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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1885

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No. 1 - No. 26 (1. Januar - 31. Januar)
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ſtimmten Zinsfuß gebunden ſeien, könne nicht die
Rede fein. Er biſte um Annahme der Vorlage,
welche vollſtändig außer dem Bereich der Partei⸗
gegenſatze, Finanz- und Steuerpolitik liege. Fuͤr
das Land wuͤrden ſich ſegensreiche Folgen aus der—
ſelben ergeben. \

Aug Yn une Feru.

Rohrbach, 21. Jan. Letzten Samstag be—
ging der hieſige Militärverein in ſolenner Weiſe
die Belforifeier, bei der ſogar ein Fackelzug nicht
fehlte. Der muſikaliſche Theil wurde von einer
Abtheilung der auf's beſte bekannten Heidelberger
Militärkapelle ausgeführt und war die Stimmung
eine ſehr annimirte.

Echwetzingen, 21. Jan. In der Zeit vom
Samſtag bis zum Montag wurde hier in ruchloſer
Weiſe das Grabdenkmal eines verſtorbenen Bürgers
auf dem Kirchhofe geſchändet, indem die mit den
Inſchriften verſehene Marmorplatte aus dem Grab—
ſtein herausgeriſſen und demolirt wurde. Ueber dieſe
Frevelthat herrſcht gerechte Entrüſtung und hofft
man, daß der Uebelthäter eruirt wird, damit der—
ſelbe ſeiner wohlverdienten Strafe nicht entgehe.

Mannheim, 22. Jan. Geſtern Abend gegen
6 Ubhr ſprang in der Nähe der Kohlenlager ein
Mädchen von 17 bis 18 Jahren in den Neckar.
Durch einen in der Nähe befindlichen Arbeiter wurde
die bereits Bewußtloſe mittelſt eines Nachens ge—
rettet. Alsbald wurde ſie in das zunächſt gelegene



der Brandſtiftung verdächtig, nach Wiesloch einge—
liefert.

Bruchſal, 20. Jan. Von Glück kann ein
Handelsmann aus Heidelsheim ſagen, der geſtern
Vormittag auf dem Wege vom Viehmarkt aus ſeiner
defecten Rocktaſche 3 Hundertmarkſcheine verloren
hatte. Ein Geſchäftsmann aus Jöhlingen, Namens
Joſ. Cahn, ſah die Scheine nahe dem Café Stiefel
auf dem Troitoir liegen und deponirte dieſelben
beim Bürgermeiſteramt Etwa eine Stunde ſpäter
begegnete er dem Verlierer, der in voller Verzweif—
lung nach ſeinem Eigenthum ſuchte und führte ihn
auf das Rathhaus, wo man ihm die 300 Mk. als⸗
bald aushändigte. Auf den ihm angebotenen Fin—
derlohn verzichtete Cahn, ſtellte aber die Bedingung,
daß der Verlierer 5 Mk. für den hieſigen Waiſen—
fond zahle, welchen Betrag jener bereitwilligſt ſo—
fort erlegte.

Eßpiugen, 21. Jan. Der hieſige Landwirth
Jakob Lampert ging geſtern in Begleitung ſeines
etwa 15 Jahre alten Sohnes auf die Wieſe, um
einen Baum zu fällen. Als Beide den Baum um—
ziehen wollten, glitt der Sohn aus, der Gipfel des
Baumes traf ihn noch auf den Fuß, welcher brach,
wobei der Knochen derart zerſplittert wurde, daß
der Fuß ſogleich unterhalb des Knies abgenommen
werden mußte.

Seckach, 21. Jan. Heute erhaͤngte ſich der
verheirathete Landwirth Paul Muller in ſeiner
Scheune an der Leiter mittelſt einer Kette. Die



meinen Krankenhauſe verbracht wurde. Ueber die
Perſoͤnlichkeit und die Motive zu dieſer That iſt
bis zur Stunde noch nichts Näheres bekannt.
Aus der Kleidung der Selbſtmord⸗Candidatin iſt zu
ſchließen, daß ſie vermuthlich einer beſſeren Familie
angehört.

