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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 126 - 148 (2. Juni 1919 - 30. Juni 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0916
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!üak om-e ZurückWhrung in etwas größere Einhc'lten
möalrch ist, in Äencn huMert Jahve vollaus gcnugt
hahen, ein fostes Zrrsam-mengehörigkeitsgefÄhl in
cinhoitlichov Richtung zu schaffen: Baden-er, Würt-
tcmiberger, Bauern.

Die neuvste Aeit bat in Thüringcn hewiesen, datz
Kas Gleiche cmch heute noch möglich iist. nachdein
die Dynastien gestürzt sinh. Und in Südwest-
Leuischlanh hat sich ein ähnliches Prohlem hervor-
gcavagt in Besug auf hcn Plan, Baiden. WLrttenr-
Lerg unÄ H>shenzollern, ja noch andcre daran gren-
gendo GeLiete m einem einl>eitlichen „Schwatben"
SUj/anmnens'Ufass-en. Jn Niehechachsen ist etne ähn-
liche Beave-guns im Gange. die Wer di-e heute hv-
stehcn-den Sond-ergrenzen wcgzugehen gedenkt.

Also es zeigt sich, dab man sich in Dsutschlanld aus
bx-'r staatlichen Kleinheit heraus und in gröhere
Be.ibände hineinsehnt. Ein neu-ov Bameis Äafur,
Idah Ler PartiEularismus, wie er von ohen her
rnd durch Tradition gesüchlet wirid, aus Egoismus
iind Eigensinn etiren im Grunde unnatürlichen Z>'-
stand aufrecht suhält, dcr unseren Geineinsrnn unri
L>ie Stellimg Deutschlands in der Welt. namentlich
in Tagen der G fahr, schwer schädigt!

Ecvade dio -vergangenen Monate hahen gazeigr,
wie wir daruntex leiden. Die Sonderstaaterei er-
möglicht es den Er>artakisten, gans aniders einzu-
wirken, als es ohne dieselde sein köirnte. Sie er-
leichtert ihnen die Aöbeit. Von Bremen als Stadt-
staat abMschen. — dio tolle Wirtscha-ft im Staate
Braunschweig, die Zustände in Bayern von Nürn-
Lerg bis an den Bcdensee sind iru-v möglich gowosen
durch das Aufflreten svartakistischer Einzelminirste-
rirn mit Vollsugsgewialt in diesen Ländern. Dre
Ausstrahlung üder ein ganzes Land hin — auch in
Ivürttemiberig rvar es su Anfang Mpril ähnlich —
ist nur denkbar, wcil es stch hier um eme Bowegung
gegen Einzelregierungen innerhalh d-cs Reiches
lmndelt. Die Cefahr wird dadurch salhstredend vi l
grötzer, als es heim Fehlen solcher Einvelminffterten
der Fall sein würde.

UcbcrhauDt spielt die Nhgrcnaung der Stavten
seit d«m Kriege und in -der Revo-lution eine immer
nvehr fühlbare Rolle. die Lein deutschen G.anein-
stnn emen Stotz um den anderen versetzt. Die Le-
densmittelsperr-en haben unendliches llnlhe'il in den
synwathisch n Beziehungen der Nachlbaüstaaten a>.«
gerichtet. Die Spekul-ationsbewcguna und dw
Kohlennot haben diese übevflüssigen Staatshoheirs-
grensen durch Zureisoverbote und Pcrtzzwang am
Grenyort so recht hst eingeorägt. Die bis an die
Zähne bemaffneten Kontrolleure und Cendarmen
an den Erengstationen taten das Jhrs in d"r sler-
cheni Richtnng. Von einem „Reich" konnt-5 man —
und kann man auch ietzt noch — seit Jabren in die-
sen B'zishungen übevhaupt im volkstümlichen S'mn
wirklich nicht m-shr redrn! Die Siime für die po-
litrsche Son-dtsriLÄndslei wurden durch dieses Cren-
Acn-Elend aufs beste Aschärft.

