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form — nämlich der Reichstag — be-
ſchimpft, beleidigt und herabgewürdigt
worden iſt. Man geruhte an den Sätzen
Anſtoß zu nehmen, daß der Reichstag
das deutſche Volk belüge, daß er es ver-
rate und ſeines leßten beraube. Wir er-
innern uns in dieſem Zuſammenhange,
daß vor Jahresfriſt die Mehrheit der
Reichstagsabgeordneten einſchließlich
verſchiedener Miniſter predigend durch
das Land zogen und dem aufhorchenden
Volke eine Beſſerung ſeiner Lebenslage
und eine Steuerſenkung von 600 Millio-
nen Marbk verhießen, unker der Boraus-
ſetzung, daß der Voung-Plan angenom
men Hürde Wir geſtatten uns ferner
die Bemerkung, daß der Young-Plan
zwar angenommen wurde, daß aber we-
der eine Beſſerung der Lebenslage noch
eine Steuerſenkung eingetreten iſt. Die
neuerlichen Belaſtungen, angefangen bei
der Junggeſellenſteuer, über das Notopfer
bis zu den Gemeindegekränkeſteuern be-
zeugen ſogar das Gegenkeil.
Es iſt notwendig, hier unſere Be-
krachtungen abzubrechen, denn die Beur-
keilung obiger Handlungen fällt als Be-
ſchimpfung, Beleidigung und Herabwür-
digung der republikaniſchen Slaatsform
unter das Republikſchutzgeſetz. Der deut-
ſchen Arbeitkerſchaft jei es geraten, in
Zukunft zwecks Vermeidung unnötiger
Konflikke die ſtekige 4 nichk
etwa als Raub an ihren ohnehin ſchon
ſchlechten Lebensintereſſen anzuſehen.
Ohne auf die weiteren Einzelheiten
der miniſteriellen Urkeilsbegründung ein-
zugehen, iſt es zum Schluß aber noch ein-
mal notwendig die merkwürdige Aus-
legung des Republikſchuhgeſetzes in Au-
genſchein zu nehmen. Eine „Bejchimp-
jung“ (odet beſſer Charabkeriſierung) von
Reichskagsabgeordneten iſt in Zukunft
ſtaatsgefaͤhrlich, denn der Reichstag iſt
„ein weſenkliches Stück der republikani-
ſchen Staalsform!, die dadurch ſelbſt be-
ſchimpft wird. Wir haben alſo das er-
Schauſpiel, einige hundert repu-
likaniſche Nationalhelden zu beſitzen,
die durch Staaksgeſetz vor jeder böjen
Zunge geſchützt ſind. Es lebe die demo-
kratiſche Freiheit. w.
KleinerZeitspiegel.
In Schweden hat die Stockholmer
Polizei für Adolf Hitler und Dr. Goebbels
ein Aedeverbot erlaſſen. Die
deukſchen Führer waren von den ſchwe-
diſchen Nationalſozialiſten zu
einer Kundgebung eingeladen. Auch in
den anderen Ländern ſchikanierk eine re-
akkionäre Regierung den Freiheikswillen
der erwachenden Völker. Niemals aber
können Verboke die Entwicklung guker
und geſunder Volkskräfte verhindern.
*
Die Biſchöfe von acht bayeriſchen
Diözeſen ſtellen ſich in einem in den
lehken Tagen veröffentlichten Aufſaßz
würdig neben Reichsbanner, Kommuni-
ſten und rote Gewerkſchaftsbonzen in
Es war der NSDYAP. immer be-
kannt, 7 die Polizei in den ſogenann-
ken ſtaaksfeindlichen Parteien einen leb-
haften bezahlten Spiheldienſt unterhält,
ja, es wäre ihr ſogar jederzeik möglich ge-
weſen — und iſt ihr 2* möglich! —
die Polizeiſpitzel in den eigenen Reihen
zu enklarven, allein, es erſcheint bei wei-
fem zweckmäßiger, das Spihelnetz zu ken-
nen und erſt dann bloszuͤlegen, wenn
das die Parteiintereſſen verlangen. Die
Aufgaben, die dieſe Spitzel auch in un-
ſerer Partei zu erfüllen haben, ſind die,
Nachrichten zu bringen oder zu Unbe-
ſonnenheiken und Geſehwidrigkeiten her-
auszufordern. Die erſtere Art kann uns
nie gefährlich werden, da es in der NS.-
OAP. nichts zu ſpitzeln gibk, der letzteren
Sorke, den ſogenannken Lockſpitzeln müſ-
ſen wir jedoch die größte Aufmerkſamkeit
widmen, da ſie dem Staat jenes Mate-
rial künſtlich zu ſchaffen haben, das er
nichk befißt, weil es einfach nicht da iff.
