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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Juli bis August)

DOI Kapitel:
Nr. 176-201 (1. August 1919 - 30. August 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3397#0174
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Der nur wird einst ohne Hlage stehn an
seines Lnde Lchluß

Der genützt hat seine Tage und getan hat
was er mutz-



Sie nennen es „Esäll" - die/rlugen./ialten. !

weun uns das Schiärsal auf wegc führt,

Wc> unser tserz das erhabene ?valten ver. »n
borgen wirlrender Mächte spürt. L

1S.LV.

Der selbstgemachte Sommerschuh.

Dle Schuhnot ist in diesem Sommer ebenso groß. vielleicht noch größer als vor
tlnem Iahr und oft wandern unsere Damen von Leschäft zu Geschäft ohne die
passenden Schuhe für sich und thre Linder zu bekommen. Aus diesem Grunde tst
vtelen Srauen anzuraten, stch die Schuhoberteile und Stiefelschäfte selbst herzusiellen
und dann diese zum Schuhmacher zu schaffen. der dann bereit ist, einen passenden
Schuh oder Stiefel herzustellen. wir haben dieses Thema vor einigen
Monaten bereits schon in dieser Seitung behandelt und haben an
isand sehr genauer textlicher und bildlicher Beschreibung erklärt. wie
Lrauen sich Straßenschuhe herstellen können. viel begeisterte Aner«
kennungen wurden uns zu Teil. wenn wir jetzt anraten, dte Lertig.
stellung des Schuhes oder Stiefels dem gelernten Handwerker zu

dte von Lrauen und Laien gefertigten wird wohl niemand bezweifeln.

wir wollen also heute die Lerstellung eines Schuhoberteiles
»prd etnes Stiefelschaftes zeigen und zwar ziehen
wir für den Sommer berechnetes Schuhwerk in
Betracht.

Als Stoff kommt in Betracht starkes Leinen,
weiß oder gefärbt. doch haben wir schon sehr
hübsche Schuhe und Sttefel aus Tuch oder Samt
gesehen. Ts wtrkt sehr elegant. wenn man zu
einem braunen oder marineblauen Kleid etnen
hoken Stiefel in der gleichen Larbe trägt. wer
ntcyt neues Leinen hat, hilft fich mit einem noch
guten Landtuch. Ls gibt kleingemusterte Aand«
tücher. die wunderschön zur Schuhherstellung
fich eignen, auch pikee, herstammend von
alten pikeeröcken. oder grobes Leinen. aus
dem Lelte oder Längematten hergestellt
werden. sind prachtvolle Stoffe, doch hüte
man sich. Nlaterial zu nehmen, daß nicht
mehr haltbar ist, dazu wäre die ganze
Arbeit zu schade. Als Sutter nimmt man
irgend einen weißen haltbaren Stoff. guten
Barchent zum Leispiel, und wenn wir
alles hübsch zusammen haben, so können
wtr mit der Arbett beginnen.

Der Schnitt unseres Derbyschuhes, Abb. 1. ist
unter Nr. 0? in den Größen Z6 bis 42 zu 76 pf.
erhältltch. Bei Restellungen gebe man die Schuh.
nummer an. Der Schnitt besteht aus zwei Teilen.
dem vorderblatte mit der angeschnittenen Zunge
und dem Lersenteil, das vorn in Lorm zweier
patten endet. die zum Schnüren eingerichtet und
dem vorderblatt aufgesteppt werden. Die im
vorderblatt eingezeichnete Mppe wlrd aufgesteppt.
kann aber auch wegbleiben. Dadurch wird die
Schuhspitze sehr haltbar. Zuerst wird die hintere
verbindungsnaht im Gberstoff genäht und mit
einem Stoffstreifchen. das auf der rechten Seite
auf die Naht gesteppt wird, versichert. Damit
das Sutter nicht beutelt, wird es um einen guten
'/, cm tiefer genäht. Darauf wird die Schnür«
löcherkante genau nach den Lonturen des Schnittes.

! also ohne Nahtzugabe, mit einem 2 cm breiten
! Lederstreifchen. das man aus Landschuhen oder
' tedertaschen gewinnt. besetzt. Darauf werden
Gberstoff und Sutter, rechte Seite auf rechte Seite.
aufeinandergeheftet und der obere Schuhrand in
verbtndung mtt der Schnürlöcherkante gesteppt,
gestürzt und noch etnmal schmal am Rand abge-
steppt. Auf unserer Abb. 2. die diese Arbeit ver-
anschaulicht. bemerken wir etnen auf das Sutter
aufgesteppten Stoffflecken. Dieser wurde aufge-
näht. weil das Ättter etwqs dünn war. dadurch
sollte vermieden werden, daß die hintere Papp.
kappe sich durch den Stoff zu sehr durchdrückte.

