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Helbig, Wolfgang
Untersuchungen über die Campanische Wandmalerei — Leipzig, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.12280#0311
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XXIV. Ueber das Verhältniss der camp. Landscliaftsbilder etc. 291

dernen Kunst. Die Griechen bilden die Landschaftsmalerei im
Laufe der Diadochenperiode, die Modernen in der zweiten Hälfte
des 16. Jahrhunderts zu einer selbstständigcn Gattung aus. Beide
Male tritt dies Ereigniss ein, nachdem die Kunst die ihr am
Nächsten liegende Aufgabe, die Schilderung des* Menschen , ge-
wissermaassen erschöpft hat. Hier wie dort wird die Ausbildung
„der neuen Gattung durch das Auftreten entsprechender Cultur-
factoren eingeleitet. Wie in der griechischen Entwicklung der
Zug Alexanders und infolge dessen eine Erweiterung der Natur-
und Erdkunde vorhergeht, wie Theophrast die Botanik zu einer
Wissenschaft erhebt und die ersten botanischen Gärten gründet,
so begegnen "wir in der Renaissanceepoche vor der Ausbildung
der Landschaftsmalerei den Entdeckungen des Columbus, Vasco
de Gama und Alvarez Cabral, einem Aufschwünge der Botanik,,
welcher an die Namen des Leonhard Fuchs, Konrad Gesner und
anderer deutscher, wie italienischer Gelehrten anknüpft'), und
der Anlage botanischer Gärten, wie sie zwischen 1545 und 1568
zu Padua, Pisa und Bologna gegründet werden 2). Diese Ueber-
einstimmung bezeugt, dass der Sachverhalt, wie ich ihn darge-
stellt, den Bedingungen einer normalen Entwickelung vollstän-
dig entspricht.

XXIV. Ueber das Verhältniss der campauischen Landscliafts-
bilder zur hellenistischen Malerei.

Es gilt nunmehr zu untersuchen, wie sich die landschaftliche
Schilderung der Wandbilder zu der im vorigen Abschnitte er-
örterten Entwickelung der hellenistischen Kunst verhält.

Allgemein anerkannt ist es, dass die Hintergründe der mytho-
logischen Bilder trotz ihrer nur andeutenden Charakteristik in der
Regel die vollendetste Harmonie mit der darauf dargestellten
Handlung oder Situation verrathen. Es genügt daher, für diese
Erscheinung an einige der am Häufigsten vorkommenden Com-
positionen zu erinnern. Sehr bezeichnend wirkt die felsige und
zum Theil öde und kahle Strandlandschaft auf Bildern, welche
die von Theseus verlassene Ai'iadne und die Rettung der Andro-
meda oder Hesione darstellen. Das Gleiche gilt von dem waldigen

1) Vgl. Meyer. Geschichte der Botanik IV p. 309 ff. 322 ff.

2) Vgl. Meyer a. a. 0. IV p. 25(1 ff.

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