AP. nicht dagegen, daß die Polizei mik
Spitzeln arbeifef, ſie hält es für durchaus
im — gelegen, daß der in-
kernalionale, volks- und valerlandsfeind-
liche Marxismus mit all ſeinen Parkeien
und Organiſalionen einſchließlich Reichs-
banner und ſelbſtverſtändlich erſt recht
das Judenkum und die Freiniaurerei über-
wacht werden. Wer wirklich ſtaalsge
fährlich, inter- oder gar antinational iff,
muͤß es ſich gefallen laſſen, daß man ihn
unter Staatsaufſicht ſtelll und mit Wit-
keln bekämpft, die ſeinem eigenen Werk
angepaßt ſind. Wenn jedoch eine Poli-
zei dieſe Aufgabe nicht erfüllt, dann gibt
es über den ** ihr ſtehenden Staak
nur zwei Annahmen: entweder dieſer
ihrer Hetze gegen den Nalionalſozialis
mus. Abgeſehen von der Tonarkt dieſes
Aufſatzes, die ſich kaum von der Sprache
der „Roken Fahne“ unkerſcheidet, wer-
den hier wieder die alten ſchon hunderk-
mal widerlegten Märchen von der Re-
ligionsfeindlichkeit der NSDAP., die
den Kult errichten wolle, aufgewärmt. Es
wirkt aber erheiternd, wenn die Bonzen
des Zenkrums, deren Stellung überhaupt
nur aus dem Mißbrauch der Religion
reſultiert, den Naͤkionalſozialismus als
eine Gefahr für die chriſtliche Glaubens-
lehre hinzuſtellen verſuchen. Auch dieſe
neue Vetordnung der bayeriſchen Zen-
tiamsbiſchöfe beweiſt die üble Methode
der Verquickung des Glaubens mit poli-
tiſchen Geſchäfken. w.
Lest und verbreitet
den
FHeidelberger Beobachter.
Skaat iſt mit Blindheit geſchlagen oder
er iſt ſelbſt bereits ins Laͤger der Volks.
ſchädlinge abgeglikten. Im letzteren Fall
wird es dann verſtändlich, wenn die Po-
lizei zu einer Arbeit angeſekzt wird, die
ihrer unwürdig ſein muß, weil ſie gegen
das eigene ſtaalserhalteiide Volk gerich-
ket iſt. Dieſe Rolle ſpielt die Polizei der
Demohkralie.
Etwa vor einem Jahr wurde ſeikens
der Partei in Karlsruhe der Polizei-
ſpithel Bruder entlarvt. Ungefähr zu
gleicher Zeit mußten aus der Ortsgruppe
Mannheim die Spitzel entfernt werden.
Gegenwärtig ſind in mehreren 4
pen des Gaues Baden die Spitzelnehe
der Polizei erkannk. Wir werden zur
gegebenen Zeik reden und handeln!
Obwohl nun die Polizei mit ihren
Spionen fieberhaft kätig iſt — oder mei-
nen Sie nicht auch, Herr Furrer —
ſcheint ſie nicht die Anerkennung des
Bad. Innenminiſteriums zu finden Auch
die auf Koſten der Steuerzabh-
ler ausgeworfenen Rieſenbeträge kön-
nen das Makerial nichk ausfindig ma-
braucht. Man iſt deshalb dort, wie im-
mer, techt großzügig und nimmk eine
entſprechende Äufwerkung der eingegan-
* Auf der Suche nach Mitkeln,
wie das mächkige Vordringen des Na-
lionalſozialismus aufzuhalten ſei, insbe-
ſondere, wie man bei Wahlen die Erfolge
der Nationalſozialiſten ſchmälern hönnke,
iſt die Reichsregierung auf den Gedan-
ken gekomnien, eine neue Wahlre-
form-Borlage dem Reichsrat
vorzulegen. In dieſer wird unier anderm
beftimmt: daß auf je 70000 Wähler
44 60 000) ein Abgeordneker enkfal-
en ſoll.
