Gerichtsſtand: Heidelberg.
Mälzer Bote
69. Jahrgang / Ar. 180
Das äußere Bild
Berlin, 6. Auguſt.
— und Abertauſende ſtehen in ernſtem
dl 8 vor dem Reichstag. Gedämpftes Licht
$ ün en Sitzungsſaal ein. Aus dem Flor, dem
— — der 4 der
en und dem Weiß, das in ver—
8 Fülle auf den Eſtraden des Prä⸗
der * —— — 2
üht, hebt ſich beherrſchen ie
** Büſte des * Toten aus der
e *
— Sharffs, umrahmt von Lilien und
ief orbeer, im Hintergrunde von den
LeeIgenen Fahnen des alten und des
eiches In B {
— — —
het Zuerteidung, haben die Abgeordneten
* 4 eingenommen. Das diplomatiſche
4 it dem Doyen, Monſignore Orſen—
** ün der Spitze, ebenfalls in tiefem
——— großer Uniform, mit Orden und
ichen und umflortem Arm füllt die
re K *
die ß?ß" Die Ehrengäſte und die Zuhörer, die
e * * —*— * ebenfalls das
8 werz der Trauer Die Pläße auf der
* — füllen — —
eichs ã i ⸗
— Die Meeiseter —
%i?iegäte‘tesun?n%e?ermä_eggffi%rcm;‚ alle find
Dte , zei es großzen
renn uwohnen Unmittelbar vor dem Re—
6444 ſihen die Angehörigen des General—
Und. .. ' Dalls, Oberſt von Hindenburg
* — neben ihnen der Stantsjefre-
eni eichspräſidenten, Dr Meikner.
Men 3C inuten vor 12 Uhr erſcheint im ſtum—
* — mit erhobenem rechten Arm be—
8* m Eingang neben dem Sitz des Präſi—
— — G5 ting der Fübr er im
* 24 Leben ihm der Vizekanzler von
4 4* —— Rudolf Heß;
eurath.
ton die Laſident eröffnet mit wenigen Wor—
— — Während er ſpricht, erhebt
* %la S zu Ehren des großen Toten . von
As * ben. Dann klingt aus dem Chorraum
8 — Heldenlied
8 — herüber Auf den klagenden
5* — ſich gewaltige Akkorde auf ſie
xꝛoj f as Bild des groben Toten, ſeinen
an das von ihm über alles geliebte Va—
5 8 ine tief exgreifende Stinmung herrſcht
4 4 als der Führer das Wort nimmt und
Uferw. des großen Toten nochmals lebendig
w Uitehr J
Iagpe, 2 dem er den Dank der Nation
HS dem Herzen kommen feine Wotte,
© qus„Yt3en gehen ſte, tief erſchüttert werden
—
8* Führer geendet, geht er zu den Ange—
* — Feneralfeldmarlchalls um ihnen
8* * auszubprechen. Wehmütig und doch
ee eigt die Trauermuſik aus der „Cötter—
— empor. Darauf nimmt der Reichs⸗
en ent noch einmal das Wort um im
Vme * Reichstages die innigſte Anteil—
4* — — Wiederum erhebt ſich das
—— den Plätzen, die Mitglieder der
s erung verlaſſen die Eſtrade und be—
* 24 * Familienmitaliedern um ſich
in „ CBen, es $au|cg__ noch perſönlich anzu⸗
— — dem Verlaſſen des Saales grüßen
b Öiey . Ehrfurcht die Abgeordneten zum
* Re Büſte des großen Toten mit erho-
n.
24——
* —— die ſich in der Wilhelm—
* des Klammelt haͤtte harrte his zur Rück—
4* Ölhrers aus. Der mit kurzer Unter-
8 naltende Regen vermochte nie—
* un iEWI.Em Platz zu verdrängen. Schwei—
—— hörte die Menge die durch
28 übermittelte ' Uebertragung aus
* — — an. Kein lautes
die weihevolle Stunde. Der
8 2 in der Wilhelmſtraße und am Pa—
e Bte mührend dieſer Stunde voli⸗
ng , *00 Beendigung der Trauerkund⸗
en neue unüberſehbare Maffen : zu
’
Beethovens, die
der Straße, die der Wagen des Führers nehmen
mußte. Hinter dem S⸗Spalier ſtanden die Men⸗
ſchen in 40—50 Gliedern. Am Kreuzungspunkt
Unter den Linden — Wilhelmſtraße ſtanden
Zehntauſende Alle Fenſter und Dächer der um—
liegenden Häuſer waren mit Menſchen beſetzt.