So kam es, dcch -der Einmvrsch württembergischer
Ti-uipVen nach Dayern zur Befreiung der Angs-
burgov, Lindausr und Münchner von der Räl-er'-
gierung und ihrsn schlimmen Folgeer'Heinungen
nicht nur in Banern (wo auch der Einmaüsch der
Prcuhen bekamitlich aufs raschcste vartikularisti"ck
ausgsnützt wuride!) als eine feindliche Aktion aus-
gegeben wurde, sondern dab es auch in dex bürger-
lichen Pv'sse Wurttembergs wochenlang desbaikb
nicht -m Ruhe kam. Wegcn der deutschen Bürger
in Bayevn smmarschiert zu sein, das war kein E----
sichtsVuM. Gbeusoiweiiig der Gedanke. datz Bayern
doch auch Deuhchland ist, und dah es also galt, den
VoÜschswtsmus auf deutschem Boden zu heLämp-fsi^
Evst der rettende C-edanke, datz man in München
auch Stuttgart und das Schwabenland vsrtsidigt
ho.be — also ein egoi-stischcs Moment — konnte d e

crregten Wogen endlich glätt-en! Das nennt si-'
,-das einige Deutschland". — we-lches vorher vier
und ein halbes Jcchr Seite an Scite den Verzaoei-d-
lungÄkanwf um Sein und Nichtsein gckämpft hattel

Auf das Konto des deutschen Reichsbaues mil
seinen vielen Einselkammern und etwa hundert
Ministeüsesseln kommt es bekaiintlich auch. datz in
Deutsch-Oesterveich die Begeisterung sür den An-
schlutz infolge des Zögerns und durch die Schwierig-
keiten für die deutschen Regierungen, es in das
Neichshaus aufizun-ehmen, durch unsere Feinde wi^-
der gedänrpft wevd-en konnte, und dah die Wer--
einigung tatsächlich sraglich ge-worden ifft. Durch
die Unnroglichkeit. Elsah-Lothringvn tm Reich nus-
gehen zu lassen. jst es uns verloren gegangenc Durch
dve vartikularistMen Beispiele im R-eich war es
möglich, datz das „Selhstbestimniungsrecht der Na-
tionen zu den bcdrohlichsten Trennungserschoinun-
gcn links Les M>eines gefu-hrt hat. Neue Ländav
-u begvünd-en, ifft heute nirgends lcichtex als im
Deutchen Reich! Es Ledarf nur einiger Nach-
ahinunLskimst.

Das alles sind Folg-eerffcheinungen des -von ffo vie-
len Deutschen cvls das allein richtige Daseinspriu-
zip vsrgötterten deutschen. namr-ntlich des süddeuk-
ffchen Partikularismus. dieser hätzlichen Musgeburr
des Egoismus und der Engherzigkcit!

Dab unscre Fsinde sich darüber herzl'ch fr'eu-sv,
ifft klar. Datz uns dortber die grötzte E-efahr be-
droht, clbeu'o. Dennoch verMochte es ein dsmok a-
tiffcher württenrbergich'r Minister, Liesching^ Mitte
Juni. — also gerade, als die Machinationen der
Frcvnsosen in Wvesbaden usw. zur Bcfinnung här-
ten Mfeni sollen, — wenns die G'sahr des Einmar-
ffches und der Trennuug in Nord uud Süd durch di-s
Feinde nicht noch gebieteriffcher verlannte! — rm
Landtag bei einer wirtchaftlichen Nachgieb'gkeit
Württembsvgs gcg"nüber dem Reich öffentlich d-7-
„Bedauern" der württembergischen Rogierung is»cr
den unitarischen Zug in der Nationalverffammlunu
aus-uffprechen!

Er bat damit betzvieffcn. was su beweisen ifft: es
stnd dicffe Rsgenten, diese Einze-llandtage und ihre
Presse, welche der deutschen Einheit feindlich stnd
und die der Strömung, die zur Einh"it NnWhrr,
Dämme ru bcvuen versuchen, damit ihre Sesseichen
Nicht weggeschwemmt werden.

Der deuiffche Partikularismus ifft kei-ns Weisheir,
kein Meitblick, keine Erohzügigkeit und kein Opf-er-
sinn: or ist von alledem das glatte Eegenterl, und
Winkelvatriotismus dcrzu. Keine Eefährdung d"s.
Vateblandes vermas den damit Behafteien rur-
Arvfgabe seines Sond-ertums ru brlngen. Er
krampft sich fost an kulturelle Eigenartswerre. di-e
angeblich durch Abschaffung der- politischen Landes-
hoh"-it und der polrtiffch trennenden Drenzen bedingi
ff-eiii soll, wäbrend Preuhen in seiner gansen StruL-
tur das Eegentei-l bmvcist und vorbilLllich i-st Mr-
das. was dem gamen Reich nottut: Aiufgabe drr
Einzelstaaten und Schaffung von Reichs- oder Km-
turpro-vrnzen unter der für alle glcichmätzi-g gslten-
den R-'ichsg"-walt. Ohne die-'e Lösung nruh das
Reich unter dsk Ddmokratie in di-e Brüche ge-her,.
Die Echcrffuns wahrer Einhe'.t ist eine rhr"r deut-
ffchen. Aufgabem. Bis jetzt hat sie stch derffelben
versagt!