Auf preußiſchen Antrag wurde im
Reichsrat in namenklicher Abſtimmung
mit 34 %egen 29 Stimmen bei 3 Enthal
fungen dieſe Zahl auf 75 000 erhöht.
Dagegen ſſtimmken die Provinzen
Srenzmark Poſen· Weſtpreußen, Nieder-
ichlefien, Oberfchlefien, Weſtfalen und
die Länder Bahern, Württeniberg. Thü-
ringen, Heſſen, Famburg, Mecklen-
burg Schwerin, Braun ſchweig,
Bremen und Lübeck. Die rovinzen
Sachſen, Heſſen Naſſau und Rheinpro-
dinz enthielten ſich der Stimme. Dar-
auf wurde die Vorlage im ganzen mit
56 gegen 10 Stimmen angenommen. Da-
gegen ſtimmten Thüringen, Mecklen-
6. Brief. |
Aschermittwoeh.
Meine liebe Freundin!
14 Tage konnten Sie keinen Brief von
mir erhaſten. Denken Sie nur, meine
Liebe, meine Wirtin, die für Eingeweihte
schon langere Leit betrubliche Anzeichen
von Verfolgungswahn bot, wurde plötz-
lich — ausgerechnet am Faschingsdiens-
tag — vollkommen rabiat und entzog mir
unter schrecklichen Drohungen mein Brief-
papier. Die arme Seele — unberechenbar
und unlogisch wie solche Gestörte sind —
hatte den absurden Verdacht, ich würde
boshafterweise aus ihrem Hause Intimes
in die Welt hinausschreiben und somit ihr
Ansehen herabsetzen. Nach dieser ge-
waltsamen — sagen wir einmal in amt-
licher Sprache Beschlagnahme war sie
⁊war wieder klarer und zuganglicher, doch
ist naturlich dauernd mit einem Wieder-
aufflackern ihres konstitutionellen Leidens
zu rechnen, so daß es wohl erst nach einer
Ich schicke das voraus, weil ich noch
in den beiden nächsten, Sehreiben uber
bereits der Vergangenheit angehörende
Dinge berichten muß.
Karneval ist vorbei, er war zeitgemäß,
nur die Prominenten konnten sich einen
feuchtfröhlichen Maskenball leisten und
von diesem, zu dem ich als Ausländerin
selbstverständlich sofort eine Einladung
erhielt, will ich heute erzählen.
Mit mir zusammen kamen zwei Herren
als hohe Offiziere; der eine davon war ein
höchst unsympathischer Schleicher, der
andere trug eine Kette mit einer Menge
Uhren. Unverständlich war und blieb
mir, wo eine Verbindung der Uhren mit
dem Offiziersehrenkleid zu finden ist; er
erklärte mir ungefragt: Wenn Sie brav
schnüffeln, bekommen Sie eine Uhr, auf
meinen Eid, der zwar erfahrungsgemäß
nicht viel besagen will!‘ ich wandte mich
ab, denn ich wußte, was es geschlagen hat.
Vom Wirt, einem schwarz-rot geteilten
Hampelmann, sah ich den ganzen Abend
wenig; offenbar festaß und trank er schon
„Ha, ich werde Ihnen die Zuschüsse ent-
ziehen!‘‘ — Ein guter Witz!
mein Mitgefühl appellierte. Er berientete
mir, er sei kürzlich geschäftehalber in
gemacht, es sei so schwer sich durchzu-
setzen, wo doch die ausländische Konkur-
renz so stark sei. Er wisse ja selbst, daß
er zu seinem Posten nichts tauge, trotzdem
lasse ihn sein Chef nicht fort, weil er keinen
Ersatzmann in seinem Sinn für ihn finde,
der noch wie er eine Klique hinter sich
habe. Wenn die Firma sich bis Mai noch
halten könne, fahre er wieder hin.
