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Reder, Heinrich von [Bearb.]; Wahl, Eduard [Bearb.]; Hugo Helbing [Mitarb.]
Ölgemälde moderner Meister: darunter aus den künstlerischen Nachlässen Heinr. Ritter von Reder, Kunstmaler †, München, Dr. Ed. Wahl, Musikschriftsteller, München sowie vorwiegend aus Münchener Privatbesitz; Auktion in München in der Galerie Helbing, 16. Oktober 1917 — München: Helbing, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.56182#0006
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VI

Egger-Lienz, dessen monumentale Kompositionen auch in der diesjährigen Ausstellung im Glas-
palast berechtigtes Aufsehen erregten, sind drei Bilder norhanden. Der Totentanz in seiner tief-
ernsten Auffassung ist ja roohl den meisten Kunstfreunden bekannt, dagegen dürften die Skizze
zu dem Bilde „Zum Leben“ und die „Ruhenden Hirten“ bisher roohl nur engeren Kreisen be-
kannt geroorden sein, ihrer bodenständigen, naturroüdisigen und großzügigen Behandlung
dürfte roohl großes Interesse entgegengebracht roerden.
Im Anschluß hieran möge oereint auch jener Künstler gedacht sein, die ebenfalls außer
dem Münchener Wirkungskreise stehen. 5imon Buchbinders „Kopf eines Pagen“ und Ludroig
Dills „Marine“ — leßtere roohl aus den 70er Jahren — dürfen ihrer Qualitäten und des Formates
roegen Kabinettstücke genannt roerden. Das gleiche ist auch non Gotthard Kuehls erster Fassung
zu seinem „Leihhause“ zu sagen, oereint doch dieses herrliche Farbenstück alle Vorzüge der
Diezschen Schule in sich und geroährt Einblick in des Meisters ganzes Können. Gustao Klimts
Zeichnungen sind oon bekannter Flottheit. Ein farbenprächtiges Blumenstilleben oon Diaz de la
Pena und die beroegte Komposition der ersten Fassung zu dem berühmten Bilde „la main chaud“,
oon F- Roybet roerden ganz besonderes Interesse, ihrer heroorragenden Qualitäten roegen, finden
auch Lampes roohlstudierte, in Paris entstände Frauenköpfe mögen hier oereint mit dem Fontaine-
bleauer Leon Richet genannt sein.
Die Münchner Schule bestreitet roohl den Hauptteil des Kataloges und ist oon der ersten
Hälfte des r?. Jahrunderts an oertreten. F- Bambergers landschaftliche Studien müssen, roenn es
sich auch nur um einfache Naturstudien handelt, doch gleichzeitig mit der in der Frühzeit oon
Ed. Schleich sen. entstandenen „Jsarlandschaft", die sich ganz besonders durch Zeichnung und
Farbenfrische kenntlich macht, genannt roerden t auch Robert Schleichs Landschaftsmotio „oom
Eibsee“ aus den 70 er Jahren darf sich diesem an die Seite stellen. Ein hochinteressantes Werk
muß die „Landschaft mit Geroitterstimmung“ oon August Seidel genannt roerden, ist sie doch
oon besonders monumentaler Wirkung, das gleiche ist auch bei Ludroig Willroiders „Nach der
Sündfut“, einer hochdramatichen Schilderung, zu sagen.
Der heute in aller Mund liegende Carl Spißroeg oereint in seinem „Ruhenden Türken“
alle Vorzüge seiner Kunst, sei es in naturalistischer Wiedergabe des Dargestellten oder in
der Wärme und Frische der Farbentöne. Von Friedrich Volß ist außer landschaftlichen und
Tierstudien eine kleine aber reiche Komposition „Kühe im Wasser“ oertreten. Die beiden Bilder
oon I. Wenglein entstammen oerschiedenen Epochen, roährend das eine „Aus den bayerischen
Vorbergen“ mit starkem Anklang an die Franzosen entstanden ist, oerkörpert die „Mühle im
Gebirge“ so ganz die deutsche Landschaft in sich. Carl Raupp und Jos. Wopfner, die berufenen
Schilderer des Chiemsees, sind ebenfalls mit gutbeobachteten Werken oertreten. Hier
sei auch auf drei Mitglieder der Piloty- und Diez-Schule hingeroiesen, und zroar auf N. Gysis
mit dem Bilde „Kopf eines griechischen Popen“, Aug Holmberg mit einem Frauenkopf aus dem
Jahre T87T — oon Leiblschem Einschlag — und Emst Zimmermanns Bilde „Im Gespräch“, eine
diesem Künstler oollauf roürdige Arbeit.
Das aus dem Jahre rs^o stammende „Stilleben“ Blumenstrauß mit Pokalen oon L. Adam
Kunz könnte, nach Ton und Komposition zu schließen, auch einem alten Holländer zugehören.
In seinem Bilde „Schroamm drüber“ oereint Gabriel Max das Mystische mit dem Humoroollen
und darf dieses Bild seinen besten Arbeiten zugezählt roerden. Es sei auch noch des herr-
lichen Frauenakfes oon Rud. Nißl hier Erroähnung getan. Hans Borchardts „Musikstunde“ läßt
in seiner gemütoollen Auffassung unroillkürlich Gedanken an Badische Weisen aufkommen.
G. oon Canals „Mühle“ und Albert Wenks „Rioierabild“ sind oollroertige Vertretungen dieser be-
liebten Künstler. Julius Exters „Bauern aus Übersee“ dürfen roohl zu den bedeutendsten Kompo-
sitionen, insbesonders in Wiedergabe der naturalistischen Schilderung des oberbayerischen
Landoolkes gezählt roerden. Seine „In die Neße gegangene Nixe“ ruft im Motioe Erinnerungen
an Boddin heroor. Ein schmieriges Problem der Lichtbehandlung des Innenraumes ist mit dem
 
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