Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Hugo Helbing <München> [Hrsg.]
Katalog einer Kunstsammlung: [Auktion in München in der Galerie Helbing am 3. Dezember 1906] — München, 1906

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15730#0025
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
auch die der Kopf- und Gesichtsbildung. In voller Kenntnis der charakteristischen Eigenart des Kindes ist der Schädel-
umriß durch das Haar nur leise verdeckt, im Gesichte selbst ist das Hauptgewicht auf die Bildung der Weichpartien
gelegt, das Knochengerüste tritt fast völlig zurück; dadurch erhält das Antlitz jenen naturwahrweichen Ausdruck der
verschwimmenden Formen, dem sich die Nase mit der leichten Ausschwingung glücklich einfügt.

So repräsentiert der Knabe mit der Ente eine jener Schöpfungen der späteren Zeit griechischer Kunst, die
Elemente verschiedener Art benutzend und verbindend, kraft der ihr innewohnenden schöpferischen Kraft aus diesen
ein harmonisch liebenswürdiges Ganzes zu gestalten vermag.

A. MAHLER.

Zusatz des Herausgebers: Ich möchte auf eine interessante Erscheinung an dem Marmor hinweisen, die vielen Archäologen, denen
ich sie zeigte, jedenfalls nicht geläufig war. Der Marmor ist, wie auch die Reproduktion zeigt, schwarz geädert. Die Bruchlinicn folgen natur-
gemäß diesen Adern, aus denen an manchen Stellen der Stein herausgesintert hat. Sehr deutlich sieht man dies (auch auf der
Reproduktion) an der rechten Bauchdecke und auf der linken Wange, so daß Auswüchse von einigen Millimetern Dicke entstanden sind,
die keineswegs Krustierungcn, sondern deutliche Sinterungen des Marmormateriales sind. Das Werk muß also viele Jahrhunderte in ziemlich
feuchter Erde gelegen sein u. zw. mit der linken Seite nach unten.

Ich vermute auch, daß das Denkmal in einer Nische aufgestellt war, weil das Standbein von der linken Beinwade direkt durch-
schnitten wird; diese liegt oder drückt etwa nicht auf dasselbe. Aus diesem Grunde stellte ich die Statue in ein Tempelchen aus vergoldetem
Holz mit Giebel, so daß eine den alten Reliefstelen ähnliche Umrahmung geschaffen wurde.

Erhaltung: vorzüglich.
Material: pentelischer Marmor.
Maße: Höhe samt Plinthe 88 cm.
 
Annotationen