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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1888

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Nr. 1-26 (1. - 31. Januar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.70375#0040
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heute das Jahresgedächtniß von Napoleon III.
abgehalten; es waren aber nur wenige Leute in der Kirche.
Einige Bouapartisteu sind verhaftet worden, weil sie eine
Fahne mit dem Adler entfaltet hatten. —Präsident C ar-
not besichtigte heute die Arbeiten für die Ausstellung auf
dem Marsfelde.
Belgien.
Brüssel, 8. Jan. Der russische offiziöse „Nord"
schreibt: „Man darf der sicheren Erwartung Ausdruck geben,
daß Europa nunmehr nach Entlarvung der Betrüger, welche
eine allgemeine europäische Konflagration Hervorrufen
wollten, indem sie den Zaren Alexander über die deutsche
Politik zu täuschen suchten, die langentbehrte Ruhe wieder-
finden werde. Ob diejenigen, welche die falschen Akten
verfaßten und dem Zaren in die Hände spielten, der ver-
dienten Strafe verfallen oder nicht, ist für den Frieden
gleichgiltig. Mit aufrichtiger Freude muß es begrüßt
werden, daß das Verhältniß zwischen Rußland und Deutsch-
land, welches so lange zu ernsten Befürchtungen Anlaß bot,
eine gewisse Klärung erfahren hat. Die Hauptaufgabe der
Mächte ist nunmehr die Beseitigung des bulgarischen Jm-
broglios, welches fortgesetzt wie ein Lions bsäsl den euro-
päischen Frieden bedroht." — In Sofia, meint oer
„Nord", müsse man heute schon die Ueberzeugung haben,
daß die Tage der Herrlichkeit gezählt seien. Das Blatt
glaubt nicht, daß der Prinz von Coburg und sein Berathcr
Stambuloff Widerstand wagen werden, sobald sie sich einem
geeinigten Europa gegenüber sehen werden, nnd hegt die
feste Zuversicht, daß das Jahr 1888 ohne Störung
verlaufen werde.
Italien.
Rom, 9. Jan. Die Königliche Familie lohnte heute
einer Seelenmesse für Victor Emanuel im Pantheon
bei. Anläßlich des heutigen 10. Jahrestages des Todes
des ersten Königs von Italien hatten viele Häuser schwarze
Fahnen ausgehängt. Im Laufe des Vormittags begaben
sich der Präfect, der Corpscommandant, die Bürgermeister
der Provinz Rom, sowie zahlreiche politische und Arbeiter-
Vereine mit Fahnen und viele andere Abordnungen
zum Grabe Victor Emanuels und legten Kränze an dem-
selben nieder. Als die Vereine vom Pantheon zurück-
kehrten, zogen sie mit Fahnen und Musik, welche die
Köuigshymne spielte, vor das königl. Schloß auf dem
Quirinal. Der König ließ der Menge seinen Dank sagen
und mittheilen, daß er sich an dem heutigen Trauertage
nicht auf dem Balkon zeigen werde. Hierauf zogen die
Vereine in guter Ordnung ab.
San Remo, 9. Jan. Das Befinden des Kron-
prinzen ist andanerd günstig; gestern ist der hohe Kxanke
zweimal ausgefahren; auch hat derselbe einen Spaziergang
auf der Promenade gemacht. Heute Vormittag wurde eben-
falls eine Ausfahrt unternommen. Die Angaben über die
Ankunft des Frankfurter Arztes Doctor Schmidt oder
eines gleichnamigen Schweizer Arztes und über die Ab-
sicht ein neues Heilverfahren zu empfehlen, sind unbegründet.
Nutzkavd.
Petersburg, 9. Jan. Anläßlich der gemeldeten Ent-
lassung des ältesten Mannschaftsjahrganges
des Gardecorps sagt die „Petersb. Deutsche Zeitung",
die Kavalleristen und die Artilleristen seien bereits ent-
lassen; die Entlassung der Infanteristen erfolge in den
nächsten Tagen. Das Blatt begrüßt die frühzeitige Ent-
lassung als ein Friedenszeichen.
Aus Nah und Fern.
* Karlsruhe, 6. Jan. Gegen die beabsichtigte und
lange begehrte Einrichtung einer Landesviehverstcherung
in einer gewissen Anlehnung an die schon bestehende Pferde-
versicherung machen sich eigenthümliche Gegenströmungen
bemerklich, welche nicht ausschließlich den Charakter eines

Vaters — dennoch werde ich für eine angemessene Be-
stattung Sorge tragen, um den Namen Oldenstätt zu
schützen."