Wiesloch, 22. Jan. Nächſten Sonntag, 25.
d. M. Nachmittags halb 3 Uhr findet im Gaſt—
haus zum Erbprinzen dahier Bezirksverſammlung
des landwirthſchaftlichen Vereins mit folgender
Tagesordnung ſtatt: 1. Rechenſchaftsbericht und
Rechnungsvorlage für das Jahr 1884. 2. Voran—
ſchlag für das Jahr 1885. 3. Wahl des 1. und
2 Vorſtandes, der Directionsmitglieder, des Rech—
ners, Schriftfuͤhrers, ſowie zweier Mitglieder für
den Gauausſchuß und deren Stellvertreter. Vor⸗
trag des Herrn Bezirks-⸗Thierarztes Faller über die
bei der Prämtirung von Rindvieh aus Staatsmit—
teln maßgebenden Grundſätze. 5. Vertheilung der
von Großh. Miniſterium des Innern für Rindvieh
bewilligten ſtaatlichen Prämien durch den 1. Vereins—
vorſtand.

Walldorf, 18. Jan. Am letzten Dienſtag,
Abends fand man in dem Hauſe des Georg Peter
Willinger hierſelbſt und zwar auf deſſen Speicher,
ein mit Kienholz angerüſtetes Feuer, welches aber
von einem Nachbar noch rechtzeitig entdeckt und ge—
loͤſcht wurde. Geſtern (Samſtag) wurde der Oben—
genannte von der Gendarmerie verhaftet und als







Kinder hinterläßt und dieſe That in geiſtesgeſtörtem
Zuſtand vollbracht hat. Die Ueberwachung hätte
eine beſſere ſein ſollen.

D Daudeuzell, 21. Jan. Die in dieſem Blatte
angefündigte goldene Hochzeit der Andreas Groß
Eheleute fand geſtern in würdiger Weiſe ſtatt. Da


nehmen konnte, ſo mußte die kirchliche Feier in
deren Behauſung abgehalten werden. Eingeleitet
und beſchloſſen wurde dieſer Theil durch paſſende
Geſänge des hieſigen Männergeſangverein. Hierauf
ſiberreichte Herr Bürgermeiſter Maßholder das Ge—
ſchenk Sr. Koͤnigl. Hoheit des Großherzogs, be⸗
beſtehend in zwei prachtvollen Bildern. Auch wurde
dem Jubelpaͤar von verſchiedenen andern Per—
ſonen Geſchenke zu Theil. Hierauf folgte das Feſt—
mahl. Abends vereinigte man ſich im Bad. Hof“
bei einem Bierbanket, wozu die meiſten Bürger ein—
geladen waren, wobei der Geſangverein viel zux
Verherrlichung beigetragen hat. Es folgte Toaſt
auf Toaſt und erſt nach der Mitternachtsſtunde
verließ einer nach dem andern franzöſiſch die Ge—
ſellſchaft. Dieſer Tag wird in Daudenzell lange
im Andenken bleiben.

— Hüngheim, 21. Jan. Wie an ſo vielen
Orten wurden auch hier die denk- und glorreichen
Tage von Belfort in patriotiſcher Weiſe gefeiert.
Den redneriſchen Theil der Feier hatte der Vereins—
vorſtand und Caſſier übernommen und waren deren
Anſprachen ebenſo ſchneidig als packend. An die





eigentliche Feier ſchloß ſich ein wohlgelungener Feſt—
bal in der „Krone.“ Unſer hieſiges Muſikeorps
zeigte bei demſelben was es zu leiſten vermag und


als die feſtliche Diſſonanz, welche dieſer Feierlichkeit
leider folgte. Einige Mitglieder fanden es näm—
lich für gerathen, dem Vorſtand in einex Weiſe zu
begegnen, welche ihn moraliſch zwang, ſein Amt nie-
derzuͤlegen. Der Verein ſah ſich deßhalb genöthigt
die vakante Stelle dem älteſten Verwaltungsraths⸗
mitglied zu übertragen bis am Jahresſchluß eine
Neuwahl ſtattfindet. Daß ſolche Vorkommniſſe, die
Banden, welche den Verein zuſammenhalten ſollen
ſehr zu lockern geeignet ſind, machte ſich auch in dieſem
Falle ſehr fuͤhlbar. Solche Zwiſchenfälle ſollten am
allerwenigſten unter lauter beſtandenern Männern
wie man ſie bei einem Militärverein unbedingt vor-
ausſetzt, nicht vorkommen.

