den 18.11.1909
2*20» IKo
Jedenfalls hat aich das nicht um meine Stimmung gebracht. Ich
glaube, das Kolleg ist trotzdem ganz ertraglich, was ich auch aus dem
Interesse der Anwesenden entnehmen darf. Der Stoff packt mich, ich
lerne etwas, und werde ein wenig historisch gebildeter. Ihrem Bat ge-
mass beginne ich mit Äescartes. Nach einer Einleitung über das Thema :
»wie heisst» und zu welchem Ende studiert man Qesehichte der Philoso-
phie ? habe ich eine Anordnung des Stoffes und dann eine Charakteri-
sierung der »neueren Philosophie» und neueren Zeit als einer Autonomie
kultur und deshalb auch autonomer »kritischer» Spekulation gegenüber
der mittelalterlichen Autoritätskultur gegeben. Dann (Ihrem Rat ge-
mäss) ganze Renaissancephilosophie abgeschoben und für philcsophisch
relevant nur Geburt des modernen exakten Naturbegriffs erklärt. Ihm
gegenüber zunachst Kennzeichnung des platonisch-aristoteliachen und
mittelalterlichen Naturbegriffs: der supranaturale Eingriff, die Natur
als topographisch Jfef*gliederte (Himmel und Erde!) Wchnstätte der über-
sinnlichen Qegensätze und als Haus Gottes. Dann die Weltanschauungsbe-
deutung der kopernikanischen Tat: Zerstörung der intelligiblen Topogrfr
phi», die Natur dreht sich nicht mehr um die übersinnliche Bestimmung.
Also Verselbständigung der Natur. Dann: der pythagoräisch-ästhetisch-
mystische Naturbegriff der Renaissance als phantastische Vorläufer die
ser Verselbständigung. Darauf Kepler als üebergang zu Galilei: »emnlri
scher Pythagoraismus». (Windelband) Endlich Galilei. Naturbegriff
wichtig wegen der spateren metaphysischen Systeme, ausserdem Ausgangs-
punkt für Rationalismus - Empirismus usw. Ich gebe auch Biographisches
2*20» IKo
Jedenfalls hat aich das nicht um meine Stimmung gebracht. Ich
glaube, das Kolleg ist trotzdem ganz ertraglich, was ich auch aus dem
Interesse der Anwesenden entnehmen darf. Der Stoff packt mich, ich
lerne etwas, und werde ein wenig historisch gebildeter. Ihrem Bat ge-
mass beginne ich mit Äescartes. Nach einer Einleitung über das Thema :
»wie heisst» und zu welchem Ende studiert man Qesehichte der Philoso-
phie ? habe ich eine Anordnung des Stoffes und dann eine Charakteri-
sierung der »neueren Philosophie» und neueren Zeit als einer Autonomie
kultur und deshalb auch autonomer »kritischer» Spekulation gegenüber
der mittelalterlichen Autoritätskultur gegeben. Dann (Ihrem Rat ge-
mäss) ganze Renaissancephilosophie abgeschoben und für philcsophisch
relevant nur Geburt des modernen exakten Naturbegriffs erklärt. Ihm
gegenüber zunachst Kennzeichnung des platonisch-aristoteliachen und
mittelalterlichen Naturbegriffs: der supranaturale Eingriff, die Natur
als topographisch Jfef*gliederte (Himmel und Erde!) Wchnstätte der über-
sinnlichen Qegensätze und als Haus Gottes. Dann die Weltanschauungsbe-
deutung der kopernikanischen Tat: Zerstörung der intelligiblen Topogrfr
phi», die Natur dreht sich nicht mehr um die übersinnliche Bestimmung.
Also Verselbständigung der Natur. Dann: der pythagoräisch-ästhetisch-
mystische Naturbegriff der Renaissance als phantastische Vorläufer die
ser Verselbständigung. Darauf Kepler als üebergang zu Galilei: »emnlri
scher Pythagoraismus». (Windelband) Endlich Galilei. Naturbegriff
wichtig wegen der spateren metaphysischen Systeme, ausserdem Ausgangs-
punkt für Rationalismus - Empirismus usw. Ich gebe auch Biographisches