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Heierli, Julie
Die Volkstrachten der Schweiz (3. Band): Die Volkstrachten von Bern, Freiburg und Wallis: mit 14 farbigen und 16 Kupferdrucktafeln , 236 Schwarz-Abbildungen und Schnittmusterbogen — Erlenbach-Zuerich: Eugen Rentsch Verlag, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.69888#0079

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Chuttli von feinem schwarzen Guttuch angezogen, die Arme in den Ärmeln zwegge-
streckt, endlich die schöne Kappe mit den reichen Blonden und den mächtigen Schnü-
ren (breite Seidenbande) aufgesetzt und fix und fertig bis ans Kränzlein war ein hold-
selig Bräutchen.«
Übergehend zur Tracht des Berner-Oberlandes sei bemerkt, daß die Bewohnerinnen
des am Eingang ins Oberland, am Ausfluß der Aare aus dem Thunersee gelegenen
Städtchens Thun und Umgebung bis Brienz ihre Tracht übereinstimmend mit der] enigen
des Mittel- und Seelandes anfertigten. Hier bekleideten sich auch die Bürgerlichen mit
der Tracht, die vielfach aus schwarzer Seide angefertigt wurde. Von den 1870er Jahren
an soll sie mehr und mehr nur noch von den ältern Frauen als Sonntagsstaat beibe-
halten worden sein (Abb. 58 das Bildnis der Frau Barbara Trächsel geb. Leuenberger
aus Thun, gemalt von C. Bielschowsky 1874).
In den Städtchen Burgdorf, Aarburg, Zofingen, Aarau und Brugg dagegen kleideten
sich die Bürgerlichen städtisch.
4 Die Tracht im Berner-Oberland, mit Ausnahme des Oberhasli
Gang und gäbe wird angenommen, daß im Berner-Oberland eine von der sogenann-
ten Bernertracht verschiedene Tracht getragen worden sei. Jedes Tal soll sogar seine
besondere Eigenart gehabt haben. Die einzigen Notizen, die ich hierüber für das
Oberland vorfand, beziehen sich auf eine Hochzeit in Interlaken. In bezug auf die
Kleidung sind sie jedoch so allgemein gehalten, daß sie keine Aufschlüsse geben (s.
S. 27). Als einziges frühestes Bild hat Reinhardt im Oberland nur das des Bauern
J. Großmann mit der Tochter Margret Dällenbach in Grindelwald gemalt (Taf. 12).
Die Mädchentracht ist bernisch, der Kopfputz aber ist freiburgisch. Ihren Kopf deckt
bis auf die Augenbrauen herab eine schüsselförmig umgekehrt auf den Kopf gestülpte
Kappe aus farbigem Stoff mit schwarzer Umrandung. Dicke Zöpfe sind kreuzweise
oben darüber aufgebunden. Dieser Kopfputz samt der Art der aufgebundenen Zöpfe
konnte nur aus Deutsch-Freiburg stammen (vgl. Freiburgertrachten Abb. 136). Auch im
Guggisberg bedienten sich die Mädchen einer ähnlichen Kopftracht, aber dort erreichte
das Käppli nicht die Größe derjenigen in Deutsch-Freiburg, wie es dies Bild zeigt (vgl.
GuggisbergertrachtenTaf. 16). Die Tracht dürfte, weil ohne Schmuck, die des Alltags
gewesen sein. Die Farbe des Mieders ist nicht erkennbar. An Stelle eines steifen, deckte
die Brust ein weicher, in der Mitte zu schließender Vorstecker aus buntem Stoff, der
mit dem Futterstoffrücken durch Träger verbunden gewesen sein muß. Das Göller ist
von einem schwarzen Halstuch größtenteils verdeckt. Die aufgeschlagene, weiße, mit
bunten Strichen durchwobene Schürze läßt einen hellblauen Rock sehen.

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