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Rotes Kreuz <Heidelberg> [Hrsg.]
Heidelberger Soldatenbüchlein: als Weihnachtsgabe — 1918

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Wille, Jacob: Vom alten Heidelberg und seinen Studentenkriegen
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https://doi.org/10.11588/diglit.30973#0043
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in seine Residenz zurückgekehrt war, fand er seine Universität,
die jetzt in das zweite Jahrhundert eingetreten war, in der
größten Zerrüttung. Erst im Frühjahr 1587 ist der Streit
zum Abschluß gekommen. Es ist dem Administrator geglückt,
Nuhe und Ordnung wieder herzustellen. Wie, das alles ge-
schah, wäre zu weitläusig, um hier erzählt zu werden.

Vergangene Zeiten und Bilder! Wohl hat die Stadt
Heidelberg auch noch im neunzehnten Jahrhundert manch
kleine Studentenunruhen erlebt, so 1804, als die gekränkten
Söhne der neuen Ruperto-Carola, wenn auch nicht wie die
Plebejer im alten Rom auf den heiligen Berg, so doch be-
quemer nach Neuenheim auszogen und im Angesicht der feind-
lichen Stadt ihr Kriegslager aufschlugen. Ein harmloses, von
der damaligen Zensur als anstößig gebrandmarktes Bildchen
hat uns der ältere Rottmann von diesem akademischen Feld-
lager hinterlassen. War damals eine Pfeife Tabak, die in
der Nähe der Schildwache zu rauchen als Staatsverbrechen
galt, die Ursache, so gab 1828 ein mit dem neugegründeten
Museum entstandener Streit zum bekannten Auszug nach
Frankenthal Anlaß. Beide Mal ist kein Blut geflossen, mit
sroher Musik hat alles geendet.

Des akademischen Gerichtsstandes wegen erleben die
Heidelberger keine Straßenkämpfe mehr, seitdem ein gemein-
sames Recht alle Staatsbürger schützt und als letzter Rest
akademischer Justiz nur der Karzer geblieben ist, der wie die
Eiserne Jungfrau in Nürnberg als eine Antiquität, in stillen
Ferientagen von durchreisenden Fremden besucht wird. Nur
bei akademischen Festlichkeiten kommen die alten Zeichen ein-
stiger regierender Hoheit, die kunstvoll in Silber getriebenen
Szepter, ans Tageslicht, wie in alter Zeit so auch jetzt von
Pedellen getragen, die ihrer vollziehenden Gewalt und schönen
mittelalterlichen Tracht entkleidet, mehr geborenen Staats-
räten gleich, den Magistern und Scholaren voranschreiten.

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