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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 126 - 148 (2. Juni 1919 - 30. Juni 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0917

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chten Frieden g^geben- chxlrltz.
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ns'Lasseu. habcn die Untn^
-siegten Lantzes anstachig
en Stückcn michgegticn, M>-
t. Bismarck hatte achei. Mi
; nochmaligen Krieges, den nr
> falls wir wicder gesicgi!c
im Sinne, etwa dann d"n x
waltfri-ciden aufzuerlegen. D-
Bcweis dafür finden vir >r>
ar 1691 mit einom Be vchei,!
;-riedrichsruh führte, M anic!
im „W.sien" cxinnert. Nv«t.-
Zaitungen und auch in eiM!«
löffcntlichten SchUt mitM

r M>ein.ung Au-tdnuk. da8 «M'
ren Nied'rlage die Flottc V^

n und sich vervMchten E

s Hoer su halten. als
a S'chrrbeit nötig sei- M ft
n, r>ie immor noch mild'k^
)on der Entente ausmleM.

- üb'l crm BismarS E'M

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Samstag, den 28. Iuni 1919

Karlsruher LandLagsfilm

1.

Die - Heidelberger Zeitung" und das erschwerte
Leben dcr Regierung (packen-e Rührszene)
Der gute Ton aisi der Regierungsbank (be-
lehrond !) — Maier. Levinä und H'ndcnbura
>S e i'. s a t i o n s f j l,n l) — Die »Nuhnieher der
Revolution" oder der „alte Schnrcinestall" drs
Landeskommissärs Maier (hachhumoristi -
fcher Schlager !)

, . Dte Berichterstnttuua über die Verhandlang
b»s o.roijchsn Londt-ages die -uir llvusMasweif-e er-
folgeii kann. ist der dlatur der Sache entjprechend
derarna dur,tin und lückenvoll. dan man tm All-
«zimelnen n-ur dag Skelett der je>wr.-,.nen Sitnma
b'/binmt. Run mird i'a der er.fahrene
Hotlliker Äeich Snpier. der bekaiintbich aus ei-
noin Scheneelknachrn dag kamie'vorsintflutliche
?^cktru>creu verimochie. auck -aus dicisen
Brluchchicken sich ein Bild der Verlmndlung ma-
chen komien. Nicht aber der irur Zeiitung lesende
^-a>»e. Ss iist daiher zur politiflben ?)nformieruna
ersoroerlich die amtllcheu Berichte über die Ver-
handlung-en des Landtages heranimie'hen, die
Mar nicht mrmer kur,rmeitig. o,her biswsilen doch
wie Luther von den Avokrnphen fagt: „rechi nüh-
iich und gut ',u lesen st„d". Aus ven ketüen Ver-
tMndlungsch-richten greis-en w:r dte üder d,e 27.
und LN offentliche Slhung heraus. dts ernr An-
zahl chavakteri-stischer Bilder ans dem Landta-g
entivalten. fc»dan man. wsnn man sie bintereina'i-
der Ueit, in einein varl-aimrntarisschen Mno zu sein
memt. Zuglecch bringen sre a-ber aiuck, EnMUun-
gen uder den Ton der in dem boben Hause
herricht und üb-er das allremeine Nioeau.' mif
dem fich die Dedatte bewesL.

Aiir iietznren die -8. Sifiuna noraus. weil dis

e i d e lderjg er Z-eituna" davan persön-
kich mteressiert ist- Es war nämlich jene Sihung,
m der der Mnister Ves Fnnern. Nem-mele. die
Schalen drs Zornes über uus wesem uuserer An-
griffe auf die Regierun,g ausgofi. Beachtenswert
lisst mnächsst. Vie der Mmister das Derhäcknts der
»Hfidrlberger Zeitung" ,pir N-egierung charaktcri-
siert. Er sagt:

„Wir werden von der ..Heideliberger Zeitung"
fortgo'efit in der schliimm'ten Weiise angefeindet
(Zuruf von dsr Deutschnrt. Do-lksv.artei: Sie rst
mcht deutschniatronal!'. S>ie jst wicht dsiutschnatio-
n-ali ich will Sje Ihnen nicht ankreiden, S.e
würden sich ia dagegen wchren. Mer ich mu» dte
„Heidclbergsr Zeitung" in dem Zussanmrenhaag
nennen, weäl sie in wnniderbarem Zu?aim:mcnwir-
ken m't den Herren der Deutschiratianalen Partei
avbeitet. (Schr richtig!). Di-e ..HeLelbcrg-r
Zeit-urg" darf heute eine Sach» aufgreiifen, daun
küi'dlgt sie auch sefort an. dan die Driutschnatio-
rale Partei eime Intervlllation des entsprechen-
den Iühalts beim Lairdtag einreichen wird. also
nncht nur eine Id ee n v e r bi nd un g. sondern
ich glauibe. dasi hier sogar eine oraanis-ato -
rische Eesch ä f t s ve r b i n du n g vorlisgen
>m-u.fi. obwohl dirfe Zeitung nicht das Organ der
Deutschiiatiairalen Partei ist Diesies Organ ner-
l'cmgt nun von uns fortgeefit Aufschüufi darüLer.
was wir eigentlich macken. wenn einmal K o m -

plikatioilen e-intreten- Wir wsrden ailf

solche Airfragen kein-e Antwort ssben. (Sehr rich-
tig!>. deswogen keine Antwort goben. woi.l wir
gar keine Lusst babem-. eines uns felndlich ge-
sinntcn B'-aittLs wegen dder oines sogar ver-
soirlich zugeifvihten Kampfes weaen unseren Ieia-
den von links unsere Karten auf.Wdecken".

Rein sachlich wäre dazu zimäMt W bomerken.
dafi sa die Rogierung inMischen aei'/eigt hat. dafi
sie. wie der Fall Manncheiim äezeist hat, zuM-
greifen grwillt isst. Endlich läfit sie auch dort durch
HsaiusssuchuugiÄn .den Lsuron j-ie Mrffen -abnah-
men, in deven Mnds sie wicht gehörteir. Es wird
alfo jefit das durchgeführt. was wlr schon seri
Wochen verlangt haben. Umso sonderbarer klingt
es dann allerdings. wenn der Mnister weite:
sirgt:

„Man soll doch der Regierung nicht fortgeiefit
Fordevungen stellon, di>e erstsns elnmal nicht er-
süllbar sind. und mai, soll der Regierimg nicht
fortgesetzt durch P refi paleiii i ken. dur-h
Artikel in den Aeitungon dasLeben er-
schweren mrd den Mifimut der bürgerlichen

kseiüelberger 3eitung — Nr. 147

1. vellage


« Grofieswächsterstrecht. wcn ieS verii-'intlvird. vS
Z Dam, fafit sich's selbst i» seinerganzen Krast und ^
^ bäumtsichaufinseinerwahrenGrötz-. Hamerlmg ^

Die blcme §pur

Noiitan von Iulius Regis
Aus dsm Schwedischen übersebt van E. v. Kraafi
(1. Fortsetzuug)

' 2.

Das sunge Mädchen war kaiuui sin-geschlafen.
als es auch schon zu träumen bescmn.

A^t halb offenom Niund und >aui der Brust
gefaltcten Händen lcrg sio regunsslos tm Vett.
Ihr Kopf war unnatürlich stcrrk zurückgebogen
und die blauen Aederchen an den Schläfen schwol-
le-n an.

Einmal fagte sie ohne zg evwiachen m-it lauter.
klarer Stimme: „Paoa!"

Als die Uhr in der Halle unton m-it arellen
und harti'.äctigen Tönen elf schlug. öffn-ete sie
plöfilich die Augen. ohne ihre Lage zu ändorn.
Sie war nicht ganz wach. enrpfand jüdo.ch einen
heftigen Schmerz iin Hinterkooi. der thr davon
berzurühven sch en. dafi alle Türem woit offen
stccnden. so dafi der Wind durch dre dunk-en Eänge
urd Treppcn wehte. Cin kalter Hauch fuhr über
tt r Eosicht. aber f!>e schlofi die Au-geu und sank
wicder ins Traumland zurück—

ZlvN duinpfe. harte Laute weckten sio völlig.
S e hatte noch ke-iue halbe Sluude gofchlafen. Sie
su-hr vii die Hohe und lauschte. Was war das.
was sie gehört hatte^ Irgend etwas was ge-
ssckvhen war, irgend etwas. was sie ntck>t ge-
trciuint hatte. Zitternd lü-elt sie den Atäm an.

Boim dritten dumvsen Midevhall sprang sie
-aus dom Bett nnd machte Lickt. Ste rannte .mch
ihres Vaters Avbeitszimmer hinüber. Iefit wur
«s da unten dui'kel, aber eine Fenssiievschetbe sia>'d
offeii, und die dicke Eardiue bewogte sick leise. Im
gan'en Hause herrschte tiefe Stille

A-ifier sich. klopfte sje an die -Manld.