Deutiches Reich

Zehn Steuerentrvürfe

Der Nationalversammlung gingen folgende
zehn Gesetzentwürfe zu: Äuherordentliche
Kriegsabgabe für das Rechnungsjahr 1919,
Kriegsabgabe vom Vermögenszu-
wachs, Erundwechselsteuer, Rayonsteuer. Vergnü-
gungssteuer. Erbschaftssteuer. Tabaksteuer, Erhö-
hung der Zuckersteuer. Zündwarensteucr und Spiel-
kartensteuer. _ _

Aus der Psalz

wlld UMB mitgeteilt:

H-a-as und Konfforten sind wiedcr an- dor- Arbeit,
um ihr ,chohes Ziel" (so nennen sie «s s-elbst) zu ei-
reichen. Um den eigenen heiligen Leib nicht mchr
der Gefahr von- pfälziffchen Prügeln nuszuffetzen, ha-
ben sie ejne neu-e Methode gewählt: sie airbeiten
ietzt mrt der Presse. Eest-ern durchfuhrn Auios in
rasendem Tempo Städte und Ortschaften der Pmlz
und Damen (!) warsen daraus Flugblätter und
die erfftc Nummer dcr „Freie Pfalz". UnvarteUsche!,
Orgarr für vffälziffche Angeleg'enheiten; Hcraue-ge-
ber: „Bund Fr-eie Pfals". Es ist recht intevesianr,
aus diesein Blättchen, das ein Muster -d-emagogischer
VcrLrehung und Umkehrung der Tatsachen darst.llt,
etwas hevcmszugveifen. Jcdenfalls ist das Eanze nur
fü-r solche ber- chnei, die nicht alle werden, den-n
wohl für jeden, der ein klein wenig politisches und
wirt chsstliches N-cvständnis hat, ist die Schrift e.n
Witzblatt.

In der Einleitung ist das Programm dcs Bund s
„Frcitz Pfalz" dargclegt. Mit AuÄirahme des eineu
P-unktes: Loslösung von Deutschlanid, entspricht c-,
siemlich geuau dem allgemein-en -demdkrntischcn
Progrcvmn^ etwas N-eaes haben die H"rren aucy
nicht entdeckcn köimeri. Es finden sich die allge-
meinen Schlagworte: Volksregierung mit V rtre-
tung alle-r Klassen, Freihandel, Abbau Ler Zwangs-
wirtschaft, freics Koalitionsvecht. freies Wort und
sreve Prcsse, Schafffung von Arbeitskammern. Moh-
r-i-ngsgoctze, Kriegsbeschädigtenfülifforge. Pensio,,
iür die weiLtätigs Vevölkerung. freie Bahn d m
Tüchtigen, Konfefsionsffreiheit.

