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Heidelberger Beobachter: Kampfblatt der Nationalsozialisten für Odenwald und Bauland (1 (September-Dezember)) — 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.44156#0778
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Serke 4

Donnerstag, den 24. Dezember 1931.

1. Iahrg. / Nr. 261

2.

nen
der
die

ist in der
Gegenstand

Derr Herr Bürgermeister Wielandt wird
vom Carikasverband wohl nicht mehr den
Auftrag bekommen, den Herrn Bacher oder
verschiedene Caritasdamen von den Dingen
reinzuwaschen, denen wir im „Heidelberger
Beobachter" mit Recht unsere besonders Auf-
merksamkeit schenkten. Aus der Wäsche
des Herrn Wielandt wurde nämlich eine rich-
tige Mohrenwäsche, denn sowohl Herr
Bacher als auch die Caritasdamen wurden
nicht Heller durch die Bemühungen ihres amt-
lichen Anwalts.

„Ms ist Weil HM"

dem Carikasverband keinen Borwurf ge-
macht. Aber wir waren der Meinung, daß
gerade weil jeder Verband fein Sammel-
ergebnis an ihm Nahestehende weikergibt,
es nur recht und billig ist, daß die Sammeln-
den auch klar und eindeutig sagen, für wen
und welche Organisation sie sammeln.
Wir haben behauptet, daß verschiedene

schrieb schon am 3. Dezember der „Pfäl-
zer Bote" als Antwort auf unsere Ver-
öffentlichungen über die Verquickung der
Caritas-Winterhilfe mit der geschäftlichen
Werbung für den „Pfälzer Boten". Die
Feststellung, daß „ihnen" nichts heilig
sei, bezieht sich im „Waldmichel" nicht,
was man annehmen könnte, auf seine
Abonnentenwerber, die mit dem Hinweis
auf erhaltene Caritas-Unterstützung ihr
zentrümliches Einwickelpapier auf meh-
rere Monate bei armen Leuten unter-
bringen wollen, sondern der „Pfälzer
Bote" meint mit dem „ihnen" die Natio-
nalsozialisten, die so gefühllos sind, der-
artige Ungeheuerlichkeiten ans Licht zu
ziehen und im „Heidelberger Beobachter"
zu veröffentlichen.
Ursprünglich wollte er, so gesteht der
schwarze Feger klassiert, gar nicht Stel-
lung nehmen: aber als wir verschiedenen
Damen von der Caritas den Rat gaben,
bei ihren Haussammlungen auch recht
deutlich zu sagen, für welche Organisa-
tion «sie unterwegs sind, damit keine
Verwechslungen passieren, da erwachte
im ungeschlachten „Waldmichel" der Ka-
valiersinstinkt und er raffte sich außer
zur Feststellung, daß wir die Caritas-
Dcrmen „belästigt" hätten auch noch zum
Folgenden auf:
„Wir werden auch dieses Mal die ver-
diente Antwort nicht erteilen. Nicht weil
wir sie nicht bereit hätten, sondern weil
wir von zuständiger Seite der Mühe
überhoben werden:
Das unerhörte Vorkommnis
letzten Ausschußsihung der

Personen verkeilt. Ein Verstoß des Ca-
rikasverdandes lingk mich kvor; denn es
war von Anfang an unter den Verbän-
den der freien Wohlfahrtspflege verein-
bart, daß jeder Verband soweit als mög-
lich die seinem Inkeressenkreis nahestehen-
den Personen und Familien versorgen
soll.
Zum anderen hat der Arbeitsausschuß
festgestellt, daß die Listen der Unterstützten
Familien und Personen weder beim Ca-
ritasverband noch bei einer anderen Or-
ganisation, dritten Personen zugänglich
sind. Ebensowenig hakte Herr Bacher
Kenntnis von den mit einer Unterstützung
bedachten Familien, abgesehen von 3
oder 4, dis ihn, da er selbst an der Samm-
lung des Carikasverbandes aktiv teil-
genommen, um Gaben gebeten und z. T.
von ihm selbst solche erhalten hakten.
Eine Benützung der Listen der Unter-
stützten zu agitatorischen Zwecken ist nach
Feststellung des Arbeitsausschusses (!)
nicht vorgekommen und wird auch von
mir für unmöglich gehalten.
Ich bitte Sie von dieser Feststellung
Kenntnis zu nehmen und darf wohl im
Interesse der Winkerhilfssammlung eine
Richtigstellung in Ihrer Zeitung erwarten.
Heidelberger Winterhilfe
K. Wielandk.

