jM l das Heidelberger Tageblatt (General-Anzeiger)
Zeitung in ganz Baden), werden fortwährend von
lkk.2
iiäte"
Bestellungen für die Monate
Februar und März
fahrungen gegen das Gesetz stimme, wofür er vor 10
Jahren gestimmt habe. Minister v. Puttkamer bemerkt,
Bambergers Rede mache den Eindruck, als wolle er den
Socialisten Schritt für Schritt secundiren. Es geschehe
dies wohl aus Gründen der Wahlpolitik, denn auf einen
Wink Bebels würden die Freisinnigen die Hälfte ihrer
Mandate verlieren. Er könne nur wiederholen, daß das
Gesetz von den verbündeten Regierungen einhellig als noth-
wendig erkannt sei. Was die Expatriirung anlange, so
habe Bamberger auch seiner Zeit für das Jesuitengesetz ge-
Schroeder. — Der deutsche Polizciagent Haupt ist
gestern über die Grenze geschafft worden.
Hesterreich-KspMW.
Pest, 28. Jan. Im Abgeordnetenhause er-
widerte auf die Interpellation der Ministerpräsident Tisza
es sei nicht der geringste Grund vorhanden, an der donu
üäs der zur Erhaltung des Friedens und der eigenen
Sicherheit verbundenen Mächte zu zweifeln. Zufolge ver-
schiedener Truppendislocationen in Rußland und der Bor-
schiebung der Truppen in der Richtung der Grenzen der
scheint täglich außer Montag. Abonnementspreis mit
. m wöchmtl. Unterhaltungsblatt „Alt Heidelberg", für Heidel-
"8: monatlich 50 Pfg. mit Trägerlohn, durch die Post be-
Anzeigen: die'1-spaltige Petttzeil« »der deren Raum für aur-
ȊrtS 10 Pfg., Lokalanzeigen 8 Pfg., Stellengesuche und
Wohnungs-Anz. 3 Pfg. Reclame 20 Pfg. Bei mehrm. Erschein.
Amtlichen Postanstalten, Briefträgern und unseren bekannten
»» °Uuren zum Preise von Mk. 1.10 frei in's Haus,
l»k wie vgn unseren hiesigen und den Trägern und Träge-
der nächsten Umgebung zum Preise von 50 Pfg.
Lattich entgegengenommen. Die Expedition.
brrkündigungs-Blatt för dir Bezirke
^chdruclerei und Expedition: Brunncngalse 24.
Heidelberg, Meinheim, Schwetzingen, Wiesloch, Sinsheim, Eppi
Walldürn, Adelsheim, Korbers, Taaberbischossheim und Werth
«gen, Mosbach, Neckarbischofsheim, Mrbach, Ksche^
klM. Buchdruckern und Expedition: Brunuengrfse S4-
« 2«.
BrraMwortl. Redakteur PH. NlanSner
in Heidelberg.
Dienstag, 31. Januar
Druck und Drria, »on Wurm S Pfeffer
iu Heidelberg.
1888.
en '
n,
Stadt-
. <nreu)vrug ictzrc vlr -or-
" ii- ^9 ^bs Socialistengesetzes fort.
-:e Vorlage ein unv fuhrt aus, die soclaldemokrattschc
anv keine Reform-, sondern eine Umsturzpartei. Wer
t.
did«t
Deutsches Weich.
Karlsruhe, 28. Jan. Die Zweite Kammer ge-
- Uigte heute nach Darlegungen von Präsident Lamey
Greimerath Ellstätter die wichtigsten der Anforde-
»Sen des laufenden Budgets, nämlich die Erhöhung des
—^??^äuschusses zur Eisenbahnschuldentilgungs-
>, . 0 ^ von 1b/^ auf 2^/^ Millionen. Allseits erkannte
ü v cs für nothwendig, der Zukunft keine uncrschwing-
en Lallen aufzulegen. Finanzminister Ellstätter betonte
Psd> dvcsondere den nur vorläufigen Charakter des Ertrages
neuen Branntweinsteuer und die Möglichkeit be-
, erhöhter Anforderungen von Seiten des Reiches,
Verwendung dieser Mittel höchste Vorsicht
—°.,hwendig machen. Die Annahme erfolgte mit allen
kätt" ininren gegen die des Pfarrers Gerber, welch letzterer
sttoli Nie nähere Begründung nur die Ansicht ausgesprochen
>e, man solle dem Volke keine neuen Lasten zumulhen.
