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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 1-26)

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Nr. 11 - Nr. 20 (14.Januar - 24. Januar )
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Ser Führer bei General Ätzmann

-rohem Interesse. Die katholisch« Organisation
der Kolumbusritter, die in den Vereinigten
Staaten mit über einer halben Million aktiver
Mitglieder eine einflußreiche Stellung haben,
find noch einen Schritt weitergegangen. Sie for-
dern alle Touristen und Reisenden auf, Mexiko
zu meiden und entfalten eine planmäßige Pro-
paganda für den Boykott mexikanischer Waren.
Die letzte Entscheidung freilich muß in Mexiko
selbst ausgekämpft werden. Den mexikanischen
Katholiken, die seit Jahrzehnten um ihres Glau-
bens willen Schwerstes erdulden müssen, steht
ein neues Martyrium bevor. Die Katholiken der
ganzen Welt sind aufgerufen, der Not ihrer
Elaubensbrüder und Glaubensschwestern in
Mexiko mit der Opferkraft des Gebetes zu Hilfe
zu kommen.
Priesterweihe in Mexiko
In der unterirdischen Höhle, in der
der verbannte Erzbischof Orozco von Guadala-
jara sich verborgen hält, hat er kürzlich 2 0
Priester geweiht. Die neuen Priester
arbeiten jetzt, als Bauern verkleidet, auf dem
Lande. Erzbischof Orozco zelebriert in seinem
Versteck jeden Morgen die hl- Messe- Ein typi-
sches Beispiel von dem krassen, fast grotesken
Widerspruch zwischen der Eingeborenengläubig-
keit der Mexikaner und dem religionsfeindlichen
Fanatismus des Gesetzgebung bietet ein Bericht
aus Acapulco. Der Bürgermeister dieser Stadt
ließ seinen Sohn heimlich von einem Priester
taufen. Unmittelbar nach der Taufe ließ er
den Priester wegen unerlaubter Ausübung einer
kirchlichen Handlung verhaften und verurteilte
ihn zu der festgesetzten Geldstrafe!
Wieder ein blutiger Vorfall
in Mexiko
Der blutige Zusammenstoß in Mexiko, dem
fünf Katholiken zum Opfer sielen, hat soeben
eien zweiten nach sich gezogen. In eine Kirche
in Mexiko-Stadt drang die Polizei während des
Gottesdienstes ein, um den amtierenden Prie-
ster zu verhaften- Die Gemeinde, die eine Wie-
derholung des Vorfalles in Coyoacan fürchtete,
nahm sofort eine bedrohliche Haltung ein. Die
Polizei zog sich schleunigst zurück und verschloß
die Kirchentüren. Bis zum nächsten Morgen
blieben die Gläubigen eingesperrt. Inzwischen
versammelten sich draußen gegen 2000 Menschen,
um ihre Kirche und ihre Glaubensgenossen zu
verteidigen. Militär mußte schließlich aufge-
boten werden. Vier Personen wurden getötet
und ungefähr 18 verwundet.
Gerichtliche Rechtfertigung
Kardinal Faulhabers
Wegen Beleidigung des Kardinals zu
vier Monaten Gefängnis verurteilt
Stuttgart, 20. Ian.
Im Offizialstrafverfahren wurde am 16. Ian.
vor dem Schöffengericht beim Amtsgericht
Schwäbisch-Gmünd der verantwortliche
Schriftleiter der Wochenschrift Völkischer Herold,
Karl Rohm, wegen Beleidigung des Kardi-
nals Faulhaber zu einer Gefängnisstrafe
von vier Monaten und zur Tragung der
Kosten verurteilt. Kardinal Faulhaber wurde
dis Publikationsbefugnis für den Völkischen Be-
obachter und für den Völkischen Herold zuge-
billigt. Das Gericht erklärte, daß auf Grund
des Prozeßergebnisses die gegen Kardinal Faul-
haber erhobenen Vorwürfe (Landesverrat und
Dr. Mönius sei ein Schützling des Kardinals ge-
wesen) als unwahr festgestellt worden sind.
Die Wochenschrift Völkischer Herold erscheint
in Lorch. Sie suchte seit langem die Leidenschaf-
ten gegen Kardinal Faulhaber aufzupeitschen
und behauptete, er habe im Pester Lloyd und in
der Wiener Freien Presse Stellung gegen den
Nationalsozialismus genommen und damit Lan-
desverrat getrieben. In Wirklichkeit hatte der
Kardinal den genannten Blättern eine Berich-
tigung zugesandt, in der er dagegen protestierte,
daß die Blätter eine rein religiöse Predigt aus
Anlaß des goldenen Priesterjubiläums des Bam-
berger Erzbischofs in eine politische Rede ver-
dreht hätten. Aus dieser Berichtigung hatte die
Wochenschrift Völkischer Herold am 17. August
1934 dis entscheidenden Sätze ausgelassen und
dadurch deren Sinn ins Gegenteil verkehrt.
Außerdem hatte dieselbe Wochenschrift in der
gleichen Ausgabe behauptet, daß Dr. Mönrus
ein Schützling des Kardinals sei. Kardinal Faul-
haber konnte beweisen, daß er Dr. Mönius nie-
mals in seinem Leben persönlich gesehen noch
gesprochen habe.
Das Offizialstrafverfahren war von der zu-
ständigen Staatsanwaltschaft beim Landgericht
Ellwangen in Württemberg eingeleitet worden.
Kardinal Faulhaber war als Nebenkläger zuge-
lassen.
Die Kulturarbeit
im Arbeitsdienst
NdZ. Berlin, 22. Jan. Die Reichsleitung des
Arbeitsdienstes hat, wie das NdZ. meldet, eine
einheitliche Lenkung der Feierabendgestaltung
tm Arbeitsdienst in die Wege geleitet. Der
Feierabend soll künftig zum eindeutigen Aus-
druck der Kulturarbeit im Arbeitsdienst wer-

