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Heid.Hs. 4071

ANHANG H

(246) Karl Freudenberg

29.1.1886 - 3.4.1983

Am Ostersonntag des Jahres 1983 verstarb Karl Johann Freudenberg
im 98. Lebensjahr. Ein gütiges Schicksal maß ihm für seine wissenschaft-
liche Ernte eine über die Emeritierung hinausgehende Zeitspanne zu.
Während weiterer 15 Jahre beobachtete er in beneidenswerter geistiger
und körperlicher Frische das Aufgehen der wissenschaftlichen Saat, sei-
nen Schülern von einst väterlich-freundschaftlich verbunden.

Karl Freudenberg entstammte einer angesehenen Gerberfamilie in
Weinheim, studierte Chemie in Bonn und Berlin. Er fand in Emil Fischer
einen hervorragenden Lehrmeister; 1910 promovierte der 24-jährige an
der Universität Berlin mit einer Arbeit über Depside und Tannine, d.s.
natürliche Gerbstoffe. In den anschließenden Berliner Jahren gelang ihm
die stereochemische Verknüpfung der Äpfel-, Glycerin- und Milchsäure
mit der Weinsäure, deren konfigurative Beziehung zur Glucose schon
Emil Fischer gesichert hatte.

Laut autobiographischen Notizen wurde Freudenberg 1913 klar, daß
nur ein Ortswechsel die geistige Unabhängigkeit vom Genius Emil
Fischers gewähren könnte. Er begab sich 1914 als Privatdozent nach Kiel,
setzte nach Teilnahme am ersten Weltkrieg seine Studien in München fort
und erhielt 1921 einen Ruf als Extraordinarius nach Freiburg. Schon
1922 wurde Freudenberg als o. Professor nach Karlsruhe berufen und
übernahm 1926 die Leitung des Chemischen Instituts der Universität
Heidelberg, die er bis zur Emeritierung im Jahre 1956 innehatte. Als
Direktor eines Instituts für die Chemie des Holzes und der Polysaccharide
an der Universität Heidelberg bot sich ihm bis zum 83. Lebensjahr die
Chance, Forschungsarbeiten anzuleiten.

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