fM Niens der clcricalcn Fraction erklärte sich der Abge-
Betzinger im Gegensätze zu Gerber für die Noth-
n dil ^°^^it und Richtigkeit einer Vermehrung der Schulden-
" Juig. Im Verlaufe der Tagesordnung wurde auch die
unserer Baubehörden und die Art ihrer
Migkeit durch den Abg. v. Stößer einer Erörterung
-ejiN, «erzogen. Dem Landtage geht demnächst noch ein Ge-
— Entwurf zu, welcher bestimmt ist, die Gebühren in Ver-
Uungs- und Verwaltungsstreitsachen zu regeln und die
faltete Verwendung von Stempelmarken aus der Welt
Ichaffen.
... Berlin, 28. Jan. Der Reichstag setzte die Be-
k^vng des Socialistengesetzes fort. v. Helldorf tritt
Vgxfggx^in und führt aus, die socialdemokratische
^ Grundlagen des Staates nicht anerkenne, der verdiene
^ Staate in Acht gethan zu werden. Der sächsische
"^bevollmächtigte Held rechtfertigt das Verfahren
^ (ächfischen Behörden gegen socialistische Agitationen und
pstehlt die Annahme der Vorlage. Bamberger spricht
""gcrer Rede gegen das Gesetz und führt aus, es sei
Jnconsequenz, wenn er auf Grund zehnjähriger Er-
stimmt. v. Marquardsen erklärt, die Nationalliberalen
würden einstimmig für die zweijährige Verlängerung des
unveränderten bisherigen Gesetzes stimmen. Koskielski
spricht gegen das Gesetz. Nächste Sitzung Montag. Fort-
setzung der Berathung des Socialistengesetz.
Berlin, 28. Jan. Fürst Bismarck wird heute
Abend mit Familie zu längerem Aufenthalte Hierselbst
eintreffen. — Die Wehrgesetz-Commission hat die
Vorlage mit den Anträgen der Berichterstatter angenommen.
Der Bericht wird am Dienstag festgestellt werden.
München, 28. Jan. Die Kammer der Reichs-
räthe genehmigte den Eisenbahnetat nach den Beschlüssen
der Kammer der Abgeordneten. Auf Anfrage Buhl's er-
klärt Minister v. Crailsheim, die Angelegenheit wegen
Gründung einer Alterversorgungskasse für die pfälzischen
Bahnen sei keineswegs schon spruchreif. Die Regierung
stehe der Angelegenheit wohlwollend gegenüber, es handle
sich aber um Privatbahnen, Betreffs deren Altersver-
sorgungskassen bisher weder das Reich, noch Bayern Stel-
lung genommen habe.
Stuttgart, 27. Jan. Die Kammer der Abge-
ordneten trat heute in die Berathung des Bersiche-
rungsgesetzes zum Reichsgesetze, betreffend die Unsall-
und Krankenversicherung der in land- und forstwirthschaft-
lichen Betrieben beschäftigten Arbeiter ein.
Schweiz.
Bern, 28. Jan. Die gestern vom schweizerischen
Bundesrath beschlossene Ausweisungvon Anarchist en
betrifft vorläufig den Hauptmann v. Ehrenberg — der be-
kanntlich bereits seine Haft in der Schweiz verlassen und
sich der badischen Behörde gestellt hat —, Schopen, Ignaz
Metzler und Christian Haupt. Die Regierung von Zürich
ist eingeladen, die Untersuchung nach gewissen Richtungen
hin zu vervollständigen und dafür zu sorgen, daß im
„Socialdemokraten" die Veröffentlichung von Beschimpfungen,
beleidigenden Ausfällen und Aufreizungen vermieden werde,
und etwaige Ausschreitungen sofort zu melden. Ferner
überließ der Bundesrath der Regierung von Zürich das
gerichtliche Einschreiten gegen den aus Deutschland
gebürtigen, aber im Canton Zürich naturalisirten Karl
österreischichen Monarchie erschien es, ohne daß man irgend
einen Zweifel in die friedfertigen Erklärungen des Kaisers
von Rußland zu setzen brauche, unter Vermeidung jeden
Scheines der Provokation als Pflicht, dafür zu sorgen,
daß für alle Fälle dasjenige geschehe, was zur Sicherung
der Grenzen für die Wehrfähigkeit der Armee nothwendig
und erforderlich ist. Das Bündniß der mitteleuropäischen
Mächte war nie etwas anderes, als ein entschiedenes
Friedensbündniß auf defensiver Basis, dem jedes aggressive
Vorgehen fernstehe. Es sei zu hoffen, daß es den fried-
liebenden Monarchen und Regierungen gelingen möge, den
Frieden zu erhalten und Europa von dem schwer lastenden
Gefühle der Unsicherheit zu befreien.