„Stono! Steno'" schrie sie auk.

.sioine Antwort. Ioht sah sie. dafi die Earten-
pforte angelcihnt staird. uud iin Nu wiurde ihr kliar

Bevölkerung gegen diese N-egiernug grofiziehen.
(Sohr richtig!). deun darauf läuft es doch iu lefi-
ter Linie htNaus".

Hrer wird der Miuisster mit Hiniual senti-
inental.' oin Gshäben. das -be-i t-bni als früheren
Robakteiar der Mannheimer „Volkssiiiume" uud
erfolgreichru RevolutiMär des Villiuger Land-
sturmbataillous (odcr war es iu Trl'ilborg oder
Douausschiu-gen? Iedeufalls hat iihm, wle die
„Vo>lksstimme" s. Z. voller Stolz berichtet. der
Major seines Bataillons dafür dankbar dio Hand
gesschüttolt) nicht bosouders alaubh-aft erschemt.
Im Uebvigen denken wir gar nickst damn. der No-
gieruug das Lsben M erschwereu. sondern. sie
s-ollte uns etgcntlich dafür dankbar soin. dafi di-e
„Heidelberg-er Zeitung" das Ventil isst. durch
d-as dom berechtigten und von Tag zu Tas
infossae der Karlsruhor Reaiererei sich steiaern-
den Mifiin-ut der Bevölkorung Luft
gemacht wird. Deim. weu,i die Regioruiig m
der gninen Lürgerlicheu badisscheu Pvesie vorab
durch das Pressebürv und dte Kärlsruher Zeitung
uur ständig Lo-b und An-erkeimuua fiudot. wird
sie über d-ie walhre Sttmmu-ng der Bürgorschaft
uud des Bauorutums uicht imtorrichtot. Wir
geben thr äber Golegenhe-it uiachzuwrüfou uud zu
vevbessern Dch die Kritik etmas uüfit. hat I"
auch das Boisspiel der Fröiivilliaeu uud Resserve-
MiliMta-cllau-' gezeigt, tvo infolge des Gnspruchs
der von uuserer uud auch von auderer Seite er-
folgt ist, die berüchtigte Prüfungsklaussol beim
Giutritt gcstrichon worden isi.

Woiter kam der MinUer auf die bekannte
Möbelaugeleseuhett zu ssvrechen. wo-
rüber wir -unseren Staudpunkt klargelogt ha-
ben. Wünschenswert märe es allerdiugs. wenn
voni Negieruiigsti.ssch cn>. Kampf grsen den poli-
tisscheii Eogner nicht Ausdrückö wie „Lüge
und^ „Niederträchtigkeft" und älhn-riche fallon. Sie
riechon noch ?>u ssehr nack» ,-euer Zeit >als der ge-
grnwärtig« -Mincster das beglückvnds Brot der
Opposfticm i» der Mamchoriusr ..Volkssitiinine
o.fi u-:rd starke Ausdrilcke als Belcig dazu dienten.
W:nn -man Mimsier isst uud Neprässentatioiis-
rämne mit st-acrtlichen Möbelu bewchnt. imöge >uan
sich l'.ober im Servieren wcchl W-seri-chtHter parka-
ment'arisscher Plattou ü-ben.

Be- dieser Eelegenheit möchten wir etiieu Irr-
tuin ricktia stellen. der fowobl dem Miui-
sbsr wls anch dem soWaldsmokratiissckien Abgoordne-
tüir Weifi-uann. dein gsgeumärtugen Lefter
des Pressobüros u-nterlLli-fen isst. Der Mg. Weili'
nvann fagte in derselben S'chung:

„Ich nttch schon sogou. dafi ckir tmmer godacht
siaben, sett wann tsst die ..Hoidelberger Zoitung'
konservativ gewordsn. Sie isi kouser-
vati>v geworden anschr>inond feit A-usbruch des
Krieges Die „Hs'.delberger Zcitung" ist das
Ovaan welches m beu besserou Bürgrrkrei-seu von
Hevdelbsrg gelsssii wird, uinid vou diessor Ssite cnis
wird währschemlich die Politik geführt. die wir
hier orrtreten gosehen haben. Im übrigeu ist es
äusserordeiftlich kleinlich. von den Möbeln der
MinDer zu ssprechen. und tein Sozialdemo-
k rn t uud keüue s oz ta l d e m o k r a ttsche
Presse wüvde sick dazu hergeben. derartige An-
griffe auf aubrre Partoten zu luachrn".

