Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1885

DOI chapter:
No. 1 - No. 26 (1. Januar - 31. Januar)
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.43927#0053
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext


aschen,

rauart

zend oM, 8,—
1,56

” ”



.
niirer⸗
er Anhegger

ung.

No. 38 dient
ſeine baldig?
arthal“ fehr
heint, denn
iſt die Sacht
8 braucht de
; nidt Sijen
ı für 11 ME
Schweinchen
ı Stande il



nd Silber,
; Geld und
kauft fort⸗
en Preiſen
enbain.

Bimmer zu
tere Neckar⸗



ater.

anuar 1882
ment.

Könial. Hof⸗
auft Junter⸗
in Stuttgart

Nüte

pudel.

Uhr. Anfang
n 10 Uhr.
SN

ooſe.



Freitag,






3ci elberg: monatlig 45 Pfg. mit Trägerlohn, durg bie
oft bezogen vierteljährl. M 1,25 ohne Zufielungsgebühr,






Drud und Berlag von Wuru & Pfeffer in Heidelberg.
errevitton drunnengaffe M,

Anzeigen: vie 1· ſpaltige Petitzeile oder deren Raum 5 Pfg,
für auswärts 10 fg. Bei mehrmaligem Srf{dheinen. Rabatt,





M 13.


1885.





Dentſches Reich.

Berlin, 13. Jan. Seine Majeftät der Kaiſer
bat auch heute Naͤchmittag mit dem Reichskanzler
Fuͤrſten Bismarck konferirt. Aus Anlaß des Ab⸗
lebens des Prinzen Auguſt von Wurttemberg iſt
mit dem heutigen Tage eme achttaͤgige Hoftrauer
angeordnet. Der „Reichs⸗ und Staatsanzeiger“
verbffenelicht einen warm gehaltenen Nachruf an
den verewigten Prinzen, worin gleichzeitig ein Lebens⸗
bild desſelden gegeben iſt. — Die nächfte Konferenz⸗
ſitzung iſt noch unbeſtimmt und findet jedenfalis
nicht vor Donnerſtag ſtatt. Der Schluß der Kon⸗
ferenz duͤrfte ſich nochmals verzbgern, zum Theil
wegen geringer Meinungsverſchiedenheiten über xein
techniſche und formale Fragen. — Der turkiſche
Juſtizniiniſter Haſſan Fehmi iſt heute Mittag hier
eingeiroffen und in dex tuͤrkiſchen Botſchaft abge—
ſtießen. — Die nationalliberale Fraktion nahm aus
dem Antrag Dechelhäuſer den Schlußnoten⸗Zwang
an. Die weitere Berathung wurde noch ausgeſetzt
—. Die Wahlprüfungs Kommiſſion beſchloß mit 7
gegen 4 Stimmen, die Giltigkeitserklärung der Wahl
Woermann's zu beantragen. — Heute Vormittag
iſt Herr Einwaͤld in Berlin eingetroffen und hat
bereits Beſprechungen mit Herrn Luderitz und Herrn
Schiel gehabt Herr Einwald hat bei der Gelegen—
heii ſeine früheren Angriffe gegen Herrn Schiel als
ungerechtfertigt anerkannt, diefelben in Gegenwart
des Herrn Luͤderritz zurückgenommen und eine volle
Chrenerklärung dem genannten Herrn abgegeben.
Damit find dem „B. T.“ zufolge die früheren Un⸗
ebenheiten im Intereſſe der Sache vollig ausge—
glichen.

Straßburg, 13. Jan. In ſeiner Rede beim
heutigen Diner zu Ehren des Landesausſchuſſes be⸗
tonte der Statthalter die Nothwendigkeit, unter
Achtung für fruͤhere Sympathien die Zuſammenge—
hörigkelt mit Deutſchland voll anzuerkennen, und
wuͤnſcht eine neue Kundgebung im Landesausſchuß
für den Luwigshafen⸗Kanal.

Hamburg 13. Jan. Die Hamburger Handels⸗
kammer ſandte eine Petition an den Reichstag be—



treffend die Dampferſubvention ab, in welcher ſie
ſich gegen das Anlaufen von Europaͤiſchen Zwiſchen⸗
häfen wegen Zeit⸗ und Geldverluſt ausſpricht, da-
gegen Eiſenbahntarif⸗Ermaͤßigungen im Verkehr nach
deuͤtſchen Seehäfen wuͤnſcht. Die Petition ſpricht
ſich gegen Zweiglinien liber Genua oder Trieſt aus
und eremplifizirt durch die Tarifjäge der Eiſenbahn
Breslau⸗Trieſt und Breslau⸗Hamburg.

England.

