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Serantwortl. Redakteur — Klanzner in Heidelderg.
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10. Februar
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M 34 / Yerkündigungsblatt
Deutſches Reich.
Berlin, 7 Febr In der Budgetkommiſſion des
Reichstags erklaͤrte der Vertreter des auswaͤrtigen
Amtes, Geheimrath Hellwig, auf verſchiedene Fragen,
wie überall im Auslande werden auch in deutſchen
Schutzgebieten in Weſtafrika die Beamten des deutſchen
Reiches den Unterthanen befreundeter Staaten gegen⸗
über nach den beſtehenden Reichsgeſetzen verfahren.
Bevor die Reichsregierung neue Einrichtungen in
Angriff nimmt, wird die Einſetzung amtlicher Organe
ſtattfinden müſſen, deren Gutachien in Verbindung
mit demjenigen des Syndikats ꝛc. die Unterlage der
zu erſtrebenden Einrichtungen bilden wird. Falls
dann weitere Akte der Reichsgeſetzgebung erforderlich
werden ſollten, wird der Reichskanzler die nöthigen
Anträge einbringen.
Haͤlle, 7. Febr. Heute früh um 8 Uhr fand
im Zuchthaus die Enthauptung Reinsdorffs und
Küchler’8 ſtatt.
Fraukreich.
Paris, 7. Febr. Admiral Courbet telegraphirt
aus Kelung unterm 3. Februar: In der Nacht vom
31. Januar zum 1. Februar wurden unſere neuen
befeſtigten Stellungen durch 1000 bis 2000 Chineſen
angegriffen. Der Feind wurde nachdruͤcklich zurüc-
geworfen und ließ auf dem Kampfplatze mehr als
200 Todte zuruͤck, unter welchen ſich ein europäiſcher
Officier ſowie mehrere Mandarinen befanden. Auf
unſerer Seite wurde ein Mann getödtet, einer ver—
wundet. Vom 25. Januar bis 1. Februar verloren
Paris, 7. Febr. Eine Depeſche des Generals
Briore de EIsle aus Dongſon vom 6. Februar
meldet: „Wir unternahmen geſtern Mittag einen An⸗
griff gegen drei zum Schutze des verſchanzten Lagers
von Dongſon befeſtigte feindliche Stellungen. Die⸗
ſelben wuͤrden nach einem glänzenden Gefechte ge—
nommen. Unſere Truppen zeigten bewunderungs—
wuͤrdigen Eifer und zeichneten ſich durch genaues,
nachdrucksvolles Vorgehen aus; erſt die anbrechende
Nacht konnte ihre Kampfesluſt zugeln. Bei Tages—
anbruch werden wir den Feind in der Richtung auf
Dongſon und Langſon weiter verfolgen.“ Ein ferneres
Telegramm des Generals Brioͤre de LIsle meldet:
„Das ganze verſchanzte Lager des chineſiſchen Heeres
iſt durch unſere Truppen genommen worden. Letztere
ſind nur noch zwei Tagemarſche von Lang⸗Son ent⸗
fernt. Doch es iſt für den Augenblick geboten, den
Vormarſch zu unterbrechen, um den Truppen die
nöthige Ruhe zu gewähren und für ihre Verpflegung
zu ſorgen. Der Geſundheitszuſtand iſt ausgezeichnet.
Bei dem letzten Kampfe haben beſondes zwei Brigaden
ſich durch ihren Eifer ausgezeichnet. Alle haben ihre
Schuldigkeit gethan, für aͤlle habe ich mır Worte
des Lobes.“
England.
London, 6. Febr. Der Fall Chartums hat
hier außerordentliches Aufſehen erregt. Die ge—
ſammte Preſſe ſchreit nach Rache! Selbſt die
„Daily News“ bezeichnet den Fall Chartums als
das größte Ungluͤck, welches England ſeit Menſchen⸗
gedenken befallen habe. Die geſcheiterte Expedition
müſſe in unberechenbarem Maßſtabe wieder begonnen
werden. Der „Standard“ ſagt, in ganz Europa
und im ganzen Morgenland wiederhalle dieſe Nie—
derlage der chriſtlichen Civiliſatibn und werde
überall als eine Niederlage Englands aufgefaßt.