Na, ua. Herr Weifimauu. diesse lefite Vehaup-
tung möchteu wir uoch dahiii gesiellt sein lasseu.
Eriunern S'ie sick uoch drr Artikel des Halle-
schrn Volks-blattrs, desieu Redaktiou Sle auch ciu--
n'iat aiigehörten. die in altt«siamentartsche:
Spvack>: u-ft> St-il gIchriobruou übrtgens recksi
witzigen Feuilletons itbsr drn N'chter Eluasi und
den Richter Evir >die umgekehrten N-cvuvsn der
danialigen- Vürgermeisitr), Abrr abgesehen da-
von. -die „Heidrlberger Zeituna" chat mit -'oer
D e u tss ch n a t i on a l e n Bolksp-artei nichts
z n t u n. Das hat auch der Abg. lM-ager bm
weiteren Berlauf der Sihung ausbrucklich hervor-
gohcibou. r niöchten abrr >cruck an diess-rr Stelle
obeiisso auLdrüalich fesslstelleu. dafi weder eiue
„Idecii-Verbinduug" nock gs'chwe-ine eiue „oraa ri-
ssatorissch: Eeschrftsverbiub-ung" vorlie-Ä. Die
„Hoüdelbrrger Zeitung" ist on ausschliefi-
lich liberales Blatt und stoht lediglich
der Dc.uhchnatioira'en Volksvartoi als dex an-
drren Oppcisit-ionsparlei fveuudnachbnrLch zur
S-ftte.

In wslch sonderbare Eedaukenlobnrssnthe die
sefit regierenden Sogialdeiuokraten sich manchncrl
vErren, zeigeil die Aensierungen, die der Abg.
M a i e r - H e i dr l be r g tn der 27. Sifiung ge-

tan hat. Mau sspvach von der Austreibuua der
bet-oudeu Fraüen bej den Ererzftien in Wyhlen
durch den dortigen Volksrat uud kam dabvi auf
eiuigen Uniwsgon auch auf den Fall Levine zu
spreckfen, wobei der Abg. Maier ihn als c-inen
idoalisiilschen Phantasien und politischeu Psycho-
pathen uicht aber als emen Verbrecher hiusiellte.
Darüber entwssckelte sich natürlich wiederum eine
neue Debatte. i,i deren Berlaui der Mg. Maier
oine neue These iiber Revolution aUf-
stellte. die folsendermafieii lautete:

iIch sic5)e -auf dem Staudpunkt. dafi auch ein
Revoluti-onär — und das sind wir schliefilich mit
Ausnahme -oiuer gauz klelnrn Eruppe. die aus
dieser Seite des Hauses siht (aiuif dte rechte Srite
zoigeud). all in diesem Hausse — (Mg. Dr. S cho-
fer: Das lehn-e ich ab!) Sie haben auch die
Ropublik errichten helfrn. (Aba. Dr. Schoser. I.ch
habo alber keiue Revolutiou gemacht!) Wir sind
Novolutiouäre oder mindestens doch Nufinie-
fier der Revolution. Ich ssagte also. wenn
eine NevMitioslär an emer revoluti-onären Evhe-
bung sich bekei-ligt. und cs fliefit Blut dabei,
so isi das gowifi äufiersi -bedauerlich, weun
die revolutionäre Kundgobimg sich in diosem
Rahmeii abspielt A-ber der Toilneihnier ist uach
-m-vftier Auiffassün-g ebeuso wenig als ge-
wöhnlicher Mörder anzu-sprechen, wie ein
Feldherr. der Hu-ickerttaussende uud Millr-
ouen vou deutsscheu Staatsibürgern mordet.
(Mehrfacher Mderspruch uiud Boifall. a-uch au-f der
Tribiiue). Der Fekdherr macht das uicht. um ge-
wöhnlicheu Mord zu beL-e-hen. Mensschenlsbeii zu
zersiöreu. sondern er macht das aus vatriotischen,
siaatSbürgertichen Eründen und der Rovolutionär
inacht das. um s e i n Ziel zu erreichen, (Also, um
Nüfiui-efier der Nevolution zu som?! Schriftltg.)
Mrnu er „ftt drn Maffen iu der Haud erfifit
wird. läuft er Eesachr. und nnt Recht Gefahr. dafi
er dann dem Standrecht verfällt: wenn er dage-
aen nicht niftder Waffe in der Haud erfafit wird.
bi»i ich schon der Meinüug, dafi inan ihni den
Prozofi aiuff andere Art und Werse ni/achen mufi.
uud uachidE wir Eeguer der T-o>drssiyafe stud.
halten mir es ahnehin für ein llnrecht. wenn nmn
an Louten. wie Levine. nachträÄich das Todes-
urtetl vollzieht".

