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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 229-204)

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Nr. 291 - Nr. 300 (13. Dezember - 24. Dezember)
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SMlbm, ZrmAW, 21. Serembll 1S3S

7«. Mrgmg / Rr. 2S8

rrom lehnt die Verantwortung ab

Nir abrWM Frage außer europälschrm Bereich

20. Dez. In hiesigen politischen Kreisen
die durch die Unterhausdebatte entstandene
Lage mit der größten Zurückhaltung be-
Met. Auch amtliche Kreise vermeiden jede
Mungnahme.
römische Abendpresse beschäftigt sich fast
"Mließlich mit der Frage der Verantwortung
?dem Scheitern der letzten englisch-französischen
^rinittlungsaktion. Uebereinstimmend bringen
r^lätter zum Ausdruck, daß die Schuld keines-
auf Italien oder gar auf die letzte Rede
^»ssolinis in Pontina geschoben werden
..Das halbamtliche „Eiornale d' Italia"
.^ibt, Musiolini habe in dieser Rede kein Ur-
>l über die französisch-englischen Vorschläge ab-
Mben, sondern sich darauf beschränkt, eine der
^legenden Bedingungen, die für eine italie-
Me Siedlungsaktion in Ostafrika unerläßlich
festzulegen. Auch wenn eine sofortige An-
'"M« der Vermittlungsvorschläge möglich ge-
ilen wäre, hätte sie nur den Ultrasawktionisten
?en Grund mehr für ihre Opposition in die
Ns>d gespielt. Andererseits habe eine sachliche
Mfung der Vorschläge und ihre Klärung nicht
» wenigen Tagen abgeschlossen werden können.
sei daher Unsinn, in den Worten Mussolinis
, er in seinem Schreiben den Grund für die
"Esche Krise suchen zu wollen. „Eiornale

d'Jtalia" versucht im übrigen anhand von eng-
lischen Zeitungsstimmen nachzuweisen, daß seit
Tagen auf Veranlassung verschiedener englischer
Minister die Sabotage der Friedensvorschläge
und der Arbeit von Haore im Gange war. Hätte
Italien, so schreibt das Blatt, ohne Zögern die
Vorschläge angenommen, so hätte es unmittel-
bar darauf erleben müssen, wie die Vorschläge
bei der Aussprache abgeändert worden wären.
Die gerade Linie der Politik Mussolinis, der sich
nicht in eine Falle habe locken lassen, habe sich
also wieder einmal als richtig erwiesen.
Nach dem „Lavoro Fascista" zeigt sich
jetzt klar der Grundfehler, der von Anfang an
Die Frage militärischer Sühne-
Maßnahmen
London, 20. Dez. Wie verlautet, hat die bri-
tische Regierung mit mehreren VölkerbunSsstaa-
ten Fühlung genommen, um festzustellen, bis
zu welchem Grade die Staaten bereit seien,
«in angegriffenes Land nicht nur mit dem Mittel
wirtschaftlicher Sühnemaßnahmen, sondern auch
militärischzu unterstützen.
Reuter glaubt annehmen zu können, daß in
erster Linie Mittelmeer wie Spanien, Ju-
goslawien und Griechenland befragt
worden sind. In amtlichen Kreisen werde in

mit der Gleichstellung Italiens und Abessiniens
begangen worden sei, und auf den Italien immer
wieder vergebens hingewiesen hab«. Niemand
in Italien werde im übrigen den französisch-
englischen Vorschlägen nachweinen, wohl aber
werde Italien seine kriegerische Aktion in Abes-
sinien fortsetzen. Praktisch sei die abessinische
Frage bereits im Begriff, nach und nach aus der
Reihe der europäischen Probleme zu verschwin-
den. uüese Entwicklung sei nur gerecht, da es
sich in der Tat bei dem italienisch-abessinischen
Streit um eine Kolonialfrage handelt,
über die Italien allein zu entscheiden habe.

dieser Angelegenheit große Zurückhaltung beob-
achtet.
Wie erinnerlich, hat in der Unterhaus-Aus-
iprache am Donnerstag die Möglichkeit weiterer
Besprechungen über diesen Gegenstand ein«
Rolle gespielt.
Flsttmkonfrwnz
auf 6. Januar vertagt.
London, 20. Dez. Die Londoner Flotten-
konferenz hat sich Freitag nachmittag auf den
6. Januar vertagt. Eine Einigung über die
britischen Vorschläge ist bisher nicht erzielt
worden.