„Soll die Leiche bis dahin hier im Hause bleiben?"
fragte der Polizist.
„Auf keinen Fall, ich muß dringend darum bitten,
daß sie heute Nacht noch abgeholt wird", erwiderte Char-
lotte; hierauf schritt sie mit stummem Gruße und ohne
auf die Selbstmörderin noch einen Blick zu werfen, die
Treppe hinauf in ihre Gemächer.
Bald darauf hielt ein Wagen vor dem Hause. Wenige
Augenblicke später wurde etwas Schweres hineingeschoben
und das Gefährte rollte mit brutaler Schnelligkeit von dannen.
So schied Regina von der Stätte, in die sie einst so
siegestrunken eingezogen. Johannes hatte Recht behalten,
das schöne Weib mit den goldenen Haaren, den glänzen-
den Augen und den blühenden Lippen war der finstere
Geist des Verderbens geworden!
Kein Auge weint ihr nach, keine Lippe murmelt
schmerzlich ihren Namen — keine Tafel, noch so klein,
zeigt uns die Stelle, wo sie den Frieden fand — sie ist
todt — todt mck vergessen! —

In ihrem Zimmer sank Charlotte vernichtet auf einen
Stuhl — Reginas Ende bestätigte die Wahrheit ihrer
Bekenntnisse. In wie ganz anderm Lichte erschien dem
hartgeprüften Mädchen jetzt Erhards unselige That!
Die innere Qual ließ sie nicht ruhen — müde erhob
sie sich wieder — ihr Gang war langsam, schwer und
schleppend, wie der einer tödtlich Kranken, die bleichen, ab-
gespannten Züge drückten eine beängstigende Stille aus.
Nur ein Gedanke noch beschäftigte Charlotte — dieser
Gedanke war — er! Sie wußte, daß Erhard von Bo-
landen für unheilbar erklärt, sich in einer nicht weit von
Berlin entfernten Irrenanstalt befand — seit jenem un-
vergeßlichen Abschiede hatte sie ihn nicht wiedergesehen.
Sollte sie den Versuch wagen? (Forts, folgt.)

zugleich politischen Widerspruchs tragen, wie es z. B. die
Stellungnahme des mittelbadischen Bauernvereins thut.
Es bleibt zu hoffen, daß die Nothwendigkeit und die Güte der
Sache schließlich den Sieg davontragen wird, denn weder die
bestehenden Ortsvereine noch die außerbadischen Versicherungs-
anstalten sind genügend, den erforderlichen umfassenden
Schutz der Viehbesitzer zu gewähren. — Unter den Local-
bahnen, deren gesetzliche Regelung noch auf diesem Land-
tag erhofft wird, nimmt die Linie durch das Hanauerland,
Lichtenau-Kehl, eine der vordersten Stellen ein. Man
hält die Linie für lebensfähig und für einen dem be-
treffenden betriebsamen und rerchbevölkerten Land sthcil
zu gönnenden großen Vortheil. --- Früherer Uebung ge-
mäß, welche es verlangt, daß große Unternehmungen des
Staates, zu denen ungewöhnliche Budgetmittel erfordert
werden, von der Budgetcommission gelegentlich einem
Augenschein unterzogen werden, haben sich die Mitglieder
der Commission und einige weitere Abgeordnete heute nach
Emmendingen begeben. Es gilt die Besichtigung der bis
jetzt baulich vollendeten Theile der neuen Irrenanstalt mit
Ackerbaubetrieb. Man hofft, die Anstalt im nächsten Sommer
eröffnen zu können.
/V Mannheim, 8. Jan. Heute höre ich, daß der
unglückliche junge Mann, welcher sich gestern, wie ich Ihnen
meldete, erschossen hat, der Sohn des Landmanns und
Wirthes Wolf von Laudenbach ist und hier als Commis
oder Buchhalter bedienstet war. Derselbe hatte eine Buch-
differenz, welche von seinem Vater beglichen wurde und
welche durchaus keinen Grund zu einer so verzweifelten
That abgeben konnte. Heute sind dessen Eltern hier an-
gekommen, um wegen Uebersührung der Leiche nach Lauden-
bach zu unterhandeln.
* Mannheim, 9. Jan Ein Schiffer aus Jagstfeld
wollte vorgestern Nacht bei seiner Rückkehr aus der Stadt
auf sein im neuen Hafen liegendes Schiff gehen. Als er
die Eisfläche betreten, brach dieselbe plötzlich unter seinen
Füßen ein. Der Mann versank und wäre verloren ge-
wesen, wenn nicht ein Schiffsjunge den Vorfall zufällig
wahrgenommen und um Hilfe gerufen hätte, welche von
der Bemannung des Schiffes sofort auch zur Stelle war.
