zu sehen ist. Dieses Gemälde, wie auch das von B. Vautier 1884 gemalte »Ein neuer
Weltbürger«, das sich in Berlin befindet, ist von größtem Wert für die Kenntnis der
Haslitracht und der bernischen Trachten überhaupt.,
Nach den Originalstücken in den Museen Bern, Burgdorf und Zürich bestanden die
Sonntagsröcke der Haslitracht durchaus nicht aus leichten weißen Stoffen, wie der
Maler Zehender 1795 schrieb, und wie man es sich heute vorstellt, sondern aus schwe-
rem, selbsterzeugtem, schafwollenem, weißgelbem Haslituch. Jeder Rock war unten mit
einer schwarzen Samteinfassung versehen, die nach außen nur ein Lisere, auf der innern
Seite aber einen 5 cm breiten Schutzsaum bildete. Infolge der Rauheit des Tuches
waren diese Röcke recht widerstandsfähig. Sie bestanden aus sechs Bahnen von je
70 cm Breite und etwa 105 cm Höhe je nach der Größe der Eigentümerin. Die zusam-
mengesetzten Bahnen wurden vor der Fertigstellung des Rockes naß gemacht und in
10 cm breite Längs- und Querstreifen gepreßt, so daß scharfe Gräte entstanden, die
Vierecke bildeten, ausgenommen das Vorderblatt unter der Schürze. Bei sorgfältiger
Behandlung hielten sich die Gräte jahrelang.
Dem Zeitgeiste folgte die Haslitracht insofern, als sie in den 1840er Jahren das
»Hirzi« als Mädchenabzeichen und das »Birtli« als Kopfputz der Bräute und Gotten ab-
legte und mehr und mehr die weißen, bis auf die Schuhe reichenden Röcke gegen dunkel-
blaue vertauschte. Die Krinoline fand im Hasli keinen Eingang. Die Haslerinnen ge-
statteten der Mode dieser Zeit nur, wie allen andern Bäurinnen, auch an ihren Röcken
und Gloschli in halber oder dreiviertel Höhe ein bis zwei Falten, Aufschlägli, rings-
herum anzubringen. Auch die dunkelblauen Röcke wurden an die fernerhin unver-
ändert bleibenden schwarzen Tuch- mit Sammet besetzten Mieder angenäht. Ebenso
blieb das schwarze Sammetbrüstli erhalten. Nur der »Schlufi«, das Tschöpli bekam
breit übereinanderreichende Vorderteile, nie mit Knöpfen verschließbar, sondern oben
und unten je nur mit einer Stecknadel festzuheften.
1. Einzelstücke der Oberhasli Tracht
a. ’s Chränzli, ’s Birtli, ’s Zitterli, Braut- und Gottenschmuck
’s Birtli (vonBörtli, Borte), das bis etwa 1840 von ehrbaren, unbescholtenen Bräuten
und Gotten zu kirchlichen Handlungen auf das schwarze Mädchenkäppchen aufgesetzt
werden durfte, war weder ein Börtli, noch ein Kränzlein, wie die meisten andern
schweizerischen Brautzierden, sondern ein aufrecht stehendes Sträußchen. Seine Höhe
hielt zwischen 7 bis 10 cm mit einem untern Durchmesser von 4 bis 7 cm (Abb. 119).
Die Schäppeli vom Hasliberg gehören zu den kleinsten in der Schweiz. Sie weichen in
101
Weltbürger«, das sich in Berlin befindet, ist von größtem Wert für die Kenntnis der
Haslitracht und der bernischen Trachten überhaupt.,
Nach den Originalstücken in den Museen Bern, Burgdorf und Zürich bestanden die
Sonntagsröcke der Haslitracht durchaus nicht aus leichten weißen Stoffen, wie der
Maler Zehender 1795 schrieb, und wie man es sich heute vorstellt, sondern aus schwe-
rem, selbsterzeugtem, schafwollenem, weißgelbem Haslituch. Jeder Rock war unten mit
einer schwarzen Samteinfassung versehen, die nach außen nur ein Lisere, auf der innern
Seite aber einen 5 cm breiten Schutzsaum bildete. Infolge der Rauheit des Tuches
waren diese Röcke recht widerstandsfähig. Sie bestanden aus sechs Bahnen von je
70 cm Breite und etwa 105 cm Höhe je nach der Größe der Eigentümerin. Die zusam-
mengesetzten Bahnen wurden vor der Fertigstellung des Rockes naß gemacht und in
10 cm breite Längs- und Querstreifen gepreßt, so daß scharfe Gräte entstanden, die
Vierecke bildeten, ausgenommen das Vorderblatt unter der Schürze. Bei sorgfältiger
Behandlung hielten sich die Gräte jahrelang.
Dem Zeitgeiste folgte die Haslitracht insofern, als sie in den 1840er Jahren das
»Hirzi« als Mädchenabzeichen und das »Birtli« als Kopfputz der Bräute und Gotten ab-
legte und mehr und mehr die weißen, bis auf die Schuhe reichenden Röcke gegen dunkel-
blaue vertauschte. Die Krinoline fand im Hasli keinen Eingang. Die Haslerinnen ge-
statteten der Mode dieser Zeit nur, wie allen andern Bäurinnen, auch an ihren Röcken
und Gloschli in halber oder dreiviertel Höhe ein bis zwei Falten, Aufschlägli, rings-
herum anzubringen. Auch die dunkelblauen Röcke wurden an die fernerhin unver-
ändert bleibenden schwarzen Tuch- mit Sammet besetzten Mieder angenäht. Ebenso
blieb das schwarze Sammetbrüstli erhalten. Nur der »Schlufi«, das Tschöpli bekam
breit übereinanderreichende Vorderteile, nie mit Knöpfen verschließbar, sondern oben
und unten je nur mit einer Stecknadel festzuheften.
1. Einzelstücke der Oberhasli Tracht
a. ’s Chränzli, ’s Birtli, ’s Zitterli, Braut- und Gottenschmuck
’s Birtli (vonBörtli, Borte), das bis etwa 1840 von ehrbaren, unbescholtenen Bräuten
und Gotten zu kirchlichen Handlungen auf das schwarze Mädchenkäppchen aufgesetzt
werden durfte, war weder ein Börtli, noch ein Kränzlein, wie die meisten andern
schweizerischen Brautzierden, sondern ein aufrecht stehendes Sträußchen. Seine Höhe
hielt zwischen 7 bis 10 cm mit einem untern Durchmesser von 4 bis 7 cm (Abb. 119).
Die Schäppeli vom Hasliberg gehören zu den kleinsten in der Schweiz. Sie weichen in
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