Begeisterte Kundgebungen
DNB. Berlin, 22. Jan«
Der berühmte Heerführer und treue Gefolgs-
mann Adolf Hitlers, General Litz mann,
feierte am Dienstag seinen 85. Geburtstag. Er
verlebte seinen Ehrentag in dem Berliner Vor-
ort Nikolassee, im Hause seiner Tochter. Der
schöne Villenort hatte reichen Flaggenschmuck an-
gelegt. Unbeweglich stand ein Doppelposten der
SS mit geschultertem Gewehr vor dem Eingang
der Villa. Seit den ersten Vormittagsstunden
kamen in unaufhörlicher Folge die Gratulanten
mit Sträußen, Blumenkörbchen und Geschenken.
Vor allem waren es die Vertreter der Partei
und ihrer Gliederungen. Im Namen der da-
mals vom Sieger von Brzeziny geführten drit-
ten Eardeinfanteriedivision und aller Mitkämp-
fer der Durchbruchsschlacht sprachen Generallleut-
nant von Roeder als letzter Kriegskommandeur
der Division und Hauptmann Krukenberg als
alter Ordonnanzoffizier des Generals Litzmann
dem Jubilar unter Überreichung einer Ehren-
gabe Glückwünsche aus. Hunderte umsäumten
auf der gegenüberliegenden Seite hinter den
Absperrungsketten der SA die Straße- Gegen
Mittag erschienen als weitere Gratulanten u. a.
die Reichsminister Dr- Frick und Kerrl und in
Vertretung des preußischen Ministerpräsidenten
Staatsrat Körner.
Um 5^2 Uhr wurde General Litzmann die
schönste Ehrung zu seinem Geburtstag zuteil:
der Führer und Reichskanzler selbst
kam, um seinem treuen Mitkämpfer, der als
erster General der alten Armee den Weg zur
nationalsozialistischen Bewegung gefunden hatte,
persönlich seine Glückwünsche auszusprechen.
Die Kunde von diesem Besuch hatte sich schnell
verbreitet, und eine gewaltige Menschenmenge
umsäumte die Villa und füllte die Straßen, als
der Führer eintraf. Brausende Heilrufe künde-
ten schon von fern seine Ankunft und schwollen
lauter und lauter an, als der Wagen des Füh-
rers das Haus erreicht hatte. Der Führer befand
sich in Begleitung seiner Adjutanten, des SA-
Obergruppenführers Brückner, des Reichspresse-
chefs der NSDAP SS-Gruppenführer Dr. Diet-
rich und des SS-Brigadeführers Schaub sowie
des Adjutanten der Wehrmacht Major Hoßbach.
Mit dem Führer erschien auch sein Stellvertre-
ter Reichsminister Rudolf Heß. Unter dem un-