werden dem ehemaligen Anstreicher Hit-
nur so lange die Hand drücken, als er
die Pläne der Reaktion zu gebrauchen
Das Ziel der Nazis ist die Zerschlagung
Sozialdemokratie und der Gewerkschaf-

lich das Wachstum unserer Bewegung in
allen Kreisen der Bevölkerung vor Augen
sieht. Ganz davon abgesehen, daß es heute
keinen sozialdemokratischen Wähler mehr
gibt, der nicht einige der gehaßten Nazis per-
sönlich kennt, („Schlotbaronen" im blauen
Kittel, „Hohenzollernfürsten" der Stempelkarte
und „Großagrarier mit einer Kuh!) hängt
ihm die nun seit Jahrzehnten immer wieder
gehörte Klassenkampfhehe zum Hals heraus.
Soweit er von der Partei als solcher un-
abhängig ist, kommt er immer mehr zu der
gesunden Erkenntnis, daß seine Führer ihn
seit Jahren nur verhetzt und belogen haben.
Er frägt sich mit Recht: Wann und wo hätte
die NSDAP, jemals eine soziale Ungerech-
tigkeit befürwortet oder auch nur geduldet,
wie sie die SPD. in den letzten Notverord-
nungen immer wieder durch ihre Tolerie-
rungspolitik möglich gemacht hat. Für den
sozialdemokratischen Wähler ist es ganz
gleich, ob seine „Arbeiter"-Vertreter, die
Hilferding, Hertz und Genossen einige Mo-
nate früher oder später aus den Sesseln
geworfen werden. Für ihn ist es wesentlich,
ob eine soziale Ungerechtigkeit wie die letzte
Notverordnung Brünings in Kraft tritt oder
nicht. Daß sie aber
1. von den Nazis wegen ihrer unsozialen

Was sagen die Mitglieder zu ihrer
Organisation?
Von der Landeszentrale des Badisch.
Einzelhandels erhalten wir eine Zu-
schrift, die über eine am 14. Dezember
stattgefundene Sitzung des Gesamtpräsi-
diums berichtet und in der die neueste
Notverordnung der Neichsregierung und
ihre Auswirkungen zur Debatte stand.
Das Gesamtpräsidium kam zu der
Stellungnahme,
daß der organisierte Badische Einzel-
handel sich trotz der Bedenken, die er
gegen einzelne Bestimmungen der
vierten Notverordnung der Reichsre-
giernng hak, bereit erklärt, auch an
der Durchführung dieser Verordnung
mikzuarbeiten und im Rahmen des
Möglichen und Erträglichen die
neuerlichen Opfer auf sich zu nehmen,
die ihm aus dieser Verordnung er-
wachsen.
Mit einigen dann folgenden gewun-
denen Erklärungen sucht man den Ein-
druck des Vorstehenden etwas zu ver-
wischen.
Stakt, daß das Präsidium einen ge-
harnischten Protest gegen die 2prozen-
tige Umsatzsteuer losgelassen hätte, stellt
man sich prompt hinter die Notverord-
nung, die unserer wohl mit am schwer-
sten leidenden Geschäftswelt weitere un-
geheure Opfer auferlegt.
Christliche Geschäftsleute, das ist der
Verband, der Eure Interessen wahrneh-
men soll! Der Badische Einzelhandels-
verband, besten Präsident Wilser anläß-
lich eines Jubiläums des Warenhausju-
den Knopf vor diesem mehr als gedienert
hat. Deshalb, mit Vorsicht zu genießen.

Aus diesen Aeußerungen sozialdemokra-
tischer Agitationsjuden erkennt man klar,
daß die Tolerierungspolikik für die Sozial-
demokratie unbegrenzt weitergeführt werden
soll. Es gibt praktisch nichts, was der letzte
Exponent des heutigen Systems, Brüning,
von der Sozialdemokratie nicht fordern und
erhalten könnte, solange er auf eine drohende
Machtübernahme der Nationalsozialisten Hin-
weisen kann. Selbst eine mehrstündige
kostenlose Mehrarbeit nach russischem Muster
würden sozialdemokratische Partei und Ge-
werkschaften heute schlucken, wenn ihnen
Brüning mit den bösen Nazis droht.
„Hitler, ein Popanz der Schwerindustrie!"
Der sozialdemokratische Wähler aber, soweit
er nicht zu jenen annähernd 300 000 direkt
oder indirekt vom SPD.-Parteiapparat Ab-
hängigen gehört, bekommt es mit der Zeit
satt, dauernd solche Behauptungen ohne
Beweise zu hören. Er kann sich wohl auch
ausrechnen, daß die heute weitaus stärkste
Partei Deutschlands nicht aus „Schlotbaro-
nen", „Hohenzollernfürsten" und „Großagra-
riern" bestehen kann, umsomehr, als er käg-