Nachdem das Sersenteil gestürzt und am Rand
abgesteppt ist. werden Gberstoff und 6utter des vorderblattes aufein-
andergeheftet und vorläufig nur die Zunge verstürzt genäht. Abb. S.

Dann wird das Sersenteil auf das vorderblatt geheftet und die
geschweifte verbindungsnaht zweimal gesteppt. Nlan beachte, daß
das Lutter vom vorderblatt ntcht mitgefaßt wird, Abb. 4. da es
unbedingt notwendig ift, daß Gberstoff und Lutter, jedes für sich,
am untern Rande wenigstens, etn Stück weit beweglich bleibt. damlt
der Schuhmacher später dte Pappkappen gut dazwischen schieben
kann. Auf Abb. S sehen wir, daß das Sutter des vorderblattes
sauber heruntergesäumt wurde. Von dem -s- an darf nicht durch.
gestochen werden. das heißt, die Nadel darf nur den Sutterstoff
faffen. Abb. S zeigt uns das fertige Schuhoberteil, in das bereits
die Schnürlöcher eingeschlagen wurden. Nachdem wir noch di«

Schnürsenkel durchgezogen haben ist der Moment gekommen, daß
wir uns an unsern Schuhmacher wenden.

Die Lerstellung des Stiefels. Abb. 7 und S. tst auch 'ntcht schwieriger. Der
Schnitt für diesen Damenstiefel ist unter der Nummer 08 in den Größen S5 bis 42
für 75 pf. erhältlich. Cr besteht aus 6 Teilen. dem untern und den obern Schaftteil
und der Zunge für die Abb. 7. und dem aus 2 Teilen bestehenden unteren Schaft-
teil für Abb. S. wir bemerken an dieser Abbildung, daß die untere Lälfte aus
Leder hergestellt wurde. Lange weiße Glacöhandschuhe eignen sich dazu. Im
untern Schaftteil von Abb. 7 ist settlich eine Naht eingezeichnet. die ausgeführt
werden kann. wenn der Stoff knapp ist.' Das Ansehen des Schuhes letdet durch

kik vMvrn.

diese Naht nicht. Cbenso tst die Vordrrkappe eingezeichnet, die die Schuhspitze fehr
haltbar macht.

Dte mit dem obern Rande parallellaufende Linie im Schnitt Nr. 08 bezeichnet
die Länge. wo der Stiefel gekürzt werden kann. wenn man ihn nicht so hoch wünscht.
Beim Stiefel darf nicht versäumt werden, die Maße des Schnittes und des Leines zü
vergletchen. Man beachte. daß der Schnitt an der schlanksten Stelle des Beines und
an der Wade zur kälfte jedesmal 1 cm enger sein muß als das genommene Beinmaß.

Ift der Unterschied von 1 cm zu groß. das heißt, ist das Bein
stärker oder besteht der gewünschte Unterschied von 1 cm zur
K.älfte ntcht. das heißt. ist das Bein dünner, so muß in der
hintern Hante — wenn der Unterschied sehr groß ist auch etwas
in der Schnürlöcherkante - nachgeholfen werden. Abb. 9 zeigt.
wie der Schnitt erweitert wird, das verengern ergibt sich auf
ähnliche Art. Natürlich müssen beim Sutter ebenfalls die verände«
rungen in*der weite beachtet werden.

wir beginnen damit, die hintere Naht des obern Schaftteiles
zusammenzunähen. aureinanderzustreichen und mit einem Stoff.
streifchen zu versichern. Veim Sutter wird die hintere Naht cm
tiefer genäht, um das Beuteln des Sutters zu
verhindern, dann wird die Schnürlöcherkante des
Lutters den Leftstichen entlang mit einem Leder.
streifchen besetzt. Der obere Schaftrand wird mit
einem Streifen haltbarer Seide oder Seidenband
von etwa 4 cm besetzt. Darauf werden Gber-
stoff und Sutter. rechte Seite auf rechte Seite,
aufeinandergeheftet. gestürzt genäht. gewendet und
nachher der obere Rand und die Schnürlöcher.
kante schmal am Rand abgesteppt. Man ver«
säume jetzt nicht, den obern fertigen Schaftrand
mehreremal, besonders aber^am untern
Rande sorgfältig zu heften. Das untere
' Schaftteil wird an der hintern Naht zu«
sammengenäht. hier wird die Naht nicht
verstchert. Dann wird das ungefütterte
untere Schaftteil dem gefütterten obern,
genau den Aeftstichen entlang aufgesteppt.
woraus das Sutter des untern Schaft-
teiles eingeheftet und mit kleidsamen
Saumstichen angenäht wird. Abb. 10
zeigt den fertigen Schaft mit den bereits
eingeschlagenen Schnürösen.