Anf diesse soiiderbaren uud übrvaus ansechtba-
reu Bchawpt-ungen blieb ihm der A-üg. Schofer
(Zentrum) dds Autwort nicht schuldig:

Herr Kollege Akaier-Hrid-elberg hät vorhin
gemeint. wir alle wäron Rrvoliftiouäre. Ich habs
schon durch Zwl'ssck/mrE ai'.!gc>, hnit. dl.etzrr Ehoe
teilhaftig zu merden, uud tch werde für meine
Fraktion sagen könuen: Restlos lehnen w ir
drese Ehre ab! (Beisiall im Z-oiftri'iu — Zu-
ru.se links: Und die MiuMr'tft Mch die Mtni-
ster uns-erer Partei haben 'keiue Rooolution ge-
macht. sondern sir haben ihre Persson oingesofit,
uim die Ordnüiig währen zu h-rkson (Zuruf links:
Üudeu>dor,ff hat die Re-volutiau gsm'ftht, uicht
wir!> Dafi Ssse. meius Herron -Sozialdomokraten.
sie uicht gem-acht h.rbeii. w'vstou wir. Weim uicht
die uordtscheu Sendltuge grkomnren wärou. hät-
ten wir koiue Rüvolution gohäbt. D'.e Echre loh-
neii wir. sage ich, ab. aber wir waren vernünstig
und semistenhaft grnug zu sagen: D>e Derhält-
uiste stud da. str stüd ohne uus avkoiiimon. aber
jetzt edisiiert einzig uud allein die grofir Frage:
8u,>l<7in.'l lex ,'LI pllbiicLc. dcrs vbrisie -und

höchsie (brsek ist das Wohl drs Staates! Uud da
hcvben die .Mcinner stch in d'e Brsf.he grsiftlt üvd
tr-ou v.ud reidltch M'tgearbeitet So haben wir es
gohalten bis zur Stunde. Aber daraus Laun
füglich ui ckt eiugeleitet werden. was Herr
Kollege Mcvier abgeleftet hat. Er iprach d-unn
uiiter grofienr Beis.ill. und ivoiin ich nicht irre,
auch nnter Beiisall Ler G^erie. was Lis setft iu
diesiini Hausse iftcht ü-blich war. und ich msine. wir
wollen iroue Gobräuche in diessem Hausr nicht ein-
führeil. >Mg WittemEii: Es isi ein Arbeits-
lchonimtersbütfter gewesse.nl).

Svhr gut uud ssehr tvrffeud! Dcosse Ausfiihruug
riessen d?n Abg. Maier aber nochmals anf den
Plftii, wolbcl er sich folgeudes leisiete:

„Ich darf drm Herrn Kollsgeu Dr. Scho-
fer noch s-rg-ii, seine Aoufierungen über ineine
Auffastuug vo.n der Tcftnahme cvn der Revctution
scheiuen linir nicht gaiiz konssecsiient zu ssoin. vbwchl
er sm'-si e-'m Ma-i'v der srreugsien Logik isi. Nach
! soiner Darleami'g hätte es stch bei i>bm so verhal-
> ten! Die .alte Regierung. d'e -alteii Zustäude wa-
^ ren zwe'.fellos auch iu sein-r Avige-n nicht serad-"

wd-s >für ein L-uut es aowesrn war. der ste ge-
weckt hatte.

Es wareu -drei Revaloersschüste goweseu.

Im nächsten Augenblick war sis angokloidet
und draufien auf deni Flur. Mtt gob-allten Hän-
den schlug ste segen die Salontür. .

„Stono. wach auf'" schrie ste atenvlos. «Wach
aluf. ich -liab Augft. dafi etwas Fürchterliches se-
scheheu iit".

D.riuneu fssol eiu Stuhl u.m. und ilhr Vetter
öanu u-nd öffnete. Er war in Hemdsärmeln.

„Ich mufi im Siheii eingoschlafen s-ein." ruur-
melte ex vev'chlafeir „Was mtlllt du?"

„O. Stono," schluchzte das runge Mädchon. „ich
glcvube. irgond joinand hat Pava kcftaesschossen l"

„Eatt ini Hiium.el!" r>of Beyler und blickte sre
plötftiich hellwack an.

