ver-
nichtet.

Karlsruhe, 22. Apr'tt. Am Charfreitag wurde
der evangelische Geistliche der Eemeinlde Mühl-
btu r g. Dekan Ebert. wähvend der Pvedigt von
emenn Schhaöanfall betroffen. der Len aüsbaldigen
Tod herbeiführte.

Pforzheim. 22. April. Die Zahl der an Tn°
phus Gestu.nbenen ist jetzt aui 230 gsstkiegen. Die
Gosamtzcchl der an Typhus erkrankten ibetrug am
Samstaa 2 743.

Von dcr Mainau. 22. Avril. Die großher-
zogkiche F-amilie bsabchtigt mit der Köni-
gin von Schweden gesen Ende des Monats Aprik
für einigg Zeit aus Schloß Mainatu Mohnung zu
nehmen. _

Aus SLaöt uno Umzsgenii

Einstclluirg dcs Schneüznzverkelirs

b l e i h e n s derKoh.

Wegen gänzlichen A u
l e n z u f u h r e n und wegen

des

stetigen Njjck
gangs der noch verfugbaren Kohlenvorräte
vom 19. Aprik ab die M a n n h e i m - W e i m
rer Schnellzüge aus. Von Mittwoch
23. April ab wird nunmehr auch in Vade'n u..
gesamte S ch n e l l z u g s v e r k e h r eingestellt

Auch in anderen Teilen des Reiches hat
mangeihafre oder ganz ausgebliebene Kohlen-,
suhr infolge der Streiks vielfach zu einer a»n,

Uchen Ginstellung des Personenzugverkehrs nL

fuhrt. So gibt die Ei,enbahndirektion Fran«
furt bekannt, daß zunächst für den 20., 21 und
nur der notwendigste Eüterverkehr stattsinden
oen Bezirken Halle, LeipVja
und Meiningen i,t der gesamte Personem
verkehr bis auf weiteres eingestellt. Das bayrische
Verkeyrsminiiterium^ gibt bekannt, daß in 2
nacysten Tagen in ganz Vayern der Personenver-
kchr eingestellt werden muß.

« » »

Die Generaldirektion der Staatseisenbahnei
teilt ferner mit: Durch den ab Mittwoch den 23
April wegen Kohlenmangels erfolgenden'Wegsalk
aller Schnellzüge wird der Zudrang zu den Per-
sonenzügen noch oerstärkt. Llit Zurückbleiben von
Reisenden muß noch mehr als Lisher gerechnet
werden. Vaden ist bisher von den für die Be.
oölkerung wie die Eisenbahnverwaltung gleich
lnstigen Reiseerlaubnisscheinen ver-
schont geblieben. Weiterhin kann aber auf dieses
Mittel zur Einschränkung mehr als seither alle
nicht ganz dringlichen Reisen unterläßt.

Von Dienstag, den 22. Äpril an treten im Pev
sonensahrplaii folgende Aenderungsn Kraft: De>
Zug 375, seither Mannheim ab 3.55 nachm.
Heidelberg an 4.42 fährt um 3.52 nachm. iih
Mannheim ab und hält künftig auch in Wieblin-j
gen an.

Die Osterfeiertage haben d-urck das zur rechß
tsn Zeit einfetzende gute Wettar <rllen denen, diö
es nack don sSnveren Arbeitswocken der letzten
Zeit nötig batten. die wohlverdiente Erhdkung ge-
bracht. Schon in den früihösten Morgenstundeni.
zogcn lufthungrige Menschsn, mit Mundvorralk
mohr oder weniger gut versorgt. durch die Stra-
ßen LMid stiegen zum Kö'iiigstuhl oder zur Berg-
straße. um sich am frffchen Grün und der reineü
Baumblüte zu ergötzen. Leider ha-beu auch noch iiv
di^oni Iahrs die rsin leiblichon Genüsse ivicht
Schritt yalten können. mit den idesllen Eenüsseir.
Äm meistrn hat es wohl die Iugend bedcmert,
boß die Osterhasen chre mit Recht so. beliobte
Tätigkeit immsr noch nicht mit der nötigen Aus-
gicbigikeit ausüben konnten unh sich mit allem.
mögsichen ..Ersatz" Lel/elfen mußten. Hoffen wir,
d^oß das k5m-m-sii.de Osterfest uns ErAtz bietet. für
all das, was wir solcinge verniißten.