* Speyer, 21. Jan. Heute fand hier die feier⸗
liche Einweihung des neu erbauten von Heary Vil⸗

lard geſtifteten Diakoniſſenhauſes ſtatt. Der ſtatt—
liche Bau in gothiſchem Style in einer Länge von

155 Meter, Breite von 15 Meter und Höhe von
33 Meter errichtet, bietet Raum für etwa 50 Kranke
und 100 Diakoniſſen. Der Stifter und ſeine Ge⸗
mahlin waren eigens zu der Feier von Berlin ge—
kommen. Derſelben wohnten außerdem die geiſt—
lichen und weltlichen Behörden der Stadt und des
Kreiſes, ſowie nahezu hundert Diakoniſſenſchweſtern
aus allen Theilen Süddeutſchlands und ein zahl—
reiches Publikum bei.

»Aus Baden, 22. Jan. Die Bevölkerung
von Mannheim ſoll nach einer vorläufigen Zu—
ſammenſtellung 62,320 Köpfe zaͤhlen. — Kübler K.
von Bernaudorf, Amts St. Blaſſen, hatte mit
ſeiner Frau Wortwechſel. Der Gehilfe wollte den
Zank beſchwichtigen und wurde während ſeiner Be⸗
muhungen von feinem Meiſter in den Arm geſtochen.
Der Gehilfe ſeinerſeits ergriff nun einen Hammer
und brachte dem Meiſter ſo ſchwere Verletzungen
bei, daß derſelbe jedenfalls längere Zeit das Bett
huͤten muß. Unterſuchung iſt eingeleitet. — Ein
Bubenſtreich wurde nächtlicher Weile an den Bienen—
ſtämmen eines Bienenzüchters in Eberbach ver—
übt, indem mit Schwefel das Bienenvolk von neun
Stämmen vernichtet wurde. In derſelben Stadt
wurden in der Baumſchule des Baumzuͤchters Reinig,
am Scheuerberg, 200 junge Obſtbaͤumchen abge⸗
ſchnitten. Hoffentlich gelingt es, in beiden Fäͤllen
des Thäters habhaft zu werden. — Ein Sohn von
Paul Joͤrger in Steißlingen, der als Brauerburſche
zu Bochum in Weſtphalen verweilte, wurde dort
bei einer Arbeit im Keller von einem großen Lager⸗
bierfaß an den Thüreingang gepreßt, wobei ihm
der Kopf zerdrückt wurde. Nach wenigen Stunden
trat der Tod ein. — Auf dem Ettlinger Bahn—
hof verunglückte ein Fremder, der auf der falſchen
Seite aus ſeinem Zug geſtiegen war, indem er von
dem gerade vorbeifahrenden Schnellzug erfaßt wurde.
Der Fremde erlitt eine Verletzung am Kopf. —
Das Zroßh. Bezirksamt Mannheim erläßt eine





Ploͤtzlich tauchte in dem Hauſe, in des Doktors
Zimmer Licht auf.

„Ha! Er iſt auf einem anderen Wege zurück—
gekehrt!“ rief Körber unwillkürlich leiſe. Was
konnte ihn zu dieſer Vorſicht veranlaßt haben?
Was hatte er überdies in der kleinen Gaſſe zu
ſchaffen gehabt? Was hatte er über die Mauer
geworfen? Weshalb war er ſo eilig geflohen? All
dieſe Fragen legte Körber ſich vor, ohne eine einzige
von ihnen beantworten zu können. — Und dann
wieder mußte er ſich fragen, ob er ſich nicht in
der Perſon getäuſcht habe es war Nacht! —
Aber druͤben das Licht in des Doltors Zimmer!
— Schon nach wenigen Minuten wurde es wieder
ausgeloͤſcht.

