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m gleichen Jahre, in dem Raphael die Schule von Athen
malte, verfertigte Dürer für die Kapelle des von Matthäus
Landauer gestifteten Versorgungshauses sein Allerheiligenbild,
und während der Papst seinen Liebling mit den grossen Werken betraute,
die bald auf sich die Augen der ganzen Welt lenkten, legte Dürer in
Kaiser Maximilians Auftrag die unerschöpfliche Fülle seiner Erfindungs-
gabe in Randzeichnungen für das bekannte Gebetbuch nieder.
Wir sind versucht, diesen Gegensatz zu beklagen — aber mit Unrecht.
Eben dadurch, dass dieser in stiller Beschaulichkeit ins Kleine sich vertiefte,
ist er für unseres Volkes Kunst die Quelle tiefinnerer Poesie geworden.
Jedes kleinste Blättchen hat er mit gleicher Liebe ausgeführt; Göttliches
und Menschliches, Tier und Pflanze sprechen in ihm die gleiche Sprache
von der Schönheit und Grösse der Schöpfung, von der Menschen Leid und
Lust, und so erschöpft er den ganzen Kreis von Kunst und Menschenleben.
Und weil er nicht vor die Augen der Welt monumentale, grosse
Werke stellte, suchte er für seine kleinen Schöpfungen weite Verbreitung
und wird so der Hauptanstoss, dass Kupferstich und Holzschnitt die grosse
Bedeutung und Vollendung erlangten.
Und deshalb dürfte ein Spezial-Katalog über Arbeiten Dürers dem
Sammler wie dem, der jene grosse Zeit von künstlerischem oder kulturellem
Gesichtspunkte aus kennen lernen will, gleich willkommen sein.


H. Helbing.
 
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