Untsr dom Titel: .Marum will (?) und muh
die Pfalz sclbständig w'rden" folgsni dcvnn die po.
litiffchen und wirtschaftlich-'n „Eründe". Die Pfcrlz
würde, wenn sie bei Deutschland verbliebe, das
Kampfge-biet des nächst'n KrieMs werL-cn. dcn d e
Alldeutschc-n jetzt schon vorbere'teiiv, dmn der Völ-
kerbund gebe keine g uüg'nde Sichcr'heit z-im Welt
frieden. Die Regierung Ebert segle hcuts schon
im Fahrwasser d s Militarismus, der wi-der stür-
ker sei als je. Die wirkliche Herr'chaft in Deutsch-
l-and Wten die Eeneräle Eoltz, Lüttwitz. Hoffmann,
NeMhcwd. Evv u. a. aus. Das Neich sej eine kü.fft-
liche Treihhcvuspfflanze und müsse zerfallen; eine
neue Nevolution drohe, und um ihren Schä-
deg zu entgehm, müsse sich die Pfalz untcx den
Schutz der Erotzmächte stellen. Die Rheinpfalz sei
stcts ein Sttcffkind Dayerns und nur ein willkom-
menor Steüerzahler g"wesen. In diesem Tone g.hr
ss weiter. In der Darlegung der wirtschaftlicheu
„GrünL-e" setzt der an-onyme Verffasir dom Leser
die Taube auf dem Dach bsreits äls fetten Bratcn
vor. Di-e Pfalz wcrde ihre B"rswerke wveder
balten und bei Entrichtung der Kriegsentschädigung'
werde ste das wohlwollendste Entgegenkominen d r
Entente linden. (Wer gibt die Earantien?!). M o
ein egoiffti>sch"-v Ovvortunismus in krassc-ster F-orin.
Frankreich wer-de aus besondeoer Liebe die Vosap-
ungSMmee auf ein Minimum heiabs"tzen. denn d e
Pffalz käme ducch d-ie Los-lösung den Wünffchen der
Entowte. einen e-vtl. späteren Krieg zwiffchen Deutffch-
land und Frankveich nach Möglichkeit zu oerhüten,
entgegen. Durch Aie Orientierung nach W st'i.
werde dac- Land schneller aufblühen als es sonisi
möglich wäre (!) Die Vereinigung mit den Rh'in-
landen sei aus Gründen, die im -Militarismus wMl-
zeln, abzuileffmen. Einem geschichtlichen Rückblick,
der -bosonders dieami-ektionistische Politrk des alten
Reichcs hervovhebt und Ler vreutziffch-deutffchen Mi-
litär- und Iu-nker-regierung die Schuld am Wcii-
krieg zuffchiebt, folgt eine Sch lderumig der Wirt-
schasts- und Finanzlage Deutffchlands in Len schwär-
zesten Farben und eine trostlose Zukunst. ja ein


Pfalz nicht teileu. Zum Schlutz wird d7r Hosi^
Ausdruck gegeben, datz dic Alliicrten die 9
lösungSbestrcbimgcn unterstützcn mögen

Ein krasseres Vild von Landesvcrra.
hat man wohl kaum geschen. Ein weiteres

Drohung: ^ °us best^

Qwlle evfahrcn. weiden bei.Eintritt Les Kri?»
sustandes alle 17—45jährigen Wchrfähjge«
Wick>°mu«>« nach Bclgien und Frunkreich d«vo
tiert. Zu vermeiden wäre «s nur durch chle.mi»'
Steutralitätserklärung der Nevublik Pf^z." a-
folgt dann eine Anfforderung zur DeitrfttseM.i
-um Buude ,.Fr°i° Pfah". „r adr-I,i«r°n an Dr
haas. Lan^ru. OMahnstr. Dic Wakcr Lanisku,,
baben die Ansicht. datz es bald wieder Dri
gel gibtü "

Talleyrandüberden — Bölkerbund

D-'r Parkser Intransigeant veröffentlichj
untcr der Ucberschrist 1811-1914 einen Leitaitikel
in <z-orm ein- s oon T a l l e y r a nd aus dem Pa
radiose an dio Mitglieder der -Friedenskonfeien«
gcrichtcffen Brief s. Darin heitzt es.

„Die Gcsellschaft L-er Nationen, dic ihx errichten
wollt, ist nichts anderes als die cinst vevwirkl chie
Heilig« Alliandie sich dam-als gegen d^s
naooleoniffche Kaise r' ch ' chtete. wie h"uie -ie
Eesellschaft d"r Nationen sich gcgen Deut chland rich-
tet. Es gibt nichts New s in der Eesch chte. Unsir
„Europäisches Direktoriuin" war cbenso beständ-.g
wie eure „Liga der Natisnen", und auch wir spra-
ck^en wie ihr von Bnrgschafften g g>-'n eine Wi^dor-
kchr des Kricges. Das europäiffche Dircktorium
V0N1815 schlstz Frankr ch genau so aus. w « ihx
Teutschland vor die Türe curer Liga setzt. Dle
Ausdvücke sind ganz genau düselhcn, obne anch nur
ein Konniia zu verändem: ,Ms zmn Tage. wo es
nicht mehr cffne Drohung der Unordnung für Lu-
icva bitr-en wivd." Diese veiweigerte. aber wi.
svrochcne Wioder-amnahme in d"n Bund bleht d
g e f ä h r l i ch o S t e ll e, an der dre u n g e h e u r r
Ee-brcchlichkeit eurer juristischen Or-
gani -sation zerschellen kann."