s. Vereiuigung Tllrnerbund-Ges.-Verein Ein-
tracht Handschuhshcim. Am Eründonnerstag
Abend ftinden sich die Leiden Vereine im Saale
„zur Traube" zu einer außerordentlichen Eeneral-
versammlung zusammen, die von etwa 80 Mit-
glicdern besucht war. Aus der Tagesordnung staiid
als einziger Punkt: die Verschmelzung der beiden
Vereine. Kausni. Iakob Apfel. bisheriger 1
Vorstand des Ges.-Vereins Eintracht, hatte zu die-
ser Angelegenheit das Neferat übernommen. Ein-
geheiid legte er die Gründe dar, die ein Zusam-
mengehen der beiden Vereine als ersprießlich er-
scheinen lasicn. Nach lebhafter Diskusiion wurde
der Zusammenschluß beider Vereine fast einstim-
nng beschlossen. Richtschnur des Vereins ist: den-
Turnsport zu fördern, das deutsche Volkslied zu
heben, in frisäpfröhlichem Kreise Eeselligkeit zu
pflegen. Die Wahl des Gesamtvorstandes hatte
folgendes Ergebnis: 1. Vors. Kaufmcmn Jakost
Apfel, 2. Bahnvorstand Jean Schneider,
1. Kassier Joh. Vechtel, 2. Wilh. Dölk, 1.
Schristführer Bernh. Neureither. 2. Eberhard
Hamleh. 1. Turnwart Hch. Speicher. 2. Eg.
Neurcither. Zeugwart Fr. Huber: Veisttzer:
Peter Apsel, Ioh. Ebert. Hch. Frauenfeld. Iakob
Hamleh, Gg. Apfel, Hch. Frauenfeld, Iak. Bechteh
Bal. Freier, Hch. Wink, Joh. Neureither. Dft
musikalische Leitung der Gesangs-Abteilung lieN
in den bewährten Händen des Hauptlehrers E,
B r ä u n.

Wie Kaiser Wilhelm in
Amerongen lebt

Ein Berichterstatt-er der „Dcvrly Chrrmicle" h<rt
vicser Tass vn dem Lonbouer Matts etne Schrkde-
rmug vom täglichen Lsben AAlhelms ll. im Schlosie
Amerongen verüffewtlicht, für desien Inhalt natür-
lich ihm d-ie Verantrvortung LLerläsien bleiven
muß. Das Geffolge Lcs Kacscrs ilst hsute fshr su-
samnrenvöschnrolzen und bsstzht nur noch aus drei
Person-en, bemr Amt unld. -einom Eeneval crls Mdjiu-
tarrtenl währenb die Kaüserin nur eiins etnz'.ge
Dame su threr Derfügung hat. Der Kailser gchi
nur selten aus, uim kurse Wanderunsen rund um
den inneren Schlotzgraben gu untemehmen. Die
Nachricht, dah er LusamnrengeHrochcn uiib crlt fti,
w-ird von dem Berichterstatter als völllg unrichtig
be-oichnet. Sicht man ihn gchen, so tragt er das
Hccuvt erhoben, sein Körvcr fft seschmeiLilg unb rat
seine alte nevvöso Energie bewahrt. Die Augcn
babcn noch ihren Glans, die Livven ihre FestiLffit
die Stimme ihren Klang. Sein ergrcrutes Haar
unb der Bart, den er sich hat wachsen lassen. machen
thn ftetlich um 10 Iahre älter. Dagegen melnt d^r
Lonb. Berichterstatter. daß der Kaiser sein ftühercs
unbsdachtes Austreten, das es schwer «eniacht hcibr.
Freundlichkllit ru ertragcn, abselevt habe. Obglc ch
er inmKr munter ist, ift sein Wvsen gckkimvfter,
som Geisk milder und nachden-klichec geiwortzen.