Mit großen Hackenstangen wurde dem mit Wasser und
Eis Kämpfenden so viel Unterstützung geboten, daß er sich
aus dem nassen Grabe emporheben und heraus arbeiten
konnte.
* Wiesloch, 9. Jau. In der gestrigen ordentlichen
Generalversammlung des Krieger Vereins wurde nach Ab-
legung der Rechnung die Neuwahl der Vorstandsmitglieder
vorgenommen. Auf Vorschlag seitens der Mitglieder
wurden die seitherigen Vorstandsmitglieder durch Acclamation
wiedergewählt, ebenso die Verwaltungsrathsmitglieder.
In Folge des steten Wachsthums des Vereins wurden
vier weitere Verwaltungsrathsmitglieder gewählt und zwar
Küfer Georg Schweinfurt mit 83, Müller Noe mit 65,
Franz Filsinger mit 60 und PH. Schmitt mit 39 Stimmen.
Als weitere zwei Ersatzmänner wurden PH. Wagner mit
17 und Ad. Ritzhaupt mit 11 Stimmen gewählt. Zum
Schriftführer des Vereins wurde fast einstimmig Kfm.
Simon Gerold gewählt. Der Verein zählt nach der
„W. Ztg." gegenwärtig 230 Mitglieder. Nach dem Vor-
gang anderer Städte wurde auch hier im Erbprinzen-Saale
gestern am Dreikönigsfest eine weltliche Feier zu Ehren des
50jährigen Priesterjubiläums Papst Leo XIII. abgehalten.
Die Betyeiligung an derselben aus allen Ständen hiesiger
Einwohnerschaft war überaus zahlreich, so daß weder der
geräumige Saal noch die anstoßenden Nebenzimmer alle
Festgenossen fassen konnten. Der Verlauf der Festlich
leit war ein glänzender und nach allen Seiten hin voll-
kommen befriedigender.
— Weinheim, 8. Jan. Ein Festzug, denn man darf
ihn wohl so nennen, bewegte sich heute Nachmittag aus
dem sogenannten Gerbervicrtel nach der evangelischen Stadl-
kirche. Es war dies, wie wir schon in No. 7 dieses
Blattes erwähnten, die goldene Hochzeit unseres Mitbürgers
Georg Schmiedel. Dem Hochzeitspaar voraus gingen die
Enkelkinder und deren sind es nicht wenig, dann folgte
das Jubelpaar in ländlicher Tracht, wie man sie vor 50
Jahren in unserer Stadt zu tragen Pflegte, den Schluß
des Zuges bildeten die Söhne und Töchter des Jubel-
paares, mit ihren Frauen und Männer. Schon eine halbe
Stunde vor den, Gottesdienste war die Stadtkirche dicht
besetzt, so daß man genöthigt war, die Kirche bis zur An-
kunft des Hochzeitszuges zu schließen. Nachdem die Fest-
gäste in der Kirche Platz genommen hatten, hielt Herr
Stadtpfarrer Zäringer eine Ansprache, bei welcher manches
Auge thränenfeucht wurde. Nachdem der officielle Act vorüber
war, überreichte der Geistliche dem Jubelpaare ein Geschenk
von Seiner Königl. Hoheit des Großherzogs. Schon in
der Frühe wurde das Jubelpaar durch ein Glückwunsch-
schreiben unseres Gemeinderathes überrascht. Verschönt
wurde die Feier noch durch einige Gesangsvorträge in
der Kirche. Dem noch in voller Rüstigkeit stehenden Paare
wünscht man allerseits einen frohen und schönen Lebensabend.
X Siegelsbach, 9. Jan. Gestern Abend fand im
Kriegervereins-Lokal Gasthaus „z. Adler" dahier die Neu-
wahl der Vorstandsmitglieder, Kassier und Schriftführer,
des Vereins statt. Die Mitglieder waren sehr zahlreich
erschienen, Beweis dafür, daß ihnen die Sache sehr am
Herzen liegt. Als erster Vorstand wurde gewählt Herr
Accisor Holch, als zweiter Herr Gemeinderath Klein, als
Kassier Herr Edmund Schenk und als Schriftführer Herr
Kaufmann Rudolph Stern. Die Wahl nahm den schönsten
und ungetrübtesten Verlauf, so daß sich nach derselben der
Abend zu einem recht geselligen und schönen gestaltete.