Durch die Wilhelmſtraße war nur eine ſchmale
Fahrbahn offengehalten. Wenige Minuten vor
13 Uhr fuhr der Wagen des Führers in lang—
ſamer Fahrt durch das Brandenburger Tor über
die Mittelpromenade der Linden und bog an
der Wilhelmſtraße ein, um den Weg in die
Reichskanzlei zu nehmen Lautlos, in ehr—
furchtsvollem Gedenken an die große Schick⸗
ſalsſtunde der Nation, ſtreckten die Hunderttau—
ſende, die den Weg ſäumten, den Arm zum Gruß
und Treueſchwure. Dem Wagen des Führers
folgten diejenigen des preußiſchen Miniſterprä⸗
ſidenten General Göring, der Reichsminiſter
Goebbels und Heß ſowie der übrigen Regie⸗
rungsmitglieder und der hohen SA- und SS-
Führer.
DAB. Berlin, 6. Auguſt.
Bei der Trauerſitzung des Reichstages hielt
der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler fol—
gende Rede:
Herr und Frau von Hindenburg!
Verehrte Trauergemeinſchaft!
Abgeordnete, Männer des Deutſchen Reichstages!
Seit Monaten litten wir unter einer ſchweren
Sorge. Die Kenntnis von der Erkrankung des
hochehrwürdigen alten Herrn erfüllte Millionen
deutſche Herzen mit innerer Bangigkeit um das
Leben eines Greiſes, der uns mehr war als nur
das Staatsoberhaupt. Denn dieſer Mann den
ſeit nunmehr bald s7 Jahren der Allmächtige in
ſeinen Schuß genommen hatte war für uns alle
zum ſymboliſchen Ausdruc der ungeritörbaren,
?id) jtets erneuernden Lebenskraft unferes Valkes
geworden! Der ſchickſalhafte Wille der Vor—
ſehung haͤtte ihn ſichtbar emporgehoben über das
Maß des Alltäglichen. Als die Nation ihre
höchſte Würde in ſeine Hände legte wurde dieſe
Stelle erſt zur höchſten Würde gebracht.
Unzerttennlich iſt uns Allen der deutſche
Reichẽpraͤſident verbunden mit dem ehrwürdigen
Namen des nunmehr Dahingeſchiedenen.
Jetzt, da wir uns aͤnſchicken dem keuren Toten
die letzten Ehren zu erweiſen, überfällt uns erſt
die Ertenntnis von dem Umfang und der Größe
dieſes einzigartigen Lebens. And wir beugen
uns demütig vor dem unerforſchlichen Willen,
der mit dem ſcheinbar Zufälligen oder gar Be—
langloſen einer Lebensgeſtaltung dient, die der
forſchende Menſch erſt nachträglich in der ganzen
wundetbaren Rotwendigkeit der Zuſammen—
hänge ſteht und erkennt.
Reichspräſident, Generalfeldmarſchall von Hin-
denburg iſt tot. Wenn wir uns bemühen, die
Empfindungen zu erklären, die das ganze Volk
im Innerften bewegen, möchten wir auf ſolche
Art in mmer neuer Dankbarkeit uns des gro—
ßen Dahingeſchiedenen erinnern. Indem wir
aber befanßen von dem Wunſche, der geſchicht—
lichen Gerechtigkeit zu entſprechen, mit der Er—
forſchung dieſer Erſcheinung beginnen ermeſſen
wir erſt den Umfang und den Inhalt
eines Menſchenlebens, das in ſolcher Größe
in Jahrhunderten nur ſelten wiederkehrt.
Wie hat ſich das Geſicht dieſer Welt verwan—
delt ſeit jenem 2 Oktober 1847, da Paul von
Hindenburg geboren wurde?
Inmitten einer Revolution nahm dieſes Le—
ben ſeinen Anfang. Der Geiſt des politiſchen
Jatobinismus ließ Europa damals nicht zur
Ruhe kommen. Die Ideen einer neuen, ver—
meintlichen Menſchlichkeit rangen gegen Ddie
Elemente und Formen einer überalterken Ord—
nung. Als das Jahr 1848 ſein Ende nahm, ſchie—
nen mohl die heilen Flammen erſtickt allein
die innere Gärung war geblieben.
Die Welt kannte damals noch kein Deutſches
Reich, keit Italien.. In Preußen _ regierte
Friedrich Wilhelm IV. Das Erzhaus Habshurg
beherrſchte nicht nur den Deutſchen Bund, jonz
dern au Venetien und die Lombardei. Die
Balkanjtaaten ; aber waren tributäre Provinzen
des türliſchen Reiches.