London, 13. Jan. Die „Times“ ſagt bezüg⸗
lich der engliſchen Kolonialpolüik: England wünfche
auf freundſchaftlichem Fuße mit ſeinen Nachbarn
zu bleiben, gewiß mit keinem mehr als mit Deutſch⸗
iand. Gleichwohl koͤnne ſie, die „Times“, mit
keiner Anſchauung einverſtanden ſein, die dahin ginge,
daß England ſeine Landsleute in den Kolonien von
ſich ſtieße. Wo England Verpflichtungen uͤbernom—
men habe, ſei es dadurch gebunden, aber wo dies
nicht der Fall und wo der engliſche Einfluß durch
gefährlichen Mitbewerb bedroht ſei, ſollte die Regie⸗
rung unverzuͤglich handeln. Das auswärtige Amt
dürfte Zanzibar nicht außer Augen laſſen, vor
Allem müfje die Regierung aber die Intexeſſen Eng⸗
lands in Egypten ſicherſtellen, wenn Vorſchläge,
wie diejenigen Frankreichs, geſtellt werden.

London, 14. Jan. Der Präfident des Local⸗
Gouvernement Board, Dilke, äußerte auf einer
geſtern von den Liberalen in Kenſington abgehal⸗
lenen Verſammlung, es werde vielleicht nothwendig
ſein, die auswaͤrtige und dte Colonialpolitik Eng—
lands, zu der die Regierung durch die jüngſten Er⸗
eigniſſe genöthig geweſen ſei, theilweiſe zu ändern
und durch eine Politik zu erſetzen, die der gegen—
waͤrtigen Lage beſſer angepaßt ſei.

Deutſcher Reichstag.

Berlin, 14. Januar. Auf der Tagesordnung:
Berathung des Antrages von Hertling (Zentrum)
wegen Vorlegung eines Arbeiterſchusgeſetes. v.
Hertling wünfcht möglichſt bald die Vorlegung
eines Geſetzes zum Schutze der Sonntagsruhe, Be—
ſchränkung der Kinder⸗ und Frauenarbeit, ſowie





Feſtſetzungen der Naximalarbeitszeit und bittet, die
begonnene Sozialreform nicht unter der neuen Ko—
lonialpolitik, die jetzt die ganze Lage beherrſche, zu
vernachlaͤſſigen. Man müſſe den Arbeitgebern durch
ein Zwangoͤgeſetz ein gewiſſes Minimum von Schutz
für die Arbeiter abverlangen.

Lohren (R.P.) will ſoͤlch ein neues Geſetz nicht,
ſondern Abaͤnderung des 5 136 des Gewerbegeſetzes,
und zwar dahin, daß weibliche Perſonen weder
Sonniags, noch zur Nachtzeit von Abends hHalb 9
Uhr bis früh halb 6 Uhr beſchäftigt werden durfen.
Eine Beſchraͤnkung der Nännerarbeit an Sonntagen
ſei ſehr bedenklich; mit der Beſeitigung de Nacht-
arbeit der Frauen werde ein Moment hinfällig,
aus welchem die Sozialdemokratie fortwährend Nah—
rung ſchöpfe.

v. Göler (konſ) will die Gewerbeordnung auch
bezüglich der Beſchraͤnlung der Kinderarbeit in Fa—
briken abgeändert wiſſen.

Buhl (nat. lib.) empfiehlt eine Reſolution, in
welcher die Regierung zur Veranlaſſung von Er—
hebungen über jene Ünzuträglichkeiten aufgefordert
werden ſoll, die ſich bei der Frauen- und Kinder—
arbeit herausgeſtellt haben.

Nachdem noch Schumacher (Soz) den Antrag
Hertling befürwoͤrtet, wird die Verhandlung auf
morgen vertagt.



Aus Nah und Fern.

Karlsruhe, 12 Jan. Die fuͤr die hierlän—
diſchen Erbintereſſenten ſo guͤnſtige Erledigung der
Oit'ſchen Erbſchaftsſache, in Folge deren vor noch
nicht langer Zeit etwa 3 Millionen Mark zur Aus⸗
zahlung an eine größere Zahl badiſcher Staatsan⸗
gehörigen gelangt Iind, hat, ſo ſchreibt die Karlsr.
Ztg., in manchen Gegenden Süddeutſchlands ein ge—
wiſſes Erbſchaͤftsfieber wachgerufen und auch in
unſerem Lande manche Leute für den Glauben an
Unternehmungen empfänglich gemacht, welche die
Fluſſigmachung großer Erbſchafien zum Gegenſtande
haben; in den nieiſten Fällen ftügt ſich dieſer Glaube
nur auf Das, was ſie von Andern über das ver—



—t —

Ein Tichtſtrahl in dunkler Nacht.

(15. Fortſetzung)

Glauben Sie mir, fuhr er ernſt fort, „wenn
Hellmann ſchuldig, wenn der Verdacht gegen ihn
begruͤndet wäre, ich würde meiner Pflicht meine
Liebe zum Opfer bringen, ich würde es thun, wenn
Hellmann mein Bruder wäre!“

„Ich weiß, daß Sie es thun wuͤrden,“ ſprach
Pinius, ich habe nie an ihrer Aufrichtigkeit und
Gewiſſenhaftigkeit gezweifelt, auch jetzt thue ich
es nicht, ich finde es ſogar natuͤrlich, daß Sie
unter dieſen Verhältniſſen mit Befangenheit, mit
Vorurtheil urtheilen, mir ſelbſt wurde es nicht an⸗
ders ergehen, denn wir alle ſind Menſchen, aber
verlangen Sie nicht, daß Andere dieſe Befangen—
heit theilen. Ich muß nach Pflicht und Gewiſſen
handein!“

„So handeln Sie darnach,“ entgeguete Körber.
Er ſprach dies ruhig entſagend, ſeine eigenen Em—
pfindungen überwindend.