* Lauda, 7. Jan. Am 5, d. Mts. versammelten
sich im „Deutschen Hof" zu Tauberbischofsheim die Lehrer
des diesseitigen Conferenzbezirks zu einer freien Confercnz,
welche auch Herr Kreisschulrath Schenk mit seiner Gegen-
wart beehrte.

* Darmstadt, 8. Jan. Einen qualvollen, aber glück-
licherweise schaellen Tod fand gestern die Frau eines hiesigen
Privatbeamten, die irrthümlicherweise anstatt eines beab-
sichtigten Magenmiitels Karbolsäure trank und nach Genuß
derselben binnen einer Viertelstunde verstarb.
* Freudenstadt, 6. Jan. Gestern Abend wurde die
Familie des Zeugschmieds Br. hier von einem schweren
Unfall betroffen. Deren 6jähriger Knabe wollte sich an
einen mit Brettern schwer beladenen Schlitten hängen, dem
noch ein zweiter angchangt war. Unglücklicher Weise siel
der Knabe, gerieth unter den zweiten Schlitten und wurde
von demselben, ehe der Fuhrmann halten konnte, so jämmer-
lich zerquetscht, daß er noch in der Nacht seinen Wunden
und Schmerzen erlag.
* Aus Bade», 8. Jan. Da von Seiten einiger
Fabrikanten große Mengen von Flüssigkeitsmaßen ans
Zinnlegierungen in den Verkehr gebracht werden, die
weniger als die nach der Aichordnung zulässigen fünf
Sechstel reines Zinn enthalten, auch zu befürchten ist,
daß in Folge der billigen Preise sehr viel schlechte Waare
an den Mann gebracht wird, und das Bemühen sich
noch steigern dürfte, weil nach dem Reichsgcsetz vom 25.
Juni 1887, betreffend den Verkehr mit blei- und zink-
haltigen Gegenständen, vom 1. Octobcr 1888 an Eß-,
Koch- und Trinkgefäße im Körper oder in der Verzinnung
und Verlöthung nur noch bis zu ein Zehntel Blei ent-
halten dürfen, — so ist im Großherzogthum eine allge-
meine Controle über den Zinngehalt der zur Aichung ge-
brachten Flüssigkeitsmaße angeordnet worden. Die Aichungs-
ämter senden von den ihnen zur Aichung vorgelegten Ge-
fäßen einzelne Stücke an das Oberaichungsamt ein, wo
sie chemisch untersucht werden. Sind die Gefäße wegen
Mangels des vorgeschriebenen Zinkgehalts von der Aichung
anszuschließen, so wird zugleich die Polizeibehörde des Be-
zirks, wo die vorschriftswidrige Waare verfertigt wurde,
benachrichtigt, damit sie strafend cinschreite
* Von der Laudesgrenze, 6. Jan. Ein gewisser Dr.
Alliot, wohnhaft in Paris, 25 Rue du Pont-Neuf, betreibt
in Verbindung mit anderen Personen seit einiger Zeit eine
gemeingefährliche Kurpfuscherei, indem er sich durch Zeitungs-
inserate zur Heilung von Geschwülsten, namentlich des
Krebses an allen Theileu des Körpers, ohne daß eine
chirurgische Operation nöthig wäre, erbietet. Es sollen
diesem schwindelhaften Treiben bereits mehrere Reichsan-
gehörige zum Opfer gefallen und theils an ihrem Ver-
mögen, theils an ihrer Gesundheit empfindlich geschädigt
worden sein. In einem der letztgenannten Fälle ist Alliot
von den französischen Gerichten wegen der einer Kranken
zugefügtcn Körperverletzung zu einer Strafe von 1000
Franken verurtheilt worden. Dem Vernehmen nach soll
Dr. Alliot den Versuch gemacht haben, auch durch deutsche
Zeitungen seine Ankündigungen zu verbreiten. Vor seinem
Treiben mag hiermit gewarnt sein.

Heidelberg, 10. Jan. (Nachklänge zum Universitäts-
lm.) Wie dem „B. Nckb." mitgetheilt wird, spricht sich

HSsksTeV.