Mitten in diesem Gespräch wurden
wir durch einen groben Herrn, der einen
Interessentenhaufen hinter sich herzog,
gestört. Dieser große Aufschneider zog
dauernd sein Portefeuille, zählte nach und
erklärte jedem, der es nicht hören wollte,
sein Geld stimme auf den Pfennig, dabei
sah ich deutlich, daß sein Geldbeutel außer
einem Youngwechsel vollkommen leer
war. .
Trotzdem schielte ein anderer Herr
dauernd nach seiner Brieftasche; seine
Maske nannte er „Roggenstützung‘“; wor-
an man die erkennen sollte, weiß ich nicht,
mir schien sie völlig sinnlos, aber sehr
sehr teuer. ;
Bis dahin war es reichlich fade.
Leben kam erst in die Bude, als der
aufgeschwemmte Tourist des 22. Februar,
eine echte. Jammergestalt, seinen Einzug .
genen polizeilichen Meldungen vor.
einigen Monaken habe ich im Zuſam
hang mit der Uniformdebatke im Lan
dem Herrn Innenminiſter ſelbſt ins
ſicht geſchleudert, was eine geſchl
Hand ſeines Miniſteriums aus den
zeiberichten zu machen weiß. Ich M
von gefälſchlen Polizeiberichten ger
und mich dabei auf einen Fall in
iach bezogen. Der gerr Miniſter hal
dieſer ſchweren Anſchuldigung geſcht
gen — und die Polizei läßt ſich offen
die Mißachkung ihrer Meldungen ge
len —. Auch um dieſe Rolle bral
man die Polizei nicht zu beneiden!
Wie es aber in Baden zugeht, 4
es erſt recht in 4— und Baͤyern
Dort hat man, wie bereils bekannt
zu großen Polizeiaklionen gegen
NSDAVP. ausgeholt. Was davon
halken iſt, darf aus unſeren Erfaͤhtuͤn
in Baden geſchloſſen werden: es ha
delt ſich auch dor hum den kr aml
haften Berjuh, Matertal gel
die deukſche Freiheitsbewegi
jchaffen. Uns kann das recht |
enn die Machthaber der Demokr'
werden ſtels neue Blamagen über
ergehen laſſen müſſen und wenn fie „
werken“, können wir ihnen nachloei
daß ſie — aufgewerket haben, was
* kein Material für die NSDY
iſt.
Wir bikten um die nächſte Polif
aktion!
kerung.
Anſchein nach in erfter Linie darauf (
die kleineren Wahlkreiſe zu Gul
jozialdemokratijcher und 34
{rums-SHochburgen zu benachteilil
So richket ſie ſich vor allem gegen
national{jozialiftifhe Bel
glaubt, durch folche „Reform“ ſich
Siegeslauf des Nafionalſozialismus
gegoͤnſtemmen zu können, dann zie
bei den nachſtell Mabhlen bittere Ent
[
hielt und die roten Kinderchen eine®
strengen Kollegen mitbrachte. Sie köß
sich denken, daß diese Unschuldsläf
chen mit ihren mitgebrachten Pistölc
Handgranätchen und Bömbchen allerhe
Unfug anstellten, doch lachte alles !
lich, besonders als der Wirt sich noch
seinen Kapriolen beteiligte.
Zu der Gesellschaft gehörten zwar ®
eine Unmenge sogenannter Bonzen,
aber nur Interesse für das ‚Büffet
seinen fetten. Bröckchen hatten und
auch restlos vertilgten. kꝶ
Pie beste, weil naturgetreueste
war ein Müllerbursche, der mir den
des Abends Pikanterien aus der u
ehemaligen Heidelberger Oberbüf
meisters erzählte, wobei er sein 8
haftes Deutsch durch ein haufig *
meltes: „Per aspera ad asta‘“ vet
machen suchte.
Getanzt habe ich gar nicht,
keiner ein Tanzchen wagen wollte, v
scheinend scheute sich jeder 2
ten alle — fast schäme ich mich, ®
sagen, — im Kabinett bleiben.