Bisrnarcküber einenGewaltfrieden

Wir haben 1871 FraMeich einen Lurchaus bil.
li-gen und gcrechten Frieden gcgeben-. obglcich wjx
die Angegrrffonen waren, wir haben uns auf Vcr-
hanL-lungen eing-'lassen, haben die UnterWnLler
dcs doomals b ffiegten Landes anständig behandeli
und rn manchen Stückcn nvchgegTbcn, man denk^
nu-v an Belsort. Bismarck hatte -cvber. ffelbst für
dcn Fall eines nochmaligen KrieMs, den er sich-r
erwartcte, und falls wir wicder gesiagt hätteii,
Lmchäus wicht im Sinne. etwa dann dcn Franzo-
sen einen Eewaltfri-edon aufzuerlegen. Den un-
wilderbsglichen Bcw-eis daifür findcn wir l-n einem.
E-e-svräch, -Äas er 1891 mit einem Be'ucher!, Mar
Vcwer. in Fri-edrichsruh Mrte, und an das Dr.
Nt. Psllaczek im „W.ssen" erinnert. Vewer hat es
in m-ehreren Zeitungen und auch ln einer im sel-
bcn Iahre veröffentlichten Cch -ift mitgcteilt. Be-
wer gab se'mer Meinung Ausdruck, dah Franlreny
nach einer neuen NioNrlage dic Flotto ausliefern,
Algier abtreten und sich verpflichten müsfe, ?e!n grd-
tzcres steh"ndes Hoer zu halten, als zur Erhaliung
der Wentlichcn Srchsrheit nvtig ffsi. A!ber mit dlte-
ff-cn Vorschläg-en, die immov noch mildcx waren, nls
die uns jetzt von der Entente auferlcgten Bedii-.L.
ungen, kam er üb"l anr Vism-arck erwtderte, d-atz
SchiGs nnv leere Eisen- und Holzkasten seien, dic
Deutschland neben sein"r eigcncn Flotte nicht bc-
man-nen könne; Alsier sei auf franz-ösischcm Kul-
turbodion a-ufgeblM und köime schwcx vcrdeutscht
w'rden, das Halten eines stehendcn Hee-.es zu ver-


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Die Zukunst des Heidelberger
Musiklebens

vnd das städtische Orchester

Äuf dem Gebiete des Heidelberger Musiklebens
treten durch den Tod Wolfrums große Verände-
rungen ein. Wenn hier neues Leben und eine ge-
segneto Zukunft geschaffen werden soll. so ist es
seibstredend, gemätz der neuen Zeit. daß auch das
städtische Orchester. als die Seele des ganzen musi-
kalischen Lebens. sein Mitbestimmungsrecht aus-
Lbt. Oder soll das städtische Orchester, das den
Ruhm Wolfrums und Heidelbergs als Musikstadt
durch seine künstlerischen Leistungen mitbegrimdet
hat, ganz ausgeschaltet werden? Die Frage wäre
gelöst, wenn das Thema drser Angeicgenbeu lau-
ten würde: „Wer wird Wolfrums Nachfolger nach
Nadigs Abgang?" Von diesem weitausichauenden
Gesichtspunkt mutz die Stadt die Läsung dieser
Frage in die Hand nehmen. Die Weiterführung
der seitherigen Sinfoniekonzerte. genannt Bach-
vereinskonzerte. ist eine rein städtische Sache; denn
der Ausführende aller Konzerte war mir Ausnahme
von jährlich zwci Konzerten. in denen der Bach-
vereinschor mitwirkte. nur das städtische Orchester.

Sämtliche bisher erschienenen Vorschläge decken
sich m maiicher Hinficht mit den Anschauungen des
städtischen Orchesters. Jedoch der von Dr. Weitz
unterschriebene Artikel verkennt die tatsächlichen
Verhältnisse, namentlich dein städt. Orchester gegen-
über. Koinmen bei Lösung der Diriaentensrage
wirllich nur die dort genannten drei Beteiligten
in Betracht? Hat Wolfrum allein in den langen
Iabren gewirkt und war das städtischs Orchester.
mir daran beteiligt? Ist nicht das städt. Orchester.
nach den Worten eines namhaften auswärtigen
Kritilers. ein Institut. „auf das man in Heidel-
berg stolz sein kann. eine Schöpfung. deretwilien
glcich grotze und grötzere Städte Heidelberg be-
neiden?" Ist nicht die Bachvereins-Dirigenten-
srage auch eine Interessen- und Zukunftsfrage für
das städt. Orckester?