Er lief an ihr vorüber und siürfte die Treppe
hinunter. u,n dort ohne Zägern hoftig au diie
Bibliotihekstür zu hämiuoru.

„Onkel!" rief er laut. „Onkel. bisi du wach?!"

Er bekaim koine Antwort. Als er sich Mnsah.
siaud Panline dicht hinter ibm.

„E>aki wog!" ssagte er. „Es gelft uicht mit rech-
ton Dingcn ,zu. Ich will die Türe aussbrechen ..."

Er stoiumte don ltnken Fufi geaon eruen Tür-
flügel uvd vackte den Türgriff mit beiden Hän-
den. Im uächsien Augonblick war eg gesschöüen.
Ein lauger Splitter brach aus dem Hoh.werk her-
aius und die Tür mft» kracheud nach. Sie siürzteu
ins Ziminer hinein. und der Io»i-rua-lisi machte
Licht. Ein sch-rrfer Pulvergeruch schlug ihnon ent-
gogon. Das Zinviuer war leer. aber aus dem La-
boratoriüni kmu jemvand nrit la-uteu. schweren
Schrctten die Wenideltroppe herab. Es war der
alte D-iener. und sein Gosickt war grau vor Erre-
gung.

Ohne die Leidon juugen Leute zu ss-ehen, «ing
er zaüdernd a-uf die Tür zum Mbeitsziminer zu.
legte den Kopf dagogsn uud sagte lerse:

„Es isi Iobn".

Er lausckfte, >da aber koiue Antwort lam.
slpraug ex wie ein Wolf gegen die Tür uud schüt-
t-elte sie mit nller Eewalt.

„üasft mich roin. ihr Taulfsll" schrde er wie eiu
Räsender. „Lafit nftck rein!"

Wie e'm Malhnsiuniiger schrie er iiümer rvie-
der dteselben Worte. Der Imirualitt sprang vor

uud sitefi thn bei'soite, und iaba>ld er ihn berührte,
wich der cvlto T: ourr zurück.

„Wir nrüssen die Tür alufbrechen!" viof St-eno.

»Ia, Herr Beyler." evwiderte der Dioner mit
gelastenerer Stiinme. ,Sie nrufi aufsobrochen
wevden. Ich habe nur Angsi. dafi -es schcm M
spät ist".

Steno antwortete nicht. Er iparf stch -mit soi-
nem gcruzein Gomicht goaeu die Tiir. dio krachte,
aber siandhielt

- „Beido zugleich!" kouchte der Iourualist.

Mliuuteulaiig beavbeiteteu ste die Tür wie
unstuiiiig. aber veraoblich.

„Durchs Fensier!" riof der Diener vlöhlich mit
fssiammeiüden Uugen. „Durchs Fensier!"

Steno wollte mit. aber der Dieuer hi-olt ihn
zurück.

«Sie dürfon sie nicht alkoin lastcii." ssaigte er
leiser uud deutete cruf die schrockonsblcich, 'aber
reguugslos dasieheudo Pauline. „Sie bodarf
Ihrer".

Er stürztc hiuaus. uu-d Stouo. kehrte zu lder
verschlostenen Tür zurück uud legte das Ohr aus
Schlüsselloch. mii zu horchen. Mar iaiuaud driu-
nen? Er hcitte darcruf schwöven mogen. dafi er
hiwter der Türe Schritte hörtc. aber sür einen
Äugenbftck. gloich darauf war allcs itill.

,,-Wenn jemand da isi. sso öffnen Sic!" rief cr
aus uind klopsto van neuem.

Doch dvtnliien blieb os totensiill. Iclzt hörte -er
ein kvahcudes Eoräusch. Das musfte der Dieuer
sein. der durchs Fenster kletterle. Ein gedämvf-
ter Laut der UebervLschung folgte. uud danu war
wieber nichts zu Kören.

„Oeffuen Sie. Iohu!" schrie der Iaurnalist
uujd hämiuerke gegen die Tür. „Oeffnen Sie!
'Was isi sosschebon?"

Pau.ltne stand jetzt neben ibm. Sie war
kr-oidebleick.

„Papa ist tot!" flüsterte ste vor stch hin. „O.
Papa ist tot!"

Eine Hanid kustete aim Schlofi heruiiu. Der
Schlüssel rassolte. Nack oiner Miuute atebiloier
Spanii-ung ging ^ie Tür auss. uub ste sahen"dle
verzwei-felte E-cibsude, ,uit der Iol»i ibnen die
Hände entaegon sireckte.