Preußen ſelbſt genau ſo wie die anderen
Staaten des Deutſchen Bundes innerlich ſchwach
und unfähig, die Menſchen mit einer wirklich
tragenden Idee zu erfüllen. Die Schande von
Olmütz breunt in den
lichen Batrioten. ; *
Prinz Wilhelm wird König von Preußen Der
Knabe Hindenburg abex erlebt‘ nun: das große
Triumphirat der politiſchen und militäriſchen
Reorganifation., unſeres Volkes. Sismard,
2—4 und Roon treten ein in die Ge—
ichte! *— }
Wüährend' die amerikaniſche Union ſiegreich
den Bürgerfrieg überwindet, geht Preukens
Weg von‘ den Düppelner Schanzen nach Könte⸗
grätz In dieſen Regimentern aber marſchiert mit
ein blutjunger Secondeleutnant, tapfer und be⸗
geiſtert: Paul von Hindenburg. Ein Schrapnell
zerſchlägt ſeinen Helm und gibt dem jungen
Kämpfer für des Reiches Einigung die feurige
Taufe.
Vier Jahre ſpäter hat ihn das Schickſal er
wählt, Zeuge zu ſein in der Stunde der Geburt
des DeutjhHen Reiches. Da Bismarck die Pro⸗
klamation über des neuen Stagtes Kraft und
Herrlichkeit und ſeinen Willen ſich zu mehren an
den Gütern des Friedens und der Kultur, been⸗
det hat und des neuen Reiches Kaiſer zum erſten⸗
mal hoch leben läßzt fährt auch der Degen des
Leutnants von Hindenburg empar und kreuzt
ſich zum Schwur für Kaiſer und Reich.
Ein Leben der Arbeit für dieſes neue Reich
nimmt nun ſeinen Anfang. Der große Kailer
ſtirbt Ein zweitet und dritter fommen; Bis—
marck wird entlaſſen, Roon und Moltke ſchließen
die Augen, Deutſchland aber wächſt als ein Ga—
rant des Friedens und einer wirklichen europäi⸗
ſchen Ordnung. Die Welt erhält ein neues Ge—
ſicht. Auf allen Gebieten der Menſchheitsentwick—
lung löſt eine umwälzende Erfindung die an—
bere ab. Immer von neuem erweiſt ſich das Beſ—
ſere als des Guten Feind.
Deutſchland wird Großmacht.
Dem Leben dieſes Reiches und unſeres Volkes
ununterbrochen dienend, nahm der kommandie—
rende General von Hindenburg am 18. März
1911 als 64jähriger Mann ſeinen Abſchied. Da—
mit ſchien ſein Dienſt beendet zu ſein! Ein
namenioſer Offizier unter all den anderen Zehn—
tauſend die ſtets ihre Pflicht erfüllen, dem Va—
terland dienen und dennoch unbekannt vergeſſen
ſind.
Als der Weltkrieg übex Deutſchland herein—
bricht und das deulſche Volk in der heiligſten
Aeberzeugung, unſchuldig angegriffen zu ſein,
ſich zum Widerſtand erhebt, da krifft in ſchwerer
Stunde der Ruf des Kaiſers einen Mann, der,
beginn ſo unſchuldig war wie es nur irgend—
jemand in dieſer Welt ſein konnte. Am 22.
6 1914 erhielt Hindenburg den Aufträg,
den Oberbefehl einer Armee in Oſtpreußen zu
übernehmen Acht Tage ſpäter erfahren zum
erſtenmal das deutſche Volk und die Welt von
dieſer Ernennung und erhalten damit Kenntnis
vom Ramen des neuen Generaloberſten.
Woljji’s Telegraphiſches
meldet amtlich:
Anſere Trupyen in Preußen unter Führung
des Generaloberſten von Hindenburg haͤben die
vom Narew vorgegangene ruſſiſche Armee in
der Stärke von fünf Armeetorps und drei Ka—
valleriediviſionen in dreitägiger Schlacht in
der Gegend von Gilgenburg und Ortelsburg ge⸗
ſchlagen und verfolgen ſie jegt über die Grenze.
Der Generalquartiermeijlter: von Stein.“
Tannenberg war geſchlagen!
Von nun ab aber iſt das größte Kingen der
Weltgeſchichte unzertrennlich verbunden mit
diejem Ramen. Cr hat mit ſeinem großen Ge—
hilfen die Krije des Jahres 1916 wieder gewen—
det und als Chef des deutſchen Feldheeres die
Naͤtion , Jo...oft. vor der Vernichtung. ‚gerettet.
Büro
dieſer Zeit gleich wuürdig der militäriſchen ge⸗
wejen,. Jo.mwürde Deutſchland die ſchwerſte De-
mütigung vor der Geſchichte erſpart worden ſein!
