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Heidelberger Volksblatt (69) — 1934 (Nr. 149-225)

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Nr. 181 - Nr. 190 (8. August - 20. August)
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ile 25 4. Bei Konkurs erliſcht jeder

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Mälzer Sote


69. Sahrgang - Ur. 187





DNB. Oberſalzberg, 15. Aug.

Vizetanzler a. D. von Papen überbrachte
A Auftrage des Oberſten von Hindenburg dem
wer und Reichskanzler Adolf Hitler ein
— welches das bolitiſche Teſtament des
Herrn Reichspräſidenten, General⸗
— von Hindenburg, enthielt.
%o Auftrag des Führers übergibt Herr von

pen hiermit das Dokument der Oeffentlichkeit.

—* vom Reichspräſidenten verſiegelte
las des Schreibens trägt die Auf⸗
grift!

Dem deutſchen Volke und ſeinem Kanzler,
Mein Teſtament.

— Brief iſt durch meinen Sohn dem
Irn Reichskanzler zu übergeben.“

$

der In halt des Schreibens iſt folgender:

Dem deutſchen Volke und ſeinem Kanzler!
19 ſchrieb ich in meinem Vermächtnis an
Fdeutſche Volk:

— waren am Ende! Wie Siegfried unter


ſo ſtürzte unjere ermattete Front. Ler⸗
8 hatte ſie vexlucht. aus dem verſiegenden
2* der heimatlichen Kraft neues Leben zu

44 Unjere Aufgabe war :cs nunmehr, das
ze, SIn der übriggebliebenen Krüfte unjeres Hee-
tetteut den ſpäͤteten Aufbau des Vaterlandes zu
Huz . Die Gegenwart war verlaren So blieb
die Hoffnung auf die Zukunft

Deran an die Arbeit!

oexleeden Gedanken an Wellflucht, der
4* Dieler Offiziere angeſichts des Zuſammen—


14 3u wollen“ von einer Welt, in der die
fern Wühlten Leidenſchaften den wahren Wert—
&eueufljgres Volkes bis zur Unkenntlichfeit ent-
Mut n, iſt menſchlich begreiflich und doch — ich
2 offen aus[preden, wie ich denke: Kame—
* er einjt [o großen ſtolzen deutſchen

* Koͤnnte Ihr vom Verzagen ſprechen?
wnen die Männer, die uns vor mehr als
id)ufeert Sahren ein innerlich neues Baterland
ie[ßl'tn' Ihte Religion war der Glaube an ſich
das und die Heiligkeit ihrer Sache Sie ſchufen
Uhs Neue Vaterland, nicht es gründend auf eine
Buuemeiens_suemne Doktrinwut, ſondern es auf⸗
des 8 auf den Grundlagen freier Entwicklung

Inzelnen in dem RahHmen und in der

nm&)t Ver⸗
Ved ung des Geſamtwohles! Dieſen

* 1 auͤch Deuͤtſchlaͤnd wieder gehen, wenn

< T erjt einmal wieder zu gehen vermag.

mieä)ihüiye die feſte Zuverſicht, daß auch diesmal
wert jenen Zeiten der Zuſammenhang mit
Und ®r großen reichen Bergangenheit gewahrt
8* 4 er vernichtet wurde, wiederhergeſtellt
eh Der alte deutſche Geiſt wird ſich wieder
—— — wenn auch erſt nach ſchwerſten Läu—
in dem Glutofen von Leiden und Lei—
44 Unſere Gegner kannten, die Kraft
In — fie bewunderten und haßten ihn
i R Vexktätigkeit des Friedens, ſie ſtaunten
dern und fürchteten ihn auf den Schlachtfel⸗
Etürfe es großen Krieges Sie ſuchten unjere

ÜDren m Nitf dem leexen Worte „Organifation“
der R ölfern beareiflich zu mochen Den Geilt,
den iefe Hülle [Muf, in ihr lebte und wirkte

evie ſie ihnen. Mit dieſem Geiſte
7 aufbauen
Tun — das Aufnahme- und Ausſtrah—
en ſo vieler unerſchöpflicher Werte
lange . Der Zinilijation und Kultur, wird [o-
he“?}f)t zu Grunde gehen, als es den Glau-
f)ßlt an feine große weltgeſchichtliche Sen-
der .50 Sabe das [ichere Berirauen, Ddaß es
äeüenebm}fentieye und der Gedankenjtärke der
desp weres Vaterlandes_ gelingen wird, neue
nit den koſtbaren Schäͤtzen der früheren
aue, S Derjmelzen und aus ihnen vereint
— —* zu prägen, zum Heit unſeres
i yis Ut die feljenfejte Meberzeugung, mit der
jeß : Blutige Waljtatt. des Völkerkampfes ver⸗

IhungeS\Sd) Habe das Heldenringen meines Vater-
Q 05 — und glaube nie und nimmermehr,
ein Todesringen geweſen ijft...