Ser abessinische Dmchbruchsversnch gescheitert
Fortdauer -er KämM an -er nbemnischen NoMont

».Adis Meba, 20. Dez. Die Kämpfe an der
/"rdfront, vor allem im Takazze-Gebiet, wer-
A dach abessinischen Meldungen immer noch
großer Heftigkeit weitergeführt. Die
^Wandlungen entwickeln sich auf breiter
Einzelheiten sind in den nächsten Tagen
'"erwarten.
» Ag Südfront wurde das abessinische
Mptguartisr von DschVschiga nach Dagabur
?chgt. Die abessinischen Truppen rücken in
"Meren Abteilungen täglich bis 25 Kilometer
- Asmara, 20. Dez. (Funkspruch des Kriegs-
«Bchderstatters des DNB.) Der abessinische
lAchbruchIversuch am Takazze kann als ge-
Mtert bezeichnet werden. Besonderen Anteil
A^en Kämpfen hatten neben Askaris die Ab-
«Angen der Sch'warzhsmden. Der Hoch-
AllgschnDwkter des Kampfplatzes gestaltete die
jMpfe besonders schwierig. Man schätzt hier
. k Verluste, die die Abessinier bei diesen Kämp-
? hatten, auf über 1000 Mann. Die italieni-
Au Flieger haben häufig eingegriffen. So
^n allein im Laufe des Mittwoch nicht we-
als sechs Bombenangriffe stottgefunden.
^Bomben sollen unter den Abessiniern große
Klüfte gebracht haben.
^ie Abessinier melden weitere Fortschritte
an der Nordfront.
^Addis Abeba, 20. Dez. Nach abesiinischen
Übungen von der Nordfront hat die leb-
Gefechtstätigkeit in der Provinz Schire
nicht nachgelassen. Die abessinischen
puppen machen unter erbitterten Kämpfen
j^gsam weitere Fortschritte. Das Hauptziel
Anstrengungen richtet sich auf die hei-
Stadt Aksum und auf Adua. Die Ver-
sind auf beiden Seiten groß. Die Jta-
.Aer verwenden zu ihrer Verteidigung vor
Tanks und Flugzeuge.
,, An der Südfront ist alles ruhig. Die ita-
lischen Meldungen von einem Angriff
"'i Tanks und Flugzeugen auf Sassabaneh
Mehren, wie von abessinischer Seite betont
'td, feder Grundlage.
Die Kämpfe nördlich des Takazze.
. Asmara, 20. Dez. (Funkspruch des Kriegs-
Dchterstatters des DNB.) Am Donnerstag
^Urden von der italienischen Luftwaffe drei
i,^8e in die Gegend südwestlich von Sela-
ausgeführt, wobei abessinische Infan-
te und Reiterei mit Bomben belegt wur-
Celaklaka liegt etwa 40 Kilometer nörd-
U vom Takazze-Fluß. Dennoch ist, wie hier
eine Bedrohung der italieni-

schen Frontlinie ausgeschlossen, da die Ver-
teidigungsstellungen der Truppen stark aus-
gebaut sind.
lieber die Stärke der abessinischen Streit-
kräfte an der Takazze-Front liegen keine
sicheren Angaben vor. Abgesehen vom Setit-
Abschnitt nehmen die militärischen Operatio-
nen an der gesamten Nordfront ihren Fort-
gang. Es ist vorläufig noch nicht ersichtlich,
an welchem Frontabschnitt es zu einer ent-
scheidenden Schlacht kommen wird.
Nr amtliche ltMnlW.Heeresbericht
Rom, 20. Dez. Die vom italienischen Pro-
paWndaministerium veröffentlichte amtliche
Mitteilung Nr. 76 enthält folgenden von Mar-
schall Badoglio gedrahteten Heeresbericht:
„Unsere Abteilungen haben gestern nach hef-

tigen Kämpfen eine Gruppe abessinischer Krie-
ger südlich von AM Addi (Tembien) geschlagen
und zerstreut. Auf unserer Seite sind ein Un-
teroffizier unid ein Askari gefallen. 15 Solda-
ten dsr Heimatarmee wurden verwundet. Me
feindlichen Verluste sind beträchtlich.
Die Luftwaffe hat von neuem feindliche
Truppenzusammenzighnngen zu ^beiden Seiten
des Takazze-Flusfes in der Umgebung von Mai
Tirnchet mit Bomben belegt.
In Gorahai haben Stammführer, Notabeln
und Krieger aus allen Gebieten der Ogaden-
Rer-Mdullah die traditionelle Versammlung
ihres Stammes abgchalten und dabei vor dem
Leiter des Verwaltungsbezirks ihre volle Un-
terwerfung unter Italien erneuert. Die Oga-
den-Krieger sind in unsere Verbände eingeglie-
dsrt worden."


