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Heiberg, Johan L.
Geschichte der Mathematik und Naturwissenschaften im Altertum — München, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.23924#0092
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Geschichte der Mathematik und Natur Wissenschaften

enthalten auch Abschnitte über Musik. ^,Eine Redaktion der Harmonik des
Ptolemaios von Nikephoros Gregoras .enthält der cod. Coislin. 172 (Mont-
fäucon, Bibliotheca Coisliniana S. 227). ' Hier bleibt noch manches zu tun
(vgl. C.JIöeg, RE£r. XXXV, 1922, S. 321 ff.: La theorie de la musique
byzantine). 1

VI.-. Geographie 1 und beschreibende Naturwissenschaft

1. Länderbeschreibung war von Anfang an wie die Ethnographie Beiwerk
der Geschichte. Um 500 hatte Hekataios die Küsten der Mittelmeerländer
und ihre Merkwürdigkeiten, besonders die Wunder Ägyptens, eingehend
beschrieben.2 Umfangreicher war die Autopsie des Herodotos; er beseitigte
zwar mit Hohn den Okeanos des homerischen Weltbildes (II 23), aber
seine Abneigung gegen philosophische Spekulation hinderte ihn daran, die
revolutionierende Entdeckung der Kugelform der Erde durch die Pythagoreer
anzuerkennen, obgleich er in Unteritalien mit ihnen in Berührung gekommen
war (II 81). Die meisten Historiker der Folgezeit bringen gelegentlich
geographische1 und ethnographische Exkurse, besonders reichlich Ephoros.5
Nach Genünos (Eioay. XVI 32) hat Polybios ein eigenes Werk Ihgl %y\g
imö tÖv ior}/j,EQLv6v olxijoecog geschrieben; es war aber vielleicht nur ein
Exzerpt aus seinem 34. Buch, das besonders über Geographie handelte.
Von den römischen Geschichtsschreibern sind Caesar und Tacitus dem
Beispiel der griechischen gefolgt; jener beschreibt in seinem Buch De hello
Gallico kurz Britannien (V 12—14), ausführlicher Germanien (VI 11—28);
dieser hat in seinem Agricola ein paar Seiten über Britannien (Capp. 10—12),
und Germanien hat er in einer Monographie beschrieben. Schon der alte
Cato hatte in seinen Origenes gelegentlich manche ethnographische Notiz
angebracht , besonders über Verhältnisse, die ihn als Landmann interessierten;
und Sallustius gibt (De bello Jugurth. 17—19) eine kurze Beschreibung
von Nordafrika. Auch Ammianus Marcellinus hat geographische Exkurse.

Daß in der Schule des Aristoteles auch Geographie gelehrt wurde, be-
weist das Testament des Theophrastos (Diogenes Laertios V 51), worin
er über seine Landkarten (mvaxeg, ev olg al xfjg yrjg neglodoi slow)* zum
Besten der Schule verfügt. Und gerade damals strömte neue und zuver-
lässige Kunde den Forschern zu durch Alexanders Kriegszüge im Innern
Asiens, wobei der weitschauende Schüler des Aristoteles auch auf den
wissenschaftlichen Gewinn bedacht war. Wenn Aristoteles gewiß mit Recht
gegen die zu seiner Zeit vorliegenden Distanzmessungen mittels Angaben
über Wegelängen zu Lande und zur See einige Skepsis hegt (Meteorol.II 5,14:
tag evöe-^exaL la^ißö.vziv xwv toiovtoov rag äxoißeiag), so bekam man jetzt genaue
Bestimmungen der Entfernungen in Asien bis nach Indien, die Alexander
durch Sachverständige (ß^^Gnioiat) aufnehmen und veröffentlichen ließ.5.

1 Ukert, Geographie der Griechen und
Römer, Weimar 1816 ff., und besonders H.
Berger, Geschichte der wissenschaftlichen
Erdkunde der Griechen, I—IV, Leipzig
1887—93. Die Texte gesammelt von 0.
Müller, Geographi Graeci minores, I—IT,
Paris 1855-61.

2 C. Müller, Fragmenta historicorum
Graecorum I S. 1—25 (Thglodog yfjg).

3 C. Müller a. 0. I S. LXII ff.

4 Die Weltkarte des Phrontisterions ist
dem Strepsiades ein Wunder (Aristophanes,.
Ney. 202 ff.).

5 Athenaios X 442 b: Zrad/twl rf]g 'AXe^-
 
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