* Heidelberg, 7. Jan. In der heutigen Sitzung des hie-
sigen Stadtrathes wurden u. a. folgende Gegenstände zur Kennt-
nis; bezw. Erledigung gebracht: 1) Nach dem Berichte der Aich-
meisier wurden im 4. Quartal 1887 von denselben geaicht:
42 Flüssigkeitsmaaße, 1 metallenes Hohlmaaß, 1 gleicharmige
Balkenwaage, 1 oberschaalige Waage, 1 Decimalbrückenwaage,
7 Centisimalbrückenwaagen, 1 einfache Waage mit Laufgewicht
und Scala, 14 Höckenwaagen und 354 Fässer. 2) Das Ergeb-
niß der Holzversteigerung vom 5. d. Mt. mit einem Erlös von
5395 Mll 50 Pfg. wird genehmigt. 3) Die Stadtbezirksforstei
theilt auf eine Anfrage des Stadtrathes mit, daß dieselbe schon
Ende Nov. v. I. begonnen habe, die Singvögel im Stadtwalde
durch Füttern an die verschiedenen Futterplätze zu gewöhnen
und daß seit Eintritt des Schnees das Füttern regelmäßig ge-
schehe. 4) Die Glaserarbeiten für den an Stelle des ehemals
Schützendorf'schen Hauses getretenen Rathhausneubau werden
dem Glaser Karl Müller dahier übertragen. 5) In Schlierbach,
auf der Strecke von dem zweiten Eisenbahnübergang bis zum
Hause Nr. 38, sollen 5 und an der Stelle, wo der Weg zur
Fähre abzweigt, eine Straßenlaterne aufgestellt werden. 6) Den,
von Großh. Bezirksamts nach Anhörung des Ortsgesundheits-
rathos aufgestellten Grundsätzen über die an Wirthschaftsräume
zu stellenden Mindestforderungen in baulicher und gesundheit-
licher Richtung wird zugestimmt.
* Heidelberg, 10. Jan. (Jubiläumsgeschenk unseres Groß-
herzogs für den Papst.) Das für Papst Leo XIII. bestimmte
Jubiläumsgeschenk unseres Landesvaters besteht aus einem pracht-
vollen Album mit kunstvoll gearbeitetem Beschläg und künstlerisch
vollendeten Graveurarbeiten, welch' letztere unser genialer Mit-
bürger Herr Graveur G. Weiß ausführte. Dieses Prachtalbum
wird in nächster Zeit durch ein jüngeres Mitglied des katholischen
Adels, welches eigens mit dieser Mission betraut wird, nach
Rom überbracht worden. Als nämlich Herr Ministerialrath
v. Jagemann abreiste, war das Album noch nicht ffrtig gestellt.
* Heidelberg, 10. Jan. (Nachklänge zum Universitäts-
Jubiläum.) Wie dem „B. Nckb." mitgetheilt wird, spricht sich
der evang. Oberkirchenrath in einer amtlichen Kundgebung
folgendermaßen aus: „Dieses Fest, das ganz Deutschland, ja
die ganze gebildete Welt im Geiste mitfoierte, hatte natürlich
seine besondere Wichtigkeit für unser Land und Volk, besonders
aber für unsere ganze ev.-protestantlsche Kirche. In erhebender
Weise ist dabei die hohe Bedeutung der Universitäten als Sitze
und Pflanzstätten der Wissenschaft und Bildung in ein Helles
Licht getreten. Sehr viele unserer Geistlichen, die einst als
Schüler der rckma Ruporto-Ourolu und des mit ihr verbundenen
theol. Seminars zu den Füßen hochverehrter Lehrer gesessen,
haben bei dieser Veranlassung in dankbarer Freude des Segens
gedacht, den sie hier von den Vätern und Trägern der theol.
Wissenschaft für Geist, Amt und Leben empfangen hatten und
sind sich mehr als je des Zusammenhangs bewußt geworden, in
dem Protestantismus und Wissenschaft, Theologie und Kirche
miteinander stehen. Den Werth, den ihrerseits die theolog. Fa-
cultät in Heidelberg auf die innige Beziehung und Verbindung
mit der evang. Landeskirche legt, hat dieselbe dadurch zu er-
kennen gegeben, daß sie die höchste wissenschaftliche und theo-
logische Würde und Auszeichnung — den Oootor tbooloxino —
unserm obersten Landesbischof, dem Großherzog, und einigen
im Dienste unserer Kirche bewährten Männern verliehen hat.
Sie hat dadurch nicht blos diese Männer, sondern in diesen die
Kirche selbst geehrt."
* Heidelberg, 10. Jan. (Eisgang.) In verwichener Nacht,
etwa um 11 Uhr verabschiedete sich unter lautem Krachen das
Eis auf dem Neckar, das so vielen Schlittschuhläufern leider nur
ganz kurze Zeit als willkommener Tummelplatz gedient hatte.
Nur an den beiden Ufern zeigen schmale Eisstreifen die Existenz
 
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