Se
vuee Hat eine Sturmflut wilder poli-
eidenfchäͤften und tönender Redensarten



fich begraben, anſcheinend alle heiligen Aeber⸗
fieferungen vernichtet. Aber dieſe Flut wird ſich
wieder derlaufen. Dann wird aus dem ewig be⸗
wegten Meere völtiſchen Lehens jener Felſen
mieder auftauchen, an den ſich einſt die Hoff⸗
nung unfeter Väter geflammert hat und auf
dem fajt vor einem halben Jahrhundert durch
unfere Kraft des Vaterlandes Zukunft vertrau⸗
ensvoll begründet wurde: Das deutſche Kaiſer⸗
tum! Iſt ſo erſt der nationale Gedanke, das
nationale Bewußztſein wieder erſtanden, dann
werden für uns aus dem groben Kriege, aus






dem kein Volfk mit berechtiglerem Stolz und rei⸗
nerem Gewiffen zurückblicken kann als das unſere,
ſolange es treu war, ſowie auch aus dem bitte⸗
ten Ernit der jezigen Tage ſichtlich wertvolle
Fruͤchte reifen. Das Blut aller deter, die im
Glauben an Deutihlands Größze gefallen ſind,
ift dann nicht vergehlich gefloſſen.

Xn dieſer Zuverficht lege ich die Feder aus der



Haͤnd und baue feſt auf Dich — Du deutſche
Zugend!“

Dieſe Worte ſchrieb ich in dunkelſter Stunde
und in dem vermeintlichen Bewußtſein, am Ab—
ſchluß eines Lebens im Dienſte des Vaterlandes





zu ſtehen. Das Schickſal hatte anders über mich
beſtimmt. Im Frühjahr 1925 ſchlug es ein neues
Kaͤpitel meines Lebens auf. Noch einmal ſollte
ich an dem Geſchick meines Volkes mitwirken.
Nur meine feſte Zuverſicht zu Deutſchlands un⸗
verſiegbaren Quellen gab mir den Mut, die
erſte und zweite Wahl zum Reichspräſidenten
anzunehmen! Dieſer felfenfeſte Glaube verlieh
' mir auch die innere Kraft, mein ſchweres Amt
unbeirrt durchzuführen.
Der letzte Abſchnitt meines Lebens iſt zugleich
der ſchwerſte für mich geweſen. Viele haben mich
in dieſen wirren Zeiten nicht verſtanden und
nicht begriffen, daß meine einzige Sorge die
war, das zerriſſene und entmutigte deutſche Volk
zur ſelbſtbewußten Einigkeit zurückzuführen.
Ich begann und führte mein Amt in dem Be⸗
wußtſein daß in der inneren und äußeren Poli—
tik eine entſagungsvolle Vorbereitungszeit not⸗
wendig war. Von der Oſterbotſchaft des Jahres
ů

1925 an, in der ich die Nation zu Gottesfurcht
und ſozialer Gerechtigkeit, zu innerem Frieden
und zu politiſcher Sauberkeit aufrief, bin ich
nicht müde geworden, die innere Einheit des
Voͤltes und die Selbſtbeſinnung auf ſeine beſten
Eigenſchaften zu fördern. Dabei war mir be—
wußt daß das Staatsgrundgeſetz und die Regie—
rungsform, welche die Nation ſich in der Stunde
großer Not und innerer Schwäche gegeben, nicht
den wahren Bedürfniſſen und Eigenſchaften
unſeres Volkes entſpreche. Die Stunde mußte
reifen mo dieſe Erkenntnis Allgemeingut wurde.
Daher erſchien es mir Pflicht, das Land durch
das Tal äußerer Bedrückung und Entwürdigung,
innerer Rot und Selbſtzerfleiſchung ohne Ge⸗
fährdung ſeiner Exiſtenz hindurchzuführen, bis
dieſe Stunde anbrach.