Irarrkreich.
Paris, 28. Jan. Die Deputirtenkammer ver-
handel« über den Handelsvertrag mit Mexico. Delisse
sprach sich gegen den Vertrag aus. Derselbe sei den fran-
zösischen Interessen schädlich. Er kann nicht begreifen, wie
die Regierung immer neue Verträge abschließe, während
man ihr von allen Seiten Hindernisse in den Weg lege.
Der Berichterstatter bemerkt, Frankreich führe nach Mexico
für 25 Millionen, Mexico dagegen nach Frankreich für
nur 6 Millionen ein. Frankreich habe also gewiß Interesse
daran, so wichtig gewordene Beziehungen zu Pflegen.
Flourens weist darauf hin, daß alle anderen Mächte
Handelsverträge mit Mexico vorbereiten; wenn kein solcher
Vertrag abgeschlossen würde, so würden die französischen
Erzeugnisse durch einen Differentialtarif an dem Eingang
in Mexico gehindert. Der Vertrag wurde mit 310 gegen
189 Stimmen genehmigt.
Paris, 28. Jan. Der „Temps" meldet: Unser
römischer Berichterstatter telegraphirt uns: Die gestrige
Zusammenkunft der französischen und itslie-
nischenBevollmächtigtenist ohne Ergebniß geblieben.
Dieselbe fand statt, weil die italienischen Delegirten sie ge-
wünscht hatten, um in derselben neue Vorschläge zu machen.
Da sie jedoch in der Versammlung an die französischen
Delegirten die Frage richteten, ob sie ihrerseits Vorschläge
zu machen hätten, so mußte die Verhandlung sich noth-
wendigerweise zerschlagen.
:digt-
lllß'
irche-
Hrtt.
Hrri-
üuT
hkeit
ttio»
,ors>
errii
cg-
tat!
uw-
Entdeckte Herzen.
Roman von Hugo v. Rittberg.
(Fortsetzung.)
Meine Eltern," fuhr Herr Krösing fort, „besitzen im
einen einträglichen Bauernhof, dessen Einkommen
-- ist, cjnc Funnsir zu rruugrcU. Der zukünftige
^nthümer konnte daher wagen, um die Hand eines
Mädchens zu werben. Um in der Nähe der Ge-
leit zu sein, nahm ich hier die Stelle als Aufseher an,
" Eltern einredend, daß es für mich nothwendig sei,
große Wirthschaft kennen zu lernen, und bemühte mich
"'die Gunst des falschen Mädchens. Bald wurde ich
Uhr. daß ich hoffen durfte und gestand ihr meine Liebe.
U Erwiderung lautete befriedigend, doch mußte ich das
sprechen geben, zu schweigen, denn, sagte sie, ich muß
" wissen, ob meine Freundin damit einverstanden ist,
"w ich in ihrer Nähe bleibe und eine einfache Bauers-
"" werde. Ich war sehr glücklich und konnte die Mit-
test nicht erwarten, wo ich mich längere Zeit an ihrem
Mick erfreuen konnte. Um diese Zeit wurde der erste
'^Walter entlassen. Bei seinem Abschiede sagte er höhnisch
wir: „Sie sind verliebt in Fräulein Ella, mein lieber
Ung! Ich wünsche Ihnen viel Glück! Ein fetterer
M als ich hat angebiffen. Nehmen Sie sich jedoch in
s' daß es Ihnen nicht so geht wie mir. Besagte Dame
.ebenso schlau wie kokett." Was er vorausgesagt, sollte
''' bald zur Wahrheit werden. Der neue Verwalter
Ms Haus, ein feiner, gewandter Mensch, welcher nicht
das gnädige Fräulein für sich einzunehmen wußte,
.7 die Falsche wurde ihm gewogen. Nun wurde ich nicht
U beachtet. Längst hätte ich das Haus verlassen sollen,
7 Meine unglückiche Neigung hielt mich davon ab. Was
Ur erfolgte, ist Ihnen ja bekannt, Herr Verwalter!
? wissen nun alles und können nach Belieben handeln."