Die „Times“ hält den Rückzug für phyſiſch und
moraliſch unmöglich und befuirwortet die Expedition
von Suakin aus. Wenigſtens 15, 000 Mann Sikhs,
Gurkhas und indiſcher Kameeltruppen müßten ver⸗
wendet werden. Der „Daily Telegraph“ weiſt ent⸗
ruͤſtet die demüthigende Zumuthung zuruͤck, tuͤrkiſche
und italieniſche Hilfe nachzuſuchen; denn England
müſſe als die größte mohamedaniſche Macht feine
Ehre allein retten. Geſtern fanden verſchiedene
Cabinetsräthe ſtatt. Sir Charles Dilke ſprach geſtern
Abend öffentlich ſehr vorſichtig. Zuerſt müſſe man
ſich Gewißheit über das Schickſal General Gordons
verſchaffen, dann für deſſen Rettung ſorgen. Außer
der geſtern mitgetheilten Depeſche Lord Wolſeleys
liegen überhaupt noch keine weiteren amtlichen
Nachrichten vor.
London, 6. Febr. Eine neuere Depeſche des
Generals Wolſeley meldet, auf dem Regierungs⸗
gebäude in Chartum, welches zerſtört zu ſein ſchien,
habe keine Fahne geweht. An Bord des Dampfers
ſeien nur 1 Mann getödtet und 5 verwundet worden.
Ueber das Schickſal Gordons liefen ſehr verſchiedene
Gerichte um. Einige ſagen, er habe ſich mit einigen
Griechen in eine Kirche eingeſchloſſen. Der Fall
Chartums habe die Schurkrieger⸗Stämme veranlaßt,
zum Mahdi uͤberzugehen, und beide Nilufer ſeien
ſomit feindlich geworden. Ein Bote des Mahdi habe
Wilſon am 29 Januar eingeholt, der Mahdi habe
ihn und die Englaͤnder in ſeiner Begleitung auf—
fordern laſſen, fich zu ergeben und Mohammedaner
zu werden, ſonſt werde er ſie vernichten. Die Streit⸗
krafte der Aufſtändiſchen in Metemmeh würden auf
20%00—3000 Mann geſchätzt. General Wolſeleh
ſende Boten aus, um Näheres über das Schickſal
Gordons in Erfahrung zu bringen.
Deutſcher Reichstag.
Berlin, 7. Febr. Der Reilchstag verwies den
Geſetzentwurf, betreffend die Ergaͤnzung des Gerichts—
verfaſſungsgeſetzes, an eine 14gliedrige Kommiſſion.
Die 3. Berathung der Tabakſteuernovelle wurde von
der Tagesordnung abgeſetzt. Folgen Rechnungs⸗
ſachen. Bei Berathung der allgemeinen Rechnungen
von 1879 auf 1880 entſpinnt ſich eine längere Er—
örterung über Forderungen, welche vom Könige
von Preußen unter Gegenzeichnung des Kriegsmini⸗
ſters niedergeſchlagen wurden. Richter und Meyer
beantragen nachtraͤgliche Genehmigung; hinſichtlich
vorgekommener Doppelzahlungen und Ueberhebungen
von Invalidenpenſionen wird ſeitens der Regierung
und der Konſervativen auf Grund des Gnadenrechts
der Krone für den Kaiſer das Recht beanſprucht⸗
unabhaͤngig von der Bewilligung des Reichstages
uneinziehbare Beträge oder Etatsuͤberſchreitungen
niederzuſchlagen, was von den Rednern der Linken
mit dem Etatsrecht unvereinbar bezeichnet wird.
Die Regierungsvertreter bitten wiederholt um An—
nahme des Kommiſſionsantrages, der durch Aus—
ſprechung der bloßen Entlaſtuͤng auf ſich beruhen
laſſe, ob eine nachträgliche Genehmigung des Reichs—
tags erforderlich ſei oder nicht; wolle der Reiche—
tag heute einen neuen Weg einſchlagen, ſo liege
Gin Lichtltrahl in dunkler Nacht.
(36. Fortfetzung)
Der Förſter nahm das geſchwärzte Stück Pa⸗
pier aus der Taſche, glättete es möglichſt und
beſah es.
„Lateiniſch,“ ſprach er, indem er es Körber
reichte — „davon verſtehe ich nichts. Hier ſehen
Sie zu, was es iſt!“
Körber betrachtete es ſorgfältig.
„Sie haben Recht, es iſt lateiniſch,“ ſprach er.
„Cancer pulmonum‘“ las er halblaut für ſich.
„Haha! Forſter, das iſt aus einem mediciniſchen
Buche geriſſen, denn wer beſchäftigt fich ſonſt mit
dem Lungenkrebs als ein Medieiner. Ich ſage
Ihnen ja, man darf auch das kleinſte nicht unbe—
rückſichtigt laſſen. Dies Stückchen Papier hat wenig
Bedeutung und doch kann es unter Umſtänden zum
beſten Beweiſe werden. — Cancer pulmonum —
ſehen Sie, es ſollte eigentlich jedes Kind Latein
lernen — es iſt immer gut!“
Sorgfältig barg er das Papier in der Taſche.
