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Universitätsbibliothek Heidelberg, Heid. Hs. 3820,218
Rickert, Heinrich; Lask, Emil [Adr.]
(Heid. Hs. 3820,218): Brief von Heinrich Rickert an Emil Lask — Freiburg i. Br., 1913 Juli 5

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https://doi.org/10.11588/diglit.27603#0002
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sehr ausführlich werden nuU^e.Ja die Religionsphilosophie ist jetzt
der hei weitem am meisten ausgeführte Teil des Systems, ich glau-
he. hier ist bereits wirklich ein System innerhalb des Teiles vor-
O “
han&en. Die Leute behaupten auch,meine Religionsphilosophie sei
O
weitaus das Originellste von Allern,und erst in ihr offenbare sich
die ganze Bedeutung der Philosophie des^vollendeten Gegsnwartslebens
Mir selbst ist bei der ganzen Geschichte bisweilen etwas#unheimlich.
Es runde/t sich alles so merkwürdig ab, daß ich immer glaube, es
muß irgendwo ein Fehler stecken, und ich werde eines schönen Tages
erleben, daß mir das ganze Gebäude zusammenbricht.«Besonders der
Religionsphilosophie stehe ich eigentlich wie einer Sache gegenüber,
die ich gar nicht selbst gemacht habe. Es ist mir ganz erstaunlich,
daß ich eine längere Reihe von Stunden über Gott und die einzelnen
unsterblichen Seelen, über eigene und fremde Götter, über irdische
und himmlische Liebe und dergl. habe sprechen können, und es kommt
mir nun. geradezu komisch vor, wenn die Philosophen, die in meinem
Colleg gewesen sind und das alles mitangehört haben, sich bemühen
o
mich irgendwo^hijistorisch unterzubringen^und dann konstatieren, das
sei ganz unmöglich, denn ich wiche von Allem, was bisher behauptet
worden sei, prinzipiell ab. Die Zahl der Studenten hat sich übrigens
wieder etwas verlaufen, denn für die Jüngeren v/aren die letzten
Oollegstunden doch wohl vol?.kommen unverständlich. Aber die älteren
Hörer, besonders diejenigen, die nicht mehr Studenten sind, bleiben
mir treu,und ich habe nach wie vor eine ganz außerordentlich große
Freude an meinem Colleg. Jch habe wohl in der Tat noch niemals so
gut gesprochen und so viel„Eigenes gegeben wie in den letzten Wochen
Bis ich das alles wirklich ausgearbeitet habe, was mir in dieser
Zeit eingefallen ist, wird noch manches Jahr vergehen. Trotzdem gebe
ich die Hoffnung noch nicht auf, daß in absehbarer Zeit ein kleines
 
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