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Jacob Hecht, Kunst- und Auktions-Haus <Berlin> [Hrsg.]
Gesamtbesitz Exz. Batalha de Freitas, Hohenzollernstr. 7, Berlin: China-Japan-Sammlung ..., Original- und Stilmöbel vom 16. bis 19. Jahrhundert, Gemälde alter Meister ..., englisches Tafelsilber..., persisische und chinesische Teppiche von hervorragender Qualität, Dosensamlung, Bücher... ; Versteigerung: 26. und 27. Juni 1928 (Katalog Nr. 70) — Berlin, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.24491#0007
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VORWORT

£>0 mancher, der im Laufe der letzten Jahrzehnte Peking und Tokio besuchte, wird
AsJ sich des dortigen portugiesischen Gesandten Batalha de Freitas erinnern als eines
liebenswürdigen Wirtes und geistreichen Plauderers, als eines Mannes, der bestrebt war,
sich in das Wesen der ostasiatischen Kultur zu vertiefen, und der chinesische und japa-
nische Kunst aufs höchste verehrte. Vom Jahre 1897—-1905 vertrat er sein Vaterland in
Japan, zuerst als Generalkonsul, dann als Gesandter, und bis 1925 wirkte er für die Inter-
essen Portugals in China. Nur zwei Jahre bekleidete er dann den Gesandtschaftsposten
in Berlin. Aber diese Zeit war nicht zu kurz, um sich auch bei uns einen großen Kreis
von Freunden zu erwerben, die nun den Verlust des so beliebten und anregenden Mannes
beklagen. Seine schöne Berliner Wohnung in der Hohenzollernstr. 7 bildete ein gern
auf gesuchtes Zentrum nicht nur für die diplomatischen Kreise, sondern für die Berliner
Gesellschaft überhaupt, vor allem auch für Künstler, Gelehrte und Männer der Feder.
Aber es war nicht allein die Persönlichkeit des Mannes, die anzog, auch das Milieu,
das er zusammen mit seiner Gattin sich zu schaffen verstanden hatte, fesselte. Alle
Räume seiner Wohnung erhielten ihr Kachet durch die Erinnerungen aus seiner Betäti-
gungszeit im Fernen Osten. Wie bedeutsam es ist, wenn ein Diplomat nicht gänzlich
in seiner Amtstätigkeit aufgeht, sondern Zeit findet, sich mit der künstlerischen Kultur
seines Wirtlandes ernsthafter zu beschäftigen, wird hier besonders einprägsam. Von den
Wänden blicken chinesische und japanische Seidenbilder und Farbenholzschnitte, Sticke-
reien und Webereien herab, auf den Tischen, in den Etageren, Schränken und Vitrinen,
die oft selbst chinesischer Provenienz sind, stehen ostasiatische Skulpturen, Cloisonnes,
liegen Jadearbeiten und Lacke, leuchten Porzellane in allen Farben auf. Den Boden
bedecken Teppiche von dem milden Glanze, der vor allem den Erzeugnissen Chinas eigen
ist. Den Gästen wurde von chinesischen und japanischen Porzellanen serviert. De
Freitas liebte die ostasiatische Kunst, und ganz besonders die feinen Erzeugnisse der
Keramik hatten es ihm angetan. Aber nie besaß er den Ehrgeiz, sich eine Kunst-
sammlung anlegen oder Sammler genannt werden zu wollen. Er wünschte seine Emp-
fangsräume, in denen so viele Gäste ein- und ausgingen, mit eleganten Geräten und
reizvollen Zierstücken anzufüllen, die gemahnten an die Länder, in denen er den größten
Teil seiner Amtstätigkeit verbracht hatte. Nie dachte er an systematisches oder wissen-
schaftliches Suchen und Prüfen nach Zeit und Art. Daß dennoch nicht nur dekorative

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