„Nun kommen Sie aber“, fuhr er fort. „Es
wird Tag, ehe wir in der Stadt anlangen.“
Ob Prell ſich wohl noch zur Ruhe gelegt hat?
Ich glaube der Menſch ſchläft nach einem Morde
ebenſo ruhig und feſt wie unſereiner nach einer
Flaſche Wein!“
Sie verließen das Haus und ſchritten durch den
Wald der Stadt zu.
Das Wetter war wenig beſſer geworden. Im—
mer noch tobte der Wind und ſchlug ihnen den
Regen in's Geſicht. Körber hatte ſeine Kräſte
dennoch überſchätzt, er mußte ſich auf den Arm des
Förſters ſtützen und nur langſam kamen ſie vor—
wärts. Nur ſeine friſche heitere Stimmung verlor
er nicht. Er hatte erreicht, wonach er ſich ſo lange
Zeit geſehnt hatte.
„Die Leute werden Augen machen, wenn ſie er—
fahren, daß ich den ehrbaren Doktor Prell habe
verhaften laſſen“, ſprach er lachend zu dem Förſter.
„Der Philemon wird wüthend auf mich ſein. Ich
glaube, wenn es anginge, ſo predigte der Superin—
tendent von der Kaͤnzel herab gegen mich. Der
Mann liebt mich ohnedies nicht ſehr.“
Der Tag war bereits hereingebrochen, als ſie
die Stadt erreichten. Vergebens ſuchte der Förſter
Körber zu bewegen, ſich zuerſt den Arm durch einen
Arzt verbinden zu laſſen.
Dieſer ſchüttelte ablehnend mit dem Kopfe.
„Es iſt nicht ſo ſchlimm“, ſprach er, obſchon
er ſich mit aller Kraft zuſammennehmen mußte,
um die ſich ſtets ſteigernden Schmerzen zu beherr—
ſchen. „Ich werde zu einem Arzte gehen,“ fuͤgte
er hinzu, „allein ich mag demſelben meinen Arm
nicht anvertrauen!“
Ohne Zögern begab er ſich zum Polizeiamt.
Dort wählte er ſich vier Diener aus, auf deren Zu—
verläſfigkeit er bauen konnte und befahl ihnen, ſich
einzeln zum Thore zu begeben und ihn dort zu er—
warten. Was er vorhaite, ſagte er ihnen nicht.
Er wollte unnöthiges Aufſehen vermeiden. Einem
Fünften trug er auf, einen Wagen zum Thore zu
ſchicken.
„So“, ſprach er zu dem Förfter, der ihn be
gleitet hatte und mit ihm zum Thore zuruͤckkehrte
Wenn er jetzt noch nicht geflohen iſt, ſo wird es
ihm ſchwer werden, zu enikommen. Ich bin doch
geſpannt, welche Augen er machen wird, wenn er
mich kommen ſieht! Er wird doch ein wenig über—
raſcht ſein! Nun kommen Sie — ich habe nicht
eher Ruhe, als bis ich ihn hinter ſicheren Riegeln
weiß.“ —
Sie ſchritten dem Thore zu. Die vier Polizei—
diener waren bereits dort und jetzt ſagte der Kom—
miſſär ihnen offen, daß es der Verhaftung des
Doltors gelte.
Ohne Zögern ſchritt er mit ihnen auf des Dok—
tors Haus. Einen der Dlener ließ er an der Haus—
thür ſtehen, einen zweiten ſandte er an die in den
Park führende Thür mit dem ſtrengſten Befehle,
den Doktor auf jeden Fall feſtzunehmen, wenn er
zu fliehen verſuchen ſollte.
Dann trat er mit den beiden andern Dienern
in das Haus. Von der Wirthſchafterin erfuhr er,
daß der Doktor zu Haus ſei, ſich auf ſeinem Zim—
mer befinde.
Das Herz ſchlug ihm leichter bei dieſer Nach—
richt. Nun konnte er ihm nicht mehr entgehen.
Er achtete nicht auf die Beftürzung der Frau, nicht
auf ihre Fragen, was er im Sinne habe.
Haſtig ſchritt er auf des Doktors Zimmer zu.
Er pochte an und trat ein. Die beiden Diener
folgten ihm.
Im Morgenſchlafrock ſaß der Doktor auf dem
Sopha — dor ihm ſtand ein Tiſch mit dem
Kaffee. Er ſprang empor, als er Körber und