Symbol und feſter Halt für dieſen Aufbau
mußte die Hüterin des Staates, die Reichswehr
ſein. In ihr mußten die altpreußiſchen Tugen—
den der ſelbſtverſtändlichen Pflichttreue, der
Einfachheit und Kameradſchaft als feſtes Fun—
dament des Staates ruhen.

Die deutſche Reichswehr hat nach dem Zuſam⸗
menbruch die Fortfetzung der hohen Tradition
der amn Armee in mujtergültiger Art gepflegt.

Immer und zu allen Zeiten muß die Wehr—
maͤcht ein Inſtkument der oberſten Staatsfüh⸗
rung bleiben, das unberührt von allen innen—
politiſchen Entwicklungen ſeiner hohen Aufgabe
der Velteidigung des Landes gerecht zu werden
trachtet.

Wenn ich nun zu meinen Kameraden dort
oben, mit denen ich auf ſo vielen Schlachtfeldern
für die Größe und Ehre der Nation gefochten
zurückgekehrt ſein werde, dann rufe ich
l der jungen Generation zu:

Zeigt Euch Eurer Vorfahren würdig und ver⸗













All den Männern, die den Auf und Ausbau

Außenpolitiſch hatte das deutſche Volk einen

nicht nur um ſeiner ſelbſt willen, ſondern als
der Fahnenträger abendländiſcher Kultur auch
um Europas willen leben mußte.

Nur ſchrittweiſe, ohne einen übermächtigen
Widerſtand zu erwecken, waren daher die Feſſeln,
die uns umgaben, zu lockern. Wenn manche
meiner alten Kameraden die 3wangsläufigkeit
dieſes Weges damals nicht begrifien, ſo wird
doch die Geſchichte gerechter beurteilen, wie bit⸗
ter aber auch wie notwendig im Intereſſe der
Aufrechterhaltung deutſchen Lebens mancher von
mir gezeichnete Staatsakt geweſen iſt

Im Gleichklang mit der waͤchſenden inneren
Wiedergeſundung und Erſtarkung des deutſchen
Volkes konnte auf der Baſis eigener nationaler



Ehre und Würde eine fortſchreitende — und ſo



Gott will — ſegensreiche Mitarbeit in den gang
Europa bewegenden Fragen erſtrebt baw. ergielt
werden.

Ich danke der Vorſehung, daß ſie mich an mei⸗
nem Lebensabend die Stunde der Wiedererftar⸗
kung hat erleben laſſen. Ich danke all denen,
die in ſelbſtloſer Vaterlandsliebe an dem Werke
des Wiederaufſtiegs Deutſchlands mitgearbeitet
haben.

Mein Kanzler Adolf Hitler und ſeine Bewe⸗
gung haben zu dem großen Ziele, das deutſche
Volt über alle Standes⸗ und Klaffenuntexſchiede
zur inneren Einheit zuſammenzuführen, einen
entſcheidenden Schritt von hiſtoriſcher Tragweite
getan. Ich weiß, daß Vieles noch zu tun bleibt,
und ich wünſche von Herzen, daß hinter dem Akt
der nationalen Erhebung und des völkiſchen
Zuſammenſchluſſes der Akt der Verſohnung ſtehe,
der das ganze deutſche Vaterland umfaßt.

Ich ſcheide von meinem deutſchen Volk in der
feſten Hoffnung, daß das, was ich im Jahre 1919
erſehnte und was in langſamer Reife zu dem
30. Januar 1933 führte, zu voller Erfüllung und
Vollendung der geſchichtlichen Sendung unſeres
Volkes reifen wird.

In dieſem feſten Glauben an die Zukunft des
Materlandes kann ich ruhig meine Augen
ſchließen.

