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Heidelberger Volksblatt (69) — 1934 (Nr. 77-143)

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Nr. 141 - Nr. 148 (21. Juni - 30. Juni)
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Endlich Aenwahlen In Oesterreich?

Wien, 20. Ium. Wie in unterrichteten Kreisen
verlautet, -hat der österreichische Gesandte in
Rom, Dr. Rintelen, soeben der österreichi-
schen Regierung einen eingehenden Bericht über
die Zusammenkunft von Venedig übermittelt.
Wber den Jnhaüt dieses Berichtes wird selbst-
verständlich bei den amtlichen Stellen streng -
stes Stillschweigen bewahrt. Jedoch
verdichten sich in hiesigen internationalen Krei-
sen die Gerüchte, daß der Gedanke von Neuwah-
len zur Feststellung der wahren Volksmeinung
des österreichischen Volkes bei den Großmächten
in der letzten Zeit stark an Boden gewonnen
habe.
NU lllwbhänMrit »rr Rilhirr
ausgrlivben
Wien, 20. Juni. Die Mendpresse hübt her-
vor, daß in dem neuen Uebergangsversussungs-
gesetz, das am 1. Juli in Kraft tritt, die Unab-
hängigkeit der Richter aufgehoben worden ist
Die „Neue Freie Presse" schreibt, es habe sich
gezeigt, daß ein kleiner Teil von Richtern in
seiner politischen Haltung nicht jene Linie ein-
nehme, die im Interesse des österreichischen
Staates liege. Die bisherigen Verfassungsbestim-
mungen über die Unabhängigkeit der Richter
hätten einen Zugriff der Staatsgewalt hinsicht-
lich der Person der Richter im Wege gestanden.
Aus diesem Grunde würden zunächst für ein
halbes Jahr die Bestimmungen über die richter-
liche Unabhängigkeit aufgehoben, um Gelegen-
heit zu geben, jene Richter im administrativen
Wege auszuschalten, die, auf der richterlichen

Unabhängigkeit bauend, sich gegen das Staats-
interesse vergangen hätten.
Es ist höchst bemerkenswert, daß die österrei-
chische Regierung die richterliche Unabhängigkeit,
eine der grundlegendsten Bestimmungen eines
joden modernen Staates, als gegenwärtig unbe-
quem empfindet und durch ihre Aufhebung eine
Maßnahme trifft, die an den Grundrechten der
Rechtsprechung rüttelt.
DellW nach KariS einsriaten?
Paris, 20. Juni. Der Wiener Korrespon-
dent der „Agence Economique et Financiers"
berichtet, daß der österreichische Bundeskanz-
ler Dr. Dollfuß bei seiner Unterredung
am Bahnhof in Wien den französischen Au-
ßenminister Varthou eingeladen habe, auf
der Rückreise aus Belgrad in Wien Halt zu
machen. Der französische Außenminister habe
diese Einladung ablehnen müssen, da er un-
verzüglich nach Paris zurückkehren müsse, aber
er habe dem österreichischen Bundeskanzler
vorgeschlagen, selbst nach Paris zu kommen,
wo ihm die französische Negierung die beste
Aufnahme bereiten würde.
Sir Klrlnr Entente nn» SefterrM
Wien, 20. Juni. Der fanzösische Außen-
minister Varthou gewährte auf der Fahrt
von Wien nach Bukarest dem Vertreter des
„Echo" eine Unterredung, in der er u. a. er-
klärte, es wäre irrtümlich anzunehmen, daß
die kleine Entente im Gegensatz zu Oester-
reich stehe. Tatsächlich seien die Interessen der

Kleinen Entente gleichlaufend mit den
Interessen Oesterreichs. Die Kleine Entente
sei geradezu eine Bürgschaft für die Unab-
hängigkeit Oesterreichs. Die ganze Macht der
Kleinen Entente trete für die Unabhängig-
keit Oesterreichs ein, die durch den Bundes-
kanzler Dollfuß versinnbildlicht werde. Die
Freiheit und Ruhe Oesterreichs müssen unter
allen Umständen gewahrt bleiben. Die fran-
zösische Regierung werde diese Freiheit mit
allen zur Verfügung stehenden Mitteln wah-
ren. Ueber die Zusammenkunft von Venedig
befragt erklärte Barthou, daß er über die Zu-
sammenkunft bisher noch nicht unterrichtet
sei.
Neue Anschläge in Vorarlberg.
Bregenz, 20. Juni. In Vorarlberg wurden
in der Nacht zum Mittwoch 18 Anschläge auf
Fernsprechkabel, Dienstleistungen, Eisenbahn-
anlagen usw. verübt. Besonders am Kabel-
und Lichtleitungen wurden an einigen Stellen
schwere Schäden verursacht. Im Postamt in
Bregenz wurde eine Sprengladung gefunden,
die mit einer Zeitzündung versehen war, die
jedoch versagte, sodaß es zu keiner Explosion
kam.
Innsbruck, 20. Juni. Am Mittwoch morgen
wurde in einem Hause in der Handelsberger-
straße, in dem der Kriminalinspektor Rofner
wohnt, ein Sprengstosfanschlag ausgeführt. In
zwei Wohnungen des Obergeschosses wurde die
gesamte Einrichtung zum großen Teil vernichtet
Alle Wohnungstüren im Stiegenhaus vom er-
ssen bis zum dritten Stock gingen in Trümmer.