Däs Deckoulücht warf eiu helles Llcht üibers
Zimmer. Vorm Schreibtisch kag Arthur Hesselman

die richtigen (Zurus: Haltbar wareu ste uiMmer!)
Wir waren auch der Au-ffastuug. und mir haben
diesser Auffasfimg etwas Nachdruck ver-
liehen und mit Recht; donn wenn wir das
uicht getan hätten, hätten wir den alten
Schw o i nest a l l, mufi ich sagen. wenn es auch
unparssamentarisch ist. noch wetter bestehen
lasssen müsseii, und wer woifi. welche Dinge
dann gokommen wären Und nunmohr mufi ich
meiiieu. dafi Loute. di« m.it den a-lton Zuständen
nicht mehr einig waren. doch aitch Anteil hätton
ueihmen müssen. nn der Deseitigung der Vechält-
uisso (A-ba. Dr. Schoser: Absr auss verfassuugs-
mäfiigom Woge!) Das war oin ganz verfas-
sungsmäfiiger Weg. Das obersie Eessefi. das
hat Herr Kolloge Dr. Schofer solhst erftärt, isi der
Wllle des Bolkes, und das Reäft des Valkes. Umd
wenn wir der Meinung stnd. müstrn mir das auch
mit den Mittoln, die un-> zur Verfüsung stehen,
zu erringen streben. Die Rsvolution vvm 9. No-
ooiuber hai sich derartig gÄehiuäfiig vollzoseu. dafi
d«ran selbst oiu Jurist uicht oiuiual grofion An-
stofi uohmen kann. so >uublutig und gossetzmäfiig.
Weun eiumal eine solche Sache sa.uk -gsivovdeu isi.
ssollte msiu sre nicht mehr halten durch ein s-oge-
nauntes Gesefi, denn dann Lricht iie van
selbsi zussuiumen, wie das am 9. Nonsnvber der
Fall wa-r. Ich kaun deshalb die Auffastung des
Herrn Kollcgen Dr. Schofer uicht teilen, ckls
ab man dis alteu Zuständs nickft lftitte beMtigeu
dürfen, iouderu ich nieine. mir haben damit eft'.
gottaefällrges Werk gekau. (Heiterkoit).

Man kcvun es begroifen, dafi der Abg. iMaier
die Revolution ein gottgeisäNges Merk nennt.
obwohl es vichtiger gewssson wäre. er hätte vsn
oinem parteigesälliaen Werk ges-prochru.
denn die eigsutlichon „Nuhniefier dor Reoolution"
stnd die Softaldeinokraten. obwobl ste ssoit dsm 9.
No.vember täslich ihre Negierungsuufähi-gkeit bo-
woisen -und das Wenige, mas nock bcsishen geblie-
ben isi, ftumer weiter ruinieren. dajbst abex nicht
veLsäumeii. ihre politrschen Anhänger in allen
nröslichen Posten uud Pösicheu uuterzubringvn.
Das isi allerdinas tn den Augeu violer Partei-
geuoston eiu vohloerdienstliches imd gsfäMses
Werk. was w'ir ichnen übrigens von ihrom Skand-
puukt aus gar uicht übel nehmen. Reizeiid isi d:e
Aefieruug vom „alteu Sch m e iiiest-a ll" im
Mund.e oines Mannes. der zum Landeskom-
missär in Manuheim auserssehen isi. wovurch er
wohl oineu BowSis seiuer. von der Volkssskinrme!
gepriesseiieii „oolkstümlichen" Begabung lioferu
wollte. Hat er nicht bedacht. dafi er. dädurch der
Loitor uicht nur oinen Teil dieses alte» ..SHweiue,
siillls". sscndern a-uch d-er Vorgessetzte von huudrr-
ton von Becunften wird, ttie i-Lr Loben in diesseni
cftten SchwLinesiall zugebracht habeu. ihm ihre
Kräfte uud FLlhi-gkeiteii aowidmet haben uud cvuch
wo'fter zur Verfüguug st-ellen wollen. Dürfsu wir
ihnk verraten. dafi das neue Näch-NovSnvber-
Deutschlai-d viel eher einem „Schweiiiesiall" gloicht
als das alte. das im Vergleiche zu dom sehlgeu
gerad.'siu oin Salbn war. Anffousi aber isr der
Cchmeines Ende der Wursi Anfang. uick die Par-
tesiivurst zu böaten. das persiebt die Saz'>sldem>?-
kratce uud das isi auch eine Erru-ngeuschaft der
Revo'chtion.