Abb. 11 zeigt den fertigen Schaft von
Abb. S. bei dem der untere Schaft teils aus
Leder ist. Leder muß natürlich bei der Bear-
beitung des Schaftes an den Mnten nicht umge.
fchlagen werden.

Zuleht wird die aus Gberstoff und Sutter
hergestellte, verstürzt genähte Zunge tnnen ange-
heftet und recht haltbar angenäht.

Auch dieser Stiefelschaft kann jetzt zum

Schuhmacher gebracht werden.

A. -5öster.

x»» 7.

Schnu»IUek«l lir La«««.

Xb».

Schnurstiektl kiir Vamen «lt vatcre» c«»«r-Llfle.

wie man flch ohne Badereise
erholen kann?

Xd». 10.

t-«r ftkNg^ Schast b«» Schnürstitktl». («bb. ^

Xbd. N.

Dt» k«rtts« Schakt t>cs Schnursttefel». (Abb. 8j.

Xb» »

v« «»»««««eintS Stttftlfchasi«,

Diese ^rage ist ganz leicht zu beantworten.
Indem man die eigene ltzäuslichkeit in den
Lerienwochen auf „Sommerfrische einrichtet".
das heißt, indem man sich von häuslicher Arbeit
möglichst entlastet und viel ins Sreie geht. Nur
sehr reiche INenschen bewohnen im Badeort
mehrere'Ziinmer. So schließe man auch über-
flüssige Zimmer im eigenen lseim zu und betrachte sie in den
Serien als nicht vorhanden. Die Schlafzimmer und das Lßzimmer
genügen. sobald man auch vom eigenen ls>eim aus täglich Ausflüge
unternimmt, wie dies auf Reisen üblich ist. Die Mnderkleidung
richte man so einfach ein, daß sich die Iugend nach ^>erzenslust
im Sreien tummeln kann. ein Mehr an wäsche und plätten aber
nicht nötig ist; sondern die Meider schnell wieder in Stand gesetzk
werden können. Nun gehe man aber bestimmt jeden Tag in5
Sreie. von jeder Stadt aus. auch von der größten. sind die ver«
schiedensten, hübschen wanderziele zu erreichen. Man kann eine
Stunde mit der Llektrischen« oder Cisenbahn sahren. dann folgt
eine Sußwanderung. Lntweder wird sehr srüh das einfache
Mittagessen eingenommen und dann hinausgezogen. oder eine
Tagespartie gewählt; für die man proviant mitnimmt. falls
man nlcht in irgend einem Dorfgasthaus speist. Die Hauptsache ist der Aufenthalt
in der freien Natur. die nun einmal ein 2ungbrunnen sür die Menschheit bleibt.
Line Dampferfahrt zwischendurch ist ebenfalls von großem Reiz. Nicht zu spät
wieder heim und im eignen Bett ausgeschlafen. um am nächsten Tag einem andern
wanderziele zuzustreben. Lin wenig Zigeunerleben ift einmal sehr gesund. behagt
auch der Dugend und läßt selbst diese die fehlende Reise entbehren. Man suche Ab>
wechslung in dte einzelnen Touren zu bringen.und übermüde stch nicht; sehe aber
konsequent durch — alle Tage wirklich im Lreien zu verbringen.

W.

ÜS8 lker 8tok8. küzMkkliii, ll 3.7,

I^SUS Ltoffs in lanßsnlbstik'tSr krsiobbsItißkSlt!

Qnosss k^ostsn neue Lcbvve ^er Wasoiistoffs 70 bis 110 bieit.

Voi"r:üZlioks Koslümsloffs. Wuncispbaps Lsicisnsioffs kür Llusen untt Kleicler.
Keirencle beclmckte Voilss, Or^ancl^s, katiste.

Qünstißs Xaufßslsßsnksitsn. l^suo Llielcsnsisn. öiliiZs k^siss. «
 
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