Srntauschen ober Zeichnen
nur noch bi» Donnerstag!
Berlin, 20. Juni. Jeder Besitzer von
„Hilferding"-Anleihe und von „Neubesitz" muß
spätestens am Donnerstag diese Anleihe in die
Vierprozentige Anleihe des Deutschen Rei-
ches von 1934,
die erste Anleihe des nationalsozialistischen
Staates um tausch en. Nach dem 21. Juni
wird für „Neubesitz" kein Kurs me^r festgestellt.
Wer die sicherste, von der nationalsozialistischen
Regierung gewährleistete Geldanlage sucht, kann
noch bis Donnerstag die vierprozentige
Anleihe des Deutschen Reiches von 1934 zum
Kurse von 95 v. H. zeichnen.

Sm »ir Nruiraliläi Belgiens
Zum Besuch Weygands in London
Paris, 20. Juni. In einer Agenturmeldung
aus London wird zum Besuch des Generals
Weygand erklärt, daß der französische Gene-
ralissimus sich mit der englischen Regierung
auch über Anregungen Englands unterhalten
werde, wonach sämtliche europäischen Natio-
nen Deutschland inbegriffen, sich verpflichten
sollten, die Neutralität Belgiens und Hol-
lands zu achten.
Das War Office teile die Auffassung der
militärischen Kreise Frankreichs, daß die Ost-
befestigungen eine ausgezeichnete Verteidi-
gungslinie darstellten, daß aber der Einfall
von Norden her kommen könne. Macdonald
persönlich sei der Ansicht, daß Frankreich, wenn
die Neutralität Belgiens gesichert sei, eine
ausreichende Sicherheitsgarantie besitze und
England in diesem Falle keine weiteren ge-
ben brauche.
Ungarns Zrirbrnsvoliiik
Budapest, 21, Juni. Ministerpräsident Eöm-
bös sprach gestern im ungarischen Oberhaus über
Ungarns Friedenspolitik und führte dabei u. a.
ans, wenn Berlin und Rom sich untereinander
ausgleichen, so würde dieser Ausgleich die Achse
9«er ruhigen europäischen Politik bilden. Er
Mte die Freundschaft zu beiden Staaten sowohl
ans politischen als auch aus wirtschaftlichen Grün-
Mr richtig. Seine Reise nach Berlin und Rom
ai der Politik der Freundschaft gewidmet gewe-
bt. Er wolle aber auch in Paris und London
DtzgM« juchen. Wenn die Friedens-

Das Verhältnis von Staat unk Kirche
Eine Rrbe »es ErBWoss vor »rr Kirchenktrurrvertrrlung

Freiburg i. Br., 20. Juni. Die am Mittwoch
im Kaufhause abgehaltene Tagung der Katholi-
schen Kirchensteuervertretung, zu der sich die Ver-
treter fast vollzählig aus ganz Vaden eingefuuden
hatten, wurde mit längeren grundsätz-
lichen A usführungen des Erzbischofs Dr.
Gröber über das Verhältnis von Staat und Kirche
eingeleitet.
Die Einstellung der Kirche zum Staat, so führte
er aus, müsse eine positive sein. Bei allen
Beratungen mit den Vertretern der Reichs« und
Landesregierung habe er Verständnis gefunden,
das Verhältnis sei ein gutes, ja sogar oft ein
freundliches gewesen. Der Erzbischof stellte die
engen Beziehungen zu Volk und
Staat heraus, wie die besondere Verpflichtung
an den Staat, die dem Katholiken aus seinem
Glauben erwächst.
Es sei ein schweres Unrecht, wenn man den
Katholiken deutschen Blutes ein gewisses Miß-
trauen entgegenbringen würde, weil sie katho-
lisch sind.
Er kenne seinen Klerus, dem man manchmal vor-
werfe, daß er nicht die rechte Einstellung zum heu-
tigen Staat gefunden habe, und wisse darum, daß
keine einzige Tatsache dafür spreche, daß in ihm
eine bewußt staatsfeindliche Haltung vorhanden
sei oder Konventikel beständen, die das Bestreben
hätten, verschwundene Parteien wieder auferstehen
zu lassen. Wohl wäre es möglich, daß ein Priester
sich tadelnswerter Weise zu Worte und Handlun-
gen hinreißen lassen könnte, die dann aber nicht

