Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext


meintliche Erbe gehört haben. Gewöhnlich find es
Holland oder England, wo die hinterlaſſenen Schätze
eines dort verſtorbenen Deutſchen ſchon lange unan—


Unbekannten Verwandten harren ſollen. Wie wir
vernehmen, ſind gerade in jüngfter Zeit derartige
Eingaben vielfach bei den großh. Behörden einge⸗
laufen, welche weiter nichts enthalten, als die Be—
hauptung des angeblichen Vorhandenſeins einer
größeren Erbſchaft in einem auswärtigen Lande, die
Angabe des Familiennamens des Erblaſſers und
die Verſicherung, daß die Bittſteller mit demſelben
verwandt ſeien. Es leuchtet ein, daß auf ſo unbe—
ſtimmte Angaben gegründete Geſuche nicht geeignet
ſind, um auch nur mit einiger Ausſicht auf Erfolg
zur Grundlage irgend welcher Erhebungen zu dienen
und daß dieſelben darum bei den damit befaßten
Behörden meiſt keine Beruͤckſichtigung finden können.
Es müflen daher Perſonen, welche Anſprüche auf
ausländiſche Verlaſſenſchaften zu haben glauben und
nicht im Stande find, nähere Angaben namentlich
über die Verhältniſſe des angeblichen Erblaſſers,
über Ort und Zeit ſeines Todes, Beſtand und Be—
wahrungsort des Nachlaſſes und dergl. zu machen
und Beweiſe über ihre Verwandtſchaft mit dem
Erblaſſer zu erbringen, eindringlich vor der Ver⸗
folgung ſolcher Anſprüche gewarnt werden, welche
regelmaͤßig keinen andern Erfolg hat, als die völlig
nuͤtzloſe Aufwendung oft ſehr beträchtlicher Koſten.

* Mannheim, 14. Jan. In Folge der aus
Frankfurt hierher gelangten Nachricht über die Er—
mordung des Polizeiraths Rumpff iſt die hieſige
Polizei in vollſter Thätigkeit. Sämmtliche in der
Richiung von Frankfurt hier einlaufenden Züge
werden bei der Einfahrt ſofort von Polizeibeamten
umſtellt und die Wagen einzeln von einem Com—
miſſär revidirt, die Reiſenden auf's Peinlichſte ver—
hoͤrt. Es ſollen mehrfache Verhaftungen ſolcher Per⸗
fonen vorgenommen worden ſein, deren Legitima—
tionen nicht für genügend befunden wurden.

Mannheim, 13. Jan. Der Schaden, welcher
durch das Einbrechen der beiden Hunde in die
Schafheerde bei der Kompoſtfabrik verurſacht wurde,
beläuft ſich, dem M. A. zukolge auf 6—7000 Mk.

D Wiesloch, 14 Jan. Auf der Tagesordnung
der auf Samſtag, den 17. ds. Mts. einberufenen
Buͤrgerausſchußſitzung ſteht auch der Antrag auf
Erbaͤuung der Pferdebahn vom Bahnhof in die
Stadt Wiesloch. Da die Sache nun ſchon ſo lange
ſchwebt und ſchon gründlich erörtert wurde, hofft
man, unterſtützt durch das freundliche Entgegen—
kommen des Herrn Kaufmann J. Hummel auf eine
befriedigende Löſung.

EWalldorf, 14 Jan. Heute wurde mit dem
Verkaufe von Tabak begonnen, doch find die ge—
botenen Preiſe äußerſt niedrig und zwar zwiſchen
10—15 Mk. In unſerm Nachbarort Roth wurde bis
zu 16 Mk. geboten. Dieſe Preiſe decken nicht die
Unkoſten und wird deshalb in dieſem Jahr viel
weniger angebaut werden.

Neckarſteinach, 14. Jan. Die für unſere
Schiffer ſo höchſt wichtige Hafenbauangelegenheit,
ſcheint nun ihre Erledigung finden zu woͤllen Von
Seiten des Großh. Kreisbauamts Erbach iſt man
ſchon ſeit mehreren Tagen mit den Vorarbeiten be⸗
ſchäftigt und wird hoffentlich der von demſelben
auszufertigende Plan, höheren Ortes die Genehmi⸗
gung finden.