den. Die Leitung des Unterrichtswesens will
alle vorhandenen und bewährten Spiel- und
Liedschöpfungen zu erfassen suchen und auf ihre
Verwendbarkeit prüfen. Sämtlichen künstleri-
schen Arbeiten und Versuche sollen künftig dem
Leiter des Unterrichtswesens zur Begutachtung
vorgelegt werden. Die Auswertung hat den
Zweck, der Feierabendgestaltung eine einheitliche
Linie zu geben und ihr den arbeitsdienstgemä-
ßen Ausdruck zu verleihen. Im Feierabend soll
die nationalsozialistische Gesinnung ihre Prä-
gung erhalten. lieber die Gestaltung im einzel-
nen wird ausgeführt, daß man im vergangenen
Jahr das Gesicht nach außen gewandt habe, um
Deutschland zu zeigen, was und wie der Ar-
beitsdienst ist. Jetzt soll aber in erster Linie
daran gegangen werden, den Blick in die Lager-
gemeinschaft zu richten.
Der Boykott und seine Folgen
Scharfe Zurechtweisung der Boykottbewegung
durch die Deutsch-amerikanische Handelskammer
DNB Newyork. 22. Jan.
Die deutsch-amerikanische Handels-
kammer weist in einer scharfen Richtigstel-
lung eine groß aufgemachte Veröffentlichung
der „Antinationalistischen Liga" zurück, die in
ihrer Eigenschaft als deutschfeindliche Weltzen-
trale an Hand von Handelsstatistiken der Jahre
1932, 1933 und 1934 den Erfolg des Boykotts
Deutschlands und den hieraus sich ergebenden
katastrophalen Niedergang zahlreicher deutscher
Exportindustrisn nachzuweisen versucht.
Die Handelskammer unterstreicht demgegen-
über die vom Bundeshandelsamt bekanntge-
geben Handelszisfern fürs 2. Halbjahr 1934 und
hebt die Novemberzahlen hervor, die zum ersten-
male seit vielen Jahren eine passive Handels-
bilanz der Vereinigten Staaten Deutschland
gegenüber aufweisen. Nach , den Novemberzah-
len betrugen die amerikanische Einfuhr aus
Deutschland 5 544 487 gegenüber 6 603 772 im
vorigen Jahre und die Ausfuhr nach Deutsch-
land 5 063 043 gegenüber 16 873 201 im Vor-
fahre.
Die Handelskammer führt dazu ergänzend
aus: Der Boykott richtet im Exportgeschäft der
Vereinigten Staaten langsam Verheerun-
gen an, insbesondere unter den Baumwoll-
pflanzern, Fleischexporteuren, Fruchtpflanzern
usw. und bedeutet eine unmittelbare Schä-
digung der amerikanischen Arbei-
ter. Der Boykott arbeitet daher nicht gegen
Deutschland sondern gegen das eigene Land.
Der Plan Schachts vom 24. September 1934
beschränke keineswegs, sondern reguliere ledig»

aufhörlichen Jubel und den brausenden Heil-
rufen der Menge betraten der Führer und sein
Stellvertreter mit Gefolge das Haus, in dem
wenige Minuten vorher auch Stabschef Lutze
eingetroffen war. Kurz danach erschien, gleich-
falls von begeisterten Heilrufen empfangen,
Reichsminister Dr. Goebbels.
Als nach 10 Minuten General Litzmann vor
dem Hause erschien und der Führer ihn am
Arm geleitete, glich der Jubel einem wahren
Orkan- Hinter ihnen schritten Reichsminister
Heß, der Sohn des Generals, die Angehörigen
und das Gefolge. Der Führer zeigte dem Ge-
burtstagskind Las Geschenk, einen Mercedes-
Wagen, den General Litzmann tief gerührt
besichtigte. Es drückte sich in den Jubelrufen,
die während dieser Szene auf der Straße vor
dem Hause des Generals kein Ende nehmen
wollten, die ganze Liebe aus, die das Volk dem
Führer sowohl wie seinem getreuen Mitkämp-
fer entgegenbringt. General Litzmann nahm
probeweise in seinem Wagen Platz, in angereg-
tem Gespräch mit dem Führer. Noch einmal
wünschte beim Abschied der Führer seinem treuen
Mithelfer im Kampf um die Macht das Beste-
General Litzmann und Reichsminister Dr- Goeb-
bels wechselten dann noch einige herzliche Worte.
Nachdem auch Dr. Goebbels abgefahren war,
ging der General, von seinem Sohne geleitet, in
den Vorgarten zurück, nicht ohne erneut dem
Kreuzfeuer der Filmoperateure und Photogra-
phen ausgesetzt zu sein. In das Mikrophon des
Rundfunks sprach er folgende markige Worte:
„Ich bin hochbeglückt, in meinem hohen Alter
noch zu erleben, daß Deutschland seine Ehre wie-
dergewonnen hat und wieder zur Macht zurück-
kehrt, durch das alleinige Verdienst seines Füh-
rers Adolf Hitler. Ich bin beglückt an meinem
85. Geburtstag, Liesen herrlichen Mann unter
meinen Gratulanten zu haben. Deutschland muß
das alte Ansehen in der Welt wiedergewinnen,
und das alles wird erreicht werden durch unse-
ren Führer Adolf Hitler!"
Rufe von der Menge draußen: „Wir gratu-
lieren!" erwiderte der General freundlich grü-
ßend mit den Worten: „Ich danke euch!"
Einige Zeit vor dem Eintreffen des Führers
waren als Gratulanten auch General der Lan-
despolizei Daluege, der Befehlshaber der deut-
schen Polizei, und der Kommandeur der Landes-
polizei-Jnspektion Brandenburg, General der
Landespolizei Wecke erschienen.