Berlin den 11. 5. 1934

gez von HSindenburg.“



7 ’ ”
Gchuſchnigg reiſt nach Lom
Die Romreiſe Starhembergs
die Reichspoſt? über die Ergebniſſe
DNB. Wien, 15. Aug.
Die Keichspoſt? erhält von ihrem Berichter—
ſtatter aus Rom Mitteilungen über die Ergeb⸗
niſſe der Rom-Reife des Vizekanzlers Starhem—
berg. Die bisherigen Beſprechungen ſeien ſehr
wertvoll geweſen Abgeſehen von den Unter-
redungen mit Muſſolini, habe Starhemberg in
ſeiner Eigenſchaft als Sicherheitsminiſter Gele⸗


italieniſchen Geheimen Staatspolizei ſowie an—
dere beſondere Enrichtungen des politiſchen und
öffentlichen Sicherheitsweſens in Italien näher
fennen zu lernen Der römiſche Aufenthalt Fürſt
Starhembergs habe nach der Seite der inneren
Verwaltung und der internen politiſchen Orga⸗
niſation jene enge außenpolitiſche und wirtſchaft⸗
liche Verſtändigung noch erhöht, die ſeinerzeit
zwiſchen Dollfuß und Muſſolini begründet wurde
und die auch — nach römiſcher Beurteilung —
Bundeskanzler Or. Schuſchnigg fortſetzen und
gelegentlich ſeines erwarteten Rombeſuches er⸗
neut bekräftigen werde.

DNB. Wien, 15. Aug.

Die Mitteilung der „Reichspojt“, aber auch
anderer Wiener Blätter über die eingehenden
Beſprechungen die Vizekanzler Starhemberg mit
teitenden Beamten des italieniſchen Sicherheits—
weſens hatte/ ſowie das beſondere Studium des
Aufbaues der geheimen italieniſchen Staatspoli⸗
zet Hat hier in maßgebenden Kreiſen beträchtli⸗
ches Aufſehen hervorgerufen. Viefach wurde der
Anſicht Ausdruck gegeben daß dabei an ein
enges Zuſammenarbeiten der öſterreichiſchen und
italieniſchen Sicherheitsbehörden zur Sicherung
der Ruhe in Oeſterreich gedacht wird. An amt—
lichen Stellen wird dieſe Bedeutung der Ver⸗
handlungen Starhembergs in Rom jedoch ener-
giſch dementiert.

Man weiſt darauf hin, daß die Beſprechungen
des Vizekanzlers lediglich informativen
Charalter Haben. Vie an maßgebender Stelle



weiter verlautet, wird ſich Bundeskanzler Dr.
Schuſchnigg Anfang nächſter Voche, wahrſchein⸗
lich bereits Montag, ebenfalls nach Rom be⸗
geben.

Dieſe Reiſe wird, da ſie den erſten Beſuch Dr.
Schuſchniggs in der italieniſchen Hauptſtadt dar⸗
ſtellt, beſonders formellen Charakter tragen.
Bundeskanzler Dr. Schuſchnigg wird wahrſchein⸗
lich, bevor er mit dem italieniſchen Miniſter⸗
präſidenten zuſammentrifft. vom Papſt in
Audienz empfangen werden.



Nach einer offiziellen Mitteilung wird Dr.
Rintelen vor ein Militärgericht geſtellt werden.
Bis zur Erhebung der Auklage werden aber je⸗
denfalls noch einige Wochen vergehen.

Saardeutſche im Keich,
aufgebaßt !

Beachtet den 31. Auguſt!

Der 31. Yugult, der Endtermin für die Ein—
ſichtnahme in die Abſtimmungsliſten. die bei
den ſaarländiſchen Gemeindebehörden aufliegen,
rückt immer näher. Das Verantwortungsbe⸗
wußtſein an der deutſchen Saar-Sache fordert
gebieteriſch, daß auch der letzte Saarländer an
die Wahlurne geht. Wir richten deshalb an
alle im Reiche anſäſſigen Saardeutſchen den ein—
rechtzeitig um die Sicherung ihres Wahlrechts
zu kümmern.

Aller Patriotismus iſt unnütz, wenn ſich die
Saarländer nicht voll und ganz für ihre Belange
einſetzen.

So iſt es an der Zeit und dringend geboten,
durch einen Bekannten im Saargebiet zu erfah—
ren ob der Eintrag in die Wahlliſte dort auch
wirklich erfolgt iſt. Es empfiehlt ſich, eine ſchrift⸗
liche Beſtätigung darüber beſorgen zu laſſen

Keine Mühe darf zu viel fein, wenn es gilt,
eine Stimme zu ſichern, — Sammelformulare
genügen in keinem Falle; jeder Stimmberech⸗
tigte muß vielmehr ſeine Unterſchrift geſondert



abgeben.


 
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