Katzenjammer habe ich keinen
herzlichst nre 8
Primul”
form — nämlich der Reichstag — be-
ſchimpft, beleidigt und herabgewürdigt
worden iſt. Man geruhte an den Sätzen
Anſtoß zu nehmen, daß der Reichstag
das deutſche Volk belüge, daß er es ver-
rate und ſeines leßten beraube. Wir er-
innern uns in dieſem Zuſammenhange,
daß vor Jahresfriſt die Mehrheit der
Reichstagsabgeordneten einſchließlich
verſchiedener Miniſter predigend durch
das Land zogen und dem aufhorchenden
Volke eine Beſſerung ſeiner Lebenslage
und eine Steuerſenkung von 600 Millio-
nen Marbk verhießen, unker der Boraus-
ſetzung, daß der Voung-Plan angenom
men Hürde Wir geſtatten uns ferner
die Bemerkung, daß der Young-Plan
zwar angenommen wurde, daß aber we-
der eine Beſſerung der Lebenslage noch
eine Steuerſenkung eingetreten iſt. Die
neuerlichen Belaſtungen, angefangen bei
der Junggeſellenſteuer, über das Notopfer
bis zu den Gemeindegekränkeſteuern be-
zeugen ſogar das Gegenkeil.
Es iſt notwendig, hier unſere Be-
krachtungen abzubrechen, denn die Beur-
keilung obiger Handlungen fällt als Be-
ſchimpfung, Beleidigung und Herabwür-
digung der republikaniſchen Slaatsform
unter das Republikſchutzgeſetz. Der deut-
ſchen Arbeitkerſchaft jei es geraten, in
Zukunft zwecks Vermeidung unnötiger
Konflikke die ſtekige 4 nichk
etwa als Raub an ihren ohnehin ſchon
ſchlechten Lebensintereſſen anzuſehen.
Ohne auf die weiteren Einzelheiten
der miniſteriellen Urkeilsbegründung ein-
zugehen, iſt es zum Schluß aber noch ein-
mal notwendig die merkwürdige Aus-
legung des Republikſchuhgeſetzes in Au-
genſchein zu nehmen. Eine „Bejchimp-
jung“ (odet beſſer Charabkeriſierung) von
Reichskagsabgeordneten iſt in Zukunft
ſtaatsgefaͤhrlich, denn der Reichstag iſt
„ein weſenkliches Stück der republikani-
ſchen Staalsform!, die dadurch ſelbſt be-
ſchimpft wird. Wir haben alſo das er-
Schauſpiel, einige hundert repu-
likaniſche Nationalhelden zu beſitzen,
die durch Staaksgeſetz vor jeder böjen
Zunge geſchützt ſind. Es lebe die demo-
kratiſche Freiheit. w.
KleinerZeitspiegel.
In Schweden hat die Stockholmer
Polizei für Adolf Hitler und Dr. Goebbels
ein Aedeverbot erlaſſen. Die
deukſchen Führer waren von den ſchwe-
diſchen Nationalſozialiſten zu
einer Kundgebung eingeladen. Auch in
den anderen Ländern ſchikanierk eine re-
akkionäre Regierung den Freiheikswillen
der erwachenden Völker. Niemals aber
können Verboke die Entwicklung guker
und geſunder Volkskräfte verhindern.
*
Die Biſchöfe von acht bayeriſchen
Diözeſen ſtellen ſich in einem in den
lehken Tagen veröffentlichten Aufſaßz
würdig neben Reichsbanner, Kommuni-
ſten und rote Gewerkſchaftsbonzen in
Es war der NSDYAP. immer be-
kannt, 7 die Polizei in den ſogenann-
ken ſtaaksfeindlichen Parteien einen leb-
haften bezahlten Spiheldienſt unterhält,
ja, es wäre ihr ſogar jederzeik möglich ge-
weſen — und iſt ihr 2* möglich! —
die Polizeiſpitzel in den eigenen Reihen
zu enklarven, allein, es erſcheint bei wei-
fem zweckmäßiger, das Spihelnetz zu ken-
nen und erſt dann bloszuͤlegen, wenn
das die Parteiintereſſen verlangen. Die
Aufgaben, die dieſe Spitzel auch in un-
ſerer Partei zu erfüllen haben, ſind die,
Nachrichten zu bringen oder zu Unbe-
ſonnenheiken und Geſehwidrigkeiten her-
auszufordern. Die erſtere Art kann uns
nie gefährlich werden, da es in der NS.-
OAP. nichts zu ſpitzeln gibk, der letzteren
Sorke, den ſogenannken Lockſpitzeln müſ-
ſen wir jedoch die größte Aufmerkſamkeit
widmen, da ſie dem Staat jenes Mate-
rial künſtlich zu ſchaffen haben, das er
nichk befißt, weil es einfach nicht da iff.
