SAMMLUNG
von
Gegenständen der Volkskunst und Volkskunde
ANTON DIETL, AYING , OBERBAYERN.
Es dürfte an sich selten vorkommen, daß eine größere Sammlung von Arbeiten
alter Volkskunst und Gegenständen der Volkskunde zur Auktion gelangt; ein ganz
vereinzeltes Ereignis ist aber sicherlich die Versteigerung einer Sammlung von Gegen-
ständen alter Bauernkunst aus einem lokal eng begrenzten Gebiet.
Der nachstehend beschriebene Schatz von allerhand Erzeugnissen ländlichen
Handwerkfleißes zeichnet sich nun dadurch aus, daß er nur alte, für den direkten
Gebrauch und quasi auf Bestellung angefertigte Objekte enthält. Die heute noch in
vielen ländlichen Gegenden betriebene Dorfindustrie, die in dankenswertester Weise
durch ländliche Gewerbe- oder Handwerksschulen, wie durch Vereine zur Förderung
der Volkskunst unterstützt wird, ist in vorliegender Sammlung nicht vertreten.
Anderseits bietetdieser Bauernbesitzein Ensemble von Gegenständen,die ohne Ausnahme
einem oberbayerischen Bezirk zwischen München und Bad Aibling, der Ayinger Gegend,
entstammen. Dadurch allein wird die Sammlung ein Gradmesser der Kultur eines
bestimmten ländlichen Gebiets und ist schon darum des Interesses nicht nur der
Kunstfreunde, der Sammler, sondern auch der Folkloristen würdig. Tatsächlich ist
der Wert der Sammlung wiederholt anerkannt worden und ihr Besitzer, der die in
einem alten Bauernhause aufgestellten Schätze mit voller Berechtigung sein „Museum“
nannte, hat wiederholt versucht, sie der Gegeed zu erhalten, leider ohne Erfolg.
Es sind Einrichtungsstücke und Gebrauchsgegenstände, die auch im neben-
sächlichsten Objekt voll und ganz den Charakter und Stil oberbayerischer Bauern-
kunst dokumentieren.
Was das heißen will, kann nur der ermessen, der sich vergegenwärtigt, daß
diese ländliche Handwerkstradition die gleiche Basis hat mit der berühmten altmün-
chener Handwerkerkunst, der die glänzendsten Werke des Münchner Mittelalters
angehören und die zur Zeit des Rokoko dornröschengleich zu neuen unvergleich-
lichen Arbeiten ersteht. Denn wie die Frauenkirche in ihrer monumentalen
Konzeption und ihrem ausgesprochen altbayerischen Charakter das Werk des
„Maurers von Polling“ ist, so zieht sich dem die Handwerkergeschichte
Münchens näher Verfolgenden ein goldener Faden von dem prächtigsten Werke der ältesten
Münchner Steinmetzschule, dem Schrenkaltar der Peterskirche, bis zu den heute noch
unerreichten Leistungen des „Schneidkistlers“ Dietrich aus der Au, dessen Können
es erst ermögiichte, die genialen Ideen Cuvillie’s auszuführen, die Amalienburg zur
Perle echter Rokokokunst zu gestalten.
von
Gegenständen der Volkskunst und Volkskunde
ANTON DIETL, AYING , OBERBAYERN.
Es dürfte an sich selten vorkommen, daß eine größere Sammlung von Arbeiten
alter Volkskunst und Gegenständen der Volkskunde zur Auktion gelangt; ein ganz
vereinzeltes Ereignis ist aber sicherlich die Versteigerung einer Sammlung von Gegen-
ständen alter Bauernkunst aus einem lokal eng begrenzten Gebiet.
Der nachstehend beschriebene Schatz von allerhand Erzeugnissen ländlichen
Handwerkfleißes zeichnet sich nun dadurch aus, daß er nur alte, für den direkten
Gebrauch und quasi auf Bestellung angefertigte Objekte enthält. Die heute noch in
vielen ländlichen Gegenden betriebene Dorfindustrie, die in dankenswertester Weise
durch ländliche Gewerbe- oder Handwerksschulen, wie durch Vereine zur Förderung
der Volkskunst unterstützt wird, ist in vorliegender Sammlung nicht vertreten.
Anderseits bietetdieser Bauernbesitzein Ensemble von Gegenständen,die ohne Ausnahme
einem oberbayerischen Bezirk zwischen München und Bad Aibling, der Ayinger Gegend,
entstammen. Dadurch allein wird die Sammlung ein Gradmesser der Kultur eines
bestimmten ländlichen Gebiets und ist schon darum des Interesses nicht nur der
Kunstfreunde, der Sammler, sondern auch der Folkloristen würdig. Tatsächlich ist
der Wert der Sammlung wiederholt anerkannt worden und ihr Besitzer, der die in
einem alten Bauernhause aufgestellten Schätze mit voller Berechtigung sein „Museum“
nannte, hat wiederholt versucht, sie der Gegeed zu erhalten, leider ohne Erfolg.
Es sind Einrichtungsstücke und Gebrauchsgegenstände, die auch im neben-
sächlichsten Objekt voll und ganz den Charakter und Stil oberbayerischer Bauern-
kunst dokumentieren.
Was das heißen will, kann nur der ermessen, der sich vergegenwärtigt, daß
diese ländliche Handwerkstradition die gleiche Basis hat mit der berühmten altmün-
chener Handwerkerkunst, der die glänzendsten Werke des Münchner Mittelalters
angehören und die zur Zeit des Rokoko dornröschengleich zu neuen unvergleich-
lichen Arbeiten ersteht. Denn wie die Frauenkirche in ihrer monumentalen
Konzeption und ihrem ausgesprochen altbayerischen Charakter das Werk des
„Maurers von Polling“ ist, so zieht sich dem die Handwerkergeschichte
Münchens näher Verfolgenden ein goldener Faden von dem prächtigsten Werke der ältesten
Münchner Steinmetzschule, dem Schrenkaltar der Peterskirche, bis zu den heute noch
unerreichten Leistungen des „Schneidkistlers“ Dietrich aus der Au, dessen Können
es erst ermögiichte, die genialen Ideen Cuvillie’s auszuführen, die Amalienburg zur
Perle echter Rokokokunst zu gestalten.