* Speyer, 13. Jan. Sieben Knaben, Schüler
der hieſigen Lateinſchule, im ungefähren Alter von
10 und 11 Jahren, haben ſich geſtern Nachmittag
heimlich von hier entfernt, ohne daß es bis jeßt
gelungen iſt, ihre Spur ausfindig zu machen. Selbſt—
redend iſt die Polizeibehörde ſogleich ſeitens der
Eltern von dem Verſchwinden der reiſeluſtigen
Jugend in Kenntniß geſetzt worden, und man darf
wohl annehmen, daß die ſieben Kameraden nicht
bis Kamerun kommen, ſondern recht bald wieder in
das heimathliche Haus zurückſpedirt werden, wo
ihnen eine derbe Zurechtweiſung ſehr dienlich wäre.

S Vom Spatzenrain, 15. Jan. Eine ärger—
liche Verwechslung paſſierte am Neujahrstage dem
Meßner in der Kirche zu X. Derſelbe hatte den
Sylveſterabend gruͤndlich, d. h. bis zum hellen Neu—
jahrstage gefeiert und kam noch ganz illuminirt zur
Kirche. Hier, wo er das Lied: „Nun ſeid fröhlich“
anſtimmen ſollte, begann er in ſeiner ſpirituoſen
Begeiſterung: „Wir ſitzen ſo fröhlich beiſammen“
und fuhr auch trotz aller Verwunderung und allem
Zuwinken bis zu der Schlußſtrophe fort: „ach,
wenn es doch immer ſo blieb!“ Schallendes Ge—
lächter der Anweſenden brachte ihn endlich zur Be—
finnung.

Schloſſau, 12. Jan. Herr Oberförſter Lan—
ger ſchoß heute einen Fiſchotter. In kurzer Zeit
alfo das 4. Exemplar. Auffallend iſt, daß ſämmt⸗
liche erlegten Thiere weiblichen Geſchlechtes ſind.
Doͤch noch nicht genug. Eine Kugel des trefflichen
Schuͤtzen durchbohrt am gleichen Tage das Herz
zweier Dammthiere.

Aus dem Amte Adelsheim, 12. Januar.
Heute wurde in Zimmern durch die Gensdarmerie
ein bettelnder Mann erwiſcht, welcher in das Amts-—
gefängniß abgefuͤhrt wurde. Bei genauer Unter-
ſuchung ſtellte ſich heraus, daß derſelbe eine anſehn—
liche Summe im Geldbeutel hatte, etwa 10 Mark
in ſeinen Socken und — 390 Mark in ſeinem
Buͤndelchen. Letztere Summe ſolle nach ſeiner An—
gabe erſparter Lohn ſein. Ob dies die Wahrheit
iſt, wird ſich herausſtellen. Jedenfalls ein ſehr „be—
dauernswerther“ Bettler?

Wertheim, 13. Jan. Am vergangenen Sonn—
tag hielt die hieſige Fiſcher-, Schiffer- und Handels—
genoſſenſchaft ihren Jahrtag im Gaſthaus zur Kette
ab. Der Tagesordnung gemäß wurde zuerſt die
Jahresrechnuns vom aͤbgelaufenen Rechnungsjahr
den Mitgliedern vorgelegt, ſodann der Verkauf eines
Theils der Wieſe in der Lederklinge an den Eiſen—
bahn⸗Fiskus zum Zweck der Uferbauten, ebenſo als
dritter Theil der Tagesordnung die Genehmigung

einer Reiſeunterſtützung für durchreiſende arbeits⸗
ſuchende Fiſcher und Schiffer einſtimmig von der
Verſammlung genehmigt. Darnach kamen noch ver⸗
ſchiedene Vereinsſachen zur Beſprechung, ſowie eine
Erläuterung der am 1. Januar 1885 in unſerm
Nachbarſtaaͤte Bayern in Vollzug getretenen Landes⸗
Fiſcherei-Ordnung, welche für die Fiſcherei betrei—
denden Mitglieder von großer Wichtigkeit tſt, da die
Genoſſenſchaft auf der rechten Seite des Mains
Fiſchereiberechtigung beſitzt und ſich nach dieſer baye-
riſchen Fiſcherei⸗Ordnung, dagegen auf der linken
Seite des Mains nach dem badiſchen Fiſchereigeſetz
zu richten hat.

