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Universitätsbibliothek Heidelberg, Heid. Hs. 3716 III F 601,12
Kantorowicz, Hermann; Radbruch, Gustav [Adr.]
Nachlass Gustav Radbruch. Korrespondenz Hermann Kantorowicz/Gustav Radbruch: Brief von Hermann Kantorowicz an Gustav Radbruch — Freiburg, 11.8.1915

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Freiburg, 11. 8. 15


Lieber Gustav!
Es tut mir doch leid, dass Ihr Brief einen tag zu früh ein-
traf, sonst hätte er sich mit meinem längst geplanten gekreuzt^
und in dem er über unsere Freundschaft wörtlich dasselbe gesagt
hätte wie der Ihre,durch dies Zusammentreffen den freilich über-
flüssigen Beweis dafür erbracht.
In Ihrem Brief setzen Sie über die Angelegenheit Ihres Her-
zens viel mehr Kenntnis voraus, als ich oder Thea davon besitzen.
Sie hatten bisher erst eine einzige Andeutung gemacht un^ so sehe
ich denn nur, dass Sie in ein seltsames Schicksal verflochten sind,
in das Sie meine innigsten Wünsche IvegleibH. Die Verquick uig mit
der Frage der akademischen Laufbahn ist peinlich und in diesem
Augenblick auch wenig aussichtsvoll; ühtgens weiss ich gar nichts
von dem was etwa/ vorgeht.
Die zivilprozessuale Arbeit ist unter diesem Gesichtspunkt na-
türlich sehr erwünscht. Sollte eie nicht gelingen, was ich natürlich
nicht voraussetze, so würde dies jedoch keines wegs gegen die juris-
tischen Fähigkeiten im Allg meinen sprachen, sondern nur dafür, dass
der Theoretiker nicht d&A lebendige Anschauung von dem Zusammenhang
des Technischen und d^s Sachlichen besitzen kann , die wir -un d ge-
rade wir - von einer prozessualen Arbeit verlangen. Es wäre das letzt
was ich mir zutraute.So wünsche ich diesmal im eigentlichen Sinne
Glück.
Meihe eigene Tätigkeit fliesst weiter wie bisher. Sie wissen
ja, worin Sie besteht. Nur dass jch seel&sch/ abgestumpft worden
ibin gegen die Vetäumdungen der deutschen Sache , d&& übrigens auch
ihrerseits den Weg alles Fleisches gehen und an Entkräftung zu
sterben bestimmt scheien.Um so mehr macht sich dk/ allgemeine Er-
müdung bemerkbar. Ich wirke ihr neuerdings erfolgreich dadurch
 
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