nur der Staat, sondern auch die kirchliche Behörde
mißbilligen müsse.
Selbstverständlich sei eine gewisse Zurückhaltung
gewesen, die erst dann zu überwinden war, als
feststand, daß der neue Staat sich auf positivem
Christentum aufbauen wolle.
Das Mißtrauen müsse auf allen Seiten ver-
schwinden.
Staat und Kirche, so schloß der Erzbischof, seien
gesehen auf das Volksganze wie zwei Hände, die
sich vereinigen müßten in Eintracht, Freundschaft
und Brüderlichkeit in beider Interessen wie beson-
ders in dem des ganzen deutschen Volkes, dem dis
Kirche mit allen Kräften zu dienen gewillt sei.
Generalvikar Dr. Rösch dankte dem Erzbischof
für seine Worte und begrüßte den Vertreter der
badischen Regierung, Oberregierungsrat Dr.
Denz. Er wies darauf hin, daß seit 1. April ds.
Is. der Erzbischof die Verfügung über das ge-
samte Kirchenvermögen erlangt habe. Dankbar
sei das Entgegenkommen der badischen Staatsre-
gierung bei der Regelung in der Uebergangszeit
zu gedenken. Der auf zwei Jahre aufgestellte
Voranschlag sei in allen Teilen sehr sparsam ge-
halten, wie ja die Gehälter der Geistlichen weit
unter denjenigen der akademischen Beamten des
Staates lägen.
Nachdem Rechtsanwalt Dr. Kopf-Freiburg
zum Präsidenten gewählt war, leitete Prälat Dr.
Sester mit einem längeren Vortrag die Voran-
schlagsberatung ein. Der Voranschlag, der einen
ungedeckten Rest von 243 000 NM. aufweist, wurde
schließlich einstimmig genehmigt.

vertrage in der heutigen Atmosphäre geschaffen
worden wären, wären die Grenzen sicherlich ganz
anders ausgefallen. Eömbös schloß, daß er von
dieser Stelle wieder die unbedingte Notwendigkeit
des Friedens betone, und zwar nicht nur des Frie-
dens für Ungarn, sondern des Friedens für gang
Europa.

iinnngebrackter Kroirft »er
ZrruWnsrr »er Nrnng- un» Dawes-
Anleihen
Berlin, 20. Juni. Die Bank für internatis-
WÄM ZGkMgsDU^lsrch als TvsÄhüMsr Mr

die Young-Anleihe und die Treuhänder für die
Dawes-Anleihe haben bei der deutschen Regie-
rung wsgen der vovläufigen Einstellung des
Zinsendienstes der beiden Anleihen Vevwahrung
eingelegt.
Wenn die Treuhänder für die Dawes-Anleihe
dabei von einem vffenstchblichen Bvuch eingegan-
gener deutscher Verpflichtungen sprechen, so be-
deutet -das ein vollständig^ Verkennen der Sach-
lage, die nor aller Welt öffenbar ist und, wie in
der deutschen Transfevnote ausgefÄhrt ist, dazu
zwingt, formelle Verpflichtungen mit wirtschaft-
LichAl NotMswdigLLÄerr in GrMcmg z« dvi-WSN.