Aus jedem Worte des jungen Mannes sprach Offen-
t)
!°rfe
j ochend ist, eine Familie zu ernähren.
heit und Treuherzigkeit. Ich war überzeugt und geheilt,
dankte ihm und beschloß, nicht allein das junge Mädchen zu
meiden, sondern auch möglichst bald das Haus zu verlassen.
Doch wir Menschen find vom Weibe geboren und haben
dessen Schwächen, ich besonders. Der nächste Augenblick
sollte meine Gesinnungen wieder ändern.
Als ich beim Mittagessen mit den Damen zusammen-
traf, sah die Gutsherrin sehr verstimmt aus.
„Werde ich denn nicht zur Ruhe kommen?" sagte sie
bewegt. „Denken Sie sich, Herr Verwalter! Die bedeu-
tende Getreiderechnung an das Haus Brockheim, welche
Sie vor einigen Tagen absandten, ist schon bezahlt. Eben
erhalte ich die Nachricht von ihm, daß er sehr verwundert
sei über die Mahnung. Die quittirte Rechnung sei in
seiner Hand und könne auf Verlangeu dem Gericht vor-
gelegt werden. Für neue Posten müsse er bestens danken.
Der elende Betrüger, der Verwalter! Nicht allein be-
trogen hat er mich, er entzweit mich noch mit meinen
Geschäftsfreunden."
„Ich werde sogleich an Herrn Brockheim schreiben",
versetzte ich, um sie zu beruhigen, ich werde um Entschul-
digung bitten und ihm die Sachlage mittheilen. Ihr Ver-
lust ist sehr bedeutend, doch denke ich Ihnen den guten
Käufer zu erhalten."
In tiefem Nachdenken saß die Gutsherrin da.
Der große Verlust, den sie wieder erlitt, war unter
den jetzigen Verhältnissen doppelt empfindlich. Ich bedauerte
sie, und von Neuem erwachte mein Mitleid.
Was kümmert dich, dachte ich, ihre Freundin! Du
wirst die nahe Ernte abwarten, damit ihr die Einkünfte
dieses Jahres wenigstens gesichert bleiben. Dann aber,
fort von hier!
Während dieser Gedanken hatte ich die Suppe ver-
zehrt. Elle reichte mir die Gemüseschüssel, die unteren
Finger der rechten Hand hielten ein Briefchen.
Ich nahm die Schüssel, lächelte ironisch — und ließ
den Brief in ihrer Hand.
z Sie entfärbte sich, und die dunklen Augen schossen
i einen fragenden Blick auf mich. Ich aß ruhig weiter.
Sie war heut' die erste, welche das Zimmer verließ,
j Als auch ich dasselbe verlassen wollte, sagte die Gutsherrin
- mit wehmüthiger Stimme zu mir:
„Wieder ein neuer, großer Verlust, Herr Verwalter!"
„Hoffentlich Verletzte, gnädiges Fräulein! Die Bücher
waren bis auf diese Rechnung geordnet. Aber —"
„Die Verluste sind sehr groß!" unterbrach sie mich.
„Ich weiß es. Vielleicht rettet mich eine gute Ernte!"
„Hoffen Sie, gnädiges Fräulein!" erwiderte ich. „Ich
werde meine Pflicht thun!" Ich selbst hatte wenig Hoffnung
und empfahl mich.
Als ich den Gang betrat, kam mir Ella mit den
Worten entgegen:
„Was haben Sie gegen mich? Weßhalb diese Nicht-
achtung bei Tische?"
Sie schien mich erwartet zu haben und zwar sehr auf-
geregt, konnte aber ihre Verlegenheit nicht verbergen.
„Weil ich Sie erkannt habe, Fräulein Herkner!" er-
widerte ich kalt. „Noch sicherer können Sie es erfahren,
wenn Sie sich an den Aufseher Krösing wenden."
Sie sah mich verwirrt an. Ich wandte mich um und
ging in mein Zimmer.
Die Rache.
Mehrere Tage waren ohne jede Störung vergangen.
Das Gutsfräulein schien nicht das Geringste von dem zu
wissen, was zwischen mir und ihrer Freundin vorgefallen
war, nur der Aufseher Krösing kam öfter ganz unerwartet
in mein Zimmer und hatte bald nach diesem bald nach
jenem zu fragen.
Schon nahete die Ernte, ich war eben im Begriffe,
nach dem Felde zu gehen, als Fräulein Herkner zu mir
eintrat und mich aufforderte, sogleich zu dem Gutsfräulein
zu kommen, da dieselbe mich nothwendig sprechen wolle.