Als die Novemberrevolution endlich doch das
Deulſchẽ Keich und das deutſche Volk zerbrach,
da wurde durch die ſchon geſchichtlich gewordene
Erſcheinung des _ Generaljeldmarjdhalls, wenig-
jtens die ärgjte, Kataſtrophe vermieden
3Zum zweitenmal trat der Heerführer, in den
Ruhejtand. Und ein zweitesmal wurde er wie⸗
der gerufen. Am 26. April 1925 erwählte ihn
das deutſche Bolk zum Praͤſidenten des Reiches
und ohne daß man es damals ahnte, damit zum
Schirniherrn der neuen nationalen Revolution
Und hier erfülle ich nun die Pflicht einer
wahrheitsgetreuen Fejtitellung, wenn ich DOr
dem deutſchen Volke in ergriffener Cj)cmf'ßarfett
auf das uſmeßbare Verdienſt hinweiſe, das ſich
der Generalfelomarihall gelchichtlich erxworben
hat, durch die in ſeinem Namen geſchloſſene
Verjöhnung der deſten deulſchen Vergangenheit
tfnit einer heiß erſtrebten beſferen deutſchen Zu⸗
unft.
Seit der Stunde, da ich als Kanzler Ddes
Reiches in ſeine ehrwürdige Hand den Eid
ablegen durfte, empfand ich ſteigend immer
mehr die Gnade eines Schidjals, das uns
diejen väterlidh-gütigen Schirmherrn gegeben
hat.
Gleich einem myſtiſchen Bogen ſpann ſich das
Leben diefer Erſcheinung von der verworrenen
Revolution des Jahres 1848 über einen unfaß⸗
bar langen Weg zur nationalen Erhebung des
Zahres 1933. Das deutſche Volt kann nur be⸗
glüct fein über die Jügung einer Vorſehung.
die feine deutſcheſte Erhebung unter den Schutz
und Schirm ſeines ehrwürdigſten Edelmanne?
und.Soldaten. jtellte. Wir, die wir nicht nur
das Glüg bejaken, ihn zu kennen, [ondern jeder
zu unjerem Teil mithelfen durften am Wunder
diefler neuen Auferſiehung unſeres Volkes. wol⸗
ien in dankbarer Erinnerung das Bild dieſes
zroßen Deutſchen feſt in unſer Herz einſchließen
ir mollen es bewahren als ein teures Ver⸗
möchtnis einer großen Zeit und wollen es wei⸗
tergeben an die Geſchlechter, die nach uns kommen.
Wer ſeinem Volke ſo die Treue hielt, ſoll
ſelbſt in Treue nie vergeſſen ſein!
Da das Schickſal uns beſtimmt hat, Reich und
Volt weiterzuführen, können wir nur den All⸗
möäcrtigen bitfen, er möge unſere Arbeit und
unfer Ringen zum Glück unjeres Volfes 0S
deihen laffen. Er möge auch uns die Kraft ge⸗
den ‚uns jederzeit einzuſetzen für des Volkes
Freiheit und die Ehre der deutſchen Nation
und insbejondere möge er uns gnädig jtets die
richtigen Wege finden laſſen, um unjerem Volk
das Glück des Friedens zu ſichern und es vor
dem Unglüd des Krieges zu bewahren, ſo wie
der große Verſtorbene es ſelbſt immer aufrich⸗
fig und mit ganzem Herzen gewollt hat.
In dieſer wehevollen Stunde bitte ich alle,
nunmehr vom vergängliHen Augenhlick in die
Zukunft zu ſehen. Laffen wir eine ſtarke Er⸗
fenntnis einziehen in unſer Herz:
der Herr Reichspräͤſident, Generalfeldmarſchall
von 5indenburgiſt nicht tot, er
Lebt, denn indem er jtarb, wandelt er nun
über. uns inmitten der Unſterblichen unſexes
Voltes, umgeben von den großen Geiſtern der
Vergangenheit, als ein ewiger Schutzherr des
Deutjhen Reiches und der deutſchen Nation.
der Deutſchlandſender
am 7, Auguſt
DNB Berlin, 6. Aug.
Der Deutſchlandſender gibt folgende YWendes
rungen des Programms am 7 Auguſt bekannt:
1o56 Uhr: Anſage der Trauerfeier
11.00 Uhr: Beginn der Trauerfeier
etwa-13.00 Uhr: Schluß der Trauerfeier
eine halbe Stunde Funkſtille
16.00 Uhr: Uebertragung München Nach—
mittagskonzert
18.00 Uhr: Kulturreiſe durch zwei Jahr—
tauſende um den Bodenſee.
Fritz Meingaſt
18.25 Uhr: Kammermuſtk (Schallplatten)
19.00 Ahr: Loſung
19.15 Uhr: Kammermuſik
19.55 Uhr! Zuſammenſchaltung der Sen—
der zur folgenden Sendung
20.00 Uhr: Trauerfeier am Tanenberg—
Nationaldenkmal (Wiederho-
lung)
etwa 22 00 Uhr: Rede des verſtorbenen Reichs⸗
präſidenten vom 11. Novem-
ber 1933 von Schallplatten
22.15 Uhr: Reichsſendung, Nachrichten
28.00 Uhr: Uebertragung aus Hamburg
achtmuſih