Laritasdamen in Heidelberg und Umgebung
dies nicht immer getan haben; kein Mensch,
auch der Herr Bürgermeister Wielandk nicht,
konnte etwa das Gegenteil behaupten und be-
weisen, so daß also auch der Gegenstand un-
serer zweiten Veröffentlichung als durchaus
real und wahrhaftig erwiesen ist.
Ja noch mehr; jeder rechtdenkende Mensch
wird gerade aus der Mielandk'schen Er-
klärung die Folgerung ziehen müssen:
Es ist gut, daß der „Hei-Beo" hinein-
geleuchtet hat in das Dunkel gewisser Zen-
krumsmekhoden; kein anderes hiesiges Blakt
hätte den Mut dazu gehabt. -Ed-th-

einer Aussprache gewesen und alle An-
wesenden haben ohne Ausnahme ihrer
vollen Mißbilligung Ausdruck gegeben!
Ohne Ausnahme war man in der Ver-
urteilung dieses Verhaltens des „Hei-
Beo" einig, und die Angelegenheit wird
weiter verfolgt werden ....
Wir sind sehr einverstanden, daß diese
häßliche Angelegenheit nun von der be-
rufensten Stelle aus ihre Regelung fin-
det, nämlich von dem Ausschuß selbst, dem
Herr Bürgermeister Wielandk vorsteht."
Das war, wie gesagt am 3. Dezember;
seither warten wir täglich auf einen ge-
harnischten Protest des Herrn Bürger-
meister Wielandt in Sachen „Winter-
hilfe". Aber bis heute ist nichts Der-
artiges eingelaufen. Sollte es dem Herrn
Bürgermeister Wielandk bekannt gewor-
den sein, daß unsere „Verdächtigungen
der „katholischen" (!) Winterhilfe" doch
nicht so unberechtigt waren, wie der
„Pfälzer Bote" es brauchen könnte,
wenn er zu den erhobenen Vorwürfen
Stellung nehmen soll?
„Nichts ist ihnen heilig!" An uns ist
es, diese Feststellung zu machen und sie
unmißverständlich auf die „Pfälzer Bo-
ten"-Werber zu beziehen, die nach der
Unterstütztenliste der Caritas auf Abon-
nentenfang ausgingen.
Wenn das bestritten werden kann,
dann verstehen wir die „vornehme Zu-
rückhaltung des Zentrumsblattes nicht.
Wenn es aber nicht zu bestreiten ist,
dann ist uns schleierhaft, in welcher Rich-
tung Herr Bürgermeister Wielandt vor-
stoßen sollte.

In den Arminiushallen erklärte der
Jude Hertz, die Sozialdemokraten tolerierten
die Notverordnungspolitik nicht um dessent-
willen, was sie tut, sondern um dessentwil-
len, was sie unterläßt. „Sie unterläßt es
nämlich, den Nationalsozialisten die Macht
im Staate zu überliefern."
„Wir verlangen in dieser Stunde zwei
Maßnahmen von der Reichsregierung:
Aktiven Kampf gegen die Nationalsoziali-
sten und den möglichen Schutz der Arbeiter-
klasse gegen die Auswirkungen der Wirt-
schaftskrise. Wir sind der Ansicht, daß der
Kampf gegen den Faschismus nicht mit der
nötigen Energie geführt wird und wir glau-
ben, daß bei dem Uniformverbot ein uner-
hörtes Unrecht gegenüber den Kämpfern der
Republik begangen wird."
In Schöneberg sprach Hans Vogel: „Auch
heute ist es eine dringende Notwendigkeit
für die Partei, den Kampf um die Demo-
kratie in den Mittelpunkt zu stellen. Wenn
wir noch so sehr über die Politik Brünings
verbittert sind, so müssen wir uns doch dar-
über klar sein, daß eine Nazi-Diktatur eine
viel größere Verschlechterung gebracht hät-
te." „Eine Neuwahl würde heute keines-
wegs eine Besserung bringen, eher eine na-
tionalsozialistische Regierung, unter der wir
unsere Bewegungsfreiheit überhaupt verlie-
ren würden. Die Folgen für die Preußen-
wahlen und die im März stakkfindenden
Reichspräsidenkenwahlen würden nicht aus-
bleiben, ja, man darf bezweifeln, ob es dann
übsrhaupt noch zu Wahlen kommen würde.
Und wenn die Partei durch die Tolerie-
rungspolitik geschwächt wird, so ist eine ge-
schwächte Sozialdemokratie immer noch bes-
ser, als eine von einer nationalsozialistischen
Regierung verbotene Sozialdemokratische
Partei."
Franz Künstler erklärte in Reinicken-
dorf: „Es kommt alles darauf an, die Faschi-
sten zu schlagen, denn ein Sieg der Hiller-
leuke würde Deutschland in den Bürgerkrieg
stoßen und Europa in eins Kette von Kri-
sen verwikeln." „Das Volk muß begreifen,
daß Hitler nichts weiter ist als der Popanz
der Schwerindustrie. Die kaiserlichen Prin-
zen
ler
für
ist-
der ,
ken. Aber die Sozialdemokraten und die frei-
gewerkschaftlichen Arbeiter werden in der
Stunde der Not ihre Fäuste zu gebrauchen
wissen. Sie werden mit den Exzellenzen und
Heimkriegern gehörig abrechnen, wenn man
sie dazu zwingt. Dann wird vielleicht der
Zeitpunkt gekommen sein, wo wir vieles kor-
rigieren können, was wir 1918 versäumt
haben. Kommt es aber zu einer solchen
Auseinandersetzung, so muß die deutsche Ar-
beiterklasse politisch und moralisch einwand-
frei dastehsn."