AP. nicht dagegen, daß die Polizei mik
Spitzeln arbeifef, ſie hält es für durchaus
im — gelegen, daß der in-
kernalionale, volks- und valerlandsfeind-
liche Marxismus mit all ſeinen Parkeien
und Organiſalionen einſchließlich Reichs-
banner und ſelbſtverſtändlich erſt recht
das Judenkum und die Freiniaurerei über-
wacht werden. Wer wirklich ſtaalsge
fährlich, inter- oder gar antinational iff,
muͤß es ſich gefallen laſſen, daß man ihn
unter Staatsaufſicht ſtelll und mit Wit-
keln bekämpft, die ſeinem eigenen Werk
angepaßt ſind. Wenn jedoch eine Poli-
zei dieſe Aufgabe nicht erfüllt, dann gibt
es über den ** ihr ſtehenden Staak
nur zwei Annahmen: entweder dieſer
ihrer Hetze gegen den Nalionalſozialis
mus. Abgeſehen von der Tonarkt dieſes
Aufſatzes, die ſich kaum von der Sprache
der „Roken Fahne“ unkerſcheidet, wer-
den hier wieder die alten ſchon hunderk-
mal widerlegten Märchen von der Re-
ligionsfeindlichkeit der NSDAP., die
den Kult errichten wolle, aufgewärmt. Es
wirkt aber erheiternd, wenn die Bonzen
des Zenkrums, deren Stellung überhaupt
nur aus dem Mißbrauch der Religion
reſultiert, den Naͤkionalſozialismus als
eine Gefahr für die chriſtliche Glaubens-
lehre hinzuſtellen verſuchen. Auch dieſe
neue Vetordnung der bayeriſchen Zen-
tiamsbiſchöfe beweiſt die üble Methode
der Verquickung des Glaubens mit poli-
tiſchen Geſchäfken. w.
Lest und verbreitet
den
FHeidelberger Beobachter.
Skaat iſt mit Blindheit geſchlagen oder
er iſt ſelbſt bereits ins Laͤger der Volks.
ſchädlinge abgeglikten. Im letzteren Fall
wird es dann verſtändlich, wenn die Po-
lizei zu einer Arbeit angeſekzt wird, die
ihrer unwürdig ſein muß, weil ſie gegen
das eigene ſtaalserhalteiide Volk gerich-
ket iſt. Dieſe Rolle ſpielt die Polizei der
Demohkralie.
Etwa vor einem Jahr wurde ſeikens
der Partei in Karlsruhe der Polizei-
ſpithel Bruder entlarvt. Ungefähr zu
gleicher Zeit mußten aus der Ortsgruppe
Mannheim die Spitzel entfernt werden.
Gegenwärtig ſind in mehreren 4
pen des Gaues Baden die Spitzelnehe
der Polizei erkannk. Wir werden zur
gegebenen Zeik reden und handeln!
Obwohl nun die Polizei mit ihren
Spionen fieberhaft kätig iſt — oder mei-
nen Sie nicht auch, Herr Furrer —
ſcheint ſie nicht die Anerkennung des
Bad. Innenminiſteriums zu finden Auch
die auf Koſten der Steuerzabh-
ler ausgeworfenen Rieſenbeträge kön-
nen das Makerial nichk ausfindig ma-
braucht. Man iſt deshalb dort, wie im-
mer, techt großzügig und nimmk eine
entſprechende Äufwerkung der eingegan-
* Auf der Suche nach Mitkeln,
wie das mächkige Vordringen des Na-
lionalſozialismus aufzuhalten ſei, insbe-
ſondere, wie man bei Wahlen die Erfolge
der Nationalſozialiſten ſchmälern hönnke,
iſt die Reichsregierung auf den Gedan-
ken gekomnien, eine neue Wahlre-
form-Borlage dem Reichsrat
vorzulegen. In dieſer wird unier anderm
beftimmt: daß auf je 70000 Wähler
44 60 000) ein Abgeordneker enkfal-
en ſoll.