Zeitung in ganz Baden), werden fortwährend von
lkk.2
iiäte"
Bestellungen für die Monate
Februar und März
fahrungen gegen das Gesetz stimme, wofür er vor 10
Jahren gestimmt habe. Minister v. Puttkamer bemerkt,
Bambergers Rede mache den Eindruck, als wolle er den
Socialisten Schritt für Schritt secundiren. Es geschehe
dies wohl aus Gründen der Wahlpolitik, denn auf einen
Wink Bebels würden die Freisinnigen die Hälfte ihrer
Mandate verlieren. Er könne nur wiederholen, daß das
Gesetz von den verbündeten Regierungen einhellig als noth-
wendig erkannt sei. Was die Expatriirung anlange, so
habe Bamberger auch seiner Zeit für das Jesuitengesetz ge-
Schroeder. — Der deutsche Polizciagent Haupt ist
gestern über die Grenze geschafft worden.
Hesterreich-KspMW.
Pest, 28. Jan. Im Abgeordnetenhause er-
widerte auf die Interpellation der Ministerpräsident Tisza
es sei nicht der geringste Grund vorhanden, an der donu
üäs der zur Erhaltung des Friedens und der eigenen
Sicherheit verbundenen Mächte zu zweifeln. Zufolge ver-
schiedener Truppendislocationen in Rußland und der Bor-
schiebung der Truppen in der Richtung der Grenzen der
scheint täglich außer Montag. Abonnementspreis mit
. m wöchmtl. Unterhaltungsblatt „Alt Heidelberg", für Heidel-
"8: monatlich 50 Pfg. mit Trägerlohn, durch die Post be-
Anzeigen: die'1-spaltige Petttzeil« »der deren Raum für aur-
ȊrtS 10 Pfg., Lokalanzeigen 8 Pfg., Stellengesuche und
Wohnungs-Anz. 3 Pfg. Reclame 20 Pfg. Bei mehrm. Erschein.
Amtlichen Postanstalten, Briefträgern und unseren bekannten
»» °Uuren zum Preise von Mk. 1.10 frei in's Haus,
l»k wie vgn unseren hiesigen und den Trägern und Träge-
der nächsten Umgebung zum Preise von 50 Pfg.
Lattich entgegengenommen. Die Expedition.
brrkündigungs-Blatt för dir Bezirke
^chdruclerei und Expedition: Brunncngalse 24.
Heidelberg, Meinheim, Schwetzingen, Wiesloch, Sinsheim, Eppi
Walldürn, Adelsheim, Korbers, Taaberbischossheim und Werth
«gen, Mosbach, Neckarbischofsheim, Mrbach, Ksche^
klM. Buchdruckern und Expedition: Brunuengrfse S4-
« 2«.
BrraMwortl. Redakteur PH. NlanSner
in Heidelberg.
Dienstag, 31. Januar
Druck und Drria, »on Wurm S Pfeffer
iu Heidelberg.
1888.
en '
n,
Stadt-
. <nreu)vrug ictzrc vlr -or-
" ii- ^9 ^bs Socialistengesetzes fort.
-:e Vorlage ein unv fuhrt aus, die soclaldemokrattschc
anv keine Reform-, sondern eine Umsturzpartei. Wer
t.
did«t
Deutsches Weich.
Karlsruhe, 28. Jan. Die Zweite Kammer ge-
- Uigte heute nach Darlegungen von Präsident Lamey
Greimerath Ellstätter die wichtigsten der Anforde-
»Sen des laufenden Budgets, nämlich die Erhöhung des
—^??^äuschusses zur Eisenbahnschuldentilgungs-
>, . 0 ^ von 1b/^ auf 2^/^ Millionen. Allseits erkannte
ü v cs für nothwendig, der Zukunft keine uncrschwing-
en Lallen aufzulegen. Finanzminister Ellstätter betonte
Psd> dvcsondere den nur vorläufigen Charakter des Ertrages
neuen Branntweinsteuer und die Möglichkeit be-
, erhöhter Anforderungen von Seiten des Reiches,
Verwendung dieser Mittel höchste Vorsicht
—°.,hwendig machen. Die Annahme erfolgte mit allen
kätt" ininren gegen die des Pfarrers Gerber, welch letzterer
sttoli Nie nähere Begründung nur die Ansicht ausgesprochen
>e, man solle dem Volke keine neuen Lasten zumulhen.