Siud es auch uur Mssck.ii-itte aus dlosei'i
Karlsruher Parlamentsfilm. so hinteelasson ste
doch mancherle-i Eiudrücke uud reson zuiu Nach-
douke-n an Neben dom Fli-mjmern blsibt auch
manck-es Datsächliche hafteu. Also auch hior:

„ s n ino v'erita 3

— Badische Politik - -

'i Der Eintritt Badeus iu die Reichs-Biersstruer-
geineinschaft. Die VerhaUdlungen Buuerns mid
Bad^us mtt dom Reichsfiuanzministerium wegen
des Cintv'ftts der bsssden Fr-eistaaten in dic Reichs-
Bierssteuergen'.eftLsschast hllben dazu gefü-hrt. -dafi d'r
NLtiünalverssaminlung c-n Ecsehentwurf vorgel^gt
wo.den isst. d'r am 23. d. M. Annahiue gcfunid.n
hat. Das deut che Reich brl'det datier vom 1. Juli
au ein eiuboitliches Bicrstemrgcbiet. Die Bffchrän.
kuug. dis wegen der steu-erlich n Ucberwachung des
VLrkohrs mit Bi-er rwischen d.n eiuzelncn drutsch'n
Bierssteuergcbieten b'stanlden. sind lveggysallen. Nä-
berc Auskunft erteilen d.e Finan;- mr-d Hamft-
stousränvtor. __

>ii!>ft ausgesireckten Arm-on tot a-m Bodeu. Nobeu
ihiii e'», Novolver.

3

Die Eardüueu bemegteu sick immer uoch sackte
iim Luftzivg auf dem Fufiboden -lasen ,zwe-i oder
dret Papiere. das Deckeul-ickt braniite. Es war
gauz sstill uud sckwoigsam im Zimnier. aber nichts
konnte schweiig?amer, u-irheinvlick siillcr und re-
gungsloser soin, als die lang ausgesireckte. tote
Eestalt. d'r aui der brllmien Korkmatte lng.
Steno Deyler richtete iick lliff.

„Plluliiie," saate er leise. iudem er das ftinge
ss>Mdchs„ ourporhab. „sei efti tcwfeves Mädck.'n.
Dciin Vater hat uicht gelitteu. Er isi tot unigefal-
leu. sscbakd die Kugel ihn trass"

Sie lag stiftl und siacr iu seineu Arm-en; und
er blickte über ihr Hauvt liiuwe.r >ru dem alten
Diener hinüber. der mit schlasf herllbl)angen.deu
Armen dasiaud

..Russen Sie das Ziiu-iuermädckou." bofahl er

Mit schloppendeu Schrftten niua der Alte durch
d'ie Bibliofthck hinans. ohue stck umzuiehen. Iefit
siauden die beidsu llllein vor d. n Toten. dLiieu
Antlifi nrit ciffenen. seltssam siftleu und rätselftff-
ten A!u>gcn zu ihnen emporgowandt lag.

Das juuge Mädchen mnckte stck l-s und ging
ihm vovan aus der Tür. Er sab ste auf eiucn
Stuhl sinken und das Ecstckt iu deu Hündon ver-
ber-gei:. D.r>uu begllb er stck an das Televhen. mn
die Polizei lliiv.iriffen

Als cr Ichn mit dom zitternden Zimm>r-
mädchc'n lieruiiterkoiumeu hörte. wandte er stck ih-
nen zu uud sa>gt>e: „Die Po'izei wird bald >h!er
sein. Bis dahiu dars ini Arbeitszftmn-er uickfts
angerührt -werden Sie ii'.üsten da Mack> ftftt.-n.
-Icühii. Agnes. st-ehen Sie d>>m Fräulei,, bei"

„Ich brauche keiueii Beisiand." s.ftite Pftu-
lssnens leffe StimMe.

Er drehte sich mn: ssie siand blojch. llber ae-
lassou hii'ter il>m ,

„Eiu Arzt mnfi jedeiffalls kcmnme» fuoc ste
fort. „Ich wevde Doktor Vroudin anklinaelii. Er
war eiu auter Fre.und von Paoa mid wcchnt ne-
beuan." ^ ^

„Tu das." sagte Steu-o g-ain siberöaickt durch
ihren Mut. ^ ^

Wülirend Pauliire telephonierte. kohrten Stens

MMMMttiÜi'iiioUii«
 
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