Der Kavser sagt oft, daß ihm seins Veubannung
euleichtert wtrkd d-urch d.n relisiösen Eeist, der n,i
Schlosia herrscht. Nach der Andacht macht er eine
halbMnd>ige Manderung uni b>.'n Schloßgrabcn
und -icht sich Lann in seme Eomäch.r zu'ück bis u
der am Abend stattfindendsn Hauptmahlzeit. Lei-
dea und Sorgen häben Kcriser und Kaiiserm in ein
'WevkMtnis engister Vertraulichftit KU einander M-
bracht. Fast imnrer sind sie beisanvmen. Diö Kai-
serrn §1 in rdvvr Fürsvvgo für dcn Kaiscr «benso b -

sorgt und hin-ssbend, wie cx in ihrer Pftege bei
lbrsni häuftgen und ost sähr schmershaften H-erzbe-
schroerden. S-iL loben sanz miteinander wis ein
Bürg^rpaiar, sitzcm ain Tage in denselben Zimmevn
u>nid toülon wichseffcitig mitcinander all die klcinen
unld läglichen gemütlichen Worte. die zum Glücke
Äos Muigerstandes gehären. Nach dcm Frühstück,
das in Len Zimmern des Kaiserpaarcs eingenom-
men wird, macht sich der Kaiser die Bswssung, d:e
so meukwüridis und sür seincn Ausenthcrlt in Ame--
rsngan so eigentünil'ch ist; es läßt sich schwcr vec-
stsheu. wÄches Vergnügen er daran ftndet und wie
e?n Mann von sv nevvöser Vewcglichkeit diese
Glcichsörnvvsikeit ertrageii kann. Er wand-crt näm-
lich Il-l: StumL-en rund um die Gallerie, von dc-r er
in die Halle des Schlosies hinllbchw cn kanin. D e
Gallorio üst dunkol mid ziemlich tro>stlos. Dc-r weiß-
haarige Käiser, in Uniform, geht schnftl mid in der
Rcgel stunvm. IHdcn Nachmittag hört er. was lhm
scin Adjuntant ru berichten hat. Dveser junge Ka-
vitän, desien osfenes und munteres Wssn vvm
Kaiser in hobein GraL'e g-eschatzt wird, opfert seinec
Ergäbc-nhoit für. dcn entthronten Herüscher seine
eigeno Iugend. Nach der Manderung wm dieGal-
lerie ftihrt der Kaiscr wicder ru ssiuer Gattin su-
-riück und Lle-iibt Liaiiii m:t ihr rusammcn bis sum
Mittagsmahle: znweilen schlcfft or, zuMe.Lm
sch.cibt cr. im allgcineften jodoch wird dieser Teil
des Tages mit Lescn und Untcrhaltung ausgcsüllt.

Der Kcriser hat ko ne Rcchtfertigmig seiner Poit-
tik wbgesaßt und grd'mkt das auch n-icht su tun. Nu r
schr weniige wisse-n, waran er eigentlich schveibt, unv
es ist höchst unwahvsch-iillich, datz feine R'l-eder-
schrift vor ftinem Todc ans Licht konvmen wird.
Viellorcht ist es eine Art SellWbiogravhis. Aus
Douffchland einvfängt er Tausendo vcm Briefen
abcr er b anlworlet kenvcn davon. Sein Wurlsch
ist, sich sbbald-wie möglich in eine deutsche
Landstadt -urücksic l>eu zu dürfen.

Menn dcr Gdsundhcitszuftand der Kaiserin es
zuläßt, so nehmen Kaiser und Kaiserin das Mii-
tagsmabl zusam-NK-n mit der Familie Ventivück
e'n, u-nd wenn L-ce Kafferin nicht «erade beuivruhr-
gcnd krank. aber doch auch nicht wochl genug ist, um
bei Tisscho su erscheincn, so kommt der Kaisor allein.
Der Verkcchr nift den K-indern des Grafen Go--
dard macht ühm offenjsichtlich Freude. Er ist
fveuivdlich. nvmiter und rnwerlen schershaft. Er er-
scheint bei Tffche in Uniform und bildct imm<r den
MttelviE dcr Eefcllschcrft. Er ist liebenswiiid-ig
und lächolnd, nie vcrdrießlich odier münrifch, äber
er ist nicht mehr su der Art von Svaß aufgelegt,
den ex in feinen suten Tagcn liebtc. Aichen bie
Damen sich surück. so raucht der Kaiser noch eine
Zigarre mit seincm Mrt, wober er sich freimütig
und ungezwungen mit ihm unterhält

