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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1885

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No. 150 - No. 176 (1. Juli - 31. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43927#0637
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Mittwoch,

— NMebakteur H. RKlauzner in Beidelberg.

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8 Unterhaltungsblatt für Heidelberg: monatlig 45 m
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— dhne Zuſieliungsgebuhr.



S, Inli,






Hir Muswärts 10 4. Meclame 20 . Bei mehrmaligem
Erſcheinen Rabatt.




deutſches Keich.

cetderug 6. Suli. Die „Nordd. Allg. Ztg.“
Iht et: Die vom Miniſter des Innern bei der
U erpellation über die Ausweiſung ruſſiſch-polniſcher
erlaufer in Ausficht geſtellten Konferenzen der
erpräſidenten mit den beiheiligten Beamten haben
4 Betheiligung von Kommifjarien des Viniſters
* gefunden. Die Konferenzen haben zu dem Er—
8** geführt, daß ſowohl über die Nothwendigkeit
— au über die Art, wie fie
* Bebbachtung aller berlickfichtigungswerthen
2 in Wirkſamkeit treten kann, unter den
ß den Verhältnifjen vertrauten Beamten weſentlich
tqteremfiimmcnrc Auffaſſungen herrſchen. Als Reſul⸗
der Verhandlungen find in nächſter Zeit weitere
* nahmen zu erwarten, um die Ausweiſungs⸗

krebẽi energiſch und konſequent durchzuführen.
uh Lachen/ 4. Juli. Der Kronprinz traf um 10
* Vormittags hier ein und wurde von den Spitzen
Ya Militar⸗ und Civilbehörden empfangen. Die
Mnt Rajerne des 53. Regiment® erfölgt unter
beßetftertem Jubel. Die Schulen, die Siudenten
* Polhtechnitumg, Schutzen, Turn⸗, und Geſang⸗
* von Aachen und Umgegend, der katholiſche
Re ellenverein und der St. Petersverein bildeten
en. Auf dem Kaſernenhof begrüßte der Kron—
45 das in Parade aufgeſtellie Regiment und hielt
* Anſprache, welche mit einem Hoch auf den
* ſchloß. Nach dem Parademarſch hielt der
Fneruütemmandeur eine mit einem Hoch auf den
— — endende Anſprache. Der Kronprinz
— Pramien an 36 Schüßen und an die
unben Mannſchaften im Turnen und Bayonnetfechten
begab fich ſodann in das Offizierskaſino. Nach
Wahine des Frühſtücks begab ſich der Kronprinz
8 dem Hüttenwerke „Roͤthe Erde“. Auf dem
4* fuͤhrenden Wege haͤtten die Schulen und die
4 Wengilden der ümliegenden Ortſchaften, ſowie
&e Lehrer des Landkreiſes Aufſtellung genommen.
* Kronprinz wurde am Eingange des mit mäch—
8 Triumphbogen geſchmuͤckien Huͤttenwerls von
8 Verwaltungsrath und der Direktion empfangen
on Dann durch das Werk geleitet, wobei derſelbe
einer durch eine Glasſcheibe abgeſchloſſenen
üne aus der Vornahme eines Guſſes beiwohnte.
R T dem Verlaſſen des Hüttenwerkes überreichte der


Ceuagtes Spiel, oder der Kaupf
um eine Million.

(23. Fortſetzung.)
* Herr Wallmann, nur das nicht! Retten
nich!“ rief Marie mit flehender Stimme.
8 „Ich will gein Ales thun/ meine liebe KHeine
— verſetzte der Schauſpieler, „und bin
cn u
de Sprechen Sie, ich bin zu Allem bereit,“ ſagte
utzmacherin.
8 Ich habe eine allerdings recht ſchwierige Auf—
s Tür Sie,“ fuhr Nax fort: Sie ſollen die
— Gefährtin einer armen, blinden Frau ſein,
man den Troſt ihres Alters, ihre kleine
88 genommen hat; können Sie ſich dazu ent⸗
ießen?“
ir Der tiefe Schmerz, mit dem dieſe Worte ge⸗
* en wurden, entlockte den Augen des jungen
chens Thränen des Mitgefuͤhls
Ich thue es gern, ſehr gern,“ ſagte fie einfach.
N „So halten Sie ſich bereit; ich hoffe, Sie den
ellungen jener Böſewichter zu entziehen.“
* empfahl ſich dem jungen Mädchen und ging
Lützow zu ſeiner Mutter.
hen Ötau Wilmers, wir fahren fort, fie ſo zu
4 den, war eine willensſtarke, in den Kämpfen des
*5 geſtahlte Frau, aber der Schlag, der ſie