Katholische Zeitwende in
Deutschland
Von Prof. Joseph Lortz, Braunsberg i. Ostpe,
NI. (vgl. Rr. 129 und 135).
In seinem letzten Aufsatz hat der Verfasser
hervorgehoben, daß auch die katholischen
Deutschen ihre Mitarbeit am Staat ohne Be-
dingung und der Gefahr des Mißverstehen^
zum Trotz zur Verfügung stellen müßten, da
es heute wirklich ums Ganze des nationale«
und zugleich Les christlichen Lebens geht.
Zum fruchtbaren Verständnis der deutschen Lags
muß man sich immer wieder einprägen die unaus-
rveisliche Notwendigkeit der Wunden, die dem Or-
ganismus bei solch säkularem Umbruch geschla-
gen werden müssen. Wunden, an denen natürlich
die Kirche, die Mutter der Völker, die treueste Be-
gleiterin des Lebens teil haben muß. Die Kirche
des Kreuzes Jesu! Die Kirche in diesem Umbruch,
für den es keine annähernd gültige Parallele in
der gesamten Geschichte des Abendlandes gibt!
Für die rechte Beurteilung dieser Wunden und
Härten ist unersetzlich der Begriff der ,-felix
culpa", die Einsicht nämlich, daß auch das Böse,
der Irrtum, das Mangelhafte seine positive Rolls
im Ablauf der Geschichte und damit im Heilsplane,
Gottes spielt. Das nimmt dem Unkraut, von dem
der Herr im Evangelium spricht, nicht den Cha-
rakter des Unkrauts: Irrtum bleibt Irrtum und
Unrecht Unrecht. Aber ihr Vorkommen erfüllt sich
in der Geschichte, die immer in der Hand des sor-
genden Vaters in den Himmeln steht, mit tiefem
Sinn.
Ich empfehle dringend allen denen, die zu einem,
positiven Verhältnis zur neuen Lage nicht kom«
men können, den Rückblick auf einen entscheidenden
Vorgang in der Geschichte der Kirche: auf die
Christenverfolgungen. Wie war die
Haltung der damaligen Christen zum verfolgenden
heidnischen Staat? Nicht nur äußerlich loyal, son-
dern von einem solchen inneren Verwachsenfein
getragen, daß sie mitten in der Verfolgung diesem
Staat die Ewigkeit zusprachen. Einem Staat, der
den Ein-Gottglauben bekämpfte, der vom Chri-
stentum nichts wissen wollte. Ich brauche es nicht
erst auszusprechen, daß die Härten oder die Gefah-
ren unserer Lage keinen Vergleich dulden mit dem
erwähnten Beispiel.
Und die Christen brachten inmitten jener Aus-
einandersetzung, die um Sein oder Nichtsein ging,
noch eine andere Bejahung jenes Staates auf, und
das ist das Dritte, was ich uns Katholiken tief
ins Bewußtsein brennen möchte und von dem ich.
schon in der ersten dieser Behandlungen sprach: sie
beteten für diesen Staat. Ein heroisches Ge-
bet von Menschen, die zu gleicher Zeit ihr Leben
Hingaben, um die Eingriffe desselben Staates in
den Glauben zurückzuweisen.
Das müßen wir einsetzen: einen Gebets«
sturm! Bittet und ihr werdet empfangen. Zu
viel halbes Vertrauen ist in uns. Das Gebet ist
die große, freilich immer wieder verkannte Kraft,
die das Antlitz der Erde erneuert. Die große
Kraft im geheimen Haushalt der Menschheit, nur
gesehen von dem aus dem Glauben Lebenden.
Eine Kraft, deren Weg nichts versperren kann.
Weder Kurzsichtigkeit noch schlechter Wille. Das
Beten aus unserem tausendjährigen Sehnen her-
aus und aus unserer Not heraus. Das Gebet aus
dem, an dem wir alle, in welcher Betonung es im-
mer sei, wir heute alle, wirklich ro'ieder einmal le-
bendig sind. Ein Ansatzpunkt, wie ihn die Zeiten
dem religiösen Eifer des Einzelnen, der Gesamt-
heit und nicht zuletzt der Arbeit des Seelsorgers in
solcher Fruchtbarkeit schon lange nicht mehr gebo-
ten haben.
Sehen Sie: inmitten der dürren Wüste d«:
Verdiesseitigung, der Aushöhlung des Christlichen
usw. usw., stoßen die vielfältigen Strömungen, die
zum Glauben, zur Kirche zurückwollen, und von
Lenen ich im ersten dieser Artikel sprach, auf eins
wirkliche Quelle lebendigen Wassers, sie finden
die Möglichkeit, zusammenzuschließen zu einem
Strom: demgegenüber kann man an der Möglich-
keit einer katholischen Zeitwende nicht einfach.Pep-
tisch abwinkend vorübergehen. Der Unglaube ist
da, und all die Gefahren, die mit ihm zusammen-
hängen; aber die Sehnsucht nach dem
Glauben ist auchda, und die stärkste Kraft,
ihr zur Verwirklichung zu verhelfen, auch.
Und in Deutschland haben wir noch etwas mehr;
das ist die nationalsozialistische Idee in ihrer Rein-
heit. Ob diese Idee in der Praxis oft gar nicht
zu einer christlichen und katholischen Haltung ge-
nutzt wurde und wird: zwischen dieser Idee und
der katholischen bestehen tiefe, tiefe, noch nicht an-
nähernd erschöpfend erfaßte Verwandtschaften.
 
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