Auf preußiſchen Antrag wurde im
Reichsrat in namenklicher Abſtimmung
mit 34 %egen 29 Stimmen bei 3 Enthal
fungen dieſe Zahl auf 75 000 erhöht.
Dagegen ſſtimmken die Provinzen
Srenzmark Poſen· Weſtpreußen, Nieder-
ichlefien, Oberfchlefien, Weſtfalen und
die Länder Bahern, Württeniberg. Thü-
ringen, Heſſen, Famburg, Mecklen-
burg Schwerin, Braun ſchweig,
Bremen und Lübeck. Die rovinzen
Sachſen, Heſſen Naſſau und Rheinpro-
dinz enthielten ſich der Stimme. Dar-
auf wurde die Vorlage im ganzen mit
56 gegen 10 Stimmen angenommen. Da-
gegen ſtimmten Thüringen, Mecklen-
6. Brief. |
Aschermittwoeh.
Meine liebe Freundin!
14 Tage konnten Sie keinen Brief von
mir erhaſten. Denken Sie nur, meine
Liebe, meine Wirtin, die für Eingeweihte
schon langere Leit betrubliche Anzeichen
von Verfolgungswahn bot, wurde plötz-
lich — ausgerechnet am Faschingsdiens-
tag — vollkommen rabiat und entzog mir
unter schrecklichen Drohungen mein Brief-
papier. Die arme Seele — unberechenbar
und unlogisch wie solche Gestörte sind —
hatte den absurden Verdacht, ich würde
boshafterweise aus ihrem Hause Intimes
in die Welt hinausschreiben und somit ihr
Ansehen herabsetzen. Nach dieser ge-
waltsamen — sagen wir einmal in amt-
licher Sprache Beschlagnahme war sie
⁊war wieder klarer und zuganglicher, doch
ist naturlich dauernd mit einem Wieder-
aufflackern ihres konstitutionellen Leidens
zu rechnen, so daß es wohl erst nach einer
Ich schicke das voraus, weil ich noch
in den beiden nächsten, Sehreiben uber
bereits der Vergangenheit angehörende
Dinge berichten muß.
Karneval ist vorbei, er war zeitgemäß,
nur die Prominenten konnten sich einen
feuchtfröhlichen Maskenball leisten und
von diesem, zu dem ich als Ausländerin
selbstverständlich sofort eine Einladung
erhielt, will ich heute erzählen.
Mit mir zusammen kamen zwei Herren
als hohe Offiziere; der eine davon war ein
höchst unsympathischer Schleicher, der
andere trug eine Kette mit einer Menge
Uhren. Unverständlich war und blieb
mir, wo eine Verbindung der Uhren mit
dem Offiziersehrenkleid zu finden ist; er
erklärte mir ungefragt: Wenn Sie brav
schnüffeln, bekommen Sie eine Uhr, auf
meinen Eid, der zwar erfahrungsgemäß
nicht viel besagen will!‘ ich wandte mich
ab, denn ich wußte, was es geschlagen hat.
Vom Wirt, einem schwarz-rot geteilten
Hampelmann, sah ich den ganzen Abend
wenig; offenbar festaß und trank er schon
„Ha, ich werde Ihnen die Zuschüsse ent-
ziehen!‘‘ — Ein guter Witz!
mein Mitgefühl appellierte. Er berientete
mir, er sei kürzlich geschäftehalber in
gemacht, es sei so schwer sich durchzu-
setzen, wo doch die ausländische Konkur-
renz so stark sei. Er wisse ja selbst, daß
er zu seinem Posten nichts tauge, trotzdem
lasse ihn sein Chef nicht fort, weil er keinen
Ersatzmann in seinem Sinn für ihn finde,
der noch wie er eine Klique hinter sich
habe. Wenn die Firma sich bis Mai noch
halten könne, fahre er wieder hin.
