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As Beilagen das „Heidelberger Volksblatt“ und das Sſeitige
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28. Jahrgang.
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28. Jahrgang.
Was wird in China?
Die allgemeine Befriedigung darüber, daß das akute
Probkum in China für beendigt erflärt worden iſt, iſt
verſtündlich und berechtigt, aber dieſe Befriedigung hat
vielfach einen. Optimismus erzeugt, der völlig verkennt,
daß zwar die akute Krifis in Oftafien halbwegs, feines
wegs aber die chroniſche Kriſis ihr Ende gefunden hat.
Dieſe chroniſche Kriſis beſteht und die Zeit, in der ſie
ihr Ende finden wird, iſt nicht abzuſehen und von uns
wird ſie Niemand erleben.
Alles, was man von der Beilegung der Wirren in
China erhoffen darf, ift, daß wir für die nächften Jahre
bon friegerijchen Wirren in. China verjhont bleiben wer |
den. Um mehr, um eine dauernde Wirkung des Feld.
Zuges der Mächte gegen China erhoffen zu können, wäre
c$ nötig gewefen, daß die Macht der Chinefjen völlig zu
Boden gefhmettert worden wäre, Das ift nicht geſchehen
und lonnte nicht gefchehen, weil einmal den Mächten die,
‘ Mittel fehlten, das von 400 Millionen Menſchen bewohnte
Rieſenreich ernſtlich mit Krieg zu überziehen, und weil
Iweitens die latente und. vielfach auch. zum Ausbruch ge
fommene Uneinigfeit der Mächte jedes Vorgehen im größe:
ten Stil verhindert hat. .
Die Machthaber in China, deren Haupt thatjächlich |
die Kaiſerin Wittwe, nicht der ſchwache Kaiſer bildet,
haben, als ſie erkannten, daß die chineſiſchen Truppen zu
einer ernithaften Kriegführung zur Zeit nicht geeignet
find, den Forderungen der Mächte, nachdem fie, einiges.
abgehandelt hatten, nadhgegeben. Aber fie Haben es ſchwer⸗
lich in der Abſicht gethan, nunmehr der europäiſchen Civi⸗
liſation, die dem rücftändigen Chinefentum verhaßt iſt,
die Arme oder wenigjtens das Reich zu öffnen. Die
Thatſache, daß die reaktionäre Partei, deren. Haupt die
Kaiferin-Wittme Ifur-hfi ijt, in China die Oberhand be⸗
halten hat, mährend der reformfreundliche Kaijer Kmwang-
Sit nicht viel mehr als der Strohmann der Kaiſerin
Wittwe iſt, beweiſt zur Genüge, daß der Miederlage |
Chinas keine plöglihe Wandlung im Innern auf dem
Fuße folgen wird.
Aber doch zweifellos eine allmähliche! Die Wurzeln,
Freitag, den 7. Juni
I
Freilich, da
Sache des Kaufmanns fein. Der Soldat in China hat
feine Bilicht und Schuldigkeit gethan, fo weit das eben
unter den obwaltenden erfchwerten Umftänden möglich war.
Nunmehr hat der Kaufmann das Wort, der nach dem
Schiller ſchen Wort Güter ſuchen geht, aber an deſſen
Schiff ſich das Gute anknüpft. Aber der deutſche Kauf⸗
mann wird es in China nicht viel leichter haben, als es der
deutſche Soldat hatte. Denn wie dieſer wird auch er
nicht nur mit dem Widerftand des Chinefentums, ſondern,
auch mit der Eiferfucht, mit der Konkurrenz der anderen
Nationen zu rechnen. haben. ——
am längſten ſich feſtgeſeßt haben. Die Ruſſen haben {ich
zwar nicht amtlich, aber doch thatſächlich n der Mand
ſchurei feſtgeſetzt Die Amerikaner, die während der gan—
zen Chinawirren militäriſch den Zuſchauer ſpielten, ſind
unterdeß mit Eifer thätig geweſen, igre handelspolitiſche
Baſis zu befeſtigen. Und Japan endlich Hat vor allen
anderen Nationen in China den Vorzug, daß es „der
nächte dazu“ ift. \ } ;
Chinas zu ſichern. Und daß dies geſchieht, daß Deutſch⸗
Opfern hat, die wir in China gebracht haben, thut um fo
mehr not, da die Bilanz des CHinefifchen Unternehmens,
ſelbſt wenn wir von den ſchweren Opfern an Geſundheit
bringen mußten, eine keineswegs günſtige iſt. Die 240
Millionen Mark, welche doch nur einen Teil der thatſäch⸗
lichen Koſten des chineſiſchen Feldzuges bilden, haben. wir
diger als anderswo! (M. T.)