lich Deutschlands Einfuhr und begünstige Ein-
käufe in solchen Ländern, die ihrerseits deutsche
Waren kaufen und gegenseitigen Handelsbe-
ziehungen keine Hindernisse in den Weg legen.
Die Handelskammer erklärt zum Schluß erneut,
daß die Boykottben
Geschäftsinteressen entschieden abträglich und
geeignet sei, die freundlichen Beziehungen zwi-
schen den Vereinigten Staaten und Deutschland
zu trüben.
Bon Eingeborenen ermordet
Paris, 21. Jan. Havas berichtet aus Dschk-
buti (Französisch-Somali-Land), daß ein fran-
zösischer Administrator, 18 Mitglieder der fran-
zösischen Miliz und 28 Somalileute auf franzö-
sischem Gebiet bei einem Raubzug von Stämmen
aus dem abessinischen Grenzgebiet ermordet wor-
den sind.
Die Bluttat in Französisch-Somaliland
Paris, 22. Ian. Die Nachricht, daß in So-
maliland hart an der Grenze von Abessinien,
jedoch noch auf französischem Boden, ein franzö-
sischer Regierungsbeamter namens Bernard, 10
eingeborene Soldaten und zahlreiche Eingeborene
von einem Aufständischenstamm ermordet wor-
den sind, hat sich bestätigt. Der abessinische Ge-
schäftsträger in Paris erklärte, daß es sich wahr-
scheinlich um Angehörige des Stammes Issas
handle, die schon seit Jahren die Gegend un-
sicher machten. Dieser Nomadenstamm tauche
bald hier, bald dort auf. Den Issas sei wahr-
scheinlich auch der Einfall in das italienische
Gebiet im vergangenen Monat zuzuschreiben.
Diese Nomaden, die wenig oder überhaupt nicht
mit der Feuerwaffe umzugehen verstehen, be-
dienten sich gewöhnlich eines etwa 50 cm lan-
gen, breiten Messers, mit dem sie ihre Gegner
töteten. Bisher sei es ihnen stets gelungen, sich
den Verfolgungen zu entziehen. Man rechnet da-
mit, daß die französische Regierung ebenso wie
die italienische beim Völkerbund Schadenersatz-
ansprüche gegen Abessinien anmelden wird.
Das Kolonialministerium veröffent-
licht eine Mitteilung über den blutigen Zwi-
schenfall in Französisch-Somaliland. Darnach
ist die Zahl der Toten erheblich höher. Es sind
97 Personen ums Leben gekommen, nämlich
außer dem jungen Kolonialbeamten Bernard,
der seit 1932 die Kolonialschule verlassen hatte,
und seinen 16 Milizsoldaten noch 80 Einge-
borene des auf französischem Gebiete zeltenden
Issa-Stammes. Der Ueberfall wurde am 18.
Januar in der Gegend von Dikil-Lac-Abbö
vom kriegerischen Stamm der Assaimara aus-
geführt. Der Gouverneur hat jetzt eine Poli«


Wtexpeditto« entsandt. Sn
französischen Kreisen will man vorläufig sn
den rein örtlichen Charakter der Angelegenheit
glauben und die Ergebnisse der Untersuchung
abwarten. Zwischen den auf abessinischem Ge-
biet lebenden Assaimaras und den Issas herrscht
eine alte Feindschaft, der schon 1932 16 Ange-
hörige der Issas zum Opfer fielen. Damals
kam es bei der Verfolgung durch französische
Polizeitruppen zu einem Gefecht, bei dem der
Gegner 60 Mann verlor.
Laval berichtet über Gens
DNB. Paris, 22. Jan.
Außenminister Laval berichtete am Diens-
tag im Ministerrat über die Genfer Verhand-
lungen. Anschließend erstatteten Innenminister
Regnier und Staatsminister Herriot Be-
richt über den Stand der nach der Saarabstim-
mung begonnenen Einwanderung von Emigran-
ten nach Frankreich.
Ergänzend erfährt man, daß seit d«r Abstim-
mung 85 Saarfranzosen, 1973 Saarländer und
442 Personen fremder Nationalität aus dem
Saargebiet nach Frankreich eingewandert find.
Davon wurden untergebracht 612 in Toulouse,
442 in Straßburg, 212 in Montauban, 197 irr
Carcassonne, 102 in Ariege.