Mülhauſen, 13. Jan. Bei dem vorgeſtern
Abend gegen 10 Uhr auf dem Bahnhof zu Dornach
ſtattgefundenen Zufammenſtoß des nach Straßburg
fahrenden Perſonenzuges No. 64 mit einem im
Bahnhof haltenden Guͤterzuge ſind weder Fahrgäſte
noch Beamte verletzt worden. — Am Sonntag Abend
fiel der Frau des in der Magentagaſſe hier woh—
nenden Geſchäftagenten Baumann die auf dem Tiſche
ſtehende brennende Petroleumlampe auf den Schoß.
Im Nu war die Frau in Flammen eingehuͤllt. Die
Irme trug bedeutende Brandwunden davon. Frau
Baumann iſt in ärztlicher Behandlung. — Geſtern
Abend hat im benachbarten Ilfurth ein Weichen⸗
ſteller Namens Rollinger aus Unvorſichtigkeit feine
Braut, ein 18zjähriges Mädchen, erſchoſſen. Ein
Scherz des Mädchens hatte ihn veranlaßt, ihr aller—
lei Uebungen mit dem Gewehr vorzumachen, das
Gewehr ging ungluͤcklicherweiſe los, als er es Spaßes
halber auf ſie anlegte. Der Schuß ging der Un—
glucklichen durch den Hals und zerſchmetterte ihr die
Kinnlade. Rollinger hat ſich ſelbſt den Gerichten
geſtellt.

»Aus Baden, 14. Jan. Das 4-jährige Töch⸗
terchen der Wittwe A. Daiger in Kirchhofen
ſpielte dieſer Tage mit einer Stricknadel. Dabei
ſtarzte es zu Boden und die Nadel drang ihm durch
die Naſenöffnung in's Gehirn. Durch das Fallen
brach die Nadel entzwei. Das bedauernswerthe
Kind mußte in's Spital nach Freiburg verbracht
werden. — Zu der Notiz uͤber den Brand in
Thengen iſt nachzutragen, daß der Felſenwirth
die Gebäudefunftel der beiden zerſtörten Häuſer ver⸗
ſichert hat. Ebenſo ſoll Steueraxfſeher Haberkorn,
welcher das an den Gaſthof anſtoßende Haus be⸗
wohnte und der faſt nichts gerettet hat, ſeine Fahr—
niſſe verſichert haben. — Der neu erſtellte Korn⸗
hausſaal in Freiburg ſoll demnächſt dem öffent⸗
lichen Gebrauch überwiejen werden. —— Landwirth
Math. Lang in Liel machte ſeinem Leben ein ges
waltfames Ende, indem er ſich den Hals abſchnitt.
— Eine männliche Leiche wurde dieſer Tage zu
Au am Rhein geländet. Man fand bei dem Ver⸗
unglücten eine Baarſchaft von 60 Mk. Deutliche
Spuren am Halſe laſſen auf ein Verbrechen ſchließen.
— In Spoͤck herrſchen die Maſern. Im Laufe
dreier Tage ſind ihnen 6 Kinder erlegen. Vom 5.
bis 10. Januar ſtarben 9 Kinder.



folgte. Wußte er wirklich noch nicht, was ſie zu
ihm führte.

Pintus hatte bei ſeinem Eintreten in das Zim—
mer einen ſchnellen, ſcharfprüfenden Blick durch daſ—
ſelbe geworfen, er fühlte ſein Herz unruhig ſchiagen.
Mit Gewalt nahm er ſich zuſammen. Als er ſich
zu dem Förſter umwandte erſchien ſein Geſicht voll⸗
kommen ruhig.

Erſt jetzt bemerkte er, daß Hellmanns Geſicht
auffallend bleich ausſah. Seine Wangen waren
eingefallen, ſeine Augen lagen tief. Dunkle Schat—
ien umgaben ſie. Sein Blick erhielt dadurch etwas
Scheues, Unruhiges. War dies die einzige Urſache?
— Dieſe Frage drängte ſich dem Richter auf.
Hellmann war früher ein Bild der Geſundheit und
Kraft geweſen. Er hatte ihn ſeit Wochen nicht ge—
ſehen, — er wußte e& genau — ſeit jenem Tage
nicht, an dem Berger ermordet war.

Hellmann lud den Richter und den Aktuar ein,
ſich niederzulaſſen. Er raͤumte mit ſichtbarer Haſt
einige Kleidungsſtuͤcke von dem Sopha. Beide blieben
ſtehen.

„Sind Sie krank, Herr Foͤrſter?“ fragte der
Richier, den Blick auf ihn geheftet.

„Nicht krank, und nicht geſund,“ erwiderte der
Gefragte. „Ich kann meine Geſchäfte beſorgen,
wenn e& mir auch ſchwer wird und gleichwohl
bin ich nicht geſund. Ich fühle mich matt und
abgeſpannt.“

Vielleicht die Folgen einer Erkältung?“ warf
der Richter ein.