Deutſches eich, -
Berlin, 5. Juni. Der Kaifer empfing geftern Mittag
die Mutter und die Witwe des in Peking ermordeten
Geſandten Frhrn. v. Ketteler.
ſind ſchon zu Felt, als daß es dem Haß der Chinefen
Segen diefe fremde Kultur gelingen könnte, dieſe Wurzeln |
Augzurotten. Mag auch der Feldzug in China den Haß
der Chinefjen gegen die Fremden verftärft haben, fo it doch
bei dieſer Gelegenheit ein weit größerer Teil der Chinejen.
M8 früher mit den Europäcın in Berührung gekommen.
And wenn dieſe Berührung auch eine feindliche war, es
var doch eine Berührung. Sin nicht geringer Teil der
Chinefen hat die Neberlegenheit, und wenn auch
nächſt nur die militärijche, der fremden Kultur kennen
lernt, und ſchon das iſt ein Foriſchritt, oder kann doch
her werden.
der Hamburg-Amerika-Linie geladen. Heute empfing der
Kaiſer den Geſandtſchaftsdolmetſcher Cordes, der; wie
erinnerlich, die Gefahren und Leiden der Belagerung der
Sejandtichaften in Peking miterlebt hat.
Berlin, 5. Juni. Die Abendblätter melden: An der
Charlottenburger techniſchen Hochſchule fanden die erſten
Promotionen zum Doktor- Ingenieur ſtatt.
© A. dtalien. | ;
Kom, 5. Juni. Das geftern hier verbreitete Gerücht
— Des Bruders Braut, |
man au8 der ruffifchen Gefelihaft von €. Golowin,
Genehmigung des Verfaffer8 überſetzt von A Hauff.
in
Mit
1%) Gortſetzung.)
X Kaum hatte der Diener die Thür geſchloſſen, als ſich
ſewolod ſchnell an den Bruder wandte.
Ich habe Dir noch nicht mitgeteilt, daß ich wegen
Verkaufs von Staroje Selo in Unterhandlungen ſtehe.
elbſtverſtändlich kann der Verkauf ohne Deine Zuſtim⸗
MA nicht abgejhloffen werden.“ 220
betja war im höchſten Grade verwundert.
„Sch werde meine Zuſtimmung dazu keineswegs geben“,
er empört.
Nun, num“ ſuchte ihn Wſewolod zu beruhigen,
bereile Dich nicht in Deinen Entihließungen! E$ wird
Hip Mehnlicher Preis geboten. Warum follen wir e& da
lt berfaufen? Sind wir beide etwa Landwirte?"
I in kleiner unterſetzter Mann mit langem Kock und
Qu edigem Bart trat ein. Er verbeugte fich tief vor
6 00l0d, der ihm liebenswürdig die Hand reichte und
einen Stuhl anbot. A ——
Mi
ap. Segen Sie ſich, Karp Timofejewitſch. Nun, was
en Sie mir Gutes mitzuteilen ? — A
| Kluſchingew ſetzte ſich auf den Rand des Stuhls und
© Beicheiden feine Müße auf die Knie.
"9 war auf Shrem Gute“, begann er, „und Gabe
AUS gehörig angefehen.“ )
Wfewolod blickte ihn fragend an.
Ein vortreffliches Gut, dagegen laßt fich nichts
„Warum denn nicht?”
„Nun, erwägen Sie gütigſt: Der Wald iſt bei Ihnen
Aber der Ackerboden iſt, wie mir ſcheint, doch vor⸗
Ackerwirtſchaft führen iſt ein hoch
nicht für Unſereinen. Da—
Schaden. Ja, wenn noch
„Barzellieren 1?“ rief Petja dozwiſchen.
Der Kaufmann ſah ihn lachend an.