fM Niens der clcricalcn Fraction erklärte sich der Abge-
Betzinger im Gegensätze zu Gerber für die Noth-
n dil ^°^^it und Richtigkeit einer Vermehrung der Schulden-
" Juig. Im Verlaufe der Tagesordnung wurde auch die
unserer Baubehörden und die Art ihrer
Migkeit durch den Abg. v. Stößer einer Erörterung
-ejiN, «erzogen. Dem Landtage geht demnächst noch ein Ge-
— Entwurf zu, welcher bestimmt ist, die Gebühren in Ver-
Uungs- und Verwaltungsstreitsachen zu regeln und die
faltete Verwendung von Stempelmarken aus der Welt
Ichaffen.
... Berlin, 28. Jan. Der Reichstag setzte die Be-
k^vng des Socialistengesetzes fort. v. Helldorf tritt
Vgxfggx^in und führt aus, die socialdemokratische
^ Grundlagen des Staates nicht anerkenne, der verdiene
^ Staate in Acht gethan zu werden. Der sächsische
"^bevollmächtigte Held rechtfertigt das Verfahren
^ (ächfischen Behörden gegen socialistische Agitationen und
pstehlt die Annahme der Vorlage. Bamberger spricht
""gcrer Rede gegen das Gesetz und führt aus, es sei
Jnconsequenz, wenn er auf Grund zehnjähriger Er-
stimmt. v. Marquardsen erklärt, die Nationalliberalen
würden einstimmig für die zweijährige Verlängerung des
unveränderten bisherigen Gesetzes stimmen. Koskielski
spricht gegen das Gesetz. Nächste Sitzung Montag. Fort-
setzung der Berathung des Socialistengesetz.
Berlin, 28. Jan. Fürst Bismarck wird heute
Abend mit Familie zu längerem Aufenthalte Hierselbst
eintreffen. — Die Wehrgesetz-Commission hat die
Vorlage mit den Anträgen der Berichterstatter angenommen.
Der Bericht wird am Dienstag festgestellt werden.
München, 28. Jan. Die Kammer der Reichs-
räthe genehmigte den Eisenbahnetat nach den Beschlüssen
der Kammer der Abgeordneten. Auf Anfrage Buhl's er-
klärt Minister v. Crailsheim, die Angelegenheit wegen
Gründung einer Alterversorgungskasse für die pfälzischen
Bahnen sei keineswegs schon spruchreif. Die Regierung
stehe der Angelegenheit wohlwollend gegenüber, es handle
sich aber um Privatbahnen, Betreffs deren Altersver-
sorgungskassen bisher weder das Reich, noch Bayern Stel-
lung genommen habe.
Stuttgart, 27. Jan. Die Kammer der Abge-
ordneten trat heute in die Berathung des Bersiche-
rungsgesetzes zum Reichsgesetze, betreffend die Unsall-
und Krankenversicherung der in land- und forstwirthschaft-
lichen Betrieben beschäftigten Arbeiter ein.
Schweiz.
Bern, 28. Jan. Die gestern vom schweizerischen
Bundesrath beschlossene Ausweisungvon Anarchist en
betrifft vorläufig den Hauptmann v. Ehrenberg — der be-
kanntlich bereits seine Haft in der Schweiz verlassen und
sich der badischen Behörde gestellt hat —, Schopen, Ignaz
Metzler und Christian Haupt. Die Regierung von Zürich
ist eingeladen, die Untersuchung nach gewissen Richtungen
hin zu vervollständigen und dafür zu sorgen, daß im
„Socialdemokraten" die Veröffentlichung von Beschimpfungen,
beleidigenden Ausfällen und Aufreizungen vermieden werde,
und etwaige Ausschreitungen sofort zu melden. Ferner
überließ der Bundesrath der Regierung von Zürich das
gerichtliche Einschreiten gegen den aus Deutschland
gebürtigen, aber im Canton Zürich naturalisirten Karl
österreischichen Monarchie erschien es, ohne daß man irgend
einen Zweifel in die friedfertigen Erklärungen des Kaisers
von Rußland zu setzen brauche, unter Vermeidung jeden
Scheines der Provokation als Pflicht, dafür zu sorgen,
daß für alle Fälle dasjenige geschehe, was zur Sicherung
der Grenzen für die Wehrfähigkeit der Armee nothwendig
und erforderlich ist. Das Bündniß der mitteleuropäischen
Mächte war nie etwas anderes, als ein entschiedenes
Friedensbündniß auf defensiver Basis, dem jedes aggressive
Vorgehen fernstehe. Es sei zu hoffen, daß es den fried-
liebenden Monarchen und Regierungen gelingen möge, den
Frieden zu erhalten und Europa von dem schwer lastenden
Gefühle der Unsicherheit zu befreien.