Immer noch blieb Körber ſtehen. Mochte die
Nacht auch unfreundlich ſein. Er empfand es nicht,
ſo ſehr beſchäftigten ihn Fragen und Gedanken.
Und was war für ihn an einer ſchlaflos durch—
wachten Nacht gelegen. Sein Amt als Polizei—
Kommiſſär hatte ihn längſt daran gewöhnt. —
Drüben im Hauſe, in des Doktors Zimmer blieb
es dunkel.

Langſam ſchritt er in die Stadt zurück. Un—
willkürlich ging er wieder durch die kleine Gaſſe.
Sie war leer.

Er dachte daran, in den Garten zu gehen —
er führte ja den Schlüſſel bei ſich — um nach
dem hinubergeworfenen Gegenſtande zu ſuchen —
es wäre in der Dunkelheit ein vergebliches Bemühen
geweſen und er mochte in dem Hauſe keine Stö—
rung hervorrufen. Vielleicht hatte er ſich in Allem
geirrt.

Er ging heim.






erwachte, war auf den Vorfall in der vergangenen
Nacht gerichtet. Derſelbe ließ ihm keine Ruhe.
Haſtig kleidete er ſich an und ging zu dem Hauſe
ſeiner Verlobten.

Erſchreckt kam ihm Anna entgegen.
Fenſter hatte ſie ihn kommen ſehen.

„Weshalb kommſt Du ſo fruͤh,
fragte ſie.

„Biſt Du heute Morgen noch nicht im Garten
geweſen?“ warf Körber ein.

„Nein,“ erwiderte Anna erſtaunt.
ich dort?“

„Iſt noch Niemand darin geweſen?“
Körber weiter.

„Ich glaube nicht — ſchwerlich. Doch weshalb
fragt Du darnach?“

„Komm — komm mit, Anna“, erwiderte er
haſtig, ohne auf ihre Frage zu antworten, und
ſchritt ihr in den Garten voran.

„Was willſt Du nur hier?“ begann Anna jetzt
wieder zu fragen, da ſie ſein Vorhaben noch nicht
begriff.

„Einen Gegenſtand ſuchen, der geſtern Abend,
als ich von hier fortging, uͤber die Mauer geworfen
wurde, erwiderte Körber und erzählte ihr mit
wenigen Worten den Vorfall, ohne zu erwähnen,
daß er den Doktor erkannt zu haben glaubte.

„Und Du haſt den Mann nicht erkannt?“

„Nein — nein!“ gab Körber zur Antwort.
„Nun komme nur, hilf mir ſuchen. Dort ungefähr
muß es ſein — dort an der Mauer zwiſchen dem
Himbeergeſträuch“.

Durch das

Hermann?“

„Was ſollte

fragte






von Anna unterſtützt, durchſuchte er das Geſträuch.
Er fand nichts.

„Du wirſt Dich getäuſcht haben“, ſprach Anna.
„Ich begreife nicht, was Jemand hierher geworfen
haben könnte!“

„Ich taͤuſche mich nicht. Ich weiß auch nicht,
was es iſt,“ gab Körber zur Antwort, „allein,
wäre es ein ganz gleichgiltiger Gegenſtand geweſen,
ſo hätte der Mann nicht nöthig gehabt, ſo eilig
zu fliehen.“

Noch einmal durchſuchte er mit ganzer Aufmerk⸗
ſamkeit das Gebuͤſch.

„Halt! Was iſt das?“ rief er plötzlich.

Er bückte ſich und hob einen Gegenſtand empor.
Starr — uͤberraſcht blickte ſein Auge darauf.

„Ein Portemonnaie! — Bergers Portemonnaie!“
rief er laut.

„Endlich einmal ein Lichtſtrahl!“

Anna trat hinzu.

„Sieh — ſieh hier!“ fuhr er fort. „Ein fil⸗
berner Bügel! Ich täuſche mich nicht, es iſt des
Ermordeten Portemonnaie!“

Er öffnete es, es war leer.

„Ich begreife nicht, wie es hierher gekommen
iſt,“ ſprach Anna erſchreckt und verwirrt.

„Ich begreife es!“ rief Körbex und ſein Auge
leuchtete freudig. „Ueber die Mauer iſt es ge—
worfen, vorige Nacht. Sieh — es hat hier noch
nicht lange gelegen — das Leder iſt kaum feucht

EGortſetzung folgt.)

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