Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Hugo Helbing <München> [Hrsg.]
Katalog einer Kunstsammlung: [Auktion in München in der Galerie Helbing am 3. Dezember 1906] — München, 1906

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15730#0011
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Privatsternwarte Oppolzer in Innsbruck-Hötting

VORWORT

Indem ich dieses Werk der Öffentlichkeit übergebe, nehme ich auch Abschied von den Werken, die leider nur wenige
Jahre mein Heim geschmückt haben. Um mich meiner Wissenschaft so widmen zu können, wie ich wollte, war
mir eine Sternwarte ein Bedürfnis. Es waren überdies Instrumente, die ich bereits selbst bauen ließ, ferner einige In-
strumente von meinem Vater und vor allen das Spiegelteleskop, dessen Konstruktion mir durch eine namhafte Sub-
vention der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien ermöglicht wurde, aufzustellen; da die Universität,
an der ich tätig bin, kein astronomisches Institut besitzt, entschloß ich mich selbst zum Baue einer Sternwarte, dessen
Kosten meine Mittel weit übersteigen mußten. So entschloß ich mich denn zum Verkaufe meiner Sammlung und
hiermit zu diesem Werke, das eingehender als üblich die einzelnen Stücke behandeln sollte.

Zur Entstehung der Sammlung möchte ich folgendes berichten: In ein inniges Verhältnis zur Malerei brachten
mich einige, damals noch arg verspottete, ganz mißverstände Werke Böcklins, die ich als Gymnasiast im Wiener Kunst-
verein — es dürfte im Anfange der achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts gewesen sein — zu sehen Gelegenheit
hatte. Wie ich Richard Wagner das wirkliche Verständnis der alten Tonmeister verdanke, so danke ich Böcklin die ersten
tiefen Eindrücke eines Gemäldes; hierzukamen zwei Reisen nach Italien und ein längerer Aufenthalt in München und
mein Empfinden war umgewandelt. Während ich früher aufatmete, wenn ich in einer Galerie aus den alten Schulen in
die neuesten Abteilungen eingetreten bin, flüchte ich seither gerne zu den alten Meistern. Der Zufall fügte es, daß ich
in München in den heute nicht mehr bestehenden Salon Pütterich gegenüber dem Hoftheater gekommen bin. Auf dem
Boden standen uneingerahmt der herrliche Cranach dieses Werkes, Adam und Eva, hintereinem elenden modernen Mach-
werke die zwei Verkündigungs-Flügel Kulmbachs. Ich wußte nicht, was ich dazu sagen sollte, und ersuchte in einem
Briefe einen Kunsthistoriker in München, mich über so Unbegreifliches aufzuklären. Selbstverständlich wartete ich umsonst
auf eine Antwort. Ich griff auf eigene Faust zu diesen Werken und so war bereits ein Grundstock einer Sammlung
von drei Werken da. Ich begann mich jetzt mit alten Meistern der deutschen Schulen, vor allem der Dürerschen,
zu beschäftigen und suchte auch eingehendere Studien zu machen. Zur Schule Dürers gehörte auch Schaeufelein,
von dessen Hand ich ein Werk besitzen wollte. Ich weiß nicht mehr, auf wessen Empfehlung hin ich zu Adolf
 
Annotationen