Irarrkreich.
Paris, 28. Jan. Die Deputirtenkammer ver-
handel« über den Handelsvertrag mit Mexico. Delisse
sprach sich gegen den Vertrag aus. Derselbe sei den fran-
zösischen Interessen schädlich. Er kann nicht begreifen, wie
die Regierung immer neue Verträge abschließe, während
man ihr von allen Seiten Hindernisse in den Weg lege.
Der Berichterstatter bemerkt, Frankreich führe nach Mexico
für 25 Millionen, Mexico dagegen nach Frankreich für
nur 6 Millionen ein. Frankreich habe also gewiß Interesse
daran, so wichtig gewordene Beziehungen zu Pflegen.
Flourens weist darauf hin, daß alle anderen Mächte
Handelsverträge mit Mexico vorbereiten; wenn kein solcher
Vertrag abgeschlossen würde, so würden die französischen
Erzeugnisse durch einen Differentialtarif an dem Eingang
in Mexico gehindert. Der Vertrag wurde mit 310 gegen
189 Stimmen genehmigt.
Paris, 28. Jan. Der „Temps" meldet: Unser
römischer Berichterstatter telegraphirt uns: Die gestrige
Zusammenkunft der französischen und itslie-
nischenBevollmächtigtenist ohne Ergebniß geblieben.
Dieselbe fand statt, weil die italienischen Delegirten sie ge-
wünscht hatten, um in derselben neue Vorschläge zu machen.
Da sie jedoch in der Versammlung an die französischen
Delegirten die Frage richteten, ob sie ihrerseits Vorschläge
zu machen hätten, so mußte die Verhandlung sich noth-
wendigerweise zerschlagen.
:digt-
lllß'
irche-
Hrtt.
Hrri-
üuT
hkeit
ttio»
,ors>
errii
cg-
tat!
uw-
Entdeckte Herzen.
Roman von Hugo v. Rittberg.
(Fortsetzung.)
Meine Eltern," fuhr Herr Krösing fort, „besitzen im
einen einträglichen Bauernhof, dessen Einkommen
-- ist, cjnc Funnsir zu rruugrcU. Der zukünftige
^nthümer konnte daher wagen, um die Hand eines
Mädchens zu werben. Um in der Nähe der Ge-
leit zu sein, nahm ich hier die Stelle als Aufseher an,
" Eltern einredend, daß es für mich nothwendig sei,
große Wirthschaft kennen zu lernen, und bemühte mich
"'die Gunst des falschen Mädchens. Bald wurde ich
Uhr. daß ich hoffen durfte und gestand ihr meine Liebe.
U Erwiderung lautete befriedigend, doch mußte ich das
sprechen geben, zu schweigen, denn, sagte sie, ich muß
" wissen, ob meine Freundin damit einverstanden ist,
"w ich in ihrer Nähe bleibe und eine einfache Bauers-
"" werde. Ich war sehr glücklich und konnte die Mit-
test nicht erwarten, wo ich mich längere Zeit an ihrem
Mick erfreuen konnte. Um diese Zeit wurde der erste
'^Walter entlassen. Bei seinem Abschiede sagte er höhnisch
wir: „Sie sind verliebt in Fräulein Ella, mein lieber
Ung! Ich wünsche Ihnen viel Glück! Ein fetterer
M als ich hat angebiffen. Nehmen Sie sich jedoch in
s' daß es Ihnen nicht so geht wie mir. Besagte Dame
.ebenso schlau wie kokett." Was er vorausgesagt, sollte
''' bald zur Wahrheit werden. Der neue Verwalter
Ms Haus, ein feiner, gewandter Mensch, welcher nicht
das gnädige Fräulein für sich einzunehmen wußte,
.7 die Falsche wurde ihm gewogen. Nun wurde ich nicht
U beachtet. Längst hätte ich das Haus verlassen sollen,
7 Meine unglückiche Neigung hielt mich davon ab. Was
Ur erfolgte, ist Ihnen ja bekannt, Herr Verwalter!
? wissen nun alles und können nach Belieben handeln."
