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Universitätsbibliothek Heidelberg, Heid. Hs. 3820,411
Lask, Emil
(Heid. Hs. 3820,411): Brief von Emil Lask an seine Cousine Jenny (Abschrift) — Freiburg, 1896 November 8

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https://doi.org/10.11588/diglit.26682#0001
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ZtlO,

?be Jonny!

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G r u h ä t h e a a d e;

so sehneils u:

i.selben, namiieh De:

Bosuch von WuncTts Vorlesung, Ausdr
Wu n d t s k au m a n z u z v: e i f e 1 n .
auf den Gebiet,


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.r, glaube ieh, liegt sie nicht vcrneh::I*c’-
Du sie am meisten vermutest'. Sein Haurt-

verdienst nämlich beruht darin.

L S F.

er eine recht • nteressante Disci-

plin der Natur’.vissen'sehaften um ein Erhebliches vveiter gehracht hat,
namiich die Psychologie. Zv/ar nicht dl® eigentlieh genialen und bahn-
brechenden GecTanken stammen von ihm, aber er hat es vermocht, dieser
Wissensehaft durch ein'e riesige Masse von Detailuntersuehungen und

durch eine grosse Anhaufung von Matsrial eine wenigstens etvu

festere

Grundlage zu versehaffen. Wahrend doch ein frischer und ursprtingiIcher
Sehatz vcn Geclanken so. leicht verwirrt, fühlt rnan sich in der trcek-
nen und dünnen Luft Wundts sicher vcr jeder Ueberraschung. Anstg tt
au.f die steilen, schwincTIichten Pfade cTer Philosophie hinauf zur Sonne
der' Erkenntnis, auf Pfade, von denen man doch sc- .leicht abstürzt, an-

statt in den bunte;

tcbenden J;

fahrt uns ein Wundt in das ewig
ten des menschlichen Seelenlebens.

in der ihm ein ehrenv

r,!

rkt__des geschichtlichen Lebens,

ge Grau vo.n Segoln” ssir. e f •
seine Psychclcr*e„

.rm:

'leichmassige Grau

Dies ist also

«■ Platz gesichert ist; und wenn man vcn den
Leistungen WuncTts spricht, so sollte man eben von seiner. Psyöhclcgie
uud nur von ihr reclen. lün hat er allerclings auch philosophische Wer-
ke verfasst : drei dicke Bände »Logfk», einen sehr dicken SX BancT «Ethik»
und ein.dickes »System der Philosöphie» ausserdem sehr, sehr lange
Aufsätze in der Zeitschrift »Philosöphische Studien.» Ich wollte Dieh
nün'grade bitten, nicht in diese Fächer aensehlichen Wissens die Haupt-
bedeutung unseres Gelehrten zu verlegen. Zvvar zeigte er hierbei eibe
erstaunliche Fähigkeit, sich in einzelne Faehwissenschaften (z.B. in
Dogmatik, Dogmen- und Kirehengeschiehts, Jurisprudenz, Reehtsphilcsc-
phie, Natlonalokonomie, Finanzwissenschaft, Bctanik, Zoolcgie, Physik,
Chemie, Mathematik, klassische und neuere Philologie, Geschichte,
Kunstgeschichte, Littc-raturgeschiehte und mehrere andre Teile des
globus intellectualis) einzuarbeiten anü aus ihnen viel Stoff zusam-
menzusuchen und nach allgemeineren Gesicht.spunkter zu ordnen, aber die-
se Schriften verraten cloch, dass all dies uns nicht für wahres Ver-
ständnls, für tiefes und tiefsinniges Eindringen» für Originalität
der Gedanken entschädigen kann.

Ich ho/fe nun, dass Du mir keineswegs alle.s eben Mitgeteil-
te^ glaubs.t, . ich hoffe vielmehr, .dass Du clie Vorlesungen reaht "interes-
sant und anregend finden mogest-, er v.'äre kein Wunder bei Dir, die
zum ersten Male sc etwas hcrt. Schon von mehreren habe ich Günstiges
über Wundts Colleg gehört. Wenn es Dir aber wider Erwarten etwas iang-
weilig und trocken vorkcmmen.' scllte, dahn übertrage bitte nicht das
bei Wundt Erfahrene auf die ganze Bhilosophie, in deren Aclern lebendi-
geres Blut puisiert. Ein Einleitungscolleg bei Volkeit würde Ich sehcn
viei mehr angeraten haben (oder eins iiber Aesthetik von Voikelt). Voi-
keit Ist nämli-dh ein feiner Kerl. Schinde aal bei ihra. (Drei St.unden
d-arf man ,ja aüch rechtlich, ohne zu belegen, hcren.) ..... ......

In Freiburg kam mir gleich alle.s heimisch vcr, Profes r-cr
Rickert Ist aueh der Alte geblieb'e'n. In den nächsten Tagen gebe ich
ihm einen kleinen Entv/urf, wie ich mir etwa meine Doktorarbeit dcenke.

Ich habe mein Thema imm'er enger gefasst, cla man zu einer gründllchen
und einigermassen wertvcllen Untersuehung cloch Jahre braucht. Ich be-
sch.ränke mich auf die Darstellung einigercAnsichten Fichtes vcm Wesen
 
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