„Mein Bruder hier will vom Verkauf nichts wiſſen“,
„Das iſt Ihre Sache“, bemerkte gleichmütig der
Von unſrer Seite wird folgender Vorſchlag
Was verlierſt Du noch Zeit damit, ſolchen Unſinn
1901.
Rampolla und andere Kardinäle. Der Arzt verſichert,
der Papſt erfreue fich einer ausgezeichneten SGejfundheit.
- England,
London, 5. Juni. Eine Depejdhe aus Malta meldet
daß dort Unruhe Herrfche wegen einer angeblichen I o-
biliſierung von 62 franzöſiſchen Kriegsfahr-
zeugen, die Ende Juni bei Tanger zuſammentreffen
jollen. Die brittfhe Flotte läuft Heute zu Mandvern aus,
um mit angenommenen britifchen Verſtärkungen zuſammen
zutreffen. Die Depejche erklärt, die engliſchen Seeoffiziere
Jeien in-der Anficht einig, daß die angenommene Ver
järfung fOleunig{t vermirklicht und ein Nachs
ſchub von vier Schlachtſchiffen, 12 Kreuzern und 20 Tor-
pedojügern nebſt Zubehör nach dem Mittelmeer geſandt
werden müſſe.
A Turtei.
Kouſtantinopel, Juni Mit Rückſicht auf den
geſtrigen Beſchluß des Juſtizminiſters, daß au sländiſche
Advokaten nicht mehr vor türkiſchen Gerichten plaidieren
dürfen, wenn ſie nicht beſondere Erlaubnis befiben, rich⸗
teten die hier anſäſſigen Advokaten an die Botſchafter eine
Denkſchrift, in der ſie auf die Ungeſetzlichkeit der er—
wähnten Maßregel vom Standpunkt des türkifchen Rechtes
und der zwijdhen den Mächten und der Pforte beftehenden
Verträge Hinwiejfen und ausführten, daß die Rechte der
Musländer durch die genannten Maßnahmen verlegt würs
den, und die Botjchafter baten, bei der Pforte einzufchrei-
len, damit ihnen die freie Ausübung des Adbokaturberufes
Verträgen gewährt werde. N
Die Wirren in China.
Berlin, 5. Juni. Das Wolff’jche Telegraphenburean
meldet aus Tientjin: Dem Begräbnis der bei dem
en wohnten Graf
Walderſee und zahlreiche deutſche Abordnungen bet.
zwiſchen den Contingenten zu vermeiden.
Berlin, 5. Juni. Graf Walderfee iſt geſteenmn
‚an Bord der „Hertha“ von Takır nach Kobe in See gez
gangen. Das I, Seebataillon ift am 3. d. M. von Taklz
abgegangen. ; ; —
ſtraße entſtand aus einem Wirtſchaftsſtreit, in den
die engliſche Polizet eingriff. Der Kaipf auf der Straße
und vier Engländer verwundet.
politiſche Bedeutung zu.
Peking, 5. Juni. Das Reuter'ſche Burean meldet
General Gaſ elee betrachtet den Vorfall in Tientſin
brechen! — En
„Über ich will es nicht, Hörft Du? Ich will e8
nicht!“ .
Die Thüre öffnete ſich und wieder zeigte {ich der Dies
ner auf der Schwelle. ;
Ihre Excellenz, die Frau Mutter ſind angekommen
und fragen nach Ihnen“, meldete er ſeinem Herrn,
dJett kann ich ſie nicht ſprechen, Du ſiehſt, ich bin
beſchäftigt, ſage ihr das“, wollte ihn jener ungeduldig ab-
fertigen. — ——
„Excellenz ſind bereits im Saal und erwarten Sie
Do )
„Nun denn, gleich.‘ ; ; ;
Mit dieſen Worten durchmaß Wſewolod unentſchloſſen
das Zimmer. : ;
„Kann fie mich denn nicht zufrieden Iaffen ?“ mur-
melte er dabei vor fich him. „Geh!“ rief er Dem Diener
al, der noch immer an, der Thüre ftand. zz Dan fehen
Sie, Karp Timofejewitſch
Er ſetzte ſich wieder zu dieſem und die geſchäftliche
Unterhandlung begann aufs neue.
„Ich ſage Dir aber“, miſchte ſich Petja ein, „daß ich
meinen Anteil nicht verkaufe.“ A
Neugierig {ah der Kaufmann auf diefen eigentümlichen