Aus jedem Worte des jungen Mannes sprach Offen-
t)
!°rfe
j ochend ist, eine Familie zu ernähren.
heit und Treuherzigkeit. Ich war überzeugt und geheilt,
dankte ihm und beschloß, nicht allein das junge Mädchen zu
meiden, sondern auch möglichst bald das Haus zu verlassen.
Doch wir Menschen find vom Weibe geboren und haben
dessen Schwächen, ich besonders. Der nächste Augenblick
sollte meine Gesinnungen wieder ändern.
Als ich beim Mittagessen mit den Damen zusammen-
traf, sah die Gutsherrin sehr verstimmt aus.
„Werde ich denn nicht zur Ruhe kommen?" sagte sie
bewegt. „Denken Sie sich, Herr Verwalter! Die bedeu-
tende Getreiderechnung an das Haus Brockheim, welche
Sie vor einigen Tagen absandten, ist schon bezahlt. Eben
erhalte ich die Nachricht von ihm, daß er sehr verwundert
sei über die Mahnung. Die quittirte Rechnung sei in
seiner Hand und könne auf Verlangeu dem Gericht vor-
gelegt werden. Für neue Posten müsse er bestens danken.
Der elende Betrüger, der Verwalter! Nicht allein be-
trogen hat er mich, er entzweit mich noch mit meinen
Geschäftsfreunden."
„Ich werde sogleich an Herrn Brockheim schreiben",
versetzte ich, um sie zu beruhigen, ich werde um Entschul-
digung bitten und ihm die Sachlage mittheilen. Ihr Ver-
lust ist sehr bedeutend, doch denke ich Ihnen den guten
Käufer zu erhalten."
In tiefem Nachdenken saß die Gutsherrin da.
Der große Verlust, den sie wieder erlitt, war unter
den jetzigen Verhältnissen doppelt empfindlich. Ich bedauerte
sie, und von Neuem erwachte mein Mitleid.
Was kümmert dich, dachte ich, ihre Freundin! Du
wirst die nahe Ernte abwarten, damit ihr die Einkünfte
dieses Jahres wenigstens gesichert bleiben. Dann aber,
fort von hier!
Während dieser Gedanken hatte ich die Suppe ver-
zehrt. Elle reichte mir die Gemüseschüssel, die unteren
Finger der rechten Hand hielten ein Briefchen.
Ich nahm die Schüssel, lächelte ironisch — und ließ
den Brief in ihrer Hand.
z Sie entfärbte sich, und die dunklen Augen schossen
i einen fragenden Blick auf mich. Ich aß ruhig weiter.
Sie war heut' die erste, welche das Zimmer verließ,
j Als auch ich dasselbe verlassen wollte, sagte die Gutsherrin
- mit wehmüthiger Stimme zu mir:
„Wieder ein neuer, großer Verlust, Herr Verwalter!"
„Hoffentlich Verletzte, gnädiges Fräulein! Die Bücher
waren bis auf diese Rechnung geordnet. Aber —"
„Die Verluste sind sehr groß!" unterbrach sie mich.
„Ich weiß es. Vielleicht rettet mich eine gute Ernte!"
„Hoffen Sie, gnädiges Fräulein!" erwiderte ich. „Ich
werde meine Pflicht thun!" Ich selbst hatte wenig Hoffnung
und empfahl mich.
Als ich den Gang betrat, kam mir Ella mit den
Worten entgegen:
„Was haben Sie gegen mich? Weßhalb diese Nicht-
achtung bei Tische?"
Sie schien mich erwartet zu haben und zwar sehr auf-
geregt, konnte aber ihre Verlegenheit nicht verbergen.
„Weil ich Sie erkannt habe, Fräulein Herkner!" er-
widerte ich kalt. „Noch sicherer können Sie es erfahren,
wenn Sie sich an den Aufseher Krösing wenden."
Sie sah mich verwirrt an. Ich wandte mich um und
ging in mein Zimmer.
Die Rache.
Mehrere Tage waren ohne jede Störung vergangen.
Das Gutsfräulein schien nicht das Geringste von dem zu
wissen, was zwischen mir und ihrer Freundin vorgefallen
war, nur der Aufseher Krösing kam öfter ganz unerwartet
in mein Zimmer und hatte bald nach diesem bald nach
jenem zu fragen.
Schon nahete die Ernte, ich war eben im Begriffe,
nach dem Felde zu gehen, als Fräulein Herkner zu mir
eintrat und mich aufforderte, sogleich zu dem Gutsfräulein
zu kommen, da dieselbe mich nothwendig sprechen wolle.