Vei der veränderten Rechtsstellugn dcr ge-
samten geistig wie körperlich tätigen Arbeiter, un-
1er denen selbst dem geringsten ein der neuen Zeit

entsprechendes Mitbestimmungsrecht gewährt wird,
zeigt die Auffassung von Dr. Weitz doch. mätzig
ausgedrückt. eine Gerngschätzung des städi. Or-
chesters. Auch das städt. Orchester wird stch vom
Bachverein nicht vergewaltigen lassen.

Uns treibt. nur im Interesse einer gcdeihlihen
Fortenwicklung der Musikverhältnisse. dle Pflicht,
mahnend der Stadt zuzurufen, die Zwitterstellung
des städt. Orchesters. wie sie bisher durch die
Ueberlassung an den Bachverein bestanö. auizu-
heben. Lätzt sich die Stadt belehren. sucht sie selbst
solche Ziele. dann ist die Bachvereinsdirigenten-
und Universitätsmusikprofessorenfrage cme reme
Privatsache der beiden Beteiligten. Denn: die
Stadt hat nicht nur ffetzt das Jnteresse die Ste l-
lung des städt. Musikdirektors künst-
lerisch zu festigen. nein, sie hat jogar die
unabweisbare Pflicht dem städt. Musikdirektor die
Stellung zu geben. die ihm von rechtswegen ge-
bührt. (Anna Müller.) Oder soll das weiter ge-
führt werden: immer leisten und stets sich bcgnü-
gen, stets bei Seite geschoben auf Kosten eines
Privatvereins.

Welch führender Dirigient würde sich in Zu-
kunft die bisherige Zurücksetzung beten lassen?
Abgesehen davon. datz ein solcher Vertrag mit den
jchigen Bedingungen nie von einem Musiler
von Bedeutung unterschrieben würde. Die Ar-
bcitstätigkeit des städt. Musikdirektors miitzte aller-
dings künstlerisch festgelegt werden, datz dem
Konzertmeister, wie in dcn meisten Städten, d.e
Leitung dcr Sommerkonzerte übertragen würde.
Biergartenkonzerte zu dirigieren, wird nie der Ehr-
geiz eines Musikers von Ruf sein. (Hier sei Düs-
seldorf städt. Musikdir Prof. Panzner, Aachen.
städt. Musikdir. Busch. Wiesbaden. städt. Musikdir.
Schuricht. Köln. städt. Musikdir. Abendrot. als Bei-
spiel angeführt. Nur die Leitung grotzer Konzerte
und Opern ist diesen Herren übertragen.)

In dem gewitz kommenden neuen Theater wie
in den Symphonie- und Volks-Symphoniekonzer-
ten und bei der Leitung der Bachvereinskonzerte
findet dieser reiche Geleaenheit, seine Kunst als
Dirigent zu zeigen. Es ist dal>er zu verstchen. datz
aus allen Arttkeln der Wunsch herausklingt. den
auch wir teilen: einen praktischen Musiker. einen
Dirigenten von Fleisch und Blut zu gewinnen.

War Wolfrum Dirigcnt? Bei allcr Pietät
vor dem grotzen Künstler und Musiker erhebcn wir
diese Frage. Wir Musiker schweigcn und übcr-
lassen die Beantwortung dieser Frago den Kriti-
kern, die jahrelang manchmal zum Schaden des
stadt. Orchesters ängstlich vermieden haben, an
Wolfrum Kritik zu übcn. Eibt es in Deutschland
Musikgelehrte die gleichzeitig gute Dirigenten sind?
Wir Musiker kennen keinen. „Wer praltischer Mu-
siker ist. tann unmöglich Wissenschaftler sein; we<r
Atusikgelehrter ist kaiin unmöglich guter Diri-
gent sein. Das sind Gebiete. die so umfangr.'ich
sind. datz sie nicht von einer Person beherrscht wer-
den können." (Eckert.)

Nun zu den Zielcn des städt. Orchesters: In
einer Eingabe an die Musikkommission hat das
städt. Orchester sejne Wünsche klargelegt. Di-cse
gehen dahin: dem städt. Orchester wird dic Vcrwal-
tung der Konzerte übertragen. Eastdirigenten von
Weltruf. wie Niiisch. Weingartner. Bruno Wal-
tcr. Busch usw. die Wolfrum sorgfältigst aus Hei
dclberg verbannte. übernehmen mit Radig die Lei-
tung der Konzerte. Autzerdem dingiert Nadig
sämtlicho Volks-Symphoniekonzerte Das stadi
iOrchcfter wtrd auf 60—100 Mustker -fur Dlcsi:
Konzerte verstärkt.