Der Führer empfängt
das Diplomatische Korps
DNB. Berlin, 22. Ian. Der Führer und
Reichskanzler empfing heute abend im „Hause
des Reichspräsidenten" — wie alljährlich üblich
— das bei ihm beglaubigte Diplomatische Korps.
An dem Empfang nahmen sämtliche in Berlin
anwesenden Botschafter, Gesandten und Ge-
schäftsträger mit ihren Damen teil.

Llmorganisation der SA
Lutze spricht zu den Gruppenführern
DNB. Berlin, 23. Jan. Die Nationals^iali-
stischs Korrespondenz meldet:
In Berlin fand am Dienstag in den Räumen
des Propagandaministeriums in Anwesenheit
des Chefs des Stabes, Lutze, eine Tagung der
Gruppenführer der SA statt. Hauptzweck dieser
kurzen Arbeitstagung war die Behandlung der
Frage der Umorganisation der SA, die durch die
neue Zielsetzung bedingt ist.
Im Anschluß daran berichteten die einzelne«
SA-Gruppenführer über die Arbeit der SA in
den vergangenen Monaten und über die Lage
in den SA-Gruppen. Abschließend faßte der Chef
des Stabes noch einmal seine grundsätzliche Auf-
fassung über die Aufgaben und Zukunft der SA
in einer Ansprache zusammen. Der Nachmittag
stand den SA-Erupp-enführern zu Einzelbsspre-
chungen mit dem Chef des Stabes zur Ver-
fügung.

Die Saarabstimmungszettel — ins-«
gesamt 539 300 — sind Dienstag abend in einer
Papierfabrik in Versoux bei Genf eingestampft
worden.

Der Präsident der Reichsanstalt für Arbeits-
vermittlung und Arbeitslosenversicherung hat be-
stimmt, daß Betrieben (Verwaltungen) ein Lei-
stungsausgleich in Zukunft auch in den
Fällen gewährt werden kann, in denen männliche
Angestellte über 40 Jahre zusätzlich neu einge-
stellt werden.
Die Verhandlungen des Asienforschers Wilhelm
Filchner mit der Nanking-Regierung sind so-
weit gediehen, daß der Antritt seiner Expedition
nach Tibet vorläufig auf Mai oder ^um festge-
setzt worden ist. Filchner will dort magnetische
Messungen vornehmen, durch die das Bild 'mag-
netischer Abweichungen vervollständigt werden
soll/

Der Reichsleiter für dis Presse, Amann der
Reichsorganisationsleiter der NSDAP, und Lei-
ter der TAF., Dr. Robert Ley, und der, Beauf-
tragte des Führers für die gesamte geistige und
weltanschauliche Erziehung, geben bekannt, daß
am 1. Februar 1935 „Der Angriff das Or-
gan der Deutschen Arbeitsfront werden wird.

*
Der Gau Düsseldorf der NSDAP, hat für das
Winterhilfswerk an der Saar einen
Betrag von 100 000 Reichsmark zur Verfügung
gestellt.



Der Ausschuß für die deutsche Winterhilfe in
Buenos Aires gibt bekannt, daß auch Argenti-
nien für die „Deutsche Winterhilfe 1934/35" bis
zum 12. Januar 1935 insgesamt 103175,87 Pe-
sos eingegangen sind. *
Der polnische Sejm ist für den SS.
Januar zu einer Vollsitzung einberufen worden.
Auf der Tagesordnung wird vermutlich d:e Ab-
stimmung über den neuen Verfassungsentwurs
stehen. ,
Das bulgarische Kabinett trat nach
kurzer Sitzung des Ministerrates zurück. Kriegs-
minister Slateff hat noch am Dienstag abend
dem König die neue Kabinettsliste vorgelegt.
Der Presse erklärt Slateff, daß sein Kabinett die
Politik seines Vorgängers fortsetzen werde.
*
Nach wochenlangen Besprechungen ist a«
Dienstag das spanische Kabinett um«
gebildet worden. Außenminister wurde der
Radikale Nocha, der bisherige Marineminister.
 
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