Bevor die obigen Zeilen in Druck gingen,
erhielt nun die Schriftleitung des „Hei-Beo"
ein Schreiben des Herrn Bürgermeister Wie-
landk in Sachen „Winterhilfe", das nach-
stehend im Wortlaut folgt:
An die
Schriftleitung des
Heidelberger Beobachters
Heidelberg
Lukherstraße
Unter Bezugnahme auf Ihren Bericht
im Heidelberger Beobachter vom 10. No-
vember 1931 unter dem Titel: „Vom
Sinn der Winternokhilfe beim Caritas-
direktor und — beim Pfälzer Boten /
Unüberbrückbare Kluft zwischen dem
Taktgefühl und — Herrn Bacher" und
zu weiterem Artikel „Gebt alle zur
Winterhilfe ..... aber fragt wer sam-
melt!" vom 26. November keile ich Ihnen
mit, daß der Arbeitsausschuß der Heidel-
berger Winterhilfe auf Grund einer
Untersuchung und Besprechung in seiner
letzten Sitzung folgendes festgestellt hat:
Der Carikasverband hat entsprechend
den Vereinbarungen der der Heidelberger
Winterhilfe angeschlossenen Organisakio-
Lebensmittel gesammelt und wie je-
andere Verband in erster Linie an
ihm nahestehenden Familien und

Berliner Kostproben
sozialdemokratisch-jüdischer Angst

Elm Hm Mer?
Konnte etwa bestritten werden, daß Herr
Bacher bei seiner Abonnentenwerbung für
-en „Pfälzer Boten" die Caritasspenden er-
wähnte, um „ins Geschäft zu kommen"? —
Nein, bestritten konnte das nicht werden;
aber Herr Wielandk mußte diese Ungeheuer-
lichkeiten indirekt zugeben, da er feststellke,
auf welche Weise Herr Bacher angeblich
zu den Adressen der Unkerskühlen kam.

von den Nazis wegen ihrer unsozialen
Bestimmungen zu Lasten der Schaffenden
abgelehnk und
nicht Gesetz geworden wäre, wenn sich die
SPD. auf denselben Standpunkt gestellt
hätte.
Das erkennt bestimmt auch der letzte Mann
der verstimmten sozialdemokratischen Wähler-
schaft. Und darnach wird er sich einrichken
ohne Rücksicht darauf, ob sich das im SPD.-
Parteiapparat allgegenwärtige Juda durch
die Nationalsozialisten bedroht fühlt, oder
nicht.
Schaffendes Deutschland, erwache,
Brich Deine Ketten entzwei!!

Ob man an die Zahl 3 oder 4 glauben
will oder ob man den „Feststellungen" des
Arbeitsausschusses oder der persönlichen
Meinung des Herrn Wielandt irgendwelche
überzeugende Beweiskraft zugestehen will,
das ist schließlich eine Vertrauensfrage. Aber
festhalken wollen wir:
Der Herr Bacher hat seine Kenntnis von
der Caritas - Unterstützung tatsächlich zu
schmutzigen Parkeigefchäfken zu mißbrauchen
versucht und niemand kann unsere Fest-
stellung dieses Sachverhaltes bedauern oder
gar verwerflich finden» sofern er nur ein
Mindestmaß von Takt und Feingefühl auch
Bedürftigen gegenüber sein eigen nennt!
Ner die kmtllsdmen?
Herr Wielandk betont in seinem Schrei-
ben ausdrücklich, daß auch der Caritasver-
band sein Sammelergebnis in erster Linie
an „ihm nahestehende Familien und Per-
sonen" verteilt. Wir haben das keinen
Augenblick bezweifelt und haben daraus
 
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