Lhsatsr und Musik

tzeidelberger Stadtthealer

„Fartst"

Zum Schlusie der Sp.elzeit hatte sich das
Stadttheater noch eine große Aufgabe gestellt, die
es aber nur zum geringen Teile bcwältigen konnte-
So, dankenssoert es auch an und für sich war, zu
Ostern den „Faust" M soben. lo gcbört doch etwas
mchr als aulcr Wille dazu. Dio tcchnffck)cn
Schwiergkeiten sind wohl zu gering erachtet wor-
den. Die Umbautcn dsr Szenen ckahmen derar-
tig lange Zeit in Anspruch. daß der Zichörer
dauernd cck.s dem Zusammenhana gerisien wurde.
Andererseits wurden die Szenen „Am B-runneii/
„Zwinger" und „Straße vor Eretchens Tür.
durchgespielt, ohne daß Uvischendurch der WorlMNg
fiel. sv daß eine völlig falsck>e Ausfasiung eiutre-
ten mlußte D,ies, wie nock vicl anderes. i>st wohl
auf das SchnildkoiNo der Negie (Kurt Gühne)
zu schveibcu. So verstand es die Svielleitung aus
Fanstrs Vision, dem Ostersmrziergung. Auerbachs
Keller iund der He.rcnlüche die schönste Posie M
machcn. Bersllgt hat auch völlig die Anordmriig
bex Mhneinbeleuchtung. so datz beispielsweise dsr

Bch.rgenaufgllng in Fausts Ctiüdierstube wre einS
Feuersbrunst aussab. ^ ^ .

Unter den Darstellern sind vor allem lobens-
wert hervorzuhöben: Walter Horst 'Faiust). der.
bssouders in der Eartenszene sehr vie-l Schönes
gab und Irnigard Ällie-n (Eretchcn). die vorl
allem die Kerlerszcne packcnb W aestalten wußie.
Von den übrigen Darstellern ftölen . angen^
auft Iophina Bcrny (Lieschen). Glarisia, M a nq

h a f (Böscr Geist). und Wladimrr M a r t i n e l I tz

(Schülcr). Der Mcphrstovhcles (Kurt GuhnO.
die Martha Schmertlcin lA. S e ni m e - W e y e rl
u-nL die Hexe lBcrnhard Fork) woMeu wZ,
nicht ernst genommen sein Das ausverramy
Haus nalhm dis Stunderi
fichrung mit viel Beifall auf.

däuernde Äuf-

vv.ir.





ans-


ppelsan

- ,ctzchü!

M»i»° N


Kunst und Wissenschaft

Ludwlg EaugI,-I-r. d-r u> Ehr""-'- bci

Innsbruck sich aufhült. bot dieser Gen.emde ftr o.q
Verlängerung seiner Iagdpacht aus weittro
Iahre cinen Pachtschillmg von 40 000 Krmien a
Dic Ecmeiiide lehnte jedoch dieses dltzerbieten ^
Dr. Ga.ighofcr verließ daraufym die Gemem
Am Vorabend der Abreise Dr. Eangbofers bra^
tcn ihm sechzehn vermummte Bauernbur»' en
Katzenmusik dar. .

Ziarl Schoenherr arbeitet surze.t an ei -
Drama ..Der Knabe im Fieber." Dem Stoff
eino soeben vom Dichter oollendete Noveüe g
chen Namens zu Erundc. Bini

- Hochschnlnachrichtcn. Pros. Dr. ^ulms B
der m Würzburg hat den an ihn ergans-
Nuf aus den Lchrstuhl für romlsche-, deutäy^
bürgerliches Recin und Rechtsphilosoph'e M ^
tingcii zum Winterscmestcr 1919—20
men. — Der Strafrechts- und ^traiWK^leY ^
ord. Honorarprosessor a. D. an der unw , ^
Gießen Dr. jur. Louis E un t h e r voll'-'ider ^
17. April das 00. Lebcnsjahr. — Der^Vertre

" '""Dr. M

Lehk

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aie an der Berliner ilinoersität Pros. ^c.x
et jur. h. c. Andreas Heusler tritt vo>n
anit zurück. — Dr. Lvalter Schöller. ^ ^

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. tritt in die medizinische Fakultat der l ^ ^», ^ie x * ei,.

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