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III. Ligurer und Kelten.

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Ließ. '] Aucli der Name Alba kommt häufig in Iignrischer Ge-
gend vor. Eine Ortschaft dieses Namens lag auf der Westseite
des Rhodanus in dem Gebiete der Heivier. Nördlich von Massalia
kennen wir das ligurische Gebirgsvolk der 'A/.ßtst;. Albienses
oder Albici'2) und in seinem Gebiete Alba Augusta. Hierauf
folgen in östlicher Richtung an der italischen Küste Albium
Intemelium, Albium Ingaunum. Alba Docilia. Unweit des nörd-
lichen Abhanges des Apennin lag am Tanarus Alba Pompeia.
Demnach darf wohl die Frage aufgeworfen werden, ob nicht das-
selbe ligurische Wort in dem Namen Alba longa enthalten ist.
Dem Versuche, diesen Namen aus dem lateinischen Adjective
albus zu erklären, widerspricht nicht nur die Erfahrung, dass aus
solchen Eigenschaftsworten niemals Ortsnamen gebildet werden,
sondern auch die Überlegung, dass der Anblick von Alba longa
einen ganz entgegengesetzten Eindruck erwecken musste, als den
durch das lateinische Adjectiv bezeichneten. Da nämlich diese
Ortschaft auf dem vulkanischen Steine des Albanergebirges lag,
so haben wir uns die Grundfarbe der Gegend dunkelgrau zu
denken. Anderer Seits bot das Baumaterial — Lehm, Reisig.
Holz —, aus welchem die Wohnstätten aufgeführt waren, 3)
keineswegs die geeigneten coloristischen Bedingungen dar. um
die Ortschaft, aus der Ferne gesehen, als einen hellen Fleck her-
vortreten zu lassen. Vielmehr hätte es, selbst angenommen, dass
das Terrain in Folge der noch andauernden vulkanischen Wir-
kungen damals nur wenig bewaldet war, ungleich näher gelegen,
die latinische Ortschaft als eine dunkele zu bezeichnen.

Wenn sicli in Mittelitalien Spuren von der einstigen Gegen-
wart der Ligurer erhalten haben, dann ist es von Haus aus wahr-
scheinlich , dass dasselbe Volk in der Urzeit auch auf der Po-
ebene ansässig war. Dazu wird diese Annahme durch Nach-
richten über die Benennung des Po bestätigt. Als Polybios
Oberitalien bereiste, hiess dieser Fluss bei der umwohnenden
Bevölkerung Bodenkos.4) Metrodoros von Skepsis5) giebt aber
an, dass dies die alte ligurische Bezeichnung gewesen sei und
dass der Fluss den später gebräuchlichen Namen Padus erst
durch keltische Vermittelung empfangen habe. Wie es scheint.

1) Allerdings klingt der Name auch an bekannte semitische For-
men an. Doch wird der Versuch, ihn aus dem Semitischen abzu-
leiten, von Olshausen Rhein. Mus. VIII 1853 p. 335 ausdrücklich zu-
rückgewiesen.

2) Vgl. über die verschiedenen Formen des Namens Forbiger
Handb. d. a. Geographie III p. 182 Ahm. 5b.

3) Vgl. hierüber das V. Kapitel.

4) Polyb. II 1«, 12.

5) Bei Plin. III 122.
 
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