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Heierli, Julie
Die Volkstrachten der Schweiz (3. Band): Die Volkstrachten von Bern, Freiburg und Wallis: mit 14 farbigen und 16 Kupferdrucktafeln , 236 Schwarz-Abbildungen und Schnittmusterbogen — Erlenbach-Zuerich: Eugen Rentsch Verlag, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.69888#0114

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2. Fest- und Sonntagstracht der Mädchen
Zwei der von Reinhardt 1790 gemalten Mädchen (Taf. 16) haben ihre Zöpfe als Kranz
um den Kopf gewunden, zwei andere lassen sie mit bunten Bändern geschmückt bis
über den Rock hinunterhängen. Auf dem Scheitel liegt allen ein flaches, kleines Deckel-
chen, auf welchem der Braut oder der Gotte das Chränzli (Schäppeli) aufgeheftet wurde.
Allen liegt um den Hals ein unter dem Kinn ganz schmales, am Rücken tiefer gehendes
Göllerli. Sietragen wie die Braut den gleichen roten Vorstecker mit schwarzer Umran-
dung, er steigt aus der Schürze empor und läßt zu beiden Seiten das Hemd sichtbar.
Er ist von den oberen Ecken aus mit Litzen oder Kettchen am Göller festgehalten,
die unter dem Arm durchgehend, am Rücken des Göllers befestigt wurden. Gleich wie
bei der Bernertracht hängen Kettenenden mit Pämpeln beschwert vom Göller auf
die Schürze herab. Auch hier hat der Maler unten am Mieder je ein paar Haften vor-
gemerkt, was doch sicher darauf schließen läßt, daß kurz vor dieser Zeit die Mieder
geschnürt worden sind. An den untersten Haften waren Schnüre befestigt, die den
Rock mit dem Mieder zu halten hatten. Nicht anders lassen sich die damit zusammen-
hängenden Zotteln erklären, die als Zierde ein wenig neben dem Vorstecker auf das
Schürzenbrisli heraushängen. Die schwarzen Schürzen sind oben handbreit eingereiht
und an ein schmales Brisli befestigt. An jedem Ende dient eine Öse dazu, die Schürzen
an einen Knopf ans Mieder anzuhängen. Die Machart der Schürzen samt dem kurzen
Mieder und dem das Hemd seitlich freilassenden Brustlatz, sowie die kurzen, knapp
die Knie deckenden Röcke ließen die Guggisbergerinnen plump erscheinen.
3. Die Alltagstrachten
Als Alltagstrachten dienten ältere Jüppen, statt dem roten Sammetvorstecker
wurde ein Wessli ähnlich dem der Bernertracht verwendet, das Göllerli blieb weg. Die
schwarzen Leinenschürzen wurden unterhalb des Rückens zusammengehakt. Statt
Strümpfen trug man oft »Stöße«, Wadenrohre, um die Beine zu schützen. Auf dem
Bilde von Vogel »Am Jahrmarkt zu Freiburg, 13. August 1820« (Abb. 105) sindniederige
Brüstli, wie Vorstecker zu sehen. Die nach hinten zusammengehefteten Schürzen
erhöhten das komische Aussehen der Figuren. Der Kopflumpen reicht allen bis auf die
Augen herab1).
1) Die auf diesem Bilde dargestellten Guggibergertrachten werden von Baud-Bovy in dem Werk
»Bauernkunst« irrtümlich als Trachten aus Plaffeien bezeichnet, also als Deutsch-Freiburgertrachtcn.

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