Bildungsgang des Kunsthistorikers.
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IV. Das Ziel. — Das Ziel des Studiums ist die Gewinnung
einer U ebersicht über die Kunstgeschichte, die erste Spe-
zialisierung auf ein bestimmtes Gebiet und die Doktor-
dissertation. Ferner wird man jetzt einen Entschluß fas-
sen, wie man sein erworbenes kunstgeschichtliches Wissen im
praktischen Leben verwenden will: als Privatgelehrter,
als Lehrer der Kunstgeschichte, als Denkmalspfleger, als Mu-
seumsbeamter, als Journalist, als freier Schriftsteller, als Kunst-
händler oder als Kunstverleger. Gewisse sachliche Ratschläge
wird man in den nächsten beiden Kapiteln finden.
Die Dissertation und das Doktorexamen wird
in den letzten Semestern die Hauptarbeit in Anspruch nehmen.
Hier gilt es zum ersten Mal zu zeigen, was man kunsthistorisch
kann. Am besten wählt man seine Dissertation selbständig aus
seinem eignen Interessenkreis und holt die Zustimmung und den
Rat seines Lehrers dazu ein. Nur ein Ersatz für selbständige
Wahl ist es, sich von seinem Lehrer eine Dissertation geben zu
lassen. Beides kann aber zum Ziele führen. Die Dissertation
setzt die Spezialisierung auf eine kunsthistorische Einzelaufgabe
voraus. Das Ideal ist, wenn die Dissertation von selbst aus dem
besonderen Interessenkreise herauswächst und eines Tages als
eigner Fund vor dem inneren Auge steht. Die Vollendung der
Dissertation mit anschließendem Doktorexamen bedeutet das Ende
des kunsthistorischen Studiums. Nach dem Doktor beginnt das
neue freie selbständige kunsthistorische Studium im Leben auf
eignen Füßen.
II.
KONSERVATOR UND MUSEUMSBEAMTER.
I. Hat der Kunsthistoriker seine Studien und sein Doktor-
examen vollendet, so beginnt für ihn das neue selbständige Stu-
dium im Leben und für das Leben. Er hat jetzt die Frage zu
beantworten: was willst Du mit Deinen erworbenen kunsthisto-
rischen Kenntnissen anfangen? was willst Du werden?
Unter den Möglichkeiten spielt die Tätigkeit als Denk-
malspfleger und als Museumsbeamter eine besonders
wichtige Rolle. Privatgelehrter zu bleiben, ist schön wegen der
Freiheit, setzt aber eigene Mittel voraus und ist leicht unbe-
friedigend und unsozial. Universitätslehrer können nur wenige
werden, die sich innerlich besonders dazu berufen fühlen. Viele
lockt das praktische Leben mehr als die Theorie. Für die Auf-
gaben des praktischen Lebens ist das auf der Universität erwor-
bene kunsthistorische Wissen nur Mittel, nicht Selbstzweck. Es
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IV. Das Ziel. — Das Ziel des Studiums ist die Gewinnung
einer U ebersicht über die Kunstgeschichte, die erste Spe-
zialisierung auf ein bestimmtes Gebiet und die Doktor-
dissertation. Ferner wird man jetzt einen Entschluß fas-
sen, wie man sein erworbenes kunstgeschichtliches Wissen im
praktischen Leben verwenden will: als Privatgelehrter,
als Lehrer der Kunstgeschichte, als Denkmalspfleger, als Mu-
seumsbeamter, als Journalist, als freier Schriftsteller, als Kunst-
händler oder als Kunstverleger. Gewisse sachliche Ratschläge
wird man in den nächsten beiden Kapiteln finden.
Die Dissertation und das Doktorexamen wird
in den letzten Semestern die Hauptarbeit in Anspruch nehmen.
Hier gilt es zum ersten Mal zu zeigen, was man kunsthistorisch
kann. Am besten wählt man seine Dissertation selbständig aus
seinem eignen Interessenkreis und holt die Zustimmung und den
Rat seines Lehrers dazu ein. Nur ein Ersatz für selbständige
Wahl ist es, sich von seinem Lehrer eine Dissertation geben zu
lassen. Beides kann aber zum Ziele führen. Die Dissertation
setzt die Spezialisierung auf eine kunsthistorische Einzelaufgabe
voraus. Das Ideal ist, wenn die Dissertation von selbst aus dem
besonderen Interessenkreise herauswächst und eines Tages als
eigner Fund vor dem inneren Auge steht. Die Vollendung der
Dissertation mit anschließendem Doktorexamen bedeutet das Ende
des kunsthistorischen Studiums. Nach dem Doktor beginnt das
neue freie selbständige kunsthistorische Studium im Leben auf
eignen Füßen.
II.
KONSERVATOR UND MUSEUMSBEAMTER.
I. Hat der Kunsthistoriker seine Studien und sein Doktor-
examen vollendet, so beginnt für ihn das neue selbständige Stu-
dium im Leben und für das Leben. Er hat jetzt die Frage zu
beantworten: was willst Du mit Deinen erworbenen kunsthisto-
rischen Kenntnissen anfangen? was willst Du werden?
Unter den Möglichkeiten spielt die Tätigkeit als Denk-
malspfleger und als Museumsbeamter eine besonders
wichtige Rolle. Privatgelehrter zu bleiben, ist schön wegen der
Freiheit, setzt aber eigene Mittel voraus und ist leicht unbe-
friedigend und unsozial. Universitätslehrer können nur wenige
werden, die sich innerlich besonders dazu berufen fühlen. Viele
lockt das praktische Leben mehr als die Theorie. Für die Auf-
gaben des praktischen Lebens ist das auf der Universität erwor-
bene kunsthistorische Wissen nur Mittel, nicht Selbstzweck. Es