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J. M. Heberle (H. Lempertz' Söhne) <Köln> [Hrsg.]
Versteigerung zu Köln / J. M. Heberle (H. Lempertz' Söhne): Katalog der ausgewählten und erstklassigen Sammlung Alt-Meißner Porzellan aller Stilrichtungen des XVIII. Jahrhunderts nebst einem Anhang Porzellan anderer Manufakturen des Herrn Rentners C.H. Fischer in Dresden: Versteigerung zu Cöln a. Rh.: 22. bis 25. Oktober 1906 — Köln, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.16999#0011
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VORWORT.

Das deutsche Porzellan des 18. Jahrhunderts hat seit einigen Jahren das
Interesse der Sammlerkreise, Museen und Kunstforscher in außerordentlich
gesteigertem Maße wieder gefangen genommen. In dichter Reihe folgten sich
die großen Porzellanausstellungen von Wien, Berlin, Leipzig und Stuttgart,
die bald einzelne Manufakturen, wie Wien und Ludwigsburg, bald einen zu-
sammenhängenden Kreis, wie die thüringischen Fabriken, bald das gesamte
Gebiet umfaßten und der kunstgeschichtlichen Bearbeitung ein reiches Material
darboten. Aus Schlössern und Privatsammlungen ist eine Fülle von Denkmälern
hervorgeholt und zu lehrreichen Vergleichen vereinigt worden. Auch die Ver-
steigerungen, bei welchen die Ergebnisse langjähriger und liebevoller Spezia-
listenarbeit zutage kamen und einer genauen Nachprüfung unterzogen wurden,
haben zur Aufklärung redlich beigetragen. Man braucht nur der Versteigerung
der Sammlung Fürth zu gedenken, die zuerst die erhöhte Bewertung mancher
süddeutschen, bis dahin weniger beachteten Porzellane in weite Kreise trug und
dem Studium des glänzendsten Zweiges deutscher Kleinkunst des 18. Jahrhunderts
wesentliche Dienste geleistet hat. Seither erst begann man von dem Wesen
einzelner Künstler, wie der Plastiker W. Beyer, Konrad Linck, F. Bastelli ein
klares Bild zu gewinnen. Diesen Neulingen in der Gunst der Porzellanfreunde
gegenüber können die Meißener Manufaktur und ihre leitenden Künstler Herold
und Kändler auf einen alten und gefesteten Ruhm zurückblicken, der schon
längst ein internationaler geworden ist. Trotzdem kann man nicht behaupten,
daß schon alle Rätsel des sächsischen Porzellans gelöst wären, daß auch nur
die bedeutendsten Künstler dieses Betriebes in allen ihren Leistungen fest um-
rissen vor unseren Augen stünden. Die große Zahl der in Meißen neben- und
nacheinander wirkenden Maler und Modelleure, die außerordentliche Vielseitig-
keit und Vermischung der Dekorationsweisen, auch die Verteilung des Denk-
mälerbestandes über ganz Europa, alles das legt einer eingehenden Erkenntnis
der Entwickelung des sächsischen Porzellans noch manche Schwierigkeit in
den Weg.
 
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