IV. Die Lebensrichtung.
Italikern während der ältesten Periode ihrer Ansässigkeit auf
der Apenninhalbinsel gegründet wurden. Demnach kamen Chie-
rici und Hehn der Wahrheit am Nächsten, wenn sie die Pfahl-
dörfer , freilich ohne eingehendere Begründung, Umbrern zu-
schrieben. Nissen1) hat die Vermuthung geäussert, dass die
Italiker, nachdem sie in die Apenninhalbiusel eingewandert waren,
zunächst auf der Poebene einen längeren Halt machten und hier
die ersten Grundlagen ihrer eigenthümlichen nationalen Ent-
wickelung ausbildeten. Was der Geist des Historikers geahnt,
empfängt eine schlagende Bestätigung, falls es gelingt zu be-
weisen , dass die Reste einer in sich abgeschlossenen primitiven
Kultur, welche sich von den Abhängen der Alpen südwärts bis
nach Imola verfolgen lassen, von Italikern herrühren.
Die Italiker in den Pfahldörfern.
IV. Die Lebensriclitung'.
Suchen wir nach einem Volke, welches über ein ähnlich be-
schränktes Kulturkapital verfügte, wie die Pfahldörfler, dann
dürfte am Besten an die Germanen erinnert werden, zumal wenn
wir in der Beschreibung des Tacitus den Spuren nachgehen, die
auf ein älteres Stadium schliessen lassen, als das von dem römi-
schen Schriftsteller geschilderte. Beide Völker wussten nichts
von Stein- und Ziegelarchitektur. -) Wenn die Germanen
während des Winters bisweilen in mit Mist ausgefütterten Erd-
höhlen wohnten, 3) so beweist dieser Gebrauch, dass der Rein-
lichkeitstrieb auch bei ihnen nur schwach entwickelt war. Hier
wie dort wurden die Körnerfrüchte nicht zu Brod, sondern zu
Brei verarbeitet.4) Ferner waren mancherlei Kulturgegenstände,
welche in den Terremare vermisst werden, bei den Germanen im
1. Jahrhundert n. Chr. noch selten oder zum Mindesten nicht all-
gemein gebräuchlich. Nur wenige hatten Panzer, ganz selten einer
einen Helm.5) Wie bei den Pfahldürflern war die Hauptwaffe der
1) Das Templum p. 99, 100.
2) Tacitus Germ. 16.
3 Tacitus Germ. 10. Plin. b. n. XIX 9.
4) Plin. XVIII 149.
5) Tacitus a. a. 0. 6: paucis loricae, vix uni alterive cassis
aut galea.
Italikern während der ältesten Periode ihrer Ansässigkeit auf
der Apenninhalbinsel gegründet wurden. Demnach kamen Chie-
rici und Hehn der Wahrheit am Nächsten, wenn sie die Pfahl-
dörfer , freilich ohne eingehendere Begründung, Umbrern zu-
schrieben. Nissen1) hat die Vermuthung geäussert, dass die
Italiker, nachdem sie in die Apenninhalbiusel eingewandert waren,
zunächst auf der Poebene einen längeren Halt machten und hier
die ersten Grundlagen ihrer eigenthümlichen nationalen Ent-
wickelung ausbildeten. Was der Geist des Historikers geahnt,
empfängt eine schlagende Bestätigung, falls es gelingt zu be-
weisen , dass die Reste einer in sich abgeschlossenen primitiven
Kultur, welche sich von den Abhängen der Alpen südwärts bis
nach Imola verfolgen lassen, von Italikern herrühren.
Die Italiker in den Pfahldörfern.
IV. Die Lebensriclitung'.
Suchen wir nach einem Volke, welches über ein ähnlich be-
schränktes Kulturkapital verfügte, wie die Pfahldörfler, dann
dürfte am Besten an die Germanen erinnert werden, zumal wenn
wir in der Beschreibung des Tacitus den Spuren nachgehen, die
auf ein älteres Stadium schliessen lassen, als das von dem römi-
schen Schriftsteller geschilderte. Beide Völker wussten nichts
von Stein- und Ziegelarchitektur. -) Wenn die Germanen
während des Winters bisweilen in mit Mist ausgefütterten Erd-
höhlen wohnten, 3) so beweist dieser Gebrauch, dass der Rein-
lichkeitstrieb auch bei ihnen nur schwach entwickelt war. Hier
wie dort wurden die Körnerfrüchte nicht zu Brod, sondern zu
Brei verarbeitet.4) Ferner waren mancherlei Kulturgegenstände,
welche in den Terremare vermisst werden, bei den Germanen im
1. Jahrhundert n. Chr. noch selten oder zum Mindesten nicht all-
gemein gebräuchlich. Nur wenige hatten Panzer, ganz selten einer
einen Helm.5) Wie bei den Pfahldürflern war die Hauptwaffe der
1) Das Templum p. 99, 100.
2) Tacitus Germ. 16.
3 Tacitus Germ. 10. Plin. b. n. XIX 9.
4) Plin. XVIII 149.
5) Tacitus a. a. 0. 6: paucis loricae, vix uni alterive cassis
aut galea.