Der Criminalrichter bemerkte es. Er fühlte
Vitleid mit den Empfindungen des jungen
Mannes, er konnte ſich ja ganz in deſſen Lage
hineindenken.

Korber,“ ſprach er und ſeine Stimme nahm
einen weichen Klang an. „Glauben Sie, daß es
mir leicht und angenehm iſt, die Unterſuchung
gegen einen Mann einzuleiten, mit dem ich bis⸗
her in ſo freundſchaftiichem Verkehre ſtand, mit
dem ich oft zufammengefommen bin in geſelligem
Kreiſe! Dies find die ſchweren Pflichten unſeres



Beruſes wir dürfen uns ihnen nicht ent⸗
ziehen.“

„Ich weiß es,“ entgegnete Körber mit derſelben
ſchmerzlichen, entſagenden Ruhe, „ich will Sie auch
nicht von Ihrer Pflicht abreden, nur um das Eine

bitie ich Sie, verlanzen Sie bei dieſer, Unter—
ſuchung nur meine Hilfe nicht — ich kann es
nicht.“

„Ich werde es nicht thun,“ verſicherte der Rich—
ter. Aber Commiſſär, ſchweigen Sie uͤber das,
was ich Ihnen mitgetheilt habe — ſprechen Sie
kein Wort zu Hellmann darüber!

Der Commiſſär blickte überraſcht und erſtaunt
auf. —

„Habe ich ſchon je in ſolcher Weiſe meine Pflicht
verletzt?“ warf er fragend ein.

Nein — nein,“ rief Pintus, ihn beruhigend,
„Faſſen Sie meine Worte nicht in dem Sinne
auf. Aber gerade, weil ich die Geſühle, welche
Sie erfülen müſſen, nachempfinde, ſprach ich dies
Wort zu Ihnen, es war nur eine gut gemeinte
Mahnung.“

Der Commiſſär ging fort.

Am Nachmittage des folgenden Tages fuhr der
Criminalrichter von dem Akluar begleitet, zur Stadt
hinaus zum Forſterhauſe. Er ſaß ſchweigend in
der Ecke des Wagens. Es war keine leichte Auf—
gabe für ihn, das auszuführen, was er vorhatte.
Er wollte Hellmann verhören, eine Hausſuchung
bei ihm vornehmen. Alle Verſicherungen, des
Polizeikommiſſärs, daß Hellmann unſchuldig ſei,
hatten ſeine Ueberzeugung, ſeinen Verdacht nicht er—
jchüttert.

Er wußte ſelbſt noch nicht, welchen Ton er gegen



den Förſter annehmen, welches Benehmen er ihn
gegenüber inne halten ſollte. Es war ihm peinlich,
ihm ſogleich mit der ganzen Strenge des Richters
entgegenzutreten, und er durfte auch ſeiner Pflicht,
dem Ernſte ſeiner Aufgabe nichts vergeben.

Als der Wagen ſich dem Foͤrſterhauſe näherte,
traten zwei Männer an ihn heran.

Der Richter bemerkte ſie.

„Sie ſind bereits hier,“ ſprach er, „es iſt gut.
Folgen Sie mir nicht unmittelbar, aber halten
Sie ſich in der Nähe des Hauſes auf, damit id
Sie rufen kann, wenn ich Sie nöthig habe. Wenn
es möglich iſt, ſtellen Sie ſich ſo, daß Sie nicht
geſehen werden; und wenn ich fortfahre, ohne Sie
gerufen zu haben, dann gehen auch Sie, unbe⸗
merkt, wenn es geht, — nicht auf demſelben Wege
auf dem ich zuruͤckkehre.“

Er bog ſich wieder in den Wagen zurüc, der
weiter fuhr. Wenige Minuten ſpäter hielt er vor
dem Foͤrſterhauſe ſtill. Der Richter ſtieg mit dem
Aktuat aus. Sie traten in das Haus ein. Der
Förſter hatte ſie bereits geſehen, er kam ihnen auf
dem Hausflur entgegen.

„Was verſchafft mir die Ehre Ihres Beſuches?
ſprach er. Er ſprach es unſicher. War es neber⸗
raſchung oder Furcht, was ſeine Stimme leiſe er
beben machte? Er kannte Beide, und konnte leicht
errathen, daß ſie nicht allein ein Zufall zu ihm
führte. Fragend, unkuhig hatte er den Blick auf
den Richter gerichtet.

Diefer trat ohne zu antworten in des Foͤrſters
Zimmer, welches dieſer geöffnet hatte⸗

Ein beflemmendes Glfahl ſchien ſich Helmanns
zu bemächtigen, al8 er dein Richter und Aktuar


 
Annotationen