„Sicherlich,“ entgegnete der Forſter, „ich weiß
es ſelbſt nicht, wie es gekommen ift.“

„Und Sie leiden ſchon längere Zeit?“



„Seit einigen Wochen — ja ſo lange iſt es
er.“ —
„Deshalb habe ich Sie auch wohl ſeit längerer
Zeit nicht in der Stadt geſehen?“ fuhr der Richter
fort. „Sie pflegten ja ſonſt jeden Abend zu
kommen.“

„Mir fehlte die Luſt dazu — ich wollte mich
ſchoren — ich habe mich ſtets früh zu Bett
gelegt.“

„Und Sie haben keinen Arzt zu Rath gezogen?“

„Nein.“

„Weshalb nicht?“

Die Fragen ſchienen den Förſter etwas zu be⸗
unruhigen, zu verwirren.

„Ich gebe nicht viel auf die Aerzte,“ entgegnete
er. Ich habe nur wenige Male in meinen Leben
die Hilfe eines Arztes bedurft — ich hoffte, daß
meine gute Natur ſich allein helfen wuͤrde.“

„Die Aerzte ſollen auch nur der Natur mit
den Kenntniſſen und Mitteln, welche ihnen ihre
Wiſſenſchaft an die Hand gibt, zur Hilfe kommen,“
warf der Richter ein! Ich wuͤrde an ihrer Stelle
einen Arzt um Rath gefragt haben.

Hellmann zuckte ſchweigend mit den Schultern.
Was ſollte er auch erwidern.

„Auch der Richier ſchwieg einen Augenblick. Er
ſchien noch nicht mit ſich einig zu ſein, wie er das
Verhör beginnen ſollte.

„Herr Forſter,“ ſprach er, „ich muß einige
Fragen an Sie richten, welche mit der Ermordung
des jungen Berger in Verbindung ſtehen.

Hellmann zuckte leicht auf.

„Was habe ich damit zu ſchaffen?“ warf er
ein. Seine Braunen zogen ſich zuſammen.



Der Richter antwortete nicht darauf.

„Kennen ſie dieſe Brieftaſche?“ fragte er, in⸗
dem er die Brieftaſche des jungen Berger aus der
Taſche 309-

Hellmann warf nur
darauf.

„Nein,“ erwiderte er.

„Sie gehörte Berger, er trug ſie bei ſich an
dem Tage, als er hier im Walde erſchoſſen wurde.“

„Ich kenne ſie nicht,“ wiederholte der Foörſter.
Sein Auge wich dem ſcharf beobachtenden Blicke
des Richters aus.

„Es waren fuͤnfzehntauſeud Thaler darin ent—
halten.“

Der Forſter antwortete nicht.

Sie iſt hier im Walde, — in der Nähe
Ihres Hauſes gefunden,“ fuhr der Crimalrichter
fort . —

„Es iſt möglich,“ fuhr Hellmann auf. „Was
geht das mich an!“

„Sie waren an dem Tage, gegen Abend, als
Berger erſchoſſen wurde — es war am 10. Oktbr.
— im Waide?“ fragte Pintus weiter.

„Ja,“ erwiderte der Förſter offen.

Sie find mit Berger zuſammengetroffen?

Der Richter wußte es nicht. Er ließ ſich bei
den Fragen von dem Möglichleits⸗⸗ Wahrſchein⸗
lichkeilsgaͤnge leiten, den er ſich ſelbſt zuͤrechtge—
legt hatte.

Hellmann zoͤgerte mit der Antwort.

Pintus blickte ihn fragend an.

Gortſetzung folgt)

einen flüchtigen Blick


Beruf
minder
Thaͤtigke:
ſündeſte
Lebensda
Unter d
die läng
den letzle
jahr. M
leben na
59, Phil
fiker kön
Die letzt
zu Grur
durch de
und dies
ſyſtem d
mente er
daß 26
an der S
8
Pariſer
ſich dame
Volke, w
der gro
Ausſcher
in ſein
entgegen
ſagte ein

hat beſck

der
Muſit ſ
auf ſchu
wegten
Auͤfit 3
anz el

M
naͤchſten
geholt nı
Zage en
rief,!
wachte,
Ine Vie
Hen teh
Betreffen
ch nach
nung en
ruhig N
Eihm
komilen
Hatte de
Poſibea

*
bericht
In 2
*
affe
Rtet?d;ä
bachẽ 1
 
Annotationen