Mitten in diesem Gespräch wurden
wir durch einen groben Herrn, der einen
Interessentenhaufen hinter sich herzog,
gestört. Dieser große Aufschneider zog
dauernd sein Portefeuille, zählte nach und
erklärte jedem, der es nicht hören wollte,
sein Geld stimme auf den Pfennig, dabei
sah ich deutlich, daß sein Geldbeutel außer
einem Youngwechsel vollkommen leer
war. .
Trotzdem schielte ein anderer Herr
dauernd nach seiner Brieftasche; seine
Maske nannte er „Roggenstützung‘“; wor-
an man die erkennen sollte, weiß ich nicht,
mir schien sie völlig sinnlos, aber sehr
sehr teuer. ;
Bis dahin war es reichlich fade.
Leben kam erst in die Bude, als der
aufgeschwemmte Tourist des 22. Februar,
eine echte. Jammergestalt, seinen Einzug .
genen polizeilichen Meldungen vor.
einigen Monaken habe ich im Zuſam
hang mit der Uniformdebatke im Lan
dem Herrn Innenminiſter ſelbſt ins
ſicht geſchleudert, was eine geſchl
Hand ſeines Miniſteriums aus den
zeiberichten zu machen weiß. Ich M
von gefälſchlen Polizeiberichten ger
und mich dabei auf einen Fall in
iach bezogen. Der gerr Miniſter hal
dieſer ſchweren Anſchuldigung geſcht
gen — und die Polizei läßt ſich offen
die Mißachkung ihrer Meldungen ge
len —. Auch um dieſe Rolle bral
man die Polizei nicht zu beneiden!
Wie es aber in Baden zugeht, 4
es erſt recht in 4— und Baͤyern
Dort hat man, wie bereils bekannt
zu großen Polizeiaklionen gegen
NSDAVP. ausgeholt. Was davon
halken iſt, darf aus unſeren Erfaͤhtuͤn
in Baden geſchloſſen werden: es ha
delt ſich auch dor hum den kr aml
haften Berjuh, Matertal gel
die deukſche Freiheitsbewegi
jchaffen. Uns kann das recht |
enn die Machthaber der Demokr'
werden ſtels neue Blamagen über
ergehen laſſen müſſen und wenn fie „
werken“, können wir ihnen nachloei
daß ſie — aufgewerket haben, was
* kein Material für die NSDY
iſt.
Wir bikten um die nächſte Polif
aktion!
kerung.
Anſchein nach in erfter Linie darauf (
die kleineren Wahlkreiſe zu Gul
jozialdemokratijcher und 34
{rums-SHochburgen zu benachteilil
So richket ſie ſich vor allem gegen
national{jozialiftifhe Bel
glaubt, durch folche „Reform“ ſich
Siegeslauf des Nafionalſozialismus
gegoͤnſtemmen zu können, dann zie
bei den nachſtell Mabhlen bittere Ent
[
hielt und die roten Kinderchen eine®
strengen Kollegen mitbrachte. Sie köß
sich denken, daß diese Unschuldsläf
chen mit ihren mitgebrachten Pistölc
Handgranätchen und Bömbchen allerhe
Unfug anstellten, doch lachte alles !
lich, besonders als der Wirt sich noch
seinen Kapriolen beteiligte.
Zu der Gesellschaft gehörten zwar ®
eine Unmenge sogenannter Bonzen,
aber nur Interesse für das ‚Büffet
seinen fetten. Bröckchen hatten und
auch restlos vertilgten. kꝶ
Pie beste, weil naturgetreueste
war ein Müllerbursche, der mir den
des Abends Pikanterien aus der u
ehemaligen Heidelberger Oberbüf
meisters erzählte, wobei er sein 8
haftes Deutsch durch ein haufig *
meltes: „Per aspera ad asta‘“ vet
machen suchte.
Getanzt habe ich gar nicht,
keiner ein Tanzchen wagen wollte, v
scheinend scheute sich jeder 2
ten alle — fast schäme ich mich, ®
sagen, — im Kabinett bleiben.
Katzenjammer habe ich keinen
herzlichst nre 8
Primul”