Freiburg l/B. den 20. Juni, 1912.
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Lieber Lask,
Joh hoffe, Sie haben nicht daran ge-
ii
zweifelt, daß ich Jhren Brief^gut aufnehmen würde. Freundschaft gibt doch
nur das Recht zu vertraulichen Mitteilungen, aber fordert sie nicht etwa
u
Pflicht. Das wäre ja höchst fatal.' Jchowundere mich also gar nicht darü-
ber, daß Sie mir brieflich übor das, was Sie gequält hat, nichts mitteilen
wollen,und ich werde mich auch gar nicht darüber wundern, wenn Sie überhaupt
nicht^s mit mir über diese Dinge sprechen, sondern sie ganz auf sich beruhen
lassen. Jch würde Jhnen auch wogen des schwedischen Professors niemals ge-
schrieben haben. Es war vielmehr eine etwas phantasiereiche und aufgeregte
Dame, welche zu mir kam und ganz ängstlich fragte, was denn mit Jhnen sei/
Sie behauptete, bestimmt zu wissen, daß Sie jetzt in Berlin gewesen wäre/tund
beabsichtigten,Jhre Vorlesungen abzubrechen. Das mußte mich natürlich beun-
ruhigen,unci ich wollte vor allen Dingen in der Lage sei^ falschen Gerüchten
über Sie entgegenzutreten, denn Sie können versichert sein, daß die Sie be-
treffenden Angelegenheiten mit allen Menschen die Sie kennen, hier eifrig
durchgesprochen werden, wenn die betreffende Dame irgend etwas davon weiß.
Bas, was Sie mir über Jhre Hebungen schreiben, hat mich sehr
gefreut. Es sieht doch offenbar in Heidelberg nicht so schlimm aus, wie Sie
manchmal glauben. Meinen Leuten hier sind Jhre Bücher zum größten Teil viel
zu schwer. Das letzte Referat, bei dem auch Herr Professor Lil^equist anwe-
send war, muß ich als geradezu trostlos bezeichnen. Der junge Mann, ein
Mathematiker, hatte einfach nichts verstanden.-V/enn Sie übrigens Herrn von
Lukacs sehen, so grüßen Sie ihn doch von mir. Er wird sehr böse auf mich sein,
denn er hat mir sein Buch geschickt,und ich habe ihm gar nicht darauf geant-
wortet. Vielleicht können Sie ihm sagen, daß ich ein unverbesserlicher Sünder
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Lieber Lask,
Joh hoffe, Sie haben nicht daran ge-
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zweifelt, daß ich Jhren Brief^gut aufnehmen würde. Freundschaft gibt doch
nur das Recht zu vertraulichen Mitteilungen, aber fordert sie nicht etwa
u
Pflicht. Das wäre ja höchst fatal.' Jchowundere mich also gar nicht darü-
ber, daß Sie mir brieflich übor das, was Sie gequält hat, nichts mitteilen
wollen,und ich werde mich auch gar nicht darüber wundern, wenn Sie überhaupt
nicht^s mit mir über diese Dinge sprechen, sondern sie ganz auf sich beruhen
lassen. Jch würde Jhnen auch wogen des schwedischen Professors niemals ge-
schrieben haben. Es war vielmehr eine etwas phantasiereiche und aufgeregte
Dame, welche zu mir kam und ganz ängstlich fragte, was denn mit Jhnen sei/
Sie behauptete, bestimmt zu wissen, daß Sie jetzt in Berlin gewesen wäre/tund
beabsichtigten,Jhre Vorlesungen abzubrechen. Das mußte mich natürlich beun-
ruhigen,unci ich wollte vor allen Dingen in der Lage sei^ falschen Gerüchten
über Sie entgegenzutreten, denn Sie können versichert sein, daß die Sie be-
treffenden Angelegenheiten mit allen Menschen die Sie kennen, hier eifrig
durchgesprochen werden, wenn die betreffende Dame irgend etwas davon weiß.
Bas, was Sie mir über Jhre Hebungen schreiben, hat mich sehr
gefreut. Es sieht doch offenbar in Heidelberg nicht so schlimm aus, wie Sie
manchmal glauben. Meinen Leuten hier sind Jhre Bücher zum größten Teil viel
zu schwer. Das letzte Referat, bei dem auch Herr Professor Lil^equist anwe-
send war, muß ich als geradezu trostlos bezeichnen. Der junge Mann, ein
Mathematiker, hatte einfach nichts verstanden.-V/enn Sie übrigens Herrn von
Lukacs sehen, so grüßen Sie ihn doch von mir. Er wird sehr böse auf mich sein,
denn er hat mir sein Buch geschickt,und ich habe ihm gar nicht darauf geant-
wortet. Vielleicht können Sie ihm sagen, daß ich ein unverbesserlicher Sünder