Der Bombenangriff auf Dessie.
Der große Bombenangriff der italienischen Flieger an der Nordfront, der hauptsächlich
dem kaiserlichen Hauptquartier in Dessie galt, richtete unter den Abessiniern große Verwir-
rung an. Auch das amerikanische Hospital in Dessie geriet in Brand.
" Dcherl-Bilderdienst-M)

M Woche
Das gute deutsche Recht / Die klare Linie der
deutschen Politik / Die Genfer Sackgasse
Vergebliche Friedensbemühungen.
VPD. Deutschland will aufbauen und
Deutschland baut auf. Auf allen Gebieten lie-
gen heute bereits die Wege gezeichnet und
alle führen zu einem Sinn: sie streben die
Erreichung eines geschlossenen Volkes, eines
sich seiner Ehre und seiner Freiheit bewuß-
ten, in der nationalsozialistischen Ideologie
lebenden und gefestigten Volkes an, sie wol-
len das Endziel eines blühenden, lebenden
kraftstrotzenden Deutschlands. Eines Deutsch,
lands, ein an Körper und Seele, belebt von
Idealen, aber bewehrt mit realem Blick für
die Notwendigkeiten. Ein Glaubensbekennt,
nis aus dem Herzen des Volkes gibt Bot-
schafter von Robbentrop in seinem Schreiben
an den englischen Politiker Lord Allen of
Hurtwood. Es kommt aus der richtigen und
heutigen deutschen Einstellung zum Recht
und zur Pflicht. Es erklärt, weshalb Deutsch-
land so handelt und sich so verhält, wie es ge-
schieht. Es umreißt einen Fragenkomplex,
den man im Auslands nicht klar erkennen
will, der aber jedem Deutschen geläufig ist.
Da sehen wir wieder die Formen der natio-
nalsozialistischen Revolution und der natio-
nalsozialistischen Machtentfaltung aus dem
erkannten Zwange der Machtbehauptung.
Der Machtbehauptung zum Segen des Vol-
kes, um es vor dem kommunistischen
Abgrund zu schützen. Da hören wir wie-
der praktische Vergleiche, die unsere Kritiker
zum Schweigen bringen müssen, denn andere
Revolutionen sahen anders aus, andere
Machtpositionen arbeiteten mit anderen Mit-
teln. „Die deutsche Revolution ist unter dem
Zeichen völliger Legalität vor sich gegangen
und mit Methoden durchgefllhrt worden, die
wohl in der Geschichte nicht ihresgleichen ha-
ben und die im krassen Gegensatz zu den
grausamen und barbarischen Methoden
stehen, mit denen die Revolution anderer
Völker unserer Kulturwelt durchgeführt wur-
den." Jedenfalls ist Deutschland ein
Bollwerk gegendenKommunis-
mus und deshalb hat es Pflichten.
Aber Deutschland will sich durchaus -nicht
allein als Bollwerk geben,' es würde viel-
mehr begrüßen, wenn andere Länder endlich
erkennen, was auch ihre Aufgabe ist. Wenn
wir gerüstet sind, so nicht am wenigsten ge-
gen den Kommunismus, aber wir seien, er-
klärte der Führer dem englischen Botschafter,
der ihn dieser Tage aufsüchte. immer bereit,
mit allen Mächten über den Frieden zu ver-
handeln, über eine Verständigung und über
eine Abrüstung. Mit Reibt wies der Führer
auf seine große Rede im Reichstag hin und
auf die von ihm klar gezeichneten 13 Punkte,
die die beste Grundlage einer Weltver-
ständigung undeinerAbrüstung
seien. Die englische und französische Presse
beschäftigt sich eingehend mit dem englischen
Besuch. Man merkt ihr an, daß sie mehr er-
wartet hätte. Vielleicht ein Herausaehen
Deutschlands aus seiner Reserve.
Aber wäre es angebracht,' heute, da sich
gerade die beiden führenden Mächte Europas
mit anderen und wichtigeren Dingen zu be-
schäftigen haben, neue Fragen in den Vor-
dergrund zu stellen? In London und
Paris sind die Regierungskrisen mit Mühe
abgewehrt worden. Doch ist die Lage noch
ebenso verworren, wie bisher. Der Pariser
Friedensplan ist zu einer Belastung der gro-
ßen Politik geworden. Die franzüsische Re-
gelung wird von den sowetistisch beeinfluß-
ten Politikern bedrängt, von dem Friedens-
plan abzulassen und die englische Regierung
hat erkannt, daß sie den gewählten Weg nicht
weitergehen kann, da die traditionelle eng-
lische Politik darüber wacht, daß Old Eng-
land die gerade Linie einhält. Dis gerade
Linie war aber, Italien auf die Knie zu
zwingen, da der Völkerbund es als Angrei-
fer bezeichnet hat. Nicht aber durfte, sagt
man in England, der Anareifer unterstützt
und entschädigt werden. Die Entwicklung ist
nun so, daß tatsächlich neue Sühnemaßnah-
men gegen Italien sich schwer anwenden las-
sen. Italien verlangt sogar, daß die
verhängten Sanktionen aufgehoben werden,
wenn es verhandeln soll. Es will verhan-
deln, aber es hat seine Forderungen. Mit
 
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