Die Symphoniekonzerte werden in Mannb>nn
Karlsruhe. Darmstadt, Stuttgart, Berlin, Wicn,
sowie von den mefften früh. Hoforchestern in Deutch-
land selbst veranstaltet. Den eigentl. Konzerten
folgen am nächsten Tag Volkskonzertc mit gleichem
Programm bei billiaem Eintritt Zu don Haupt-
proben, bei denen durch Hinzuziehung emes M"sik-
historikers Erläuterungen der betrefsenden Wcrke
geboten wurde. erhalten die Sch"ler dcr oberen
Klassen freien Eintritt. Im Jnteresse und des
Ansehens der Mitalieder des stadt. Orchest-.ro
selbst liegt es. das Musikleben Heidelbergs zu neuer
Blüte zu führen. Durch die Hinzuzlehung d:r be-
deutendsten Dirigenten würde die Krafteentfaltuna
und Klangschönhcit des städt. Orchesters erhoht
Die bishcr benannten „Pachvereins -Konzertc
würden ncht nur ebcnso gut blcibeir sondern durch
Leistungen des Diriaentcn und des durch dön Diri
genten Legeisterlen Orchesters überboten wcrden.
So würde das städt. Orchester eine vornchme
Pflicht zum Wohl der Allgemetnheit erfüllen und

Kulturarbcit leisten. Autzerdem ist dem stüdt. Or-
chcster durch die Uebernahmo der Konzerte gegen-
über dem Bachverein eine andere Rechtsstellimg
gegeben; denn es war im Winter mehr Bachver-
einsorchester als städt. Orchester.

Die Vorschläge und Ziele des stddt. Orchcsters
stnd kurz wiederholt folgende: Uebernahme der
Orchester-Vachvereinskoiizerte in eigene Verval-
tung unter dein Namen Philharmonische Konzerte
dcs städt. Orchesters. geleitet durch Dirigsnt-'n von
Nuf. Nadig d.rigiert säintliche Volks-Symponie-
und einen Teil dcr grotzen Konzerte. Das Beste-
hen des Bachvereins ist.nicht gefährdet. Der -kach-
folger Wolfrums. der als Bachoereinsdirigeiit die
Einstudierüng der Chöre leitet, übernimmt ^ vie
Aufführung der Chorwcrke. Die Wolfru'iisrage
kann nur in diesem Sinne gelöst werdcn. denn
„niemand" knnn diese eigenartige viels'itige Siei-
lung. wie sie Wolfrum hier tzatte. ersctzcn.

LÜird man fragen, ob das stadt. Orchester M
dieser Forderung berechtigt ist, so billkc inan m
die Vergangenhcit des städt. Orchesters zuruck
Musiifest 1901. Tonkllnstleroersammlung, LiMc,r,

Vach-Regerfest Iubiläumskonzert usw Der Tra-
aer war trotz dcr Verstärkungen zu diesen <z-e,tei
und trotz der sürsorglichen Einstudierung dur«
Wolfrum das städt. Orchester. lms hmgcbungsvou,
oft duldend. dicscn Festen zum Sieg verholfcn har.

Selbst Wolfrum soll kurz vor seinem Tode au--
gedrückt haben. datz cr dem stadt. Orchcster v ü
Dank schuldig sci. Darum gibt uns hcute Lenau^
Wort aus „Don Iuan": Hmaus und foü naÄ
neuen Siegen. solange der JUgend ^euerpulse sUe-

Zm Auftrage des städtischen Orchestcrs:

Der Vorstand:

Willibald Zehn. Iohn Kröger. Ernst Muller.

Erzbergers Vorbild

Dio Tätigkoct des Reichsmiiristers Eizbcrger, d-'r
angeblich allcs w"ib und alles kann. obwohl cr aus
keivoin Eebict Fachmanu ist. crinnert an -d'-ej'n ge
Ane-kdote, die yi-crn sich in den btzten Tagen in a --
len Pavtcien der Nati-onalvevsaininluivg mit H-N^
blick cmf ErKerger lächelnd crzählt.

Au-

als

gefc

Ihr

und

l

klar

und

Plöt

Sio

heft

herz

stan

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