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J. M. Heberle (H. Lempertz' Söhne); Müller von Königswinter, Wolfgang [Bearb.]
Versteigerung zu Köln / J. M. Heberle (H. Lempertz' Söhne): Catalog der Gemälde-Sammlung des am 29. Juni 1873 in Cöln verstorbenen Herrn Dr. Wolfgang Müller von Königswinter: Gemälde älterer Meister (XV.-XVIII. Jahrh.), moderne Bilder, eingerahmte moderne Zeichnungen und Aquarelle etc. : Versteigerung zu Cöln, den 26. und 27. Mai 1879 — Cöln: J.M. Heberle (H. Lempertz' Söhne), 1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.56563#0005
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®ie am 26. und 27. Mai dieses Jahres zur Versteigerung gelangende Gemälde-
sammlung des am 29. Juni 1873 verstorbenen Dr. Wolfgang Müller von
Königswinter ist anerkanntermaassen eine der schönsten und besten Privat-
sammlungen — besonders was neue Bilder angeht — die das Rheinland aufzu-
weisen hat.
Wolfgang Müller hat ein ganzes Menschenalter hindurch mit seinem
Künstlergeschmack zusammengetragen, was er erwerben konnte; und zwar blieb
er auch hierin, wie in seinem ganzen Wirken und Schaffen ein getreuer Sohn des
Rheines, indem er vornehmlich die Künstler des Heimathlandes begünstigte und
auf diese Weise eine Gemäldesammlung schuf, welche ein vortreffliches Bild der
rheinischen Kunstentwickelung giebt, die in Düsseldorf ihre Pflanzstätte hat. Es
kam dem Dichter dabei in hervorragendem Maasse zu Statten, dass er mit fast
den meisten der grossen rheinischen Maler auf dem freundschaftlichsten Fusse
stand. Er hatte schon mit vielen zusammen auf den Schulbänken in Düsseldorf
gesessen und verkehrte bis zum Jahre 1853, während welcher Zeit er als prak-
tischer Arzt in Düsseldorf thätig war, Tag aus Tag ein auf das Intimste mit dem
stetig sich vermehrenden Künstlerkreise. Theils als Jugendfreund, theils als
gleichstrebender Künstler, theils als Arzt trat er Jedem nahe und verpflichtete
sich der Rheinischen Malerschule bei seiner Uebersiedelung nach Cöln durch seine
trefflichen kunstgeschichtlichen Briefe „Düsseldorfer Künstler aus den letzten fünf-
undzwanzig Jahren“ (Leipzig, Rudolph Weigel 1854). Schon in der Düsseldorfer-
Zeit begann Wolfgang Müller Gemälde zu sammeln, wozu ihn unwillkürlich
die Freundschaft der Maler führte, welche ihm oftmals eines ihrer Werke zum
Geschenke brachten, sei es, um dem Freunde ein Andenken zu geben, sei es, um
dem Arzte ihre Erkenntlichkeit für eine gelungene Cur zu beweisen. So kam es,
dass die mehr und mehr wachsende Sammlung Bilder aus den besten Zeiten der
betreffenden Meister erwarb. Auch späterhin blieben die Beziehungen des rhei-
nischen Dichters zu der Düsseldorfer Malerschule eng und rege. Müller besuchte
regelmässig die dortigen Ateliers und schrieb periodische Berichte über die alt-
bekannten Maler wie über die neu auftauchenden Talente für die „Neue freie
Presse“, die „Nationalzeitung“, „Ueber Land und Meer“ und den „Salon“. An-
schliessend an seine Künstlerbriefe behandelte er die sämmtlichen hervorragenden
Repräsentanten der in Düsseldorf so reichhaltig vertretenen Richtungen und ver-
half manchem wenig bekannten Künstler zu Ruhm und Verdienst; einige führte
er geradezu erst dem Publikum vor, wie den genialen Michael Munkacsy, auf
dessen hochbedeutsames Bild „die letzten Tage eines Verurtheilten“ er zuerst auf-
merksam machte. Die Künstler zeigten sich allemal dafür erkenntlich, schenkten
und verhalfen ihm zu interessanten Skizzen und vortrefflich ausgeführten Bildern,
und so gelang es dem Sammler, eine Perle nach der andern seiner Gallerie ein-
zureihen.
In der That braucht man nur die einzelnen Bilder an der Hand des Kata-
loges zu besichtigen, uni den Reichthum an vortrefflichen Gemälden zu erkennen.
In erster Reihe steht wohl die düster-melancholische Eifellandschaft von C. F.
Lessing (Nr. 96), die vielfach für das beste Bild des Altmeisters gehalten wird;
dann kommen fünf treffliche Landschaften von Andreas Achenbach (Nr. 47—51),
ein meisterhaftes Bild von Oswald Achenbach, „der Nemisee“ (Nr. 52), ein geistreiches
 
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