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Universitätsbibliothek Heidelberg, Heid. Hs. 2740 II C - 149
Rickert, Heinrich
Kunstphilosophische Uebungen (Manuskripttitel) — Heidelberg [ermittelt], o.D. [1928]

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https://doi.org/10.11588/diglit.4841#0014
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"Weltanschauung" ,die niciits anderes als sinnliche Wahrneh-
mungen der ^ußemäelt und psychische ilcte der"Innenv!elt"übrig
behält und trotzdem als Wissensc&aft auftritt oder als Phi-
losophie.^inderspott, ba grieohische i>ophisten"konsequen~
ter": Ss giebt keine Wissenschaft/i ITahr.aas jedem wahr £
scheint.- Hätte man sie gefragt.ob denn das vienigstens wahr
sei- sie hätten gelaeht.

Heute nimmt man so et^as ernst und erklärt das
für !,wissenschaftlichen ötandpunkt". Mir scheint: unsere heu-
tige Jugend.die sich mit Ps./chologismus und daraus folgen-
dem Helatividmus begnügt,und das für"Tissenschaft ,fhält,was
IJegierung aller Wiesenschaft,ist von höchst unerfreulicher
Genügsamkeit und Bescheidenheit. Wie kann man darauf herein-
fallen? Relativist kann garnicht glauben.T/issenschaf XM u trei-
ben. Äuflösung des Verstehbaren in psychische Akte des Indi-
viduums hebt Sinn jeder Wissenschaft auf. Wer vor Schväindel
des Relativismus nicht gesichert.sollte Platos feätet lesen.
da Unsinn ein für allemal klargelegt. uur mode avvingt.voc
" schutzlosen'üinfängern davon zu reden .

Sehnsucht naoh Metaphysik.

Andererseits begreiflich,daß ernste Menschen diesem
Subjektivismus gegenüber Sehnsucht nach alter Metaphysik be-
kommen,die sehr ernste Sache vsar.und dringend -üünsohen.Philo-
sophie solle von anthropozentrischem äerede der Ps/ohologen
endlich wieder zum rVeltleben der Spekulation vordringen . In
der Tat: v:ir müssen von lächerlichen Ueberschätzung des Psy-
chischen.die wirkliche Rinzelseele zum Weltzentrum macht,
und Philosophie auf sie beschränken will.uns gründlich befrei-
en. ^lso: incidit in scyllam qui volt vitare charyblim?

^ber darum in Metaphysik flüchten? Hein bleiben ^ir
bei schlichter Konstatierung des Unmittelbaren. Dann : einfach
nicht wahr.daß nur sinnliohe Wahrnehmungen und ps/chisohe
^.kte. Jeder i*.ensch,der wahren Satz versteht und ihn für vjahr
hält.kann sich für theoretisch Intelligibles davon überzeugen
Ar faßt darin inmittelbar Unsinnliches,das er versteht. üioht
auf Rinzelseele kommt es an,die Welt auffaßt.und die.ohne daße
sie Intelligibles versteht »kleiner xeil der Sinnenvielt, son-
dern auf Uehalt der ’elt selbst.der durch Ich '^ahrgenommen
oder verstanden, und den mit vjahrnehmendern oder verstehendem
Ich zu identifiziren,denkbar größte philosophische Absurdität
und Konfueion.

Immer vieder erinnern. bede f acho Minute drängt
mit unbezweifelbarer 'Sewißheit etwas auf.das v.ir zviar mit "See
le"örfassen,das aber darum nicht selber ^eele ist.und an das
daher"Seelemsissenschaft’.'die uamen verdient,nicht herankann.
nlick vom Äkt auf Uehalt riohten. uehalt alles Tahrgenommenen
und vollends alles verstandenen,der unmittelbar gegeben,v:eist
über Seelenleben des einzelnen Individuums hinaus auf von ihm
unabhängige“ elt.und so gewiß es unter anderem ziar .i.uigabe
der issenschaft ,auch seelische Mkte des ^/erstehens psycholo-
gisch zu erforschen,so gewiß bleibt alle Psychologie spezia-
listische Ängelegenheit,keine philosophische,d.h. hat mit
lehre von verstehbarer 'delt selbst.d.h. Philpsophie so gut
vie nichts zu tun.Hur dem für Rrlebnisse in üülle blind gevsor-
denen Spezialisten kann ^edanke kommen,diesen kleinen feil
der Porschung für Mehre vom intellegiblen bniversum zu halten
Per Psychologie ist niemals anderes als vinziges Bruchstück
des Materials unmittelbar zugLnglich.das wir als Äkte indivi-
 
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