Si

auch gekommen, Ihnen einen Vorſchlag zu


von 120000 Mark zu Gunſten der Invaliden,
Wittwen und Waiſen der Arbeiter und erſuchte den
Kronprinzen um Uebernahme des Protektorats. —
Gegen 1'/, Uhr kehrte der Kronprinz zur Kaſerne
zurück, wo gegen 1!/, Uhr die Tafel ihren Anfang
nahm, an welcher aͤuch die Fpitzen der Civilbe⸗
hörden und Vertreter der Geiſtlichkeit Theil nahmen.
Am Eingang des in einen Spelſeſaal umzewandel⸗
ten, praͤchtig geſchmückten Exerzlerhauſes wuxde dem
Kronprinzen im Namen der Landwehr⸗ und Reſerve⸗
offtziere des Regiments, ein den Kaifer darftellendes
Oelzemalde von Kempffer in Duͤſſeldorf überreicht.
Der Kronprinz nahm daſſelbe im Namen des Offi—
zierkorps des Regiments mit Dankes vorten ent⸗
zegen. Bei Tiſch brachte der General v. Witzen⸗
dorff den Toaſt auf den Katfer, der Oberſt von
Wentzel den Toaſt auf den Kronprinzen aus. Der
Kronprinz toaſtete auf ſein Regiment.

Bingen, 5. Juli. Ein eigen⸗ und einzigartiges
Feſt iſt ſoeben hier begangen worden. Die „Inde⸗
dendent New-York Schuͤten hatten beſchloſſen ihren
hoͤchſten nationalen Feſttag, den Geburtstag der
Unabhängigkeitserklarung der Vereinigten Staaten,
diesmal auf dem Boden der alten Heimath zu
feiern und ſchnell entſchloſſen und thatenfroh, wie
der Amerikaner iſt, haite der Verein den Beſchluß
auch verwirklicht. Zum Feſtplas hatten die deutſch⸗
amerikaniſchen Schüßen fich Bingen ausgeſucht, wo
fie angeſichis des Niederwalddenkmals das Wieder⸗
ſehen des alten ewig theuren Vaterlandes und die
Zugehorigkeit zu dem neuen llebnewordenen Vater⸗
lande zu fhöner und erhebender Feier verbanden.
Am Fleitag wurden die nordamerikaniſchen Schützen
in dem Weber'ſchen Saale vom Bürgermeiſter
aus'm Wert aus Bingerbruͤck Willkommen geheißen,
wobei Redner mit den Worten ſchloß: „In Amerika
arbeitet und wirkt der germaniſche Stamm — wills
Gott —, in weiteren Weltheilen faßt er Fuß!
Hoch Deutſchland! Hoch unſer alter treuer Kaiſer!
Hoch Kaiſer und Reich!“ Jubelndex Beifal er—
brauſte und mächtig erklang ſodann die „Wacht am
Rhein“, worauf der Präfident der Indepedent Newyork
Schuͤtzen Worte des Dankes und der Freude ſprach.
Muſilvorträge, Tanz und ernſte und heitere Trinkſpruͤche
wechſelten ab. Auf Befehl der Kaiſerin war auf
dem Schweizerhauſe in den Anlagen die nord⸗
wamerikaniſche Flagge gehißt; die Schützen wollen

— — —


dieſen Gruß der Kaiſerin dadurch erwiedern daß
fie am Schloſſe vorbeiziehen. — Am Hauptfeſttage,
dem Sonntag, ertoͤnten frlih 109 Böllerſalven zur
Erinnerung an den 109. Jahrestag der Unab—
hängigkeitserklärung.

Coblenz, 6. Juli. Die Rheinfahrt der Inde-
pedent Schüßen fand unter großem Jubel der Ze—
völkerung auf beiden Ufern des Aheins tatt Auf
allen Stationen ertönten Salutſchüſſe. Allenthalben
waren große Menſchenmaſſen am Rheinufer, welche
die amerikaniſchen Gäſte enthufiaſtiſch begruͤßten.
In Boppard und Coblenz waren Tauſende am
üfer verfammelt. Der Empfang in Coblenz war
großartig. Das Comtte der Indepedent Schlitzen,
beſtehend aus den Herren Diehl, Hoenack, Hermann
Weber, W. V. Weber, Berndt nebſt Schützenmeiſter
Graͤff aus Bingen hatten eine Audienz bei der
Naiſerin und dem Kronprinzen. Sekretär W. V.
Weber überreichte der Kaiſerin ein prachtvolles
Bouquet. Hierauf difilirte der Zug, die Binger
Schützen voran, vor dem kaiſerlichen Palais. So-
dann beſuchten die Gaͤſte die Kelereien des Hauſes
Deinhardt u. Co. Um 4 Uhr erfolgt die Rückjahrt
nach Bingen.

Schweiz.

Zürich, 6. Juli. Bei der geſtrigen Valksab—
ſtimmung des hiefigen Kantons wurde die Wieder—
einführung der Todesſtrafe mit 27577 gegen
21377 Stimmen verworfen und die Einfſihrung
obligatoriſcher Fortbildungsſchulen mit großer
Mehrheit abgelehnt.

Frankreich.

Paris, 6. Juli. Der Kriegsminiſter wird
heute der Kammer die Depeſchen Courch's aus Hue
inittheilen, worin es heißt: die Anamiten ſeien mit
Verluſt von 1200 bis 1500 Mann zurückgeſchlagen.
Die franzöſiſchen Truppen, welche 60 Todte und
Verwundete verloren, ſeien in dem vollſtändigen Be-
fitze der Citadelle, worin 1000 Geſchuͤtze ſich befan—
den. Courch ſei ohne jede Beſorgniß; um allen
Eventualitaͤtẽn vorzubeugen, ſeien aber von Haip—
hong aus Verſtärkungen verlangt und abgegangen.

Paris, 6. Juli. Eine Depeſche Genexal
Coureh's aus Hue meldet, die anamitiſche Garniſon
der Zitadelle dabe ganz unerwartel in der Nacht
nach ſeiner Ankunft ihn und ſeine Truppen ange—
griffen, ſei jedoch ſofort zuruͤckgeſchlagen worden





als alle Widerwärtigkeiten, die fie bisher ſo helden—
müthig getragen.

Der Gedanke an den verzweifelnden Schmerz
ihres Sohnes trug viel dazu bei, den ihrigen zu
verſchaͤrfen, und Mar war es denn auch, dem es
gelang, die Angſt der alten Frau zu vermindern,
indem er den hanzen Umfang ſeines Grames vor
ihr verbarg und ſich den Anſchein gab, als ſei er
über das Schickſal des kleinen Maͤdchens unbeſorgt
und voll Vertrauen, es wiederzufinden. Nachdem
er ihr auf dieſe Weiſe eine Beruhigung eingefloͤßt,
die er ſelbſt nicht theilte, ging er noch einen Schritt
weiter und ſuchte ihre Gedanken von dem traurigen
Gegenſtand abzulenken und auf Dinge zu richten,
von denen er wußte, daß ſie Intereſſe für fie
hatten.

„Morgen früh werde ich Deinen Umzug be—
wirken, liebe Mutter“, ſagte er. Ich hatte Grund,
den Eintritt der Kriſis zu erwarten und habe mich
nicht getaͤuſcht, ſie iſt hereingebrochen. Ich habe
mir ielleicht den Vorwurf zu machen, daß ich ihr
nicht zuvorgekommen bin.

„Von heute an werde ich mir nicht eher Ruhe
noch Raſt gönnen, bis ich meine Aufgabe erfült
habe. Das uͤber mich hereingebrochene Ungluͤck er⸗
höht meine Kraft.

Die Hinderniſſe, welche mich hätten ſchrecken
können, ſo lange es ſich nur um eine Vermögens—⸗
angelegenheit für mich handelte — i trotze thnen,
wenn auch daß Geſchick meiner Tochter davon ab⸗
hängt. Indem fie mich zu zerſchmettern glaubten,



haben meine Feinde meine Kräfte verdreifacht. Es

„Ich kann mich nicht in dieſes Abenteuer



ftürzen, diefen Kampf mit für mich in Finſterniß
gehüllten Gewalten nicht aufnehmen, ohne Deine
nächſte Zukunft geſichert zu wiſſen.

Bis jetzt haben die Erſparniſſe, welche ich vaͤh—
rend meiner Bühnenthätigkeit gemacht, für Deine
beſcheidenen Bedlürfniſfe ausgereicht und ſie fin>
auch noch nicht ganz erſchöpft.

Außerdem befitze ich noch das Juwel, das mir
mein Vater auf ſeinem Todtenbette uͤbergeben und
daß ich ſeinen Befehlen gemäß bis jeßt ſorgfältig
aufbewahrt habe.

„Ich werde es den Dir bekannten treuen Hän-
den übergeben; muß ich einige Zeit fern von Dir
bleiben, ſo habe ich doch wenigſtens die Beruhigung,
Dich vor Noth geſchſitzt zu wiſſen“

„Der Feind ift liflig und beharrlich, ich aber
werde unermübdlich ſein!“

„Wenn ſie Dich tödteten!“ ſagte die ehrwuͤrdige
Frau und ſchloß ihren Sohn in die Arme.

Fuͤrchte nichis, geliebte Mutter, laß uns viel⸗
mehr Alles hoffen. Ein Mal wird die Vorſehung
deren Hand wir doch in dieſer ganzen Angelegen—
heit ſo deutlich zu erkennen vermögen, dem guten
Rechte günftig ſein“, entgegnete er.

„Ich bin entſchloſſen, uberall zu ſuchen, vor nichts
zurückuſchrecken, keinen Weg, keine Anſtrengung zu
ſcheuen.“

Ehe ich gehe, bitte ich Dich aber noch ein Mal
alle Deine Eeinnerungen zu ſammeln, Dich auf jede
Dir don meinem Valer gegebene Andeutung zu De-
finnen, da Deine lieben Augen mich nicht zu leiten
vermözen, ſo möge Dein ſo ſicheres und treues Ge⸗
dächtniß mir Führer und Leitſtern ſein Mehr als
je bin ich